Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Litze (0,5 mm² / bis 3A) mit Leiterplatte verbinden. Gibt es alternativen zum anlöten?


von Guido C. (guidoanalog)


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Hallo,

ich habe ein Labor-Netzgerät vom Typ "RTO Modell-RPS-330", bei dem der 
Gleichrichter und der Kondensator nach dem Gleichrichter über Litzen mit 
der Leiterplatte verbunden sind (s. Anhang). Wenn ich mir das ansehe 
denke ich immer, dass die Litze am Übergang zur Lötstelle jetzt gleich 
abbricht. Daher die Frage an Euch. Kann man dies eleganter lösen? 
Klemmen einzulöten wäre natürlich ideal scheitert jedoch daran, dass ich 
sicher keine Klemmen mit diesem Rastermaß finde.

Mit freundlichen Grüßen
Guido

von Matthias K. (rino1)


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Es gibt sogenannte Lötstifte.
Zuerst lötest du die Stifte fest und an die Stifte kommen dann die 
Drähte.

Aber so schlecht schaut es doch garnicht aus du solltest die Lötstellen 
entlassten mit einem Kabelbinder, damit keine Zugkraft an den Lötstellen 
gibt.

Gruß,
MAtthias K.

von Wilhelm F. (Gast)


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Guido C. schrieb:

> Wenn ich mir das ansehe
> denke ich immer, dass die Litze am Übergang zur Lötstelle jetzt gleich
> abbricht.

Das tut sie unter Umständen auch, wenn die Litzen bewegt werden.

Mit sowas hab ich ständig Ärger bei an Litzen angelöteten Krokoklemmen, 
die immer wieder abbrechen. Es ärgert mich nicht phänomenal, weil ich 
immer noch Ersatzdraht und Lötkolben und Lot habe, ich das schnell 
reparieren kann. Die Krokoklemmen sind ursprünglich gekrimpt. Man kann 
sie aber danach nur noch löten, wenn der Draht einmal abbrach.

Hintergrund ist die Verhärtung der Litzen nahe der Lötstelle. Dort 
entsteht ein Übergang von hartem zu weichem Kupfer. NE-Metalle müßte 
man, um Härtung zu vermeiden, extrem schnell abkühlen, umgekehrt wie bei 
Eisen, was mit Kälteschock härtet. Das schafft man an einer Lötstelle 
nicht. Vielleicht mit Vereisungsspray direkt, so bald man die Lötspitze 
von der Lötstelle entfernt. Ich habe das aber noch nie versucht.

Eine andere Methode wäre, die Drähte an der Isolierung mit Kleber z.B. 
Heißkleber auf der Platine zu fixieren, oder zwei Löcher in die Platine 
und ein Kabelbinder durch gesteckt, so fern es der Platz zu läßt.

von Harald W. (wilhelms)


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Wilhelm Ferkes schrieb:

> Vielleicht mit Vereisungsspray direkt, so bald man die Lötspitze
> von der Lötstelle entfernt. Ich habe das aber noch nie versucht.

Ist auch gut so, denn dann gibts Probleme mit Zinnpest.
Gruss
Harald

von U. B. (Gast)


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Eine Möglichkeit (am besten bei der Entwicklung ...) ist, die Drähte 
inklusive Isolierung einmal durch knapp bemessene Löcher 
hindurchzuführen.

von Wilhelm F. (Gast)


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Harald Wilhelms schrieb:

> Ist auch gut so, denn dann gibts Probleme mit Zinnpest.

Danke. Also lasse ich das.

Am zuverlässigsten waren bei mir immer gekrimpte Kupferlitzen. An 
Experimentierschnüren mit Krokoklemmen geben die aber eines Tages auch 
mal den Geist auf, und weg werfen möchte man sie ja nicht.

Aber du bringst mich gerade auf eine neue Idee: In Zukunft starren Draht 
z.B. 1,5 Quadrat an die Krokoklemmen anlöten, und mit einer Lüsterklemme 
auf die Litze über gehen, die eine gepreßte Endhülse hat.

Das wäre auch für Guidos Platine eine Lösung: Die im zweiten Beitrag 
genannten Lötstifte

Beitrag "Re: Litze (0,5 mm² / bis 3A) mit Leiterplatte verbinden. Gibt es alternativen zum anlöten?"

und dort eine Lüsterklemme dran schrauben, auf der Gegenseite eine Litze 
mit gepreßter Endhülse.

Mit den Einzellötstiften habe ich auch so meine komischen dummen 
Erfahrungen: Sie übertragen mechanisch Bewegungen auf die Platine, und 
reißen auf der Gegenseite die Lötstelle mit Leiterbahn ab.

Denn ich habe so eine Bastelplatine als Steckbrettersatz, wo man immer 
Stecker auf die Stifte an- und absteckt. Nach einer Weile sind die 
meisten Stifte lose. Deswegen bestellte ich mir jetzt endlich mal ein 
manierliches Steckbrett.

Am besten ist immer noch ein ordentlicher Steckverbinder speziell für 
diese Zwecke.

von Helmut L. (helmi1)


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Adernendhuelse mit Kragen ginge noch zur Not.

von Wilhelm F. (Gast)


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Helmut Lenzen schrieb:

> Adernendhuelse mit Kragen ginge noch zur Not.

Direkt durch die Platinenbohrung hindurch, wenn es paßt?

von Guido C. (guidoanalog)


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Hallo,

vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Ihr habt natürlich recht, 
wenn ihr denkt bzw. schreibt, dass die Verbindungen auf dem Foto aus 
meinem ersten Beitrag nicht "sooo" schlecht aussehen. Da ich das 
Netzteil derzeit jedoch offen vor mir liegen habe kam mir in den Sinn 
dies optimieren zu wollen.

Die Idee mit den Einzellötstiften finde ich nicht schlecht. Allerdings 
traue ich den Lötstiften, so wie ich sie kenne, keine ordentliche 
Verbindung zu über die man dauerhaft 3 A schicken kann. Vielleicht kenne 
ich auch nur nicht die richtigen Lötstifte.

Der Ansatz mit den Aderendhülsen gefällt mir irgendwie besser. Ich meine 
in einem PC-Netzteil einmal etwas ähnliches gesehen zu haben. Auf die 
Litzen wurden am Ende Hülsen gecrimpt und die Litzen samt Hülsen 
eingelötet. Ich werde gleich einmal suchen, ob es dergleichen für 
Otto-Normal-Verbraucher zu kaufen gibt.

Mit freundlichen Grüßen
Guido

von obi (Gast)


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Aderendhülsen gibt es im Baumarkt -> Elektro

von Stefan (Gast)


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Eine einfache Wurst Heißkleber um die Lötstellen ist zwar primitiv, hält 
dennoch langfristig.

von Harald W. (wilhelms)


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Guido C. schrieb:

> Die Idee mit den Einzellötstiften finde ich nicht schlecht. Allerdings
> traue ich den Lötstiften, so wie ich sie kenne, keine ordentliche
> Verbindung zu über die man dauerhaft 3 A schicken kann.

Wenn man die Litze einmal um den Stift "faltet" und dann verlötet,
kann man noch deutlich mehr A rüberschicken. Und wenn man mehrere
Litzen einige cm hinter der Lötstelle mit Kabelverbinder festlegt,
wird sie auch nicht an der Lötstelle brechen. Es sei denn, Du willst
Dein Gerät dauerhaft fest in einem KFZ montieren.
Gruss
Harald

von Werner M. (Gast)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Ist auch gut so, denn dann gibts Probleme mit Zinnpest.
Zinnpest gibt es nicht beim kurzfristigen abkühlen, sondern bei langer 
Lagerung unterhalb von 13°C. Nur dann hat das Zinn die Zeit zum 
umkristalisieren in α-Zinn.

von Wilhelm F. (Gast)


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Guido C. schrieb:

> Allerdings
> traue ich den Lötstiften, so wie ich sie kenne, keine ordentliche
> Verbindung zu über die man dauerhaft 3 A schicken kann.

3A sind sogar für einen Schaltdraht mit 0,6mm Durchmesser nichts 
wirklich wichtiges, wo man nach schauen müßte. Die Lötstelle lötet sich 
da noch lange nicht von selbst ab, und auch keine Adernisolierung wird 
weich werden.

von Guido C. (guidoanalog)


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Hallo,

Harald Wilhelms schrieb:
> Wenn man die Litze einmal um den Stift "faltet" und dann verlötet,
> kann man noch deutlich mehr A rüberschicken.

ich hatte an Löststifte in Verbindung mit einem, im Idealfall 
gecrimpten, Steckschuh gedacht. Wie z.B. hier gezeigt: 
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:L%C3%B6tstift_und_steckschuh.JPG. 
Diese Verbindung macht für mich nicht den Eindruck, als ob man 3 A 
darüberschicken möchte. Vielleicht sehe ich dies zu kritisch.

Mit freundlichen Grüßen
Guido

von Wilhelm F. (Gast)


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Werner M. schrieb:

> Zinnpest gibt es nicht beim kurzfristigen abkühlen, sondern bei langer
> Lagerung unterhalb von 13°C. Nur dann hat das Zinn die Zeit zum
> umkristalisieren in α-Zinn.

Dann hätten alle Schaltverteiler der Post die Zinnpest gehabt. Die 
stehen ja auch Winter über draußen auf der Straße, und sind nicht 
beheizt. Ich kann das also nicht bestätigen.

von Anja (Gast)


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Guido C. schrieb:
> Kann man dies eleganter lösen?

Bei einer EPOXY-Leiterplatte würde ich 2,8mm Faston verwenden.
Ob die Pertinax einige Steckzyklen aushält ist fraglich.

Gruß Anja

von Tom K. (ez81)


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Flachstecker und gecrimpte Flachsteckhülsen wären eine Möglichkeit, z.B.
Reichelt "FS-P 2,8"
http://www.reichelt.de/bilder/web/artikel_ws/C180/FSP2,8.jpg

Allerdings ergibt sich bei diesen ein ziemlich langer Hebelarm, der bei 
Vibrationen der Pertinax-Platine wahrscheinlich auch nicht gut tut.

EDIT: Anja war schneller.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Werner M. schrieb:
>
>> Zinnpest gibt es nicht beim kurzfristigen abkühlen, sondern bei langer
>> Lagerung unterhalb von 13°C. Nur dann hat das Zinn die Zeit zum
>> umkristalisieren in α-Zinn.
>
> Dann hätten alle Schaltverteiler der Post die Zinnpest gehabt. Die
> stehen ja auch Winter über draußen auf der Straße, und sind nicht
> beheizt. Ich kann das also nicht bestätigen.

Zinnpest gibts nur bei reinem Zinn. z.B. Zinnbecher, die sich im Laufe 
der Jahre verbeulten...

von juergen (Gast)


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Dieser Thread ist wie Grimms Maerchen von der klugen Susanne.

Mach das Gehaeuse dicht,
dann wackelt nichts mehr an den Draehten
und bricht in 100 Jahren nicht ab.

J.

von Harald W. (wilhelms)


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juergen schrieb:

> dann wackelt nichts mehr an den Draehten
> und bricht in 100 Jahren nicht ab.

Naja, so wie ich dieses Forum kenne :-) wird irgendwer
in 100 Jahren diesen alten Thread ausgraben und fragen:
"Und? Haben die Drähte gehalten?" :-)
Gruss
Harald

von Guido C. (guidoanalog)


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Hallo,

um diesen Thread zu einem orgnungsgemäßen Abschluss zu bringen wollte 
ich Euch noch mitteilen was ich herausbekommen habe.

Es gibt Crimpkontakte, die man an das Ende einer Litze crimpt, 
anschließend in die Bohrung der Leiterplatte steckt und verlötet. 
Hierbei gibt es sowohl Kontakte bei der die Litze mitverlötet wird, wie 
auch Kontakt bei der nur der Crimpkontakt selbst verlötet wird. Die 
Kontakt werden wohl vorrangig beim Wellenlöten eingesetzt. Sie stellen 
sicher, dass die Litze während des Prozesses nicht aus dem Board 
herausrutscht.

Die Suchworte für dererleit Kontakte sind wohl "Board-In Crimp Terminal" 
bzw. "Board-In Crimp Terminal solder".

Beispiele:

Hersteller: JST
Bezeichnung: Sin Connector
http://www.jst-belgium.be/productSeries.php?pid=24&page=features&cat=30

Hersteller: Tyco Electronics Corporation
Bezeichnung: Miniature/Standard AMP-IN Terminals
http://www.te.com/catalog/bin/TE.Connect?C=11297&M=FEAT&P=&U=&BML=&LG=1&PG=2

Hersteller: Hirose
Bezeichnung: DF4 Series (Allerdings mit Crimpgehäuse)
http://www.hirose-connectors.com/connectors/H205SeriesCatalog.aspx?sn=DF4&pdff=e54400034.pdf

Hersteller: Molex
Bezeichnung: PS-51036-002
http://www.molex.com/elqNow/elqRedir.htm?ref=http://www.molex.com/pdm_docs/ps/PS-51036-002.pdf
http://www.molex.com/molex/products/listview.jsp?query=50098&path=cHome%23%23-1%23%23-1~~ncCRIMPTERMINALS%23%230%23%232&offset=0&autoNav=1&sType=s&filter=&fs=&channel=Products

Mit freundlichen Grüßen
Guido

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