Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Ehem. Studienkollege hat promoviert


von strebermitbrille (Gast)


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Hi Leute,

ich (31), m, bin Dipl Ing und arbeite im Ausland und habe eigentlich 
einen gut bezahlten Job. Will mich auf der Uni mal weiterbilden, 
Zertifikate nebenberuflich machen etc.

Nun hab ich gerade letzte Woche mit einem ehem. Studienkollegen Kontakt 
aufgenommen. Stellte sich heraus, dass dieser bereits promoviert hat!

Zugegeben, bin ich etwas "neidisch", zwar gönne ich es ihm, aber ich 
hätte auch gern schon mein Doktorat.

Wollte aber nach dem Studium etwas Berufserfahrung sammeln - in dieser 
Sache muss er erst damit anfangen.

War mein Weg ok? Langsam kommen die Selbstzweifel.

Ein Doktorat wird doch um einiges höher eingeschätzt als bloss eine 
Berufserfahrung oder?

Was bringt mir das Materielle, Berufserfahrung, Geld, Wohnung wenn ich 
mich nicht selbstverwirklichen kann. Und ich denke, das könnte ich am 
besten mit ner Doktorarbeit.

Berufserfahrung kann man überall sammeln, jedoch eine Doktorarbeit ist 
schon was Besonderes, das nicht jeder hat. Oder stell ich etwa die 
Promotion auf einen Podest. Als etwas, das sie gar nicht ist?

: Gesperrt durch User
von Informatiker (Gast)


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strebermitbrille schrieb:
> War mein Weg ok?
Nicht, wenn Du die Promo machen willst. Das geht nur schnell danach 
effektiv.

Ich würde das nun ohnehin sein lassen, da sich die Investition zeitlich 
meist nicht lohnt.

von Floh (Gast)


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Ein Doktorgrad kann aberkannt werden, Berufserfahrung nicht :-)

Im Ernst, wenn dich das Thema interessiert, du nicht wirklich auf Geld 
angewiesen bist (Familie,...) und du Titel gut findest, mach den 
Doktorgrad.
Kannst ja mal deinen Kollegen fragen, was er in seiner Doktorzeit 
verdient hat.

von Lieber keine Brille als Dr. mit Brille (Gast)


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Es macht schon einen Unterschied ob auf deinem Grabstein mal stehen wird 
"strebermitbrille" oder "Dr. strebermitbrille".

von A. $. (mikronom)


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Informatiker schrieb:
> strebermitbrille schrieb:
>> War mein Weg ok?
> Nicht, wenn Du die Promo machen willst. Das geht nur schnell danach
> effektiv.

Das möchte ich voll und ganz bestätigen.

Mit 31 ist man zwar noch nicht zu alt, aber wer lange Zeit außerhalb der 
Uni war, wird es sehr schwer haben da wieder reinzukommen (nicht nur in 
die Uni, sondern auch in die Grundlagenforschung). Wer mit 31 gerade das 
Studium abgeschlossen hat, etwa weil man vor dem Studium schon 
gearbeitet hat, der hat es da deutlich einfacher.

Ergänzend: "Ich will eine Doktorarbeit schreiben, weil ich denke mich 
nur damit selbst verwirklich zu können." ist unglaubwürdig und "Ich will 
einen Doktortitel, weil mein Kumpel auch einen hat." eine aus meiner 
Sicht grundsätzlich falsche Einstellung.

von strebermitbrille (Gast)


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Hi,

naja ganz deiner Meinung bin ich nicht.

Sicher kann ich es noch schaffen , da mir wissenschaftliches Forschen 
und Schreiben Spaß macht. Zusätzlich mach ich nebenberuflich noch einige 
Zertifizierungslehrgänge auf der Uni um mich fit zu halten.

Klar, das ist die falsche Einstellung aber die habe ich nicht. Möchte 
das machen aufgrund meiner Begeisterung an der Sache.

Sicher leben oft Doktoranden prekär oder oft nicht besser als Hartzer, 
ist es dieser Grad wert?

Man sammelt ja auch Berufserfahrung und verdient dabei Geld usw.

Hat irgendwer von euch den Dr-Ing. gemacht und kann sagen ob es sich 
gelohnt hat?

von D. I. (Gast)


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strebermitbrille schrieb:
> Hat irgendwer von euch den Dr-Ing. gemacht und kann sagen ob es sich
> gelohnt hat?

Definiere "gelohnt"

von Dr. Schnaggels (Gast)


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Dr. macht vor allem dann Sinn, wenn man mit dem Gedanken spielt später 
Prof. zu werden.

Dr. Schnaggels

von Marx W. (Gast)


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Dr. Schnaggels schrieb:
> Dr. macht vor allem dann Sinn, wenn man mit dem Gedanken spielt später
> Prof. zu werden.
>
> Dr. Schnaggels

Naja, bis vor den Plagiatsfällen war ja der Daktarie ja ne echte 
Karrierehilfe. Aber jetzt sollte sich jeder der einen Dr. vorn dran hat 
(oder  haben will) sich auch mal drüber Gedanken machen, ob der es noch 
so bringt wie früher?

von Dr Österreich (Gast)


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D. I. schrieb:
> strebermitbrille schrieb:
>> Hat irgendwer von euch den Dr-Ing. gemacht und kann sagen ob es sich
>> gelohnt hat?
>
> Definiere "gelohnt"

Naja mehr Verantwortung mehr Gehalt, Anerkennung solche Dinge.

Möchte dann in Österreich mit Ehrenwerter Herr Doktor angesprochen 
werden :)

von Olek (Gast)


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Ein Auszug aus dem Wiki:

"Der akademische Doktorgrad (das Doktorat) wird durch die Promotion an 
einer Hochschule mit Promotionsrecht erlangt. Durch die Promotion wird 
dem Kandidaten die Fähigkeit zum selbstständigen wissenschaftlichen 
Arbeiten bescheinigt. "

Meine Interpretation:
Durch die Promotion wird dem Kandidaten die Fähigkeit zum 
selbstständigen Denken bescheinigt.

Ich für meinen Teil behaupte mal, das können 80% der Masterabsolventen 
und die restlichen müssten noch den Doktor machen, sonst glaubts dennen 
keiner ;)

von Troll (Gast)


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Du hast bestimmt keinen Dr. gemacht, stimmt´s?

von Doktorand (Gast)


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strebermitbrille schrieb:
> Sicher leben oft Doktoranden prekär oder oft nicht besser als Hartzer,
> ist es dieser Grad wert?
Im Ingenieurbereich lebt wohl keiner auf Hartz-Niveau. TVL oder TVÖD 
E-13, damit kann man gut leben. Eventuell weniger, als Du jetzt 
verdienst, ggf. kann man bei der Einstellung Erfahrung anerkennen lassen 
und somit eine höhere Einstufung bekommen.

> Hat irgendwer von euch den Dr-Ing. gemacht und kann sagen ob es sich
> gelohnt hat?
Bin noch dabei. Meine Erfahrung mit Kollegen, die nach dem Studium in 
der Industrie waren und nach einigen Jahren zum Promovieren zurück an 
die Uni gekommen sind: Die sind schneller und effektiver. Sind an der 
Uni wegen ihrer Praxiserfahrung sehr gern gesehen und sorgen manchmal 
dafür, dass sich andere überlegen, ob sich die Promotion wirklich lohnt 
oder ob man mit den Jahren an Erfahrung nicht besser gekommen wäre ;-)

von F. F. (foldi)


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Wenn ich mir so die ganzen, vor allem Jüngeren, in den Führungsetagen 
anschaue (ist auch in meinem Unternehmen so), dann kommst du wohl ohne 
Doktor da nicht mehr rein.
Kommt immer drauf an wo man hin will.

von A. $. (mikronom)


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Dr. Schnaggels schrieb:
> Dr. macht vor allem dann Sinn, wenn man mit dem Gedanken spielt später
> Prof. zu werden.

So ein Unsinn!

von Dr Österreich (Gast)


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Troll schrieb im Beitrag #3150108:
> Und dann einen kleinen Braunen im Kaffee trinken, stimmt´s?
>
> Bist du immer noch nicht in Behandlung?

Nein, und mir gehts gut dabei.

Bin in Wirklichkeit zwar momentan nur Dipl.Ing. aber ich arbeite und 
strebe schon die Promotion zu machen.

Aber was soll ich tun? Hab einen gut bezahlten Job momentan und den so 
einfach aufgeben ist auch nicht leicht ..

Werd dieses Jahr aber wieder mal nach Wien pilgern, da hast du recht,

und mir einen guten Braunen vielleicht sogar mit einer Sachertorte aus 
der Hauskreation gönnen und geniessen... auf der Zunge zergehen 
lassen... während ihr Deutschen alle malocht ;-)

von strebermitbrille (Gast)


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Doktorand schrieb:
> strebermitbrille schrieb:
>> Sicher leben oft Doktoranden prekär oder oft nicht besser als Hartzer,
>> ist es dieser Grad wert?
> Im Ingenieurbereich lebt wohl keiner auf Hartz-Niveau. TVL oder TVÖD
> E-13, damit kann man gut leben. Eventuell weniger, als Du jetzt
> verdienst, ggf. kann man bei der Einstellung Erfahrung anerkennen lassen
> und somit eine höhere Einstufung bekommen.

Ok danke für die Info, bei mir wärs auch ne Doktorarbeit im 
Ingenieursbereich.
>
>> Hat irgendwer von euch den Dr-Ing. gemacht und kann sagen ob es sich
>> gelohnt hat?
> Bin noch dabei. Meine Erfahrung mit Kollegen, die nach dem Studium in
> der Industrie waren und nach einigen Jahren zum Promovieren zurück an
> die Uni gekommen sind: Die sind schneller und effektiver. Sind an der
> Uni wegen ihrer Praxiserfahrung sehr gern gesehen und sorgen manchmal
> dafür, dass sich andere überlegen, ob sich die Promotion wirklich lohnt
> oder ob man mit den Jahren an Erfahrung nicht besser gekommen wäre ;-)

Ok, danke für den Tipp. Genauso möcht ich es auch machen. Freue mich 
schon bald wieder auf der Uni zu sein :-)

von Hendrik L. (lbd)


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Hallo,

beim Thema "Promotion als Garant für den beruflichen Erfolg" wird oft 
ein fataler Fehlschluß begangen:

Wenn man Leute in Führungspositionen sieht, die promoviert sind, denkt 
man sofort, dass die Promotion den Erfolg (mit)bewirkt hat.

Vielmehr gilt, sowohl für die Promotion als auch für die erfolgreiche 
berufliche Karriere muss der Mensch über spezielle Qualitäten  verfügen 
(oft die gleichen, wie Zielstrebigkeit, Fleiß, etc.).

Dies wissend verwundert es nicht, wenn Führungspersönlichkeiten zugleich 
auch promoviert sind.

Aber einen direkten kausalen aufbauenden Zusammnenhang gibt es nicht!

Gruß

von Schiller72 (Gast)


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Andi $nachname schrieb:
> Dr. Schnaggels schrieb:
>> Dr. macht vor allem dann Sinn, wenn man mit dem Gedanken spielt später
>> Prof. zu werden.
>
> So ein Unsinn!

Warum Unsinn ?! Das Einzige, was heutzutage einen Dr. zwingend 
voraussetzt, ist eine Professur (auch an FHs). Alles Andere (vom 
Vorstand über den Werkleiter bis zum Leiter von Abteilung XYZ) kann man 
auch ohne abgeschlossene Promotion erreichen. Dies bezogen auf den Fokus 
dieses Forums (also Ingenieurwissenschaften und "Artverwandtes").

von A. $. (mikronom)


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Schiller72 schrieb:
> Andi $nachname schrieb:
>> Dr. Schnaggels schrieb:
>>> Dr. macht vor allem dann Sinn, wenn man mit dem Gedanken spielt später
>>> Prof. zu werden.
>>
>> So ein Unsinn!
>
> Warum Unsinn ?!

Weil nur ein Bruchteil derer, die promoviert werden wollen, auch Prof 
werden will. Das bei einer mehrjährigen Tätigkeit in der 
Grundlagenforschung ein Dr. quasi mit rausfällt ignorierst du 
anscheinend auch.

> Das Einzige, was heutzutage einen Dr. zwingend
> voraussetzt,

Moment mal, du hast nichts von zwingend geschrieben, du schriebst 
"Sinn"! Also red dich jetzt nicht raus.

Außerdem gibt es Bereiche, in denen die Promotion ebenso nötig ist. 
Beispielsweise in der Medizin (da ist es aber viel einfacher und 
schneller) und in der Chemie (da hast du ohne Dr. rer. nat. kaum 
Aussicht auf einen Job in der Industrie). Entsprechend liegen dort die 
Promotionsquoten der Absolventen enorm hoch: "Wie jährlich durchgeführte 
Erhebungen der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) zeigen, begannen 
in den letzten Jahren über 80% der Absolventen nach dem Diplom bzw. 
Master mit einer Promotion. In der Chemie vergehen daher vom Beginn des 
Studiums bis zum Eintritt ins Berufsleben in der Regel 8 bis 9 Jahre 
(einschl. der Promotionsphase). Die außerordentlich hohe Promotionsquote 
in der Chemie hat ihre Ursache darin, dass Forschung und Entwicklung 
nicht nur an Hochschulen und staatlichen Forschungseinrichtungen, 
sondern auch in der chemischen und pharmazeutischen Industrie zu den 
Haupteinsatzgebieten von Chemikern zählen. Hierfür muss die Fähigkeit zu 
selbständigem wissenschaftlichen Arbeiten durch die Promotion 
nachgewiesen sein."

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Andi $nachname schrieb:
> Außerdem gibt es Bereiche, in denen die Promotion ebenso nötig ist.
> Beispielsweise in der Medizin
Ich kenne einige gute Ärzte ohne Dr. vor dem Namen.
> in der Medizin (da ist es aber viel einfacher und schneller)
234 Seiten zum Thema "Irgendwas Blutiges" mit viel Statistik drumrum und 
fertig...
1
Rund 7.700 Doktorgrade vergaben die medizinischen Fakultäten im Jahr 2009. 
2
Sie kamen damit auf ebenso viele Titel wie sämtliche Juristen, Ingenieure, 
3
Geistes- und Wirtschaftswissenschaftler zusammen.
Zitat aus http://www.zeit.de/2011/35/Doktorarbeit-Medizin-Forschung

strebermitbrille schrieb:
> Zugegeben, bin ich etwas "neidisch", zwar gönne ich es ihm, aber ich
> hätte auch gern schon mein Doktorat.
Wofür brauchst du den Dr.?
Nur um dein Selbswertgefühl aufzupolieren?

> Langsam kommen die Selbstzweifel.
DAS ist das eigentliche Problem...

strebermitbrille schrieb:
> Freue mich schon bald wieder auf der Uni zu sein :-)
Der Weg ist das Ziel, oder wie?
Dir hat es in der Industrie eigentlich sowieso nicht so richtig 
gefallen?

von Dr. Schnaggels (Gast)


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>Außerdem gibt es Bereiche, in denen die Promotion ebenso nötig ist.

Rede dich nicht raus!
Wir sprachen nicht von Medizinern oder Chemikern! Wir sprachen 
Dipl.-Ing.

Dr. Schnaggels

von Rudi Radlos (Gast)


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Ein Titel mag sehr schön klingen, bringt aber nur Geld/Nutzen, WENN man 
an einer Stelle arbeitet, wo der Titel nötig ist. Ein promovierter 
Gemüsehändler wird nicht mehr Geld haben als vorher.

von Schiller72 (Gast)


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@Andi $nachname

Meine Antwort bezog sich auf die Eingangsfrage dieses Threads, also 
knapp ausgedrückt, ob es „sich lohnt“ bzw. „Sinn macht“ nach einigen 
Jahren Berufstätigkeit ein Promotionsverfahren zu durchlaufen.

Und ich bezog mich auf Ingenieurwissenschaften und Informatik. Bei 
Biologen und Chemikern gebe ich dir Recht. Dort gehört es i.d.R. zum 
„guten Ton“.
Über Medizin will ich mich hier bewusst nicht auslassen, es ist nicht 
mein Fach. Ich denke aber sowohl in einer Klinik-Hierarchie als auch als 
niedergelassener Arzt bringt eine Promotion heutzutage signifikante 
Vorteile. Auch hält sich, wie du schon feststelltest, der Aufwand für 
das Anfertigen einer Dissertation im Bereich Medizin in Grenzen (~1 
Jahr).

Aber, um zur Ausgangsfrage zurückzukommen, im Bereich der 
Ingenieurwissenschaften fällt die Promotion nicht mal eben so nebenbei 
ab. In der Regel bedarf das Anfertigen einer Dissertation 4-5 Jahre 
harte wissenschaftliche Arbeit in einem entsprechenden Umfeld. Daher 
gilt es vorher abzuwägen inwiefern sich der Aufwand „lohnt“ bzw. 
„rechnet“ (außer man hat für sich selbst entscheiden, die 2 Buchstaben 
unbedingt und über Alles vor seinem Namen haben zu müssen).

Ansonsten bleibe ich bei meiner Meinung. Zwingend bedarf es einer 
Promotion im Bereich der Ingenieurwissenschaften nur, wenn man das Ziel 
hat Professor zu werden.
An diversen öffentlichen Instituten ist eine Promotion sicher auch 
zumindest vorteilhaft, wenn man dort eine feste Stelle anstrebt. Aber 
seien wir mal ehrlich, wie viele feste Stellen gibt es dort und wer 
möchte per TvÖD 12 oder 13 sein Leben Lang finanziell „umherkrepeln“?

Für die klassische Industrielaufbahn (und diese werden die meisten 
Ingenieure, ob promoviert oder nicht) anstreben (müssen), ist es eher 
unbedeutend, ob da ein Bewerber als Dr. erscheint oder „nur“ mit 
Master/Diplom. Im Gegenteil, man muss auch die Jahre beachten. Heiners 
Beitrag wurde leider gelöscht (warum auch immer). Aber er hat Recht, 
wenn er sagt, dass in 5 Jahren ein FH’ler schon Projektleiter geworden 
sein kann, wenn der Dr.-Ing. dann mit 35 Lebensjahren „unter ihm“ als 
Entwickler als Berufsanfänger arbeitet. Und gerade in großen Konzernen 
spielt das Lebensalter aber auch die Erfahrung im Konzern eine große 
Rolle.
Grundlagenforschung in der Industrie, wo ein Dr. Vorteile bringen KANN, 
gibt es sicher auch noch, aber aus meiner Sicht im Ingenieurbereich auch 
nicht mit signifikanter Stellenzahl bzw. expliziter Forderung nach einer 
Promotion.

Und warum sollte man nicht das Ziel verfolgen eine Professur inne zu 
haben ? Ich persönlich finde das kein schlechtes Ziel. Man beachte 
hierzu auch die Threads hier zum Thema Berufsschullehrer. Eine 
Verbeamtung und damit sichere Lebensplanung hat nun mal so seine 
Vorteile. In diesem Fall – und das war der Hauptkontext meiner Antwort – 
„lohnt“ sich eine Promotion und ist eben zwingend erforderlich. Für alle 
anderen typischen Arbeitsfelder von Ingenieuren ist diese eben nicht 
erforderlich (ab und an durch den hohen zeitlichen Aufwand sogar 
hinderlich) und dann sollte man sich überlegen, ob man 5 Jahre harter 
Arbeit in einen Namenszusatz investieren möchte oder eben nicht.

In dem Zusammenhang zitiere ich auch Heiko Mell, der sinngemäß einmal 
Folgendes schrieb: Statistisch haben eine Reihe von Top-Managern und 
Vorständen promoviert. Dies aber weil es i.d.R ehrgeizige Zeitgenossen 
sind/waren, die stets das Maximale erreichen wollen (hier also die 
höchste Form einer akademischen Ausbildung). Ihren Vorstandsposten haben 
sie eher wegen dieser Tatsache (oft auch durch Vitamin B) und weniger 
auf Grund der Promotion als Solches erhalten, die dann allenfalls einen 
i-Punkt darstellt.

Auch wenn ich sonst nicht unbedingt ein Fan der propagierten 
"Karriereplanung" bin, denke ich schon, dass man sich bei anstehenden 5 
sehr harten Jahren, die für eine Dissertation i.d.R. notwendig sind, 
schon mal ein paar Gedanken machen sollte, was man damit denn erreichen 
möchte.

von oszi40 (Gast)


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Schiller72 schrieb:
> Auch wenn ich sonst nicht unbedingt ein Fan der propagierten
> "Karriereplanung" bin, denke ich schon, dass man sich bei anstehenden 5
> sehr harten Jahren, die für eine Dissertation i.d.R. notwendig sind,
> mal ein paar Gedanken machen sollte, was man damit denn erreichen
> möchte.

Es wird nicht leicht sein, ein technisches Thema zu finden, was nicht so 
schnell veraltet wie die heutigen Comuter wwwwwwwwwwwwenn man 5 Jahre 
daran forschen möchte.

von D. I. (Gast)


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oszi40 schrieb:
> Es wird nicht leicht sein, ein technisches Thema zu finden, was nicht so
> schnell veraltet wie die heutigen Comuter wwwwwwwwwwwwenn man 5 Jahre
> daran forschen möchte.

Gute Grundlagenforschung sollte hauptsächlich Konzepte und Methodiken 
hervorbringen. Dass konkrete Implementierungen veralten wenn nach x 
Jahren ein neuer FPGA oder eine neue CPU erscheint ist nebensächlich. So 
meine Meinung nach einer 1-Jährigen Selbstfindungsphase als WiMi ;)

von strebermitbrille (Gast)


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> strebermitbrille schrieb:
>> Zugegeben, bin ich etwas "neidisch", zwar gönne ich es ihm, aber ich
>> hätte auch gern schon mein Doktorat.
> Wofür brauchst du den Dr.?
> Nur um dein Selbswertgefühl aufzupolieren?
>

Ja das auch und um zu zeigen was ich eigentlich wirklich drauf hab :)
>> Langsam kommen die Selbstzweifel.
> DAS ist das eigentliche Problem...
Meinst du?
> strebermitbrille schrieb:
>> Freue mich schon bald wieder auf der Uni zu sein :-)
> Der Wege ist das Ziel, oder wie?
> Dir hat es in der Industrie eigentlich sowieso nicht so richtig
> gefallen?
Naja schon aber dauernd arbeiten jeden Tag ohne Ziel ist irgendwie 
sinnfrei. Brauche einfach ein ziel auf das ich hinarbeiten kann

von Georg A. (georga)


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> Es wird nicht leicht sein, ein technisches Thema zu finden, was nicht so
> schnell veraltet wie die heutigen Comuter wwwwwwwwwwwwenn man 5 Jahre
> daran forschen möchte.

Da sollte man sich aber auch von der Vorstellung lösen, dass die eigene 
Doktorarbeit die Welt voranbringt... Das tut sie wohl in 99.999% der 
Fälle nicht. Und ob dann nach 4-5 Jahren das gewählte Thema noch aktuell 
ist, oder die Meute der Buzzwordjäger schon wieder andere Schweine 
durchs Community-Dorf treibt, weiss man ohnehin nicht vorher.

Wenn man also eher ein kurzentschlossener, begeisterungsfähiger 
Quick-Adopter ist, ist eine Doktorarbeit eher nichts. Da braucht man 
Ausdauer, auch und gerade wenn die Buzzword-Piranhas schon wieder ein 
neues Opfer umkreisen und man dann einsam vor sich hin werkeln muss ;)

Es kann sein, dass man gerade mit der Ausdauer bekannt wird, aber man 
kann genausogut als Zombie bei Konferenzen enden. Hatte da mal ein Paper 
von einem Japaner zu einer mehrdimensionalen FFT. Der Typ macht seit 30 
Jahren nichts anderes. Auch irgendwie öde...

von hal9000 (Gast)


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strebermitbrille schrieb:
> Ein Doktorat wird doch um einiges höher eingeschätzt als bloss eine
> Berufserfahrung oder?

Der fachliche Aspekt vom Doktor ist eigentlich egal. Da ist zuviel
Wissen eher schädlich. Du musst dir einfach die Frage stellen, kann
ich gut und Doktormäßig Blubbern. Das ist das wichtigste.

von Rudi Radlos (Gast)


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> Der fachliche Aspekt vom Doktor ist eigentlich egal.
Der Briefträger "Dr. Postel" hat sich da schon viel Mühe gegeben...

Spaß beiseite: Es gibt sehr viele "schnellverderbliche Themen". Mir ist 
aus der Vergangenheit ein Beispiel bekannt, wo einer über Monitore 
promovieren wollte. Leider waren die schon veraltet als seine Tinte 
trocken war.

Wenn man schon den Aufwand treibt, sollte man ein passendes Ziel haben, 
wo einen dieser Titel Nutzen bringt.

von strebermitbrille (Gast)


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hal9000 schrieb:
> strebermitbrille schrieb:
>> Ein Doktorat wird doch um einiges höher eingeschätzt als bloss eine
>> Berufserfahrung oder?
>
> Der fachliche Aspekt vom Doktor ist eigentlich egal. Da ist zuviel
> Wissen eher schädlich. Du musst dir einfach die Frage stellen, kann
> ich gut und Doktormäßig Blubbern. Das ist das wichtigste.

Hm blubbern kann ich gut auch doktormässig.
Mich würde nur interessieren ob ich dann zu einem anderen 
selbstbewussten Menschen werde.
Würde mich sicher genial fühlen mit Dr Grad .

von F. F. (foldi)


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strebermitbrille schrieb:
> Mich würde nur interessieren ob ich dann zu einem anderen
> selbstbewussten Menschen werde.
> Würde mich sicher genial fühlen mit Dr Grad .

Das ist eine Typ Frage. Es gibt Menschen die werden nie zufrieden sein, 
da hilft auch kein Doktortitel weiter.
Kaum ist der Titel geschafft, dann ist es der Posten, oder das größere 
Haus ...

Ich kenne eine Menge Akademiker (ich bin keiner) und wenn ich mir 
überlege, ob ich mit denen in den Krieg ziehen wollte (will ich auch so 
nicht)oder nach einer großen Naturkatastrophe das Überleben gemeinsam 
schaffen wollte, dann würden da nur sehr wenige sein. Lieber würde ich 
jemanden aus meiner "Kaste" wählen.
Was ich damit sagen will, man sollte die eigenen Stärken sehen und nicht 
nur die (vermeintlichen) Stärken der anderen. Und wer weiß, vielleicht 
sind die gar nicht so selbstbewusst und spielen dir das nur vor.
Wieso hat dein Ehemaliger damit so auf den Putz gehauen? Vielleicht, 
weil er weiß, dass du einen größeren hast oder besser bei den Frauen an 
kommst. Was auch immer ...
Lass dich doch davon nicht unter Druck setzen.

von Dipl.- G. (hipot)


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Andi $nachname schrieb:

> Außerdem gibt es Bereiche, in denen die Promotion ebenso nötig ist.
> Beispielsweise in der Medizin und in der Chemie

Unfug. Das ist Wessigequatsche. Früher hatten wir zu DDR-Zeiten 
Diplom-Mediziner und Diplom-Chemiker, die ohne irgendwelchen 
Promotionsaffentanz in ihren Berufen gearbeitet haben. Alle Dres. med. 
und Dres. chem. hatten ein vollwertiges, langwieriges und 
anspruchsvolles Promotionsverfahren durchlaufen 
(Aspirantur/Forschungsstudium, Dissertation, Rigorosum, Disputation).

"Die Industrie" hätte prinzipiell nichts zu melden, wenn der Staat 
dieser Unsitte mit den Doktorgraden einen Riegel vorschieben würde, 
indem Promotionsstellen zahlenmäßig deutlich reduziert würden und 
gleichzeitig der Qualitätsanspruch steigen würde, z.B. ein 
Promotionsverfahren wie in den Nachfolgeländern der ehemaligen 
Sowjetunion. Das Doktorat z.B. in der Ukraine ist wahnsinnig rigoros und 
anspruchsvoll. Dagegen ist das deutsche eine Lachnummer.


> Die außerordentlich hohe Promotionsquote
> in der Chemie hat ihre Ursache darin, dass Forschung und Entwicklung
> nicht nur an Hochschulen und staatlichen Forschungseinrichtungen,
> sondern auch in der chemischen und pharmazeutischen Industrie zu den
> Haupteinsatzgebieten von Chemikern zählen. Hierfür muss die Fähigkeit zu
> selbständigem wissenschaftlichen Arbeiten durch die Promotion
> nachgewiesen sein."

Was für ein PR-Gewäsch. Wie ich das immer sage: Die deutsche Industrie 
ist zu bequem, selbst weiterzuqualifizieren und Mitarbeiter anzuleiten, 
und läßt sich das lieber von der Gesellschaft und vom Staat bezahlen. In 
anderen Ländern bekommen die Pharmaunternehmen auch keine Doktoren von 
der Uni und dort geht es auch.

von Backflow (Gast)


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>Früher hatten wir zu DDR-Zeiten ...

>Das Doktorat z.B. in der Ukraine ist wahnsinnig rigoros und
>anspruchsvoll. Dagegen ist das deutsche eine Lachnummer.

Welche speziellen Minderwertigkeitskomplexe mußt du eigentlich 
angefangen bei deinem Nick kompensieren?

von Wilhelm F. (Gast)


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Wenn so ein Abschluß wegen dem Ego ist: Das ist es meistens nicht wert. 
Wenn man nicht aus einer Familie oder dem Adel stammt, wo sowas Usus 
ist.

Mein FO-Lehrer sagte mir bei einem Kaffee mal, daß nach seinem 
Hochschulabschluß niemand mit ihm feiern gehen wollte, und er sehr 
enttäuscht war.

Denn man darf eines nicht vergessen: Man bekommt mehr Neider, als 
solche, die einen toll finden. Will man das?

von Du (Gast)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
>
> Denn man darf eines nicht vergessen: Man bekommt mehr Neider, als
> solche, die einen toll finden. Will man das?

Naja, auf solche "Freunde" verzichte dann zu gern!

von visitor (Gast)


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Bei uns in der Firma gibt es zwei Möglichkeiten wenn man einen Dr. Grad 
besitzt:

1) Führungsebene:

Hier wird man resprektiert und auch mit Dr. XYZ angesprochen. Weiterhin 
gibt es eine gute AT Bezahlung.

2) Im Bereich Grundlagenforschung:
Hier ist man einer von vielen, wird ge-"Du"-tsts und maximal als Herr 
XYZ angesprochen. Da nach Tarif bezahlt wird und bei Tarifstufe 14 
schluss ist und ansonsten dann noch AT in Frage kommt, verdient ein Dr. 
in diesem Bereich nicht mehr als wir anderen Entwickler auch. I.d.R. 
wird in diesem Bereich ein nicht Dr. sogar für voll genommen, da man 
z.T. prakmatisch und ohne viel akademischen SchnickSchnack zeitnahe 
Ziele erreichen muss. Dies haben die promovierten Dr. gar nicht drauf. 
Besonders lustig wird es immer dann, wenn diese erklären wollen, dass 
das erreichte Ziel theoretisch gar nicht erreichbar ist. Unabhängig 
davon, ob ein serienreifes Gerät vor deren Nase steht und alle 
Anforderungen erfüllt.


D.h. einen Dr.-Titel im Fall 2) höchsten was für´s Ego bzw. zum Protzen 
beim Klassentreffen. Mach es also nur, wenn du schon jetzt weiß dass die 
in Zukunft Weg 1) auch vorgegeben ist!

von Dokdär Seezeichenmechaniker (Gast)


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Dr Österreich schrieb:
> Möchte dann in Österreich mit Ehrenwerter Herr Doktor angesprochen
> werden :)

Wie jetzt, wie langweilig, gibts den Herrn Geheimrat nicht mehr?

von Wilhelm F. (Gast)


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Du schrieb:

> Wilhelm Ferkes schrieb:
>>
>> Denn man darf eines nicht vergessen: Man bekommt mehr Neider, als
>> solche, die einen toll finden. Will man das?
>
> Naja, auf solche "Freunde" verzichte dann zu gern!

Dann mußt du wahrscheinlich auf alle verzichten, denn es gibt durchweg 
nur Neid. Eine andere Ebene ist die außerhalb des Berufes, da wird es 
besser.

Ich hatte sogar Streit in allernächster Nähe. Meine damalige Freundin 
fand es nicht gut, daß ich mich weiter bilden wollte. Meinen Handwerker 
mit nur Hauptschulabschluß fand sie ja auch nicht gut. Der ist nicht für 
Angeberei geeignet. Sie sagte immer nur: Wenn man was verbessern will, 
dann muß man daran was machen. Als ich das dann tatsächlich machte, 
sagte sie wieder nur: Bilde dir bloß nichts ein, ich hätte mein Abitur 
auch geschafft (brach ein halbes Jahr vor dem Abi ab). Sie hatte ein 
persönliches Problem, und war zudem auch noch nicht mal standhaft, ihr 
eigenes Abi bis zum Ende zu bringen, und in einen anständigen Beruf zu 
kommen. Als ich dann auf dem Studium war, kam sie mit dem Freund ihrer 
Schwester: Der fährt aber Container und trägt die Zeitung aus, und 
verdient Geld. Also nur Neider und Querbeutel um einen herum, so weit 
das Auge reicht.

von ghettokind, diplomiert (Gast)


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"Hier wird man resprektiert und auch mit Dr. XYZ angesprochen. Weiterhin
gibt es eine gute AT Bezahlung."

Warscheinlich CDU/CSU was? Dasnn ist eh klar warum man mit "Herr Doktor" 
angeredet werden will...MÖGLICHST viel BLENDEN! Neben meiner Frau habe 
ich in meinem Freundeskreis 5 Promovierte. Niemand von denen will mit 
Herr/Frau Doktor angesprochen werden! Alles andere ist so unglaublich 
peinlich....

von J. A. (gajk)


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strebermitbrille schrieb:

> Berufserfahrung kann man überall sammeln, jedoch eine Doktorarbeit ist
> schon was Besonderes, das nicht jeder hat. Oder stell ich etwa die
> Promotion auf einen Podest. Als etwas, das sie gar nicht ist?

Wenn dir die Tour mit der Doktorarbeit erst gekommen ist, nachdem du 
deinen Freund wiedergesehen hast ist das für mich ein Zeichen, dass es 
dir nicht so sehr um die Sache, sondern eher um den Titel geht.

Wer aber in MINT-Fächern promoviert sollte Feuer und Flamme für sein 
Thema sein und darunter leiden, dass er in der täglichen Arbeit nicht 
wissenschaftlich arbeiten kann.

Kurzum: Überleg dir gut, ob du dir den Schuh anziehst, nur weil dein 
Freund auch solche Schuhe trägt.

von Du (Gast)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Als ich dann auf dem Studium war, kam sie mit dem Freund ihrer
> Schwester: Der fährt aber Container und trägt die Zeitung aus, und
> verdient Geld.

> Also nur Neider und Querbeutel um einen herum, so weit
> das Auge reicht.

Gilt vielleicht für dein Umfeld, ich habe da ganz andere Erfahrungen 
gemacht.

Und nun?

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