Forum: PC Hard- und Software Twisted Pair Cable Analyzer selber bauen


von Icke ®. (49636b65)


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Hat sich schonmal jemand mit dem Eigenbau von Cable Analyzern für TP 
beschäftigt? Von Fluke gibts da schöne Geräte, z.B. den DTX-1800. Leider 
steht deren Anschaffungspreis in keinem Verhältnis zur 
Nutzungshäufigkeit bei mir. Es kommt höchstens 2x im Jahr vor, daß ich 
sowas zur Eingrenzung von Verkabelungsproblemen bräuchte. i.d.R. genügt 
der simple Durchgangs-/Zuordnungsprüfer und ein Test mit netio, aber 
manchmal hat man doch einen grenzwertigen Strang, wo erst im 
Produktivbetrieb Störungen auftreten.
Kann man solche Geräte mit DIY-Mitteln nachbauen? Ich benötige keine 
exakten Daten für Protokollierung etc., sondern nur ungefähre Meßwerte 
zu Dämpfung, Nebensprechen, sodaß man grobe Verkabelungsfehler aufspüren 
kann. Any suggestions?

von Reinhard Kern (Gast)


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Icke ®. schrieb:
> Kann man solche Geräte mit DIY-Mitteln nachbauen?

Wenn du ein erfahrener HF-Techniker bist, der Messschaltungen für einige 
100 MHz bauen kann, ja, sonst würde ich es bleiben lassen. Ausserdem 
stellt sich das Problem, dass du eines von den teuren Profigeräten 
brauchst um festzustellen, ob dein Eigenbau überhaupt etwas sinnvolles 
anzeigt. Hast du z.B. einen Messsender bis 1 GHz?

Gruss Reinhard

von oszi40 (Gast)


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Icke ®. schrieb:
> Es kommt höchstens 2x im Jahr vor, daß ich
> sowas zur Eingrenzung von Verkabelungsproblemen bräuchte. i.d.R. genügt
> der simple Durchgangs-/Zuordnungsprüfer und ein Test mit netio, aber
> manchmal hat man doch einen grenzwertigen Strang,

Icke@ erwartet eigentlich Fluke-Qualität. Die wird man erst nach Jahren 
erreichen bei Bastelobjekten.

Es gibt aber billiges Zeug um Die Kabel auf Durchgang zu prüfen. Damit 
wird man in einigen Fällen erfolgreich sein, aber die trückischen Fälle 
wie falsch zugeordnete Paare/Übersprechen  oder höhere Spannung auf der 
Leitung sind nicht ganz so leicht zu beherrschen, weil sie entweder bei 
ohmscher Prüfung noch nicht erkannt werden oder irgendwas durchräuchert.
http://www.spardeingeld.de/search__keyword--netzwerktester+rj45+bnc.html

von Matthias D. (marvin42)


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Ich denke schon dass ein Selbstbau möglich ist, wenn man den 
Einsatzbereich definiert: ich Bereich RS485, CAN und Profibus reden wir 
über Baudraten bis ca. 12 MBit. Die meisten Probleme im Bereich 
Stecker-Leitung-Anschaltung-etc. kann man durch Auswertung der möglichen 
Reflektionen erkennen, dazu sendet man ein paar Bytes und hat ggf. noch 
einen (oder mehrere) Echo-Responder an der Leitung. Wenn man den 
Signalverlauf mit 20-50 MHz aufzeichnet, kann man aus diesen Daten schon 
einiges ablesen. Industrielle Messgeräte (zB CANalyzer, Profibus-Tester 
etc) arbeiten nach diesem Prinzip.
Mit einem einfachen µC wird das aber kaum zu machen sein (außer bei 
niedrigen Baud- bzw. Samplingraten), und i.d.R. werden hier deshalb auch 
FPGAs verwendet. Aus eigener Erfahrung meine ich, daß unterhalb 500 
kBaud nur wenig sichtbar ist - und Reflektionskanten und Spikes sind oft 
nur wenige Nanosekunden breit.

matthias

von Gerd E. (robberknight)


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Interessante Sache, könnte ich auch manchmal brauchen. Allerdings sollte 
es schon für Gigabit-Ethernet relevante Ergebnisse ausspucken damit ich 
damit wirklich was anfangen kann.

Wenn man das Ding nur 2x im Jahr braucht, muss das ja kein kleines 
Kästchen, stoß- & wasserfest, DAU-bedienbar, simpel ablesbare 
Ergebnisse, etc. sein. Man könnte sich sowas also vielleicht weniger als 
Komplettgerät, sondern eher als intelligente Kombination aus klassischen 
Laborgeräten die man sowieso schon hat zusammenstellen.

Was bräuchte man denn da alles?

Ich könnte mir vorstellen ein Impulsgenerator zu nehmen, also entweder 
ein 74AC-Gate oder einen Jim-Williams-Pulser. Und dann ein Digitaloszi 
(inkl. FFT) um das Ergebnis auszumessen. Reicht das? Wie sähen die 
genauen Messungen aus?

von Reinhard Kern (Gast)


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Gerd E. schrieb:
> Reicht das? Wie sähen die
> genauen Messungen aus?

Hallo,

ein Kabel von 10m hat eine Laufzeit von etwas über 50 ns, das wäre also 
deine Gesamtmesszeit. Wenn du das auflösen kannst, google mal nach Time 
Domain Reflektometer, das ist eine der möglichen Messmethoden.

Gruss Reinhard

von Gerd E. (robberknight)


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Reinhard Kern schrieb:
> ein Kabel von 10m hat eine Laufzeit von etwas über 50 ns, das wäre also
> deine Gesamtmesszeit. Wenn du das auflösen kannst, google mal nach Time
> Domain Reflektometer, das ist eine der möglichen Messmethoden.

Das man da mit nem 20MHz Steinzeit-Scope nicht weiterkommt ist mir schon 
klar. Das TDR-Prinzip war genau das was ich im Sinne hatte.

Was ich mich eher frage ist, was sind die genauen Parameter die wir 
messen wollen? Und wie leite ich die aus meinem Oszi-Plot ab?

Was spuckt denn so nen kommerzieller TP-Analyzer für Gigabit-Ethernet an 
Daten aus?

von oszi40 (Gast)


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Gerd E. schrieb:
> Was ich mich eher frage ist, was sind die genauen Parameter die wir
> messen wollen? Und wie leite ich die aus meinem Oszi-Plot ab?

Die simpelste Methode wäre der Signalvergleich eines gesunden Kabels mit 
dem rätselhaften Kabel. Doch bevor Deine Geräte in Stellung gebracht 
sind, hätte ich schon ein langes Ersatzkabel auf kurzem Weg zur 
Gegenprobe verlegt. Eine Gegenprobe ist die schnelle Lösung, erleuchtet 
aber leider nicht die URSACHE meßtechnisch.

von Klaus (Gast)


Angehängte Dateien:

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Vieleicht ist das hier eine Anregung:

http://electronicdesign.com/displays/build-your-own-cable-radar

MfG Klaus

von Icke ®. (49636b65)


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Reinhard Kern schrieb:
> Wenn du ein erfahrener HF-Techniker bist, der Messschaltungen für einige
> 100 MHz bauen kann, ja, sonst würde ich es bleiben lassen.

In der Tat eine Hürde, mit HF habe ich wenig Erfahrung. Aber es könnte 
ja sein, daß es für diesen Zweck bereits spezialisierte Chips gibt. 
1000BaseT arbeitet mit 250MHz, also vielleicht noch beherrschbar. Geräte 
für den Abgleich könnte man mieten, kostet allerdings auch schon weit 
über 100€ pro Tag.

oszi40 schrieb:
> Doch bevor Deine Geräte in Stellung gebracht
> sind, hätte ich schon ein langes Ersatzkabel auf kurzem Weg zur
> Gegenprobe verlegt.

In der Praxis ist das leider selten machbar und es löst auch das 
eigentliche Problem nicht. Die wenigsten Kunden würden sich mit einer 
Flugverkabelung quer durch die Büroräume, u.U. über mehrere Etagen, 
anfreunden können.
Typischerweise treten die Störungen gehäuft auf, wenn die Installation 
durch Elektrofachfirmen ausgeführt wurde. Ein Blick in die Dosen löst 
zumeist nackten Brechreiz aus.

Klaus schrieb:
> Vieleicht ist das hier eine Anregung:
>
> http://electronicdesign.com/displays/build-your-ow...

Klingt interessant, werde ich mir anschauen.

von Dirk (Gast)


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Icke ®. schrieb:
> Typischerweise treten die Störungen gehäuft auf, wenn die Installation
> durch Elektrofachfirmen ausgeführt wurde. Ein Blick in die Dosen löst
> zumeist nackten Brechreiz aus.

Oh ja, das kann ich nur bestätigen! Mein eh schon ausgesprochen mäßiger 
fachlicher Respekt vor den meisten Strippenziehern ist nahezu auf dem 
Nullpunkt, seit diese "Fachleute" angefangen haben, Netzwerke u.ä. zu 
verkabeln. Grauenvoll, was ich da schon "bestaunen" durfte.

Zur Ausgangsfrage: Mit einfachen Mitteln ist relativ. TDR war die 
richtige Richtung, schon vor Dekaden gab es Reflektometer für Antennen- 
und BK-Anlagen. Sowas könnte gebraucht günstig zu bekommen sein, die 
Impedanzen bekommt man sicher leicht angepasst. Sowas liefert dann zwar 
keine absoluten Meßdaten (mehr), aber in jedem Fall eine 
nachvollziehbare Relation z.B. zwischen zwei Aderpaaren oder einen 
Hinweis auf einen zu derben Knick in der Leitung.

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