Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Promotionsstelle finden


von angehender Doktorand (Gast)


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Nun ist es doch passiert: Master fertig. Leider Gesamtnote nur eine 1,5 
und ein Semester überzogen. Als ich beim Prüfungsamt war, mir einen 
Notenbescheinigung ausstellen zu lassen, hieß es, ich sei momentan der 
einzige, der den Studiengang abgeschlossen hat.

Nun will ich noch ein bisschen Doktorarbeit schreiben. Absolventen-BAföG 
(=Hartz4) + Promotion ist wohl nicht die ideale Lösung. Ich werde mich 
daher noch bei einigen Stiftungen bewerben. Besser wäre wohl eine 
Industriepromotion. (z. B. gefördert über die SAB.

Aber wie holt man sich am besten interessante Industriepartner an Land?

Das Problem ist die Kommunikation. Auf E-Mails gibt es oft gar keine 
Antwort. Bei Messen stehen meistens nur die PR-/Marketing-Leute rum und 
verteilen Visitenkarten, aber können kaum eine relevante Frage 
beantworten.

Ich gehe doch mal davon aus, dass hier einige Leute mit 
Industrieforschung zu tun haben? Wie macht ihr das, wie überzeugt ihr 
Unternehmen davon mit eurer Hochschule zu kooperieren und Forschungs- 
und Entwicklungsaufträge eine die Hochschule weiterzuleiten?

von Murkser (Gast)


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Das macht der Prof, nicht der angehende Doktorand.

von angehender Doktorand (Gast)


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Murkser schrieb:
> Das macht der Prof, nicht der angehende Doktorand.

Die Profs sind bei uns aber alle bereits überlastet und möchten auch, 
dass das Studenten übernehmen.

Das Problem ist nun mal, dass es extrem schwer ist, Unternehmen zu 
überzeugen. Die Profs können zwar ab und zu mal ein Unternehmen zur 
Kooperation bewegen, aber das geht meistens nicht lange. Der Partner 
bricht das Projekt mittendrin ab oder springt schon vor Beginn wieder 
ab.

Selbst wenn ein Prof ein Projekt ans Land zieht, bringt das noch nicht 
viel. Mir wurde gesagt, man brauche als Ingenieur sehr viel Softskills, 
vor allem der zwischenmenschliche Umgang mit Industriekunden sei 
wichtig. Das lernt man dann halt nicht, wenn mein ein Projekt zum 
bearbeiten vorgesetzt bekommt.

von Murkser (Gast)


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angehender Doktorand schrieb:

> Die Profs sind bei uns aber alle bereits überlastet und möchten auch,
> dass das Studenten übernehmen.

Dann such Dir eine andere Uni. So einen Promotionsbetreuer willst und 
brauchst Du nicht.

von angehender Doktorand (Gast)


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Ich habe mich bereits an einer anderen Uni umgesehen, aber dort scheint 
es noch schlimmer zu sein. Da gibt es zwar eine sehr gute 
Industriekooperation, aber da sind die Anforderungen angeblich so hoch, 
dass kaum einer die Promotion schaft, geschweige denn angenommen wird.

Die Auslastung ist dort so hoch, dass die Sekretärin die Mails vom Prof 
bearbeiten muss und massiv überlastet ist (>200 wichtige Mails pro Tag).

von Sepp Obermair (Gast)


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Warum willst du dir das antun?

Mit der Bezeichnung: Ein Bischen Doktorarbeit schrieben war hoffentlich 
ein Spaß gemeint, ansonsten hast du etwas falsche Vorstellungen von 
einer Dissertation.

Ich kann für meinen Bereich ( Elektrotechnik > 2GHz) eindeutig sagen das 
es Stellen gibt, und zwar volle TVÖD13 Stellen. Auf Anhieb könnte ich 
dir 3 offene Stellen nennen.

Die Idee das ein zukünftiger Doktorand 3. Mittel einwerben soll finde 
ich absurd. Bei der DFG bist du überhauptnicht antragsberechtigt, Einen 
BMBF Antrag wirst du nicht schaffen zu schreiben, ebenso einen Antrag 
für die EU Frameworks. Zumal hier die Fristen für 2014 bereits vorbei 
sein dürften.

Das du es schaffst eine Firma zur Bilateralen Kooperation zu bewegen 
halte ich auch für ausgeschlossen - denn das kostet die Firma richtig 
Geld und das investiert keiner in die Versprechungen einen Absolventen. 
Die bilateralen Projekte die es gibt laufen über Beziehungen, die seit 
Jahren gepflegt werden.

Die Einzige Chance könnte sein ein CIM Projekt zu versuchen, aber hier 
reicht die Fördersumme in der Regel nicht für eine Promotion.

Willkommen in der Realität - Such dir einen vernünftigen Lehrstuhl mit 
voller Stelle und widme dich deiner Diss. Alles andere ist realitätsfern 
und kaum realisierbar. Softskils lernst du wärend der Diss, und genau 
diese brauchst du um nach der Diss zB einen Industriebetrieb zu 
überzeugen der Uni 300kE zu geben um weiterzuforschen

Grüße Sepp

von doppeling (Gast)


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Hi! Also für mich zumindest wäre es nicht sehr schwer solche Stellen zu 
finden. Habe zB 2 Angebote für eine Doktorarbeit bekommen.  Einmal 
Vollzeit am ehem. Uni Institut oder eine Industriepromotion.

Mom. arbeite ich jedoch als Software-Ingenieur in einer Schweizer Bank 
(angenehm dotiert,Einstieg 9'000 CHF im Monat mit großzügigen Bonus 1x 
jährlich) so dass ich die Promotion etwas zeitlich nach hinten verschob. 
Kann mich aber jederzeit bei den Profs. melden, da, so witzig es klingt, 
eine Bekannte von mir die Profs. vom Tennis spielen her kennt!

So funktioniert die Welt anscheinend heute :-)

von angehender Doktorand (Gast)


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Sepp Obermair schrieb:
> Bei der DFG bist du überhauptnicht antragsberechtigt

Naja, das ist ja kein Problem, denn der Prof unterschreibt es dann 
einfach und schickt es über die Hochschule weg.

Sepp Obermair schrieb:
> Das du es schaffst eine Firma zur Bilateralen Kooperation zu bewegen
> halte ich auch für ausgeschlossen - denn das kostet die Firma richtig
> Geld und das investiert keiner in die Versprechungen einen Absolventen.

So viel ist das nicht. Die 800 € pro Monat tun großen Unternehmen sicher 
nicht weh.

Wer eine Masterarbeit ohne Probleme schafft, sollte auch keine Probleme 
mit einer Diss haben. Der Master befähigt nun mal nicht nur auf dem 
Papier zur Dissertation.

von wosnet (Gast)


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Ich kann nur von meiner Erfahrung berichten, seit 3 Jahren Doktorand mit 
Vollzeitstelle: Wir suchen ständig Doktoranden (Bereich ist 
Systementwurf/HF-Technik), ständig werden Projektanträge angenommen und 
eigentlich fällt es uns schwer, die Stellen dann auch zu besetzen. 
Häufig werden ausländische Bewerber eingestellt. Sollte also mit etwas 
Recherche nicht schwer sein den passenden Lehrstuhl zu finden und dort 
angestellt zu werden...

Den Zirkus mit selber Antrag schreiben kannst Du Dir ohne Erfahrung auf 
dem Gebiet sparen. Sehe ich selber täglich, bei uns gibts 2-3 Leute die 
nur Anträge schreiben, die haben da jede Menge Erfahrung, trotzdem 
beträgt die Annahmequote je nach Förderträger nur 10-20%. Einfach 
gesagt: Wenn Du die passenden "Buzzwords" und die passenden Stellen für 
deren Verwendung nicht kennst wird das nichts.

von Doktorand im Endstadium (Gast)


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Auch wenn das jetzt ein Autoritätsargument ist: Antrag selber schreiben 
und dann "nur noch vom Prof unterschreiben lassen" kannst Du vergessen.
Du musst nachweisen, dass Du die nötigen Hilfsmittel hast, die Du für 
ein Vorhaben im technischen Bereich brauchst. Dass Du Erfahrung auf dem 
Gebiet hast (oder bei ganz neuen Sachen zumindest eine fundierte 
Literaturrecherche). Du musst die Forschungseinrichtung gut kennen. 
Papierkrieg ohne Ende, ohne erfahrene Kollegen dauert das ewig. Und je 
nach Fördergeber ist die Erfolgsquote 10% bis max. 50% (Projekte mit 
viel Industriebeteiligung). Das kann schon einmal dauern ...

Es gibt, wie Sepp oben schon geschrieben hat, gerade in den 
Ingenieurwissenschaften oft volle E13 stellen (habe auch so eine). Je 
nach Typ Mensch sollte man noch darauf achten, dass es ein zum Projekt 
passendes Promotionsthema gibt - mich hat "Suchen Sie sich mal ein 
Thema" einige Zeit aufgehalten, weil man als Neuling wenig Ahnung hat, 
was promotionswürdig ist und vom Umfang her passt. Ansonsten ist eine 
Uni schon das passende Umfeld für eine Promotion.

Es gibt natürlich auch bei größeren Unternehmen Promotionsstellen. Damit 
bist Du auf jeden Fall schneller fertig, aber auch eingeschränkter: 
Geforscht wird, was und in welcher Tiefe es die Firma interessiert.

Schonmal bei dem Prof bzw. Mitarbeiter, der Deine Masterarbeit betreut 
hat, nachgefragt?

von Purzel H. (hacky)


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>Wer eine Masterarbeit ohne Probleme schafft, sollte auch keine Probleme
mit einer Diss haben. Der Master befähigt nun mal nicht nur auf dem
Papier zur Dissertation.

Darum geht es doch gar nicht. Eine Dissertation wird geschenkt fuer 
mehrere Jahre Arbeit zum Mindestlohn aeh Butterbrot. Die Aussage fuer 
den Arbeitgeber : Der phd vermag ein Projekt ueber mehrere Jahre 
systematisch durchziehen. Ja. man hat auch noch einiges an Spezialwissen 
erworben. Aber da man mit hoher Warscheinlichkeit nicht darauf arbeitet 
ist das fuer den Arbeitgeber wertlos.

von A. $. (mikronom)


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angehender Doktorand schrieb:
> Nun ist es doch passiert: Master fertig. Leider Gesamtnote nur eine 1,5

Ist doch okay. Du hast doch kein Grundschullehramt studiert, da wäre das 
eine Garantie für Arbeitslosigkeit!

> und ein Semester überzogen.

Interessiert niemanden.

> Aber wie holt man sich am besten interessante Industriepartner an Land?

Indem man auf die Website größerer Unternehmen geht und dort nach 
Promotionsstellen Ausschau hält. Unternehmen, die das noch nicht tun, 
sind für dich uninteressant.

> Ich gehe doch mal davon aus, dass hier einige Leute mit
> Industrieforschung zu tun haben? Wie macht ihr das, wie überzeugt ihr
> Unternehmen davon mit eurer Hochschule zu kooperieren und Forschungs-
> und Entwicklungsaufträge eine die Hochschule weiterzuleiten?

Das machen Professoren, aber nicht du.

Mich würde mal interessieren, an welchen merkwürdigen Unis du bisher 
gewesen bist, damit ich weiß, um wen ich zukünftig besser einen großen 
Bogen mache.

von angehender Doktorand (Gast)


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Siebzehn und Fuenfzehn schrieb:
> Eine Dissertation wird geschenkt ...

Das will ich gar nicht. Ich habe schon den Anspruch etwas richtig gutes 
zu leisten. Ich will mir keinen Titel erkaufen.

Doktorand im Endstadium schrieb:
> Schonmal bei dem Prof bzw. Mitarbeiter, der Deine Masterarbeit betreut
> hat, nachgefragt?

Ja, er hat mich immer gebettelt, am Lehrstuhl anzufangen und dort die 
vorhandenen Stellen zu besetzen. Prof sagt aber nein, wegen fehlenden 
Softskills. (Projektaquise) Trotz mehrerer Bewerber aus der ganzen Welt, 
wird die Stelle voraussichtlich unbesetzt bleiben. Außerdem war diee 
Stelle nur aus Marketinggründen als Promotionsstelle ausgeschrieben, 
aber eine Promotion nicht wirklich vorgesehen. Außerdem droht der 
Betreuer ständig mit seiner eigenen Kündigung. Er ist übrigens der 
einzige am Lehrstuhl, der sich mit dem Thema beschäftigt.

Ich werde noch mal an den einzelnen Unis schauen, wobei ich eine in 
Sachsen bevorzugen würde.

von Doktorand (Gast)


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Na, nun mal Butter bei die Fische: Welche Uni? Welcher Studiengang? 
Vielleicht auch welcher Prof oder welches Institut ... hier ist der ein 
oder andere Sachse unterwegs, vielleicht kann man Dir weiterhelfen.

von angehender Doktorand (Gast)


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Doktorand schrieb:
> Na, nun mal Butter bei die Fische: Welche Uni? Welcher Studiengang?
> Vielleicht auch welcher Prof oder welches Institut ... hier ist der ein
> oder andere Sachse unterwegs, vielleicht kann man Dir weiterhelfen.

Das wollte ich eigentlich nicht verraten, das wäre sicher nicht sehr 
Image fördernd für die Uni.

Richtung ist aber Informationstechnik. Masterarbeit war in Richtung 
Synchronisationsabweichungen und -verfahren bei OFDM.

Ich würde gerne weiter im Bereich drahtlose Datenübertragung forschen: 
MIMO, Nichtlinearitäten, Cognitive Radio, Intelligent Antennas

Aber auch im Bereich Meshnetze wären wohl interessante Dinge dabei. Also 
Echtzeitfähigkeit, QoS

Man könnte auch mal was völlig anderes machen, z. B. künstliche 
Intelligenz. Bei uns machen das Informatiker, obwohl der Schwerpunkt auf 
Biologie liegt, kann also nicht so wild sein.

von Doktorand (Gast)


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Nachrichtentechnik: 
http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/fakultaet_elektrotechnik_und_informationstechnik/ifn

Im Speziellen: https://mns.ifn.et.tu-dresden.de/Chair/Pages/Jobs.aspx ?

Das ist ein wenig unübersichtlich, man muss mal alle Institute bzw. 
Professuren durchklicken. Längst nicht alle Ausschreibungen sind bei der 
eigentlich zentralen Anlaufstelle sichtbar: 
http://tu-dresden.de/service/arbeiten_tud/stellenausschreibungen/stellen_tud

von Rosa-Kleidchen (Gast)


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>> Nun ist es doch passiert: Master fertig. Leider Gesamtnote nur eine 1,5

>Ist doch okay. Du hast doch kein Grundschullehramt studiert, da wäre das
>eine Garantie für Arbeitslosigkeit!
Was für ein Schmarn...
Rosa

von Dr. Schnaggels (Gast)


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>Nun ist es doch passiert: Master fertig. Leider Gesamtnote nur eine 1,5

1,5 als Abschlussnote? Neee, das geht ja gar nicht. Das ist 
hundsmiserabel.

Dr. Schnaggels

von Viktor N. (Gast)


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>Man könnte auch mal was völlig anderes machen, z. B. künstliche
Intelligenz.


Hi,hi, das haben wir schon in den 90 gemacht. Und damals von den viel 
schnelleren Rechnern getrauemt. Es war leider allen Medienhype, auch um 
Forschungsgelder abzuziehen.

von A. $. (mikronom)


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Rosa-Kleidchen schrieb:
>>> Nun ist es doch passiert: Master fertig. Leider Gesamtnote nur eine 1,5
>
>>Ist doch okay. Du hast doch kein Grundschullehramt studiert, da wäre das
>>eine Garantie für Arbeitslosigkeit!
> Was für ein Schmarn...

Wenn man ignoriert, dass die schlechten (1.5 und schlechter) 
Grundschullehramtabsolventen sich in der Erwachsenenbildung (nix 
Kinder), an Privatschulen (da will eigentlich keiner hin) oder in 
bildungsfremden Branchen tätig werden müssen, ja dann ist es Schmarrn.

Ob es jetzt 1,5 oder 1,6 oder 1,4 ist darüber kann man diskutieren. Aber 
deutlich abweichend sicher nicht.

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