Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Abstand Strom- und Netzwerkkabel


von Anfänger (Gast)


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Hi Leuts,

ich möchte bei mir zu Hause ein Netzwerkkabel verlegen, und zwar 
Aufputz. In den Scheunen laufen Stromkabel auch Aufputz.

Reicht 1/2 m Abstand beim Verlegen eines Netzwerkkabels parallel zu 
Stromkabeln aus?

von Ggaast (Gast)


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Sollte reichen.

In der österreichischen TEAV steht etwas von "getrennten Tragsystemen", 
was bei dir der Fall ist.

von Bürger (Gast)


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Ggaast schrieb:
> In der österreichischen TEAV steht etwas von "getrennten Tragsystemen",
> was bei dir der Fall ist.

Gibt es diese Bedingungen, i.e. die "Technischen Anschlussbedingungen 
für den Anschluss an öffentliche Versorgungsnetze" auch für den 
Normalbürger zur Einsicht im Internet oder muss man immer gleich das 
komplette Buch für 60€ erwerben (Mitglieder bekommen es günstiger)

von power (Gast)


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Das ist falsch, die TAB kann man für umsonst bei jedem Energieversorger 
herunterladen.

http://www.enbw-regional.de/partner/elektroinstallateure/technische-anschlussbedingungen/index.html

Hier auch mit Erläuterungen.

von (prx) A. K. (prx)


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Anfänger schrieb:
> Reicht 1/2 m Abstand beim Verlegen eines Netzwerkkabels parallel zu
> Stromkabeln aus?

Bei Büroverkabelung verlaufen Netzwerk- und Stromkabel üblicherweise im 
gleichen Kabelkanal.

von Harald W. (wilhelms)


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A. K. schrieb:
> Anfänger schrieb:
>> Reicht 1/2 m Abstand beim Verlegen eines Netzwerkkabels parallel zu
>> Stromkabeln aus?
>
> Bei Büroverkabelung verlaufen Netzwerk- und Stromkabel üblicherweise im
> gleichen Kabelkanal.

Es sollte für diese Anwendung aber eigentlich ein Kabelkanal mit
Zwischensteg genommen werden.
Gruss
Harald

von (prx) A. K. (prx)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Es sollte für diese Anwendung aber eigentlich ein Kabelkanal mit
> Zwischensteg genommen werden.

Soweit die Theorie...

Hast du schon einmal einen Blick in den Doppelboden eines historisch 
über Jahrzehnte gewachsenen Rechenzentrums geworfen? Bei dem Strom und 
Netz kunterbunt durcheinander laufen, die zig kW Hauptversorgungsleitung 
mittendrin. ;-)

Ein Doppelboden mit Zwischensteg ist mir noch nicht untergekommen. Ok, 
man kann strukturierter verkabeln und Netz oben / Strom unten kann auch 
ganz nützlich sein. Aber oft herrscht im Unsichtbaren einfach nur 
gewachsenes Chaos.

von Harald W. (wilhelms)


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A. K. schrieb:
> Harald Wilhelms schrieb:
>> Es sollte für diese Anwendung aber eigentlich ein Kabelkanal mit
>> Zwischensteg genommen werden.
>
> Soweit die Theorie...
>
> Hast du schon einmal einen Blick in den Doppelboden eines historisch
> über Jahrzehnte gewachsenen Rechenzentrums geworfen?

Nein. Bei uns im Labor gab es allerdings diesen Zwischensteg. :-)

> Bei dem Strom und
> Netz kunterbunt durcheinander laufen, die zig KW Hauptversorgungsleitung
> mittendrin. ;-)

Bei uns gab es ein Problem mit Störungen unseres Rasterelektronen-
mikroskops. Als Ursache stellte sich die Hauptversorgungsleitung
unseres Gebäudes heraus. Nachdem Abschirmmassnahmen erfolglos
blieben, wurde das Hauptversorgungskabel verlegt. :-) Damals habe
ich gelernt, das die Summe aller Ströme in einem Drehstromkabel
ungleich Null ist. :-)
Gruss
Harald
PS: Da der Frequenzbereich von Versorgungsleitungen und
Netzwerkleitungen deulich unterschiedlich ist, sind da
wohl schon deswegen Störungen ziemlich unwahrscheinlich.

von (prx) A. K. (prx)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Damals habe
> ich gelernt, das die Summe aller Ströme in einem Drehstromkabel
> ungleich Null ist. :-)

Der Rest vom Strom findet sich möglicherweise auf der Schirmung der 
Netzwerkverkabelung wieder. Das ist das Hauptproblem. Sorgt bisweilen 
für höchst mysteriöse Ausfälle von allerlei Hardware.

Weshalb erfahrene Wartungstechniker gern mal eine Stromzange an die 
Netzwerkkabel halten. Und Schwermetallelektriker anschliessend 
besenstieldicke Kabel durchs Haus wuchten.

von Martin B. (statler)


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üblicherweise werden 30cm Abstand gefordert.
Die Begründung ist recht einfach:
- Für die (Stör)-Energieübertragung bei 50Hz (und den ersten 7 
Oberwellen) ist nur der magnetische Übertragungsweg nennenswert.
- Das Stromkabel führt den Hin- und Rückleiter, beide erzeugen gleich 
große entgegengesetzte Magnetfelder
- die Magnetfeldstärke nimmt mit dem Quadrat der Entfernung ab
- -> bei gleicher Entfernung zu den beiden Leitern heben sich die 
Magnetfelder auf
- gleiche Entfernung ist nicht möglich, da die beiden Leiter endlich 
weit voneinander entfernt sind.
- will ich die Störpegel um z.B. 100dB dämpfen (Faktor 100000) muss die 
Störsenke (Netzwerkkabel) mindestens Wurzel(100000) also rd. 300 mal 
weiter von der Störquelle (Stromkabel) entfernt sein als die beiden 
Leiter des Stromkabels voneinander entfernt sind.
- Bei NYM3G1,5 ist das typ. 1mm, also 30cm Entfernung

Fließt im Stromkabel 10A, dann fließt auf dem Schirm des Netzkabels ein 
induzierter Strom von 100µA. Dieser Strom wird dann in die 
Signalleitungen induziert, die ja innerhalb des Schirmes liegen. Die 
Signalleitungen sind mit dem Wellenwiderstand abgeschlossen. Der ist bei 
einer Twisted-Pair-Leitung mit 11 Schlägen pro Meter ca. 110 Ohm. meist 
werden 120 Ohm Abschlußwiderstand gewählt. Dann entsteht eine 
(Stör)-spannung von 12mV).
- Die liegt dann um eine Zehnerpotenz unter der Nutzspannung der 
Signalübertragung. Damit sind Auswirkungen der Störsignal 
unwahrscheinlich.

Das ist zwar grob falsch, und unverschämt naiv vereinfacht, liefert aber 
Ergebnisse die in der Größenordnung richtig sind.

von Alex (Gast)


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Lieber Martin B. aus E,

Du hast Recht, das ist wirklich grob falsch!
Da wo ich herkomme sind LAN Kabel symmetrisch und an den Geräten 
galvanisch getrennt (Übertrager).
Der induzierte Strom kann den Abschlusswiderstand nie erreichen.
;-)

Alex

von oszi40 (Gast)


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Martin B. aus E. schrieb:
> - Die liegt dann um eine Zehnerpotenz unter der Nutzspannung der
> Signalübertragung. Damit sind Auswirkungen der Störsignal
> unwahrscheinlich.

Mit Deiner Rechnung schon, was ist aber im Einschaltmoment einer 
Kreissäge, eines Schweißgerätes, einer Pumpe ...?
Der Spitzenstrom im Einschaltmoment kann ein Vielfaches Deiner 
10A-Rechnung sein und hat schon manch wunderliche Spannungsdifferenzen 
zur Folge gehabt.

Wenn ich das Wort Scheune lese, dann denke ich meist an längere 
Leitungen, die parallel verlaufen könnten, einige größere Maschinen und 
Spannungsabfall. Sofern keine Platz-Not besteht wurde ich das Kabel 
lieber 1/2m entfernt verlegen als noch lange zu rechnen. Messen ob 
Spannung auf dem Schirm ist kann nicht schaden. Vor der Installation mal 
überlegen ob die Segmentlänge überhaupt ausreicht! 90m+5+5 sind schnell 
verbaut.
Mehr da http://www.netzmafia.de/skripten/netze/twisted.html

von Harald W. (wilhelms)


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Martin B. aus E. schrieb:

> üblicherweise werden 30cm Abstand gefordert.
> Die Begründung ist recht einfach:

Irgendwie scheint es da Unterschiede zwischen Theorie und Praxis
zu geben. Nun ist ein REM natürlich wesentlich empfindlicher auf
(magnetische) Einstreuungen als ein Netzwerkkabel, aber ich hatte
die Störungen noch in zwei Metern Entfernung.
Gruss
Harald

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