Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Verstärkerrauschen messen


von Chris K. (kraxelhuber)


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Hallo Zusammen,

ich möchte gerne das Rauschen einer Verstärkerschaltung messen.
Praktischerweise habe ich Zugriff auf einen FFT Spektrum-Analyzer. Im
wesentlichen besteht die Schaltung aus einem OP in nichtinvertierender
Beschaltung mit einer (nominellen) Verstärkung von 101. Den Eingang habe
ich für die Messung gegen GND kurzgeschlossen.

Jetzt meine Frage: muß ich das gemessene (Amplituden-) Spektrum durch
die Verstärkung teilen um das tatsächliche Amplitudenrauschspektrum der
Schaltung zu kriegen oder spielt in meinem Aufbau (kurzgeschlossener
Eingang) die Verstärkung gar keine Rolle?

Danke euch,

Kraxelhuber

von Purzel H. (hacky)


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Man kann das Verstaerkerrauschen auf den Eingang beziehen. Ja. dann 
durch die Verstaerkung teilen. Ein kurzgeschlossener Eingang ist nicht 
immer eine optimale, oder bedarfsgerechte Loesung.

von Chris K. (kraxelhuber)


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Hi und danke für deine Antwort.

Siebzehn und Fuenfzehn schrieb:
> Man kann das Verstaerkerrauschen auf den Eingang beziehen. Ja. dann
> durch die Verstaerkung teilen. Ein kurzgeschlossener Eingang ist nicht
> immer eine optimale, oder bedarfsgerechte Loesung.

Worauf ich am Ende hinaus will ist eine Aussage a-la:"Wenn ich meinen 
Sensor an den Verstärker angestöpselt habe, dann habe ich ein Signal mit 
dem-und-dem Rauschabstand."

Einerseits würde ich denken, daß ich wenn ich das Ausgangssignal durch 
meine Verstärkung teile um die am Sensor abgegriffene Spannung zu 
kriegen genau dasselbe auch bei meiner Rauschmessung machen müßte. Um 
die Vergleichbarkeit herzustellen.

Andererseits: wenn ich den Eingang von meinem Verstärker grounde, dann 
habe ich doch eigentlich vorm OP keine Rauschquelle (Widerstände, ...) 
die verstärkt wird, oder? Ist wie gesagt ein nichtinvertierender 
Verstärker. Irgendwo ist da ein Denkfehler drin....

Was wäre denn in meinem Fall eine bessere Lösung zur Messung des 
Schaltungsrauschens als den Input gegen GND zu legen?

Gruß,

Kraxelhuber

von Christian L. (cyan)


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Chris K. schrieb:
> Was wäre denn in meinem Fall eine bessere Lösung zur Messung des
> Schaltungsrauschens als den Input gegen GND zu legen?

Idealerweise solltest du das Rauschen mit der Impedanz am Eingang 
messen, mit der du später arbeitest.

> Andererseits: wenn ich den Eingang von meinem Verstärker grounde, dann
> habe ich doch eigentlich vorm OP keine Rauschquelle (Widerstände, ...)
> die verstärkt wird, oder?

Ja, aber da liegt ja das Problem. Es kann sein, dass die so ermittelten 
Rauschwerte zu optimistisch sind. Wenn du das das Signal-Rausch 
Verhältnis bestimmen willst solltest du eben auch das später tatsächlich 
entstehende Rauschen messen.

LG Christian

von Ulrich (Gast)


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Das Verstärkerrauschen bezieht man in aller Regel auf den Eingang. Man 
gibt es also so an, als wäre die Rauschquelle am Eingang, auch wenn sie 
tatsächlich wenigstens zum Teil auch wo anders ist. Dazu muss man die am 
Ausgang gemessenen Spannungen durch die Verstärkung teilen.

Die Messung mit kurzgeschlossenem Eingang kann man machen, 
Aussagekräftiger ist eher die Messung mit einem Widerstand der dem 
Sensor entspricht. Aus der Messung mit verschiedenen Widerständen lässt 
sich das Rauschen ggf. noch nach Spannungsrauschen und Stromrauschen 
aufteilen.

von Anja (Gast)


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Christian L. schrieb:
> Idealerweise solltest du das Rauschen mit der Impedanz am Eingang
> messen, mit der du später arbeitest.

Vor allem dann wenn deine Eingangsstufe ein nicht zu vernachlässigendes 
Stromrauschen besitzt.

Gruß Anja

von Kai K. (klaas)


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>Den Eingang habe ich für die Messung gegen GND kurzgeschlossen.

Das ist natürlich unseriös, weil dabei geschönte Werte herauskommen. Du 
mußt den Verstärker am Eingang schon exakt so abschließen, als ob der 
Sensor angeschlossen wäre. Wie ist denn die Quellimpedanz deines 
Sensors?

>Jetzt meine Frage: muß ich das gemessene (Amplituden-) Spektrum durch
>die Verstärkung teilen um das tatsächliche Amplitudenrauschspektrum der
>Schaltung zu kriegen...

Wenn du auf den Eingang bezogene Werte haben willst, dann ja. Aber sag 
mal, wozu brauchst du denn ein Amplitudenrauschspektrum?

>...oder spielt in meinem Aufbau (kurzgeschlossener Eingang) die
>Verstärkung gar keine Rolle?

Doch, natürlich. Die Schaltung hat doch ein Eigenrauschen, oder etwa 
nicht? Wenn sie keins hat und der Eingang kurzgeschlossen wird, woher 
soll dann überhaupt Rauschen herkommen??

>Worauf ich am Ende hinaus will ist eine Aussage a-la:"Wenn ich meinen
>Sensor an den Verstärker angestöpselt habe, dann habe ich ein Signal mit
>dem-und-dem Rauschabstand."

Dann kommst du aber mit einem Amplitudenrauschspektrum nicht weit. Dann 
brauchst du schon eher die über eine definierte Bandbreite integrierte 
Gesamtrauschspannung.

>Was wäre denn in meinem Fall eine bessere Lösung zur Messung des
>Schaltungsrauschens als den Input gegen GND zu legen?

Der Schaltung den Sensor vorgaukeln. Du schließt einfach die Schaltung 
am Eingang mit der Ersatzquellimpedanz des Sensors ab. Alles andere ist 
Quatsch.

von Chris K. (kraxelhuber)


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Kai Klaas schrieb:
>>Den Eingang habe ich für die Messung gegen GND kurzgeschlossen.
>
> Das ist natürlich unseriös, weil dabei geschönte Werte herauskommen. Du
> mußt den Verstärker am Eingang schon exakt so abschließen, als ob der
> Sensor angeschlossen wäre.
OK, sehe ich ein...

>
>>Jetzt meine Frage: muß ich das gemessene (Amplituden-) Spektrum durch
>>die Verstärkung teilen um das tatsächliche Amplitudenrauschspektrum der
>>Schaltung zu kriegen...
>
> Wenn du auf den Eingang bezogene Werte haben willst, dann ja. Aber sag
> mal, wozu brauchst du denn ein Amplitudenrauschspektrum?
Naja, ich interessiere mich im Endeffekt für eine Spannungsamplitude die 
ich an meinem Sensor abgreife, bzw. wie weit dieses Signal -- 
ausgewertet als ASD -- über dem Rauschen der Elektronik liegt.


>>...oder spielt in meinem Aufbau (kurzgeschlossener Eingang) die
>>Verstärkung gar keine Rolle?
>
> Doch, natürlich. Die Schaltung hat doch ein Eigenrauschen, oder etwa
> nicht? Wenn sie keins hat und der Eingang kurzgeschlossen wird, woher
> soll dann überhaupt Rauschen herkommen??
Gut, alles "in-loop" Rauschen sieht natürlich auch den gain von meinem 
Verstärker. Mein Gedanke war, daß das Eigenrauschen vom OP eh so klein 
ist, daß man es vergessen kann und dann eher die passiven Komponenten 
hinter meinem Verstärker die dominanten Rauschquellen sind. Da ich mich 
aber für Frequenzen von etwa 0.1Hz - 100Hz interessiere stimmt das so 
wahrscheinlich nicht.

>
>>Worauf ich am Ende hinaus will ist eine Aussage a-la:"Wenn ich meinen
>>Sensor an den Verstärker angestöpselt habe, dann habe ich ein Signal mit
>>dem-und-dem Rauschabstand."
>
> Dann kommst du aber mit einem Amplitudenrauschspektrum nicht weit. Dann
> brauchst du schon eher die über eine definierte Bandbreite integrierte
> Gesamtrauschspannung.
Häh, wieso das denn? Warum soll ich denn durch meine schöne spektrale 
Rauschdichte durch Integrieren "abwerten", wenn ich wissen will ob mein 
Signal in einem bestimmten Frequenzbereich hinreichend weit über dem 
Rauschuntergrund liegt?


>>Was wäre denn in meinem Fall eine bessere Lösung zur Messung des
>>Schaltungsrauschens als den Input gegen GND zu legen?
>
> Der Schaltung den Sensor vorgaukeln. Du schließt einfach die Schaltung
> am Eingang mit der Ersatzquellimpedanz des Sensors ab. Alles andere ist
> Quatsch.
D'accord.

Gruß, Kraxelhuber

von Kai K. (klaas)


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>Häh, wieso das denn? Warum soll ich denn durch meine schöne spektrale
>Rauschdichte durch Integrieren "abwerten", wenn ich wissen will ob mein
>Signal in einem bestimmten Frequenzbereich hinreichend weit über dem
>Rauschuntergrund liegt?

Naja, du sagtest, du wärst am Rauschabstand interessiert und gemäß der 
Definition des Rauschabstands werden hier zwei Spannungen miteinander 
verglichen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Signal-Rausch-Verh%C3%A4ltnis

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