Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik vereinfachter Lithium Laderegler


von Wusel D. (stefanfrings_de)


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Man liest immer wieder, dass Lithium Laderegler Marke Eigenbau 
gefährlich seien, wegen der Präzision der Ladeschluss-Spannung.

Das Samsung Notebook meiner Frau hat ein experimentielles Feature, bei 
dem man die Ladung des Akkus auf 80% beschränken kann. Davon erhoffte 
man sich längere Lebensdauer des Akkus. Nun sind 4 Jahre vergangen und 
ich kann bestätigen, dass es funktioniert. Der Akku hat immer noch 
beinahe die gleiche Kapazität, wie zu Anfang.

Diese Erfahrung, sowie ständig sinkende Preise von einzelligen Lithium 
Akkus, sowie zunehmende Verfügbarkeit vom Mikrocontrollern und 
Peripherie für die Spannung solcher Akkus, bringt mich dazu, nun doch 
den Einsatz von Lithium Akkus in eigenen Schaltungen zu erwägen.

Da ich die Akkus ohnehin nicht mehr rappelvoll laden möchte, müsste es 
doch genügen, einen Laderegler mit 4V Spannungsbegrenzung zu 
konstruieren ohne großartig Schwierigkeiten mit Bauteile-Toleranzen zu 
bekommen.

Da kann ich doch einen ganz gewöhnlichen einstellbaren Spannungsregler 
mit passender Strombegrenzung verwenden.

Oder nicht?

Hat jemand damit Erfahrung gemacht?

von Harald W. (wilhelms)


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Stefan Frings schrieb:

> Da ich die Akkus ohnehin nicht mehr rappelvoll laden möchte, müsste es
> doch genügen, einen Laderegler mit 4V Spannungsbegrenzung zu
> konstruieren ohne großartig Schwierigkeiten mit Bauteile-Toleranzen zu
> bekommen.

Dir ist klar, das Du pro 0,1V etwa 15% weniger Kapazität hast?

> Da kann ich doch einen ganz gewöhnlichen einstellbaren Spannungsregler
> mit passender Strombegrenzung verwenden.

Ein bisschen mehr Mühe z.B. mit einem TL431A solltest Du Dir schon
geben. Zum einjustieren der Ladespannung solltest Du auch nicht
unbedingt ein billiges Baumarkt-Mukltimeter nehmen.
Gruss
Harald

von Stefan (Gast)


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> Dir ist klar, das Du pro 0,1V etwa 15% weniger Kapazität hast?

Nee, war mir nicht klar. Ich dachte, es wären etwa 5% pro 0,1V.

> Zum einjustieren der Ladespannung solltest Du auch nicht unbedingt ein billiges 
Baumarkt-Multimeter nehmen.

Tja, und da liegt der Hase im Pfeffer. Ich habe nämlich keine präzisen 
Meßgeräte und nur für eine einzelne Anwendung will ich mir auch keins 
kaufen.

Dann bleibe cih wohl doch besser bei den ungefährlicheren Nickel Akkus.

von Michael H. (morph1)


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Ich will mal einen anderen als den gewöhnlichen Forumstonfall probieren:

Auch die Hersteller sind sich dessen bewusst, du kriegst also auch 
fertige Lade-ICs mit entsprechend reduzierter Ladeschlussspannung. 
Linear Technologies hat einige davon im Programm.

Üblicherweise beschränken sich deren Varianten auf 4.1V als 
Schlussspannung (und ja für die Besserwisser, es handelt sich dabei 
nicht um alte LiIon-Lade-ICs). Vorrangig sind die Dinger auch für 
Medizin-Produkte interessant, da hier der Akku beim Laden sowieso immer 
eine kritische Komponente darstellt und es deutlich weniger Stress 
bedeutet.

Netterweise sind die ICs einfach nur Varianten bestehender Systeme und 
können 1:1 verwendet werden.

von Stone (Gast)


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Warum nicht einfach einen billigen Li-Ion Lade IC wie z. B. den MCP73831 
kostet ~0.50€ und da ist schon alles drinnen was man braucht.


Gruß Matthias

von Harald W. (wilhelms)


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Stone schrieb:

> Warum nicht einfach einen billigen Li-Ion Lade IC wie z. B. den MCP73831
> kostet ~0.50€ und da ist schon alles drinnen was man braucht.

Solche ICs bekommt man aber oft nur von exotischen Versendern, bei
denen man dann das zehn- bis zwanzigfache des IC-Wertes an Versand-
kosten bezahlt.
Gruss
Harald

von bingo (Gast)


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> Solche ICs bekommt man aber oft nur von exotischen Versendern, bei
> denen man dann das zehn- bis zwanzigfache des IC-Wertes an Versand-
> kosten bezahlt.

Dafür gibt es hier immer wieder Sammelbestellungen bei Digikey, Mouser 
oder Farnell.

von Carsten R. (kaffeetante)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Dir ist klar, das Du pro 0,1V etwa 15% weniger Kapazität hast?

Das ist so nicht allgemeingültig. Die meiste Kapazität liegt zwischen 3 
und 4 Volt. Der geringere Teil liegt über 4 und unter 3 Volt. Für 
LiFePo4 gelten natürlich andere Zahlen. Die Kapazitätsdichte 
(Wattstunden/Voltanstieg Ruhespannung) ist in der Nähe des 
Ladungszentrums bzw in der Nähe der Lagerspannung am höchsten. Der 
exakte Wert ist Zellenspezifisch. Je nach Art der Belastung verzerrt 
sich dann auch noch das Diagramm der nutzbaren Kapazität. Schaut man 
sich die vielen Messdiagramme an, so sind die 5% meistens näher an der 
Realität als die 15% pro 0,1 Volt im Bereich der Endladung.

@Stefan Frings

Da eine Teilladung nicht schädlich ist, wie Du schon am Laptop gemerkt 
hast, kannst Du es so machen. Solange die die Teilladung ausreichende 
Laufzeiten beschert ist dieses Verfahren sogar schonender als die 
hochpräzise Volladung. Du mußt nur sicher unter der Ladeschlußspannug 
bleiben. Präzision ist dann nicht erforderlich. Da ein Schwingen und 
Eiern ohnehin zu vermeiden ist, setzen wir für beide Verfahren mal 
vorraus, daß dieses Problem gelöst ist. Das schafft man auch mit einem 
LM317.

Ich weiß, ich weiß. Manche schreien jetzt OMG. Wenn ich auf 3% genau 
messen kann und einen LM317 strombegrenzt auf 4,05 Volt 
Ladeschlußspannug einstelle, so liege ich real irgendwo zwschen 3,9 Volt 
und 4,2 Volt. Reicht mir die genutzte Kapazität, so kann mir das genaue 
irgendwo fast egal sein. Es ist jedenfalls nicht schlechter als die 
Rappelvoll-Ladung auf exakt 4,2 Volt.

Ich muß nur die Kalibrierung unter geeigneten Bedingungen vornehmen, so 
daß alle Abweichungen nach unten hin geschehen oder einen ausreichen 
Abstand wahren. Kombinationen sind möglich. Vergleichen mit dem anderen 
Verfahren besteht der einzige Nachteil darin, daß man in der aktuellen 
Ladung den Tank nicht maximal voll macht. Aber anders als beim Auto ist 
dies für einen LiIon- oder LiPo-Akku schonender als Volladung. Wenn man 
jetzt auch noch die Tiefentladung vermeidet, hat man gute Chancen auf 
eine lange Nutzugsdauer.

Vom Prinzip her ist es also so wie gefragt wurde möglich. Einzig und 
allein die Frage welche Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden sollen 
und welche Fehlerfälle abgefangen werden sollen stehen noch im Raum. 
Soll zum Beispiel verhindert werden, daß ein tiefentladener Akku aus 
Sicherheitsgründen nicht wieder aufgeladen wird. Aber diese Fragen 
stehen auf einem anderen Blatt.

Zu Beachten ist in Beiden Fällen, daß es Zellen mit 4,1 Volt und welche 
mit 4,2 Volt Maximalspannung gibt.

von Wusel D. (stefanfrings_de)


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Mal angenommne, ich finde einen kaufbaren Chip, der zu meinem Akku 
passt.

Kann ich dann einfach eine Shottky Diode verwenden, um die 
Ladeschlußspannung zu reduzieren und so den Akku zu schonen?

Ich denke da an einen Laderegler ähnlich dem MAX1811, nur hätte ich 
gerne einen höheren Eingangsspannungsbereich (5-21V) mit Schaltregler 
und wenn es geht auch einen höheren Ladestrom (1A).

von asd (Gast)


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Den MAX1811 kannst du ja auf 4,1V einstellen, dass ist doch schon deine 
reduzierte Ladespannung. Die Li-Ion Akkus heute haben fast alle 4,2V 
Ladeendspannung.
Den Schaltregler von 5-21V auf 4,5-4,7V für den MAX1811 kannst du noch 
selbst davor schalten. Ist sicher nicht 100% optimal für den 
Wirkungsgrad, aber das ist ja das schöne am Hobby, es muß nicht immer 
alles perfekt sein und man kann sich selbst aussuchen wo man Kompromisse 
macht um Zeit und Mühe zu sparen.

von Carsten R. (kaffeetante)


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Stefan Frings schrieb:
> Mal angenommne, ich finde einen kaufbaren Chip, der zu meinem Akku
> passt.
>
> Kann ich dann einfach eine Shottky Diode verwenden, um die
> Ladeschlußspannung zu reduzieren und so den Akku zu schonen?
>
> Ich denke da an einen Laderegler ähnlich dem MAX1811, nur hätte ich
> gerne einen höheren Eingangsspannungsbereich (5-21V) mit Schaltregler
> und wenn es geht auch einen höheren Ladestrom (1A).

Vorrausetzung ist wirklich, daß der IC paßt und die Ladeschlußspannung 
nicht zu hoch ist. Eine Diode haut dir da keine feste Stufe nach unten 
rein. Die haben nur eine sehr eckige Kennlinie. Auf eine 
Spanungsreduktion würd ich mich bei kleinen Vorwärtsströmen nicht 
verlassen. Das könnte zwar mit der Selbstentladung passen. Aber ich 
empfehle es nicht.

Wenn aber die originale Ladeschlußspannug paßt, stellt das kein Problem 
dar eine Diode einzusetzen. Nur ist der Spanungsabfall auch an einer 
Shottky für eine LiIon Akku relativ viel. Kennlinie abgleichen. Sinniger 
wäre es, einen Chip zu nehmen bei dem man die Spannung nativ einstellen 
kann und nicht nachträglich herunterzieht.

Weiterhin ist da noch die Frage ab wann von Konstantstrom auf 
Konstantspannung umgeschaltet wird. Wenn es schnell und schonend gehen 
soll und mit einem richtigen Ladechip, wäre es vielleicht eine Option 
sich an dem Umschaltpunkt von Konstantstrom auf Konstantspannung zu 
orientieren.

von Wusel D. (stefanfrings_de)


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@asd: Guter Tipp. Bei Reichelt haben tatsächlich fast alle Akkus aus der 
MP3-Player/Smartphone Kategorie 3,7V also 4,2V Schluss-Spannung. Wenn 
ich einen Chip verwende, der für 4,1V ausgelegt ist (oder einstellbar 
ist) habe ich ja schon, was ich will.

Nun müsste ich nur noch einen Chip finden, der für 5-21V 
Eingangsspannung geeignet ist, einen Schaltregler enthält, etwa 1A 
Ladestrom bietet und im Idealfall auch einen Tiefentladeschutz enthält. 
Wobei ich das notfalls auch mit dem Mikrocontroller realisieren kann.

Ach ja, das ist nochwas :-)
Ich will den Chip als privatkunde im Einzelhandel kaufen.

Also der MAX1811 wäre echt nur eine Notlösung. Da müsste ich noch 
einiges drumherum bauen. Vielleicht entwerfe ich doch meine eigene 
Schaltung und leihe mir für den Abgleich ein gutes Meßgerät aus.

von Max K. (makro)


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@ Michael H.

Michael H. schrieb:
> Auch die Hersteller sind sich dessen bewusst, du kriegst also auch
> fertige Lade-ICs mit entsprechend reduzierter Ladeschlussspannung.
> Linear Technologies hat einige davon im Programm.


Hast du dafür mal einen Beispieltyp?

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