Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Op Amp + kapazitive Last --> kein schwingen?


von M. D. (wpmd)


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Hallo!

Ich habe eine Schaltung vor mir liegen, in der eine Versorgungsspannung 
aus einem DAC über einen Op Amp (AD8397 als Impedanzwandler) auf den 
Eingang eines ICs geht. Ist die Spannung einmal eingestellt, bleibt 
diese konstant. Das IC zieht alle paar ms für die Dauer von einigen 
100ns einen Strom von ca. 100mA. Dafür befindet sich am Pin des ICs ein 
Kondensator mit einer Kapazität von 4,7µF, der die nötige Energie 
liefert.
Mich wundert nun etwas, dass, bedingt durch die hohe kapazitive Last, 
der Op Amp nicht anfängt zu schwingen. Kann mich jemand aufklären?
Exemplarische Schaltung ist angehängt.

von Wusel D. (stefanfrings_de)


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Mich wundert, warum Du eine Schwingung erwartest. Da ist doch nichts 
drin, was Schwingen soll.

von Helmut L. (helmi1)


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M. D. schrieb:
> Mich wundert nun etwas, dass, bedingt durch die hohe kapazitive Last,
> der Op Amp nicht anfängt zu schwingen.

Bist du dir da sicher das er nicht schwingt? Schon mal Stromaufnahme 
gemessen?

von meckerziege (Gast)


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Stefan Frings schrieb:
> Mich wundert, warum Du eine Schwingung erwartest. Da ist doch nichts
> drin, was Schwingen soll.

In vielen Datenblättern ist aber durchaus eine maximale kapazitive Last 
angegeben bzw. das Einschwingverhalten beschrieben für verschiedene 
Werte.
Es gibt aber auch OpAmps, welche dafür ausgelegt sind kapazitive Lasten 
zu treiben.
Insgesamt hat das mit dem OpAmp selbst zu tun bzw. mit seiner internen 
Regelung. Jenachdem wie die Aufgebaut ist, wird sie schneller oder 
langsamer instabil.
=> Regelungstechnik ansehen ;-)

Hast du die Schaltung mal simuliert? Tritt da auch kein Schwingen auf?

von Tilo (Gast)


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Was hast du dir genau angeschaut, den Einschaltvorgang oder irgend wann 
später im statischen Zustand gemessen?

Schwingen bedeutet nicht, dass der OP-Amp instabil sein muss. Bei dem 
großen Filter am Eingang kann es sein, dass der nichtmal beim 
Einschalten schwingt.

von Peter R. (Gast)


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OpAmps KOENNEN schwingen, MUESSEN aber nicht.

Es gibt jede Menge Schaltungen, bei denen der interne Frequenzgang des 
standard-Opamp zu Schwingungen führt. Offensichtlich ist der AD8397 von 
seinem Innenaufbau so konzipiert, dass er bei diesem Anwendungsfall 
nicht schwingt (siehe Datenblatt).

Man findet in Datenblättern von Opams oft den Hinweis, dass sie für 
Verstärkungsfaktoren von z.B. kleiner als Vier nicht verwendbar sind.

Ein Mittel, die Schwingsicherheit zu erhöhen ist z.B. intern ein 
Widerstand, so 100 Ohm, in reihe zum Ausgang des Opamp. Anscheinend hat 
der AD... solch eine Schaltung bereits intern. Oder die Grenzfrequenzen 
der internen Stufen des Opamp sind so gestaffelt, dass immer genügend 
Abstand zum Schwingeinsatz gegeben ist.

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Ob ein OP mit kapazitiver Last schwingt, hängt von vielen Faktoren ab. 
Das ist zum einen der OP selber (Ausgangs-Widerstand, Frequenzgang, 
...), zum anderen die Kapazität des Kondensators und der ESR und auch 
die ohmsche Last, die zusätzlich zum Kondensator anliegt.

Sehr oft ist es so, dass die Schwingung nur in einem bestimmten 
Kapazitäts-Bereich auftritt, bei sehr kleinen und sehr großen 
Kapazitäten ist die Schaltung stabil. Dein Kondensator mit 4,7 uF ist 
schon ziemlich groß, der kritische Bereich liegt meistens so in der 
Größenordnung von 100 nF.

von Reinhard Kern (Gast)


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Johannes E. schrieb:
> bei sehr kleinen und sehr großen
> Kapazitäten ist die Schaltung stabil.

Kann ich bestätigen. Wenn man die Schaltung brutal immer langsamer 
macht, hört sie irgendwann auch wieder auf zu schwingen, nur ist die 
Regelung dann entsprechend langsam. Solange das die Funktion nicht 
beeinträchtigt, ist das durchaus eine mögliche Lösung und einfacher zu 
realisieren als andere Kompensationsmassnahmen.

Gruss Reinhard

von Purzel H. (hacky)


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Standardmaessig setzt man einen Widerstand vor den Kondenser. Der ist 
damit etwas entkoppelt. Man braucht die Bandbreite ja eh nicht..

von Thomas S. (thom45)


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meckerziege schrieb:
> Es gibt aber auch OpAmps, welche dafür ausgelegt sind kapazitive Lasten
> zu treiben.

Man kann diesen Zustand auch mit einem ganz normalen Opamp selbst 
realisieren. Mehr dazu hier, wenn sich jemand dafür interessiert:

"Operationsverstärker II:
 Die Gain- und DC-Offsetabstimmung und
 die kapazitive Belastung (Lead-Kompensation)"
 http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/opa2.htm

Siehe Bilder 9 und 10 mit den zugehörigen Kapitel.

von Thomas S. (thom45)


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Johannes E. schrieb:
> Sehr oft ist es so, dass die Schwingung nur in einem bestimmten
> Kapazitäts-Bereich auftritt, bei sehr kleinen und sehr großen
> Kapazitäten ist die Schaltung stabil. Dein Kondensator mit 4,7 uF ist
> schon ziemlich groß, der kritische Bereich liegt meistens so in der
> Größenordnung von 100 nF.

Das hat damit zu tun, dass jeder Verstärker auch die Eigenschaft einer 
Induktivität besitzt, weil die Ausgangsimpedanz nimmt zu, je höher die 
Frequenz ist. Kondensatoren parallel zum Ausgang können daher kritisch 
sein, weil Resonanz entsteht und dies zum Schwingen führen kann. Bevor 
es soweit ist, macht sich bei steilflankiger Eingangsspannungsänderung 
am Ausgang ein aperiodisches Einschwingen mit typisch höheren Amplituden 
bemerkbar.

Ich habe zu diesem Thema vor einigen Jahren einen speziellen 
Elektronik-Minikurs geschrieben den ich empfehle:

"Ein DC-Spannungsregler ist auch eine Induktivität!"
http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/uregindu.htm

Es geht hier zwar um Spannungsregler. Auch der hat schliesslich ebenso 
einen Verstärker mit den selben induktiven Eingenschaften, wie eben 
erwähnt. Erklärt wie die ganze Angelegenheit mit einem Opamp ab Kapitel 
"Experiment mit einem Operationsverstärker".

Gruss
Thomas

von M. D. (wpmd)


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Vielen Dank schon mal für die vielen Antworten.
Gemessen habe ich das Verhalten im eingeschalteten, statischen Zustand.
Mir geht es darum, dass ich den AD8397 durch einen anderen OP Amp mit 
geringer Temperaturdrift ersetzen möchte. (Für den AD8397 gibt es im 
Datenblatt überhaupt keine Angabe zur Temperaturdrift)
Dabei möchte ich natürlich nicht Gefahr laufen, dass die gesamte 
Schaltung durch einen anderen OP Amp anfängt zu schwingen.

von Klaus R. (klara)


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Hallo,
in der letzten TI Newsletter wurde etwas zum Problem mit kapazitiven 
Lasten aufgezeigt.

Bypass Capacitors… yes, but why?
http://e2e.ti.com/blogs_/b/thesignal/archive/2013/04/23/bypass-capacitors-yes-but-why.aspx?HQS=hpa_thesignal_130427&DCMP=mytinwsltr_05_11_2013&sp_rid_pod3=LTIxOTUzNzg2NzQS1&sp_mid_pod3=4968551

Hier wird es anschaulicher.

Taming Oscillations—the capacitive load problem:
http://e2e.ti.com/blogs_/b/thesignal/archive/2012/06/05/taming-oscillations-the-capacitive-load-problem.aspx

Gruss Klaus.

von Harald W. (wilhelms)


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M. D. schrieb:

> Mir geht es darum, dass ich den AD8397 durch einen anderen OP Amp mit
> geringer Temperaturdrift ersetzen möchte. (Für den AD8397 gibt es im
> Datenblatt überhaupt keine Angabe zur Temperaturdrift)

Meinst Du die Offsetspannungsdrift? Da gibts beim AD8397 die Angabe
von 2,5mV über den vollen Temperaturbereich.
Gruss
Harald

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