Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik TNA-TI: Seltsame AC-Transfer Analyse


von Timm R. (Firma: privatfrickler.de) (treinisch)


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Hallo,

ich habe diese harmlose Schaltung simuliert, es handelt sich um einen 
OPA350 in Differenz-Verstärker Beschaltung. Angehängt ist ein Bild und 
die Simulationsdatei.

Soweit verhält sich die Schaltung so wie sie soll, aber die AC Transfer 
Analyse zeigt bei Gleichstrom eine Dämpfung von 85 dB, dass kann ja wohl 
kaum wahr sein! In Richtung von 1 MHz sinkt dann die Dämpfung, was ja 
wohl ebenfalls völlig absurd ist, eine Abbildung davon ist ebenfalls 
angehängt.

Wo liegt der Fehler?

Vlg

 Timm

von ArnoR (Gast)


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> Wo liegt der Fehler?

Vermutlich in der Versorgung des OPV. Der Anstieg zu hohen Frequenzen 
ist einfach das kapazitive Durchkoppeln durch den inaktiven OPV.

Zieh doch mal die V+/V- -Jumper etwas vom OPV und der Batterie weg und 
schau ob die überhaupt angeschlossen sind oder miss die Spannung an den 
OPV-Pins. Bei TINA und den Verbindungen hab ich schon die dollsten 
Dinger erlebt.

von ArnoR (Gast)


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Es ist nicht die Betriebsspannung, sondern die Offsetspannung des OPV. 
Die ist so gerichtet, dass der Ausgang unter Masse liegen müsste. Der 
OPV liegt also am Anschlag und kann nicht arbeiten. Leg mal eine 5mV 
Quelle vor den -Eingang des OPV, mit - zum Eingang, dann gehts: V~18dB.

von Timm R. (Firma: privatfrickler.de) (treinisch)


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Hallo,

ArnoR schrieb:
> Es ist nicht die Betriebsspannung, sondern die Offsetspannung des OPV.
> Die ist so gerichtet, dass der Ausgang unter Masse liegen müsste. Der
> OPV liegt also am Anschlag und kann nicht arbeiten. Leg mal eine 5mV
> Quelle vor den -Eingang des OPV, mit - zum Eingang, dann gehts: V~18dB.

wow! Vielen Dank für die schnelle Hilfe!

Die Verdrahtung ist in der Tat ein Thema bei Tina, war aber in diesem 
Fall in Ordnung.
Ja! Es war die Offset-Spannung. Da wäre ich in 100 Jahren nicht drauf 
gekommen. Danke!

Ist diese (gute!) Trick mit der Spannungsquelle die Standardlösung? Oder 
kann man irgendwo eine Art „Arbeitspunkt” einstellen?

Vlg
 Timm

von ArnoR (Gast)


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Zu früh gefreut, denn leider muss ich nochmal korrigieren. Im OPV-Modell 
hab ich jetzt gar keine Offsetquelle gefunden und eine 
DC-Sweep-Simulation +/-10µV bestätigt das auch. Also ist die eigentliche 
Ursache wohl in einer anderen Stufe des OPV zu suchen. Auf jeden Fall 
muss man offenbar dafür sorgen, dass der Ausgang einen gewissen Abstand 
von den Rails hat.

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Sinnvoll wäre es, wenn der untere Anschluss von R4 nicht auf GND, 
sondern auf der 2,5V liegen würde (halbe Versorgungsspannung). Dann 
bekommst du einen symmetrischen Aussteuerbereich mit +/- 2,5V.

Bevor du eine AC-Anylse machst, solltest du erst mal eine 
Transientensimulation machen, um zu sehen, ob sich die Schaltung auch so 
verhält wie gewünscht.

von Kai K. (klaas)


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>Soweit verhält sich die Schaltung so wie sie soll, aber die AC Transfer
>Analyse zeigt bei Gleichstrom eine Dämpfung von 85 dB, dass kann ja wohl
>kaum wahr sein! In Richtung von 1 MHz sinkt dann die Dämpfung, was ja
>wohl ebenfalls völlig absurd ist, eine Abbildung davon ist ebenfalls
>angehängt.

Was erwartest du denn?? Die Simu beschert dir das Verhalten eines realen 
OPamps mit bei DC endlicher und bei HF sich verschlechternder 
Gleichtaktunterdrückung.

>Wo liegt der Fehler?

In deiner Annahme, daß ein OPamp zaubern kann.

von Timm R. (Firma: privatfrickler.de) (treinisch)


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Johannes E. schrieb:
> Sinnvoll wäre es, wenn der untere Anschluss von R4 nicht auf GND,
> sondern auf der 2,5V liegen würde (halbe Versorgungsspannung). Dann
> bekommst du einen symmetrischen Aussteuerbereich mit +/- 2,5V.

möchte ich gar nicht haben! Der Aussteuerbereich liegt genau so wie 
gewünscht.

> Bevor du eine AC-Anylse machst, solltest du erst mal eine
> Transientensimulation machen, um zu sehen, ob sich die Schaltung auch so
> verhält wie gewünscht.

habe ich gemacht. Im Ausgangsposting steht ja auch, dass sich die 
Schaltung – abgesehen von der AC Transfer Analyse – verhält wie gewollt.

Vlg
 Timm

von Timm R. (Firma: privatfrickler.de) (treinisch)


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Kai Klaas schrieb:

>>Wo liegt der Fehler?
>
> In deiner Annahme, daß ein OPamp zaubern kann.

nein. In der Annahme, dass alle Mitglieder dieses Forums lesen können, 
oder sich andernfalls eines Kommentars enthalten.

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Timm Reinisch schrieb:
> Im Ausgangsposting steht ja auch, dass sich die
> Schaltung – abgesehen von der AC Transfer Analyse – verhält wie gewollt.

Wenn du am Eingang eine sinus-förmige Spannung anlegst, dann würde man 
bei so einer Schaltung am Ausgang eine sinusförmige Spannung erwarten, 
die symmetrisch zu 0V ist.

Weil der OP allerdings nur unipolar versorgt wird, kann die 
Ausgangsspannung nicht negativ werden. Es kommt also eine Spannung 
heraus, die nur aus einem halben Sinus-Signal besteht, nämlich den 
positiven Halbwellen.

Wenn das tatsächlich so gewollt ist, dann is es keine lineare Schaltung 
und es ist dann nicht sinnvoll, eine AC-Analyse zu machen, da diese nur 
für lineare Schaltungen definiert ist.

Für eine AC-Analyse muss man eine OP-Schaltung immer in ihrem linearen 
Bereich betreiben, und der liegt bei dieser Schaltung nicht bei 0V 
Ausgangsspannung.

von Timm R. (Firma: privatfrickler.de) (treinisch)


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Hallo,

Johannes E. schrieb:


> Weil der OP allerdings nur unipolar versorgt wird, kann die
> Ausgangsspannung nicht negativ werden. Es kommt also eine Spannung
> heraus, die nur aus einem halben Sinus-Signal besteht, nämlich den
> positiven Halbwellen.

exakt das passiert und ist auch absolut in Ordnung so!

> Wenn das tatsächlich so gewollt ist, dann is es keine lineare Schaltung
> und es ist dann nicht sinnvoll, eine AC-Analyse zu machen, da diese nur
> für lineare Schaltungen definiert ist.

ahh, Nachtigall ick hör dir trapsen! Das erklärt dann also das Problem 
mit der AC Analyse.

Aber warum verschwindet der Effekt, wenn man wie von ArnoR 
vorgeschlagen, bloß das Eingangssignal um 5 mV vom Rail wegbewegt?

Der von Dir beschriebene Effekt mit der kastrierten Sin-Kurve tritt ja 
dann immer noch auf?

Reicht dann der entstehende lineare Bereich von 5 mV für die AC-Analyse?

Vlg
Timm

von Kai K. (klaas)


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Ändere mal die Spannungsquelle in einen Sinus mit 10mV Amplitude und 
300mV Offset, dann kommt etwas Vernünftiges heraus.

Du zwingst mit deinem Eingangssignal den Ausgang des OPA350 in die 
Sättigung und da kann er nicht mehr arbeiten.

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Timm Reinisch schrieb:
> Aber warum verschwindet der Effekt, wenn man wie von ArnoR
> vorgeschlagen, bloß das Eingangssignal um 5 mV vom Rail wegbewegt?

Bei der AC-Analyse wird die Schaltung im jeweiligen Arbeitspunkt 
linearisiert. Das bedeutet, mit 5 mV Offset arbeitet der OP gerade so in 
einem Arbeitspunkt, in dem der Abstand zur Versorgung groß genug ist. In 
diesem Punkt wird dann die AC-Analyse gemacht.

Um sicher zu gehen, dass sich der OP in einem sinnvollen Arbeitspunkt 
befindet, würde ich da aber nicht nur 5 mV drauf geben, es ist gut 
möglich, dass man da gerade so im Übergang ist und bei 6 mV nochmal ein 
ganz anderes Ergebnis rauskommt.

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