Forum: Offtopic 600 W Luftentfeuchter - 600 W Heizung?


von J. A. (gajk)


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Ich habe ein Verständnisproblem zu Klimaanlagen, bei denen die 
Kühlleistung höher ist als die elektrische Anschlussleistung.

Ähnlich ist es beim Luftentfeuchter. Da kondensiert ja Wasser, d.h. 
Kondensationswärme wird FREI. Woher kommt die Wärme? Aus dem Raum doch, 
oder?

Oder andersherum: Wo ist der Unterschied zwischen einem Luftentfeuchter 
und einer Klimaanlage, deren Abluftschlauch einfach im Zimmer ist?

von Tilo (Gast)


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Eine Klimaanlage mit Abluftschlauch im Zimmer ist eine Heizung.

von Peter D. (peda)


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J. Ad. schrieb:
> Ich habe ein Verständnisproblem zu Klimaanlagen, bei denen die
> Kühlleistung höher ist als die elektrische Anschlussleistung.

Es wäre schlimm, wenns nicht so wäre. Die elektrische Leistung sind ja 
die Verluste.
Bei 1000W Kühlleistung und 200W Verbrauch müssen 1200W Wärme abgeführt 
werden und der Wirkungsgrad ist 80%.

von Martin K. (maart)


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J. Ad. schrieb:

> Oder andersherum: Wo ist der Unterschied zwischen einem Luftentfeuchter
> und einer Klimaanlage, deren Abluftschlauch einfach im Zimmer ist?

Der Luftentfeuchter wurde dafür extra gebaut, die Klimaanlage nicht, 
sonst ist die Wirkung gleich.

von Michael M. (technikus)


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J. Ad. schrieb:
> Ich habe ein Verständnisproblem zu Klimaanlagen, bei denen die
> Kühlleistung höher ist als die elektrische Anschlussleistung.
Der Witz daran ist, daß die Abwärme an einem anderen Ort frei wird. Beim 
Kühlschrank außen, bei der Raumklimaanlage im Freien. Die Abwärme ist 
natürlich die Summe aus der abtransportieren Wärme und der elektrischen 
Verlustleistung der Anlage.
Bei Klimaanlagen und Wärmepumpen gibt man üblicherweise die 
Leistungszahl http://de.wikipedia.org/wiki/Leistungszahl an, die 
natürlich Werte größer 1 annimmt.

> Ähnlich ist es beim Luftentfeuchter. Da kondensiert ja Wasser, d.h.
> Kondensationswärme wird FREI. Woher kommt die Wärme? Aus dem Raum doch,
> oder?
Gehen wir mal von einer üblichen Kältemaschine aus:
Im Verdampfer (das ist das kühlende Teil) geht das Kältemittel von 
flüssig in gasförmig über. Dazu nimmt der Verdampfer Wärme aus der 
Raumluft auf. Diese kühlt unter den Taupunkt der Luftfeuchtigkeit ab und 
sie kondensiert. Die frei werdende Kondensationswärme wird auch vom 
Kältemittel beim Verdampfen aufgenommen.
Jetzt hat man gasförmiges Kältemittel unter niedrigem Druck. Das wird im 
Kompressor so stark komprimiert, bis es wieder flüssig ist. Die dabei 
freiwerdende Kondensationswärme sowie die Abwärme des Kompressormotors 
werden an die Raumluft abgegeben. Die Wärmemenge wird also aus dem Raum 
aufgenommen und im gleichen Gerät wieder abgegeben. Die elektrische 
Verlustleistung des Geräts wird zusätzlich an die Raumluft abgegeben.

> Oder andersherum: Wo ist der Unterschied zwischen einem Luftentfeuchter
> und einer Klimaanlage, deren Abluftschlauch einfach im Zimmer ist?
Wenn letzteres nicht ein besserer Luftbefeuchter ist: Es gibt keinen.

Servus
Michael

von J. A. (gajk)


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Peter Dannegger schrieb:
> J. Ad. schrieb:
>> Ich habe ein Verständnisproblem zu Klimaanlagen, bei denen die
>> Kühlleistung höher ist als die elektrische Anschlussleistung.
>
> Es wäre schlimm, wenns nicht so wäre. Die elektrische Leistung sind ja
> die Verluste.
> Bei 1000W Kühlleistung und 200W Verbrauch müssen 1200W Wärme abgeführt
> werden und der Wirkungsgrad ist 80%.

Ok, dann wäre es aber doch sinnvoll, die Klimaanlage DRAUSSEN 
aufzustellen, wenn ich mit 200 W Verbrauch 1200 W Wärme bekomme.

von B. O. (t_65)


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Man könnte damit auch Wasser aus in der Erde vergrabenen (gebohrten) 
Schläuchen abkühlen und die gewonnene Wärme in einem Pufferspeicher für 
die Heizung zwischenlagern. Die Verlustleistung des Motors/Kompressors 
kann man dazu auch verwenden.

Moment mal, ich glaube, ich habe soeben die "Wärmepumpe" entdeckt!

:-)

von Vn N. (wefwef_s)


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J. Ad. schrieb:
> Ok, dann wäre es aber doch sinnvoll, die Klimaanlage DRAUSSEN
> aufzustellen, wenn ich mit 200 W Verbrauch 1200 W Wärme bekomme.

Klimaanlagenkompressoren bzw. deren Abluft kommen in aller Regel auch 
raus, alles andere heizt den Raum nur.

von Michael M. (technikus)


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J. Ad. schrieb:
> Ok, dann wäre es aber doch sinnvoll, die Klimaanlage DRAUSSEN
> aufzustellen, wenn ich mit 200 W Verbrauch 1200 W Wärme bekomme.

Klar, so wird es ja bei jeder sinnvollen Klimaanlage auch gemacht. Schon 
mal die Kühler der Gefriertruhen auf den Dächern/an den Außenwänden von 
Supermärkten angeschaut? Die stehen nicht zum Spaß im Freien.

Betrachtet man das Modell Wärmepumpe, also Wärmeenergie von kalt nach 
warm, um im Winter das Haus zu heizen:
Der Haken daran ist, daß die unterschiedlichen 
Energieformen/Energieträger auch unterschiedlich viel kosten.

Wärmepumpe, die 1kW bei 200W Eigenverbrauch transportiert:
1kWh Strom kostet etwa 0,25 €, also 0,04 € für 1200 Wh Wärme
Erdgas direkt verbrennen:
1kWh kostet etwa 0,05 €, also 0,06 € für 1200 Wh

Die Kostenersparnis ist also gar nicht so riesig, wie es erst aussieht. 
Rechnet man etwas genauer, kommt man wahrscheinlich noch schlechter 
raus. Ok, man kann die Wärmepumpe direkt mit Erdgas betreiben. Dann 
kommt aber wieder der schlechtere Wirkungsgrad jeder Wärmekraftmaschine 
mit rein. Wenn ich statt 1 kWh elektrische Energie 4 kWh Erdgas 
verbrauche, ändert sich im Endeffekt wenig.

Servus
Michael

von B. O. (t_65)


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Michael M. schrieb:
> Die Kostenersparnis ist also gar nicht so riesig, wie es erst aussieht.

Angenommen, man hat eine Sole/Wasser-Wärmepumpe:
mit der Installation der Erdkollektoren hat man quasi einen 
"Brennstoffvorrat" für die nächsten 50 Jahre gekauft, genauso wie wenn 
man einen riesigen Öltank kaufen würde. Es fällt also nur die 
Preissteigerung für Strom an. Mit dem Wirkungsgrad (COP ca. 4.8) 
gerechnet also ein starkes fünftel der Strompreissteigerung.

Beim Gas trifft einen die Preissteigerung 1:1. Auf lange Sicht ist die 
Wärmepumpe definitiv günstiger, auch im Bezug auf Wartung, Kaminfeger 
usw..

von J. A. (gajk)


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Michael M. schrieb:
> J. Ad. schrieb:
>> Ok, dann wäre es aber doch sinnvoll, die Klimaanlage DRAUSSEN
>> aufzustellen, wenn ich mit 200 W Verbrauch 1200 W Wärme bekomme.
>
> Klar, so wird es ja bei jeder sinnvollen Klimaanlage auch gemacht. Schon
> mal die Kühler der Gefriertruhen auf den Dächern/an den Außenwänden von
> Supermärkten angeschaut? Die stehen nicht zum Spaß im Freien.
>
Klimaanlage mit Split-System: klar, die Wärme soll ja nach draußen.

Nein, was ich meinte, ist die Klimaanlage im WINTER draußen aufzustellen 
und das Split-Teil, was sonst draußen ist, DRINNEN zu montieren.
Um dann mit 200 W Verbraucht 1200 W Wärme zu bekommen (wie schön ist 
doch die Umgangssprache).

von D. Z. (davez)


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Mir ist gerade folgende Idee gekommen:

Wenn ich jetzt einen Teil aus dem Beispiel genannten 1200W in 
elektrische Energie umwandeln könnte, z.B. 200W dann könnte doch das 
Klimagerät selbsständig immer weiter laufen ohne dass es Strom aus der 
Dose braucht.

von Harald W. (wilhelms)


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D. Zi. schrieb:

> Wenn ich jetzt einen Teil aus dem Beispiel genannten 1200W in
> elektrische Energie umwandeln könnte, z.B. 200W dann könnte doch das
> Klimagerät selbsständig immer weiter laufen ohne dass es Strom aus der
> Dose braucht.

Ja natürlich. Sowas nennt sich dann Thermogenerator. Das Problem
bei diesen Generatoren ist aber, das dieser nicht von einer
absoluten Temperatur "lebt", sondern immer eine Temperaturdifferenz
benötigt. Und das der Wirkungsgrad umso besser wird, je höher diese
Differenz ist.
Gruss
Harald

von D. Z. (davez)


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Inwiefern Temperaturdifferenz? Zwischen Aussentemperatur und 
Kühlmediumtemperatur im komprimierten zustand?

von Michael M. (technikus)


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J. Ad. schrieb:
> Nein, was ich meinte, ist die Klimaanlage im WINTER draußen aufzustellen
> und das Split-Teil, was sonst draußen ist, DRINNEN zu montieren.
> Um dann mit 200 W Verbraucht 1200 W Wärme zu bekommen (wie schön ist
> doch die Umgangssprache).

Genau das haben B. Obachter und ich oben schon diskutiert. Nennt sich 
Wärmepumpe. Wie wir oben auch diskutiert haben, sieht das Verhältnis 
1200/200W zunächst toll aus, im Endeffekt bleiben aber vielleicht mal 
30% Einsparung (sowohl energetisch als auch finanziell) gegenüber dem 
Verbrennen von Öl/Gas/Kohle übrig.

@D. Zi.
Der maximale, theoretisch erreichbare Wirkungsgrad jeder 
Wärmekraftmaschine ist der 
http://de.wikipedia.org/wiki/Carnot-Wirkungsgrad von eta = 1 - 
Tkalt/Theiß. Die Temperaturdifferenz zwischen warmer und kalter Quelle 
bestimmt also den Wirkungsgrad.
Gehen wir mal von 50°C und 0°C aus, dann haben wir ein theoretisches 
Limit von 15,5%. Da bekommt man im idealen Fall aus den 1200 W Wärme 
gerade mal 185W mechanische Energie raus. Das sieht schon in der Theorie 
ziemlich dürftig aus, in der Praxis noch schlechter.

Servus
Michael

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