Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Philosophie .


von Christian H. (ct2034) Benutzerseite Flattr this


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Hallo,

kennt ihr jemand, der nach (oder während) einem technischen Studium 
Philosophie studiert hat, oder könnt ihr euch das vorstellen? Ich bin 
jetzt kurz vor dem Master in Mechatronik und spiele ganz ernsthaft mit 
dem Gedanken.

Natürlich ist das jetzt nicht die Standardanforderung in 
Stellenausschreibungen, aber wer danach studiert ist auch irgendwie 
selber schuld. Wenn man schon Ingeneur ist, kann man doch auch noch 
etwas sinnloses studieren, oder?

Wollte mal eure Meinung dazu hören ..

Schönen Abend noch,
Christian

von Ich (Gast)


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In der Philosophie (altgriechisch φιλοσοφία philosophía, latinisiert 
philosophia, wörtlich „Liebe zur Weisheit“) wird versucht, die Welt und 
die menschliche Existenz zu deuten und zu verstehen.


Als Ingenieurwissenschaften (auch Ingenieurwesen) werden diejenigen 
Wissenschaften bezeichnet, die sich in ihrem Bereich mit der Forschung 
und der technischen Entwicklung oder auch Konstruktion sowie der 
Produktionstechnik beschäftigen und dabei naturwissenschaftliche 
Erkenntnisse meist anwendungsorientiert erforschen und praktisch 
anwenden. In Abgrenzung von der allgemeinen Technologie, die sich mit 
den allgemeinen Prinzipien der Technik beschäftigt, spricht man deshalb 
vom Ingenieurwesen zuweilen auch als von der speziellen Technologie.

Zwei Welten, aber kein Widerspruch.

Chris tian schrieb:
> kennt ihr jemand, der nach (oder während) einem technischen Studium
> Philosophie studiert hat,

Nein!

Die Frage ist doch, was mache ich mit meinem Ingenieurwissen?
Rüstungsindustrie: technisch höchst anspruchsvoll, aber möchte ich das?

Dazu muss ich keine Philosophie Studieren.

Warum möchtest Du nach deinem Ingenieurstudium noch Philosophie 
studieren?

Sich nebenbei, mit dem Sinn hinter den Dingen zu beschäftigen mag 
sinnvoll sein, aber direkt das studieren,


Wenn ich Englisch als Fremdsprache für wichtig halte, muss ich noch 
lange nicht Englisch studieren.

von peterguy (Gast)


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Meine Freundin hat Philosophie + Biologie studiert.

Ich hatte ein paar mal die zweifelhafte Ehre ihre Studienarbeiten zu 
Hegel, bzw. die Examensarbeit zu einem biologisch-philosophischen 
Mischthema Korrektur zu lesen. Alter Falter, das ist ganz, ganz harter 
Tobak!

Ich kann mir nicht vorstellen, dass man nach einem Ingenieursstudium 
ernsthaft ein Philostudium durchzieht. Das sind ganz andere Welten.

Klar wenn dich das interessiert und du genau weißt worauf du dich da 
einlässt, hält dich nichts davon ab noch diese Studium nachzulegen.
Evtl. auf Lehramt um danach an die Berufsschule zu gehen, dann ist das 
Ing-Studium nicht ganz umsonst gewesen.

von T.L. (Gast)


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Ein Freund von mir arbeitete nach dem Studium (Dipl.-Ing. FH) ein 
knappes Jahr in einem grösseren Industriebetrieb. Dann hatte er komplett 
fertig und hängte ein Zweitstudium der evangelischen Theologie dran. 
Heute macht er damit zwar deutlich weniger Kohle, lebt aber glücklich 
und zufrieden in einer süddeutschen Grosstadt.

Ein ehemaliger Klassenkamerad machte einen ähnlich drastischen Schnitt. 
Er zog zunächst sein Studium der Nachrichtentechnik zügig und 
erfolgreich durch, schmiss dann aber hin, während er seine Diplomarbeit 
erstellte.

Ganz offensichtlich war er an falsche Freunde geraten, die ihm 
einredeten, dass Technik generell menschenverachtend, gefährlich und 
unnütz sei. Sie bearbeiteten ihn so lange mit hinterhältigen Methoden 
und ausgefeilten psychologischen Tricks, bis er sich entschloss, das 
Studienfach zu wechseln. Nämlich zur Sozialpädagogik, was diese Leute 
allesamt auch selber studierten. Heute arbeitet der Dipl.-Soz.-Päd. als 
zynischer Sesselfurzer in einer Kommunalbehörde und macht seinen 
"Kunden" das Leben schwer...

von A&B Dilemma (Gast)


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> Nämlich zur Sozialpädagogik, was diese Leute
> allesamt auch selber studierten. Heute arbeitet der Dipl.-Soz.-Päd. als
> zynischer Sesselfurzer in einer Kommunalbehörde und macht seinen
> "Kunden" das Leben schwer...
na und, wenn er jetzt mehr verdient hat es sich gelohnt.
Früher galt die Gleichung Philosophie == Hartz4, da brotlose Kunst.
Heute kann man diese Gleichung auf ein Ing.-Studium teilweise auch schon 
anwenden, insbesondere dann wenn nicht gleich nach dem Abschluß eine 
Stellung gefunden wird. So haben sich die Zeiten geändert.

> Wenn man schon Ingeneur ist, kann man doch auch noch
> etwas sinnloses studieren, oder?
das wird Dir "gesellschaftlich" sehr übel genommen!
Du siehst es ja hier in diesem Forum - da wird von der Mehrheit 
behauptet,daß Dein Abschluß nach einem Jahr, etc. wertlos ist, da alles 
veraltet, usw.
Das sehe ich anders, aber die Mehrheit (und die Personalabteilung) sieht 
das leider so.
Laß es also sein.

von Rick M. (rick-nrw)


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A&B Dilemma schrieb:
(...)
>> Wenn man schon Ingeneur ist, kann man doch auch noch
>> etwas sinnloses studieren, oder?
> das wird Dir "gesellschaftlich" sehr übel genommen!
> Du siehst es ja hier in diesem Forum - da wird von der Mehrheit
> behauptet,daß Dein Abschluß nach einem Jahr, etc. wertlos ist, da alles
> veraltet, usw.
> Das sehe ich anders, aber die Mehrheit (und die Personalabteilung) sieht
> das leider so.
> Laß es also sein.

Klar kann man das so nebenbei studieren, Du musst das ja nicht jedem 
sagen.
Du kannst da sogar promovieren, auf den tragen des Dr phil. würde ich 
als Ingenieur dann aber verzichten.

von alfredo (Gast)


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Mach die Philosophie zu Deinem Hobby, sonst ruinierst Du Dir deine 
mühsam erworbene ökonomische Basis. Wieso studieren, Du kannst doch auch 
so alles nachlesen.

von Alex (Gast)


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Technikethik, Technikbewertung und Technikfolgenabschätzung könnten Dich 
interessieren.

Prof. Hubig hält z.B. sehr gute Vorlesungen. Habe ihn damals in 
Stuttgart gehört. Jetzt ist er anscheinend in Darmstadt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Hubig

Günter Ropol ist auch einer dieser Technikphilosophen:

http://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCnter_Ropohl

von Unentschlossener (Gast)


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Spricht eigentlich nichts dagegen, sich mit dem Thema näher zu befassen.
Ich hab Ingenieure kennengelernt, die sich mit Psychologie befassen und 
Sozialpädagogen mit erheblichem Wissen im Bereich Elektrotechnik.
Wenn es dich interessiert, dann mach das doch!
Schmerzen wirst du dadurch nicht erleiden ;)

von hujk (Gast)


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Ich kenne jemand, der das gerade macht (Informationstechnologie + 
Philosophie). Auch wenn mir die genauen Umstände nicht bekannt sind, 
würde ich doch sagen das er offenbar gut damit zurecht kommt. Da er 
beides parallel studiert, wird er aber wohl so 1-2 Semester mehr 
brauchen...

von Matthias (Gast)


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Die Kombination Ingenieurwissenschaften + Philosophie scheint mir eher 
selten vorzukommen; verbreiteter erscheint mir Physik + Philosophie 
(ausgehend von Dingen wie Urknall, Suche nach kleinstem Element und 
ähnlichen Dingen kommen Physiker schnell ins philosphische).

von Christian (Gast)


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Matthias schrieb:
> Die Kombination Ingenieurwissenschaften + Philosophie scheint mir eher
> selten vorzukommen; verbreiteter erscheint mir Physik + Philosophie
> (ausgehend von Dingen wie Urknall, Suche nach kleinstem Element und
> ähnlichen Dingen kommen Physiker schnell ins philosphische).

Harald Lesch lässt grüßen ;-)

von Unentschlossener (Gast)


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Mal so als Ansatz:
Ab wann beginnt Leben?
Und welche Kriterien muss ein "Roboter" erfüllen um als "lebend" oder 
"intelligent" bezeichnet zu werden?
Dadurch entsteht ja eigentlich auch eine Verbindung zur Ethik.
Das wäre jetzt so spontan der Kontaktpunkt, der mir einfällt.

von Andreas H. (ahz)


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Chris tian schrieb:
> Wenn man schon Ingeneur ist, kann man doch auch noch
> etwas sinnloses studieren, oder?

Zwei sinnlose Studiengänge ? Naja, ich persönlich halte Philosophie 
nicht für sinnlos.

Das ist allerdings "übelst hartes Zeug". Wenn Du es einfacher willst, 
aber mit ähnlichen Methoden, dann studiere Mathematik (kein Witz).

Ansonsten schau Dir doch mal das hier an. Da kannst Du auch mal ohne 
Probleme reinschnuppern und per "Akademiestudium" beliebig 
weiterstudieren.

http://www.fernuni-hagen.de/KSW/bakwmfs/schaukasten.shtml

Wenn es Dir Spass macht, kannst Du auch in den Bachelorstudiengang 
wechseln.

Grüße
Andreas

P.S: Carly Fiorina hat (u.a.) Philosophie studiert. Hat zumindest für 
den CEO bei HP (und angeblich 21Mil. $ Abfindung bei ihrem weggang) 
gereicht^^

von Grrr! (Gast)


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Der Philosoph wird Pharmareferent, der Germanist geht in die PR 
Abteilung eines Rüstungskonzerns - alles normal. Insofern sollte man den 
Blickwinkel etwas erweitern, wenn man (gedanklich homo-ökonomicus 
verpestet) den Sinn eines Studiums auf Nützlichkeit reduziert hat.

T.L. schrieb:
> Nämlich zur Sozialpädagogik, was diese Leute
> allesamt auch selber studierten. Heute arbeitet der Dipl.-Soz.-Päd. als
> zynischer Sesselfurzer in einer Kommunalbehörde und macht seinen
> "Kunden" das Leben schwer...

Und dort sitzt er auch noch in 10 Jahren und geht mit 60 in den 
gutbezahlten Vorruhestand. In der Zwischenzeit hat er vielleicht mehrere 
seiner ehemaligen Kommilitonen - die Wegwerfingenieure über 40- vor 
seinem Schreibtisch sitzen gehabt und ihnen den Elektrikerhelfer in der 
Leihbude "ans Herz gelegt". Richtig gemacht hat er's !

Wer in diesem Land heute auch nur eine Silbe des Geschwätzes der 
professionellen Lügenbolde aus Politik, Bildungsindustrie und 
Arbeitgeberverbänden glaubt (Fachkräftebla etc.) und  etwas Technisches 
studiert, ist selbst dran schuld. Hätte lieber Bestatter werden sollen- 
da gibts demnächst viel Arbeit im Altersheim D, der zweit"ältesten" 
Nation der Welt....

von wifiplaner (Gast)


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Chris tian schrieb:
> kennt ihr jemand, der nach (oder während) einem technischen Studium
> Philosophie studiert hat, oder könnt ihr euch das vorstellen? Ich bin
> jetzt kurz vor dem Master in Mechatronik und spiele ganz ernsthaft mit
> dem Gedanken.

Ich habe das vor. Bin gerade im Master Technische Informatik.

Keine Lust die nächsten 60 Jahren als Hamster im Hamsterrad zu kämpfen, 
lieber etwas machen woran man Leidenschaft hat.

von Jürgen (Gast)


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Hallo Christian,

es gibt einige, die nach einem abgeschlossenen Studium in den 
Ingenieurwissenschaften ein Philosophiestudium aufgenommen haben, 
allerdings meist nebenruflich an der FernUni Hagen. Der Grund für diese 
Entscheidung ist häufig nicht beruflicher Art, sondern einfach Freude 
und Interesse an der Philosophie. Mit der Zeit vermischen sich aber 
meist Beruf und Philosophie. Einige von denen, die beides kombiniert 
haben, werden in Kürze einen Arbeitskreis/Verein ,,Philosophierender 
Ingenieure und Naturwissenschaftler" gründen; mehr darüber unter 
www.aphin.philotec.de.

Jürgen

von Markus (Gast)


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Chris tian schrieb:
> Hallo,
>
> kennt ihr jemand, der nach (oder während) einem technischen Studium
> Philosophie studiert hat

Mein Physiklehrer war Dr. Physik und Dr. Phil.

von Arthur (Gast)


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Ein interessanter Link:

https://audiothek.philo.at/

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