Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Mikrowaage über Resonanzfrequenzmessung?


von anna (Gast)


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Hallo zusammen,
vorweg: ich bin absoluter Neuling auf diesem Gebiet und hoffe Euch mit 
meinen dilettantischen Fragen nicht auf den Geist zu gehen.
Ich möchte gern eine Mikrowaage bauen, die auf einem dünnen keramischen 
Trägersubstrat aufgebaut werden soll. In meinem Besitz befindet sich 
eher durch Zufall ein piezokeramisches Element wie dieses hier:
http://www.conrad.de/ce/de/product/712930/Piezokeramisches-Element-EPZ-Serie-4400-500-Hz-Inhalt-1-St?queryFromSuggest=true
Ist für die Abmessung meines Bauteils viel zu sperrig, aber dass man es 
mit geeignetem Werkzeug zerschneiden kann, habe ich schon gelesen und 
ist deswegen auch nicht all zu wild.
Zu meinen Fragen:
1. könnte ich - vorausgesetzt, ich hätte ein nichtbeschädigtes Stückchen 
geschnittenes Piezoteil von ca. 3x3 mm - damit ein keramisches Substrat 
(Resonanzfrequenz ca. 1000 Hz) von 10x10x1 mm in Schwingung versetzen? 
Ich habe geleseh, dass diese Dinger recht ineffizient sind...
2. Mit einem zweiten Piezoteil würde ich an einer anderen Stelle die 
Schwingung aufnehmen und auswerten, wie sich beim Aufbringen von Massen 
auf die Keramik, die Resonanzfrequenz verändert. Generell doch möglich 
oder?
3. ist es ratsam, das Piezoteil mit der Messing-Seite direkt auf die 
Keramik aufzulöten? Oder was würdet Ihr für einen "Kleber" verwenden?

Ok, ich danke Euch schonmal für Eure Antworten.
Beste Grüße!
Anna

von Amateur (Gast)


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Natürlich ändert sich die Resonanzfrequenz, eines federnden Systems, 
wenn man etwas darauflegt.

Ob das aber irgendetwas mit der aufgelegten Masse zu tun hat, ist eine 
andere Angelegenheit.

Leichte Teile z.B. werden von der "Feder" in die Luft geschleudert. 
Schwerere Teile nehmen einen Teil der Schwingungen auf. Das ist aber 
eher von den Materialeigenschaften abhängig als vom Gewicht. Zum 
Bleistift: Diamant, harter Stahl, Blei, Gummi oder Butter.

Ein weiterer Aspekt ist die Kopplung. Also einfach drauflegen. Mit dem 
Resonator verspannen usw.

Für eine eventuelle Berechnung sind exakte Parameter zu den beteiligten 
Probanden vonnöten. Bei Piezo besteht z.B. ein riesiger Unterschied 
zwischen Längen- und Dickenschwingung. Dann kommt die genaue Geometrie 
hinzu usw. usw.

von Wilhelm F. (Gast)


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Ich würde das einfach praktisch im Experiment versuchen, und schauen, ob 
man aus Meßkurven z.B. df/f je nach aufgelegter Masse irgend was 
ableiten kann.

von W.S. (Gast)


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anna schrieb:
> ein piezokeramisches Element wie dieses hier:
> 
http://www.conrad.de/ce/de/product/712930/Piezokeramisches-Element-EPZ-Serie-4400-500-Hz-Inhalt-1-St?queryFromSuggest=true

Ach herrje.
Also erstmal eines: Diese Teile sind Biegeschwinger, ihre Polarisierung 
ist also lateral und mit einem herausgeschnittenen Stückchen kannst du 
praktisch nix anfangen.

Zweitens: wie stellst du dir deinen Meßeffekt denn vor? Du kannst 
natürlich versuchen, so ein Teil oder ein anderes mit irgendwas zum 
Schwingen anzuregen, aber was soll das bei einer Waage? Dort hast du 
eine statische Belastung, die du ja eigentlich messen willst. Aber mit 
einem schwingenden Plättchen kannst du bestenfalls den akustischen 
Wellenwiderstand deiner Ankopplung des Schwingers an deine zu erfassende 
Masse ermitteln.

W.S.

von MaWin (Gast)


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Man kann so was machen

http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-15085-2012-08-29.html

allerdings würde ich (je nach Gewicht welches du messen willst) mit 
einem Stimmgabelquartz angaben, beispielswiese einem 32kHz Uhrenquartz, 
den man einfach aus dem Gehäuse nimmt, innendrin liegt der frei rum.

Zur Anregung verwendet man denselben Quartz wie zum auslesen, weil man 
eben die Resonenzfrequenz sucht und findet und als Messwert nimmt.

Falls du aus einen Piszo was schneiden willst, nimm lieber

http://www.pollin.de/shop/dt/MDA5OTQ3OTk-/Bauelemente_Bauteile/Passive_Bauelemente/Spulen_Filter/Piezokerne_1577_3_2223_94.html

die kannst du mit kleinen Diamant-Schleifschieben auf der Proxxon 
kleiner schleifen, sie brauchen aber recht hohe Spannungen um sich 
wenige Promille zusammenzuziehen.

http://www.uni-saarland.de/fak7/hartmann/files/docs/pdf/teaching/lectures/talks/WS0809/_Elke_Gross.pdf

von Peter R. (pnu)


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Darf man wissen, um welchen Messbereich es sich handelt?

Zehntel-, Hundertstel-, milligramm, mikrogramm ?

welchen Zustand hat das Wiegeobjekt?

flüssig, pastenförmig, fest, körnig rieselnd...?

Sonst bleibt das ein idiotischer Ratewettbewerb, der höchstens einem 
Troll Freude macht.

von M. N. (Gast)


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Mikrowaage über Resonanzfrequenzmessung?

Nennt sich Fourier-Transform Mass-Spectrometry: 
http://en.wikipedia.org/wiki/Fourier_transform_mass_spectrometry

von Gerald (Gast)


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>Mikrowaage über Resonanzfrequenzmessung?

>Nennt sich Fourier-Transform Mass-Spectrometry:

Käse.

von Harald W. (wilhelms)


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anna schrieb:

> Mikrowaage über Resonanzfrequenzmessung

Eine ähnliches Verfahren nimmt man eher zur Längenmessung bzw. zur
Messung einer Oberflächentopografie. Ein(Silizium-)Biegebalken mit
einer Tastnadel an der Spitze wird in Schwingungen versetzt.
Nähert man diese Tastnadel dann einer Oberfläche an, verändert
sich die Schwingung. Man kann so Oberflächen mit einer Auflösung
im Sub-Nanometerbereich vermessen.
Gruss
Harald

von Ulrich (Gast)


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Für die Anregung der Schwingung könnte der Piezo auch als ganzes 
ausreichen. Die Leistung ist vergleichsweise hoch, wird aber bei einem 
Guten Aufbau nur schwach angekoppelt.  Für das Auslesen ist der Piezo 
eher schlecht geeigent, weil die Rückwirkung recht stark ist - da gibt 
es bessere Methoden, z.B. optisch oder Kapazitiv. Die Details hängen 
aber vom Resonator ab, und der hängt vom Messbereich ab.

Der Stimmgabelquarz ist da schon ein guter Ansatz.

von anna (Gast)


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Hallo zusammen,
vielen Dank schonmal für die zahl- und hilfreichen Antworten zu meinem 
Problem. Ich habe das ganze jetzt mal aufgebaut und kann tatsächlich mit 
meinen Piezoteilchen das keramische Teil zur Schwingung anregen, die ich 
mit einem anderen Piezo aufnehmen kann. Ob sich das ganze aber dann 
vernünftig kalibrieren lässt, werde ich noch herausfinden müssen...
Ich habe vor, vor allem kleine Massen im Milligramm- oder 
Submilligrammbereich zu wiegen, die Probenform kann dabei ganz 
unterschiedlich sein - fest, körnig, pulverartig und flüssig. Der 
Einwand vom Amateur bringt ich da ein bisschen ins Grübeln...
Die Sache mt dem Stimmgabelquarz werde ich mir aber noch genauer 
anschauen. Hier bräuchte ich aber noch eine spezielle Schlatung, damit 
ich verschiedene Frequenzen aus dem Quarz herausbekomme oder nicht?
Ulrich, wie würde denn ein optisches Auslesen der Schwingug aussehen?
Beste Grüße!
Anna

von Harald W. (wilhelms)


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anna schrieb:

> Submilligrammbereich zu wiegen,

In der PTB macht man entsprechende Messungen:
www.ptb.de/cms/fachabteilungen/abt5/fb-51/512-nanokraftmesstechnik.html
Vielleicht bekommst Du vom zuständigen Mitarbeiter am Telefon ja ein
paar Tipps. :-)
Gruss
Harald

von B e r n d W. (smiley46)


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von Helge (Gast)


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anna schrieb:
> Hallo zusammen,
> vielen Dank schonmal für die zahl- und hilfreichen Antworten zu meinem
> Problem. Ich habe das ganze jetzt mal aufgebaut und kann tatsächlich mit
> meinen Piezoteilchen das keramische Teil zur Schwingung anregen, die ich
> mit einem anderen Piezo aufnehmen kann. Ob sich das ganze aber dann
> vernünftig kalibrieren lässt, werde ich noch herausfinden müssen...

Hallo Anna,

mich interessiert das Thema sehr,
hast du inzwischen schon mehr Erfahrungen zu dem Projekt sammeln können 
?

Grüße,
Helge

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