Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Trennung von Analog- und Digitalmasse und Koppelkondensatoren (Audio)


von Daniel P. (Gast)


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Hallo zusammen,

ich beschäftige mich mit einem Audio-Setup, bei dem ein Bluetooth-Modul 
und ein FM-Tuner in den ADC-Eingang des Audio-Codecs vs1053 gespeist 
werden sollen. Dabei ist eine Umschaltung der Quelle über einen 
Analog-Switch-IC vorgesehen.
Das Ausgangssignal vom vs1053 wird weiterhin in einen 
Klasse-D-Verstärker gespeist.

Das Zusammenspiel der Komponenten auf einem gemeinsamen PCB ist in dem 
beigefügten Bild grob skizziert. Ich hoffe, das Bild ist soweit 
verständlich.
Die tatsächlichen Komponenten sind aber wahrscheinlich gar nicht 
ausschlaggebend, denn meine Fragen sind eher prinzipieller Natur:

1.)  Trennung der Digital- und Analogmasse, wie macht man es hier 
richtig?
2.)  Koppelkondensatoren im Signalpfad, wo sind sie wirklich 
erforderlich?

Und nun im Detail:
Grundsätzlich ist mir der Zweck der Trennung der Analog- und 
Digitalmasse schon klar. Man möchte mit der separaten Führung der 
Analogmasse erreichen, dass hier keine (großen) Ströme fließen, die 
Störungen in das Analogsignal einstreuen. Nun ist es aber so, dass in 
den Datasheets des Bluetoothmoduls, des vs1053 und des Verstärkers 
jeweils angegeben ist, dass Analog- und Digitalmasse nur an einer Stelle 
des Boards (möglichst direkt unter dem jeweiligen Chip) verbunden werden 
sollen. Hätte ich eine gemeinsame Analogmasse für alle Audiokomponenten 
wäre die Frage, wo verbinde ich denn nun die beiden Massen? Bzw. 
verwende ich 3 Verbindungsstellen?

Das führt mich direkt zur zweiten Frage: zwischen den Komponenten wird 
das Audiosignal kapazitiv gekoppelt übertragen. Damit ist doch eine 
gemeinsame Audiosignal-Referenzmasse für die ICs eigentlich gar nicht 
nötig!?
Ich könnte also für jeden Chip – wie im Datenblatt vorgegeben – eine 
eigene AGND-Massefläche verwenden, die nur an einer Stelle mit der 
Hauptmassefläche verbunden ist (wie in der beigefügten Grafik 
dargestellt). Sehe ich das richtig?

Die letzte Frage bezieht sich noch auf die Koppelkondensatoren im 
Detail. Sind die Koppel-Cs in meinem Fall VOR dem Analog-Switch 
überhaupt nötig? (Die Cs am Eingang des vs1053 sind auf jeden Fall im 
Layout vorgesehen). Eigentlich sollte der Switch ja quasi transparent 
für das Audiosignal sein, ein DC-Offset sollte dem Switch doch egal 
sein?

Gruß & Dank,
Daniel

von MaWin (Gast)


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Daniel P. schrieb:
> Sind die Koppel-Cs in meinem Fall VOR dem Analog-Switch überhaupt nötig?

Vermutlich (ist ja nur ein Prinzipschaltbild) nicht. Beachte: Nach jedem 
Koppel-C ist wieder ein Widerstamd nach Masse (Bezugspotential) nötig. 
Man braucht nicht Ausgangs-C und Eingangs-C direkt hintereinander, das 
machen Geräte nur weil sie nicht wissen was angestöpselt wird.

Analogmasse ist normalerweise das Bezugssignal der OpAmps, deren 
Versorgung ist aber V- und V+. Digital hat VCC und GND und dessen 
Bezugspegel ist irgendwas dazwischen.
Also ist AGND gar nicht DGND, sondern DGND ist V-  (aber mit anderer 
Spannung)

Auf AGND fliessen kaum Ströme, auf DGND sehr heftige. Übrigens gehört zu 
jeder Hinleitung eine Rückleitung und die sollten parallel liegen. Auf 
Masseflächen fliesst der Strom auf dem kürzesten Weg es sei denn darüber 
geht EINE Leiterbahn mit den Hinstrom. Dann sammelt such der Rückstrom 
in dessen Nähe.

Die dse faq verlinkt unter Layout einige Dokumente zur Masseführung.

von asdf (Gast)


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Wozu brauchst du den VS1053. Sind die Audosignale vom Bluetooth-Modul 
und vom FM-Tuner nicht schon analog?

von Daniel P. (Gast)


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Danke für die Antworten!

MaWin schrieb:
> Beachte: Nach jedem
> Koppel-C ist wieder ein Widerstamd nach Masse (Bezugspotential) nötig.
Ähm... ganz dumm gefragt: warum das? Der interne ADC des ICs hat doch 
einen Eingangswiderstand, der das Eingangssignal auf den GND-Level des 
ICs bezieht, oder nicht?

MaWin schrieb:
> Auf AGND fliessen kaum Ströme, auf DGND sehr heftige. Übrigens gehört zu
> jeder Hinleitung eine Rückleitung und die sollten parallel liegen. Auf
> Masseflächen fliesst der Strom auf dem kürzesten Weg es sei denn darüber
> geht EINE Leiterbahn mit den Hinstrom. Dann sammelt such der Rückstrom
> in dessen Nähe.
Okay, ja, das habe ich soweit verstanden und verwende auch ein ganzes 
Layer als Massefläche um den Stromfluss optimal zu gestalten.
Ich wollte nur halt kleine analoge Masseflächen "ausklammern", die nur 
über eine einzelne Verbindung (z.B. direkt am AGND-Pin des ICs) mit der 
Groundplane verbunden sind. So kann ich gewährleisten, dass in dieser 
Analogmasseinsel kein "Digitalstrom" fließt und ich somit eine saubere 
Referenz für die Audiosignale habe. An diese Masse würde ich dann die 
nötigen Bauteile, die z.B. für die Sigma/Delta-Rekonstruktion am 
DAC-Ausgang des vs1053 nötig sind, anschließen.

Was ich eben nicht ganz verstehe, in wieweit denn ein Bezugspotenzial 
nötig ist, wenn ich das Analogsignal zwischen zwei ICs kapazitiv 
gekoppelt übertrage. Ist es dann nicht eigentlich völlig egal, auf 
welches Potenzial sich der jeweilige Chip bezieht?

MaWin schrieb:
> Die dse faq verlinkt unter Layout einige Dokumente zur Masseführung.
Danke, das fahre ich mir mal in Ruhe 'rein!


asdf schrieb:
> Wozu brauchst du den VS1053. Sind die Audosignale vom Bluetooth-Modul
> und vom FM-Tuner nicht schon analog?
Das ist schon richtig, aber ich verwende digitale 
Postprocessing-Funktionen des vs1053 und mache die Lautstärkeregelung 
darüber. Außerdem kann so eine Aufzeichnung des Analogeingangs auf 
SD-Karte erfolgen.


Danke!

Gruß
Daniel

von MaWin (Gast)


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Daniel P. schrieb:
> Ist es dann nicht eigentlich völlig egal, auf
> welches Potenzial sich der jeweilige Chip bezieht?

Der Kondensator gleicht nur Gleichspannungsmässig aus, aber nicht die 
Störungen.

> Masselayer

Wie gesagt, was ist Bezugspotential, wolang fliesst der Strom, welchen 
Spannungsabfall ergibt das, und so lange der nicht das Bezugspotential 
beeinflusst, ist er egal, es muss nur Hinleitung bei Rückleitung liegen.

von Daniel P. (Gast)


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Hallo!

MaWin schrieb:
>> Masselayer
>
> Wie gesagt, was ist Bezugspotential, wolang fliesst der Strom, welchen
> Spannungsabfall ergibt das, und so lange der nicht das Bezugspotential
> beeinflusst, ist er egal, es muss nur Hinleitung bei Rückleitung liegen.

Ich habe mir dazu auch intensiv die Ausführungen im dse faq (bzw. das 
Dokument von Analog: 
ftp://ftp.analog.com/pub/cftl/ADI%20Classics/Practical%20Design%20Techni 
ques%20for%20Sensor%20Signal%20Conditioning,%201999/Section_10_Hardware_ 
Design_Techniques.pdf  ) angeschaut.

Das Optimum wäre demnach wohl, jeweils ein separates Layer für DGND und 
AGND zu haben, verbunden durch einen Sternpunkt. Da ich mit 4 Layern 
arbeite, kann ich nur ein Masselayer verwenden.
Ein Kompromiss wäre wohl, dieses Masselayer zu partitionieren. Alle 
Digital-ICs mit der DGND-Fläche verbinden, die Analog- und 
Mixed-Signal-ICs mit allen ihren GND-Pins mit der AGND-Fläche. Diese 
beiden Flächen getrennt führen und nur in einem Punkt verbinden.

In der beigefügten Grafik ist mein aktuelles Boardlayout dargestellt. 
Ich denke, die Trennung von Digital- und Analog/Mixed-ICs ist dort 
bereits bestmöglich gelöst, die Platzierung der Bauteile ist allerding 
auch fix und kann nicht mehr variiert werden.
Skizziert habe ich nun die zwei Masseflächen, die für mich nach Lesen 
des o.g. Dokuments als sinnvoll erscheinen. Alle Analog/Mixed-ICs 
beziehen sich nun auf ein und dieselbe Massefläche, allerdings müssen 
durch diese Massefläche auch sämtliche Versorgungsströme.

Was ich bei dieser Lösung als problematisch ansehe ist, dass zwar die 
Versorgungsströme die kleinstmögliche Loop bilden, die Rückströme der 
schnellen digitalen Verbindungen (SPI, I²C) mit der CPU allerdings "den 
langen Weg" nehmen müssen.

Also, was macht hier der Profi? Wird das Ground-Layer partitioniert oder 
wird eine einzige, möglichst einheitliche Groundplane für sämtliche 
Masseverbindungen verwendet?

MaWin schrieb:
> Beachte: Nach jedem
> Koppel-C ist wieder ein Widerstamd nach Masse (Bezugspotential) nötig.

@MaWin: kannst Du dazu bitte noch etwas schreiben? Diese Notwendigkeit 
ist mir wirklich nicht klar.

Danke & Gruß
Daniel

von Marc O. (Firma: REICHL EMVandromed) (guglielmo)


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Daniel P. schrieb:
> Wird das Ground-Layer partitioniert oder
> wird eine einzige, möglichst einheitliche Groundplane für sämtliche
> Masseverbindungen verwendet?
Ich empfehle regelmäßig die Verwendung einer gemeinsamen gnd- Fläche; es 
gibt mittlerweile auch Hersteller von AD-DA- Wandlern, die das 
gleichermachen machen. Ich kenne auch durchaus Leiterplatten, bei denen 
dieses Verfahren positiv angewandt wurde.
Wenn - sei es aus Vorsicht oder weltanschaulichen Gründen - die 
Masseflächen separiert werden, kann es in Verbindung mit dem Digitalteil 
zu heftigen Störabstrahlungen kommen. Abhilfe ist in diesem Fall die 
Verwendung eines Hybrid- grounds, d.h., für NF die Separierung mit einem 
Sternpunkt, für HF die Überbrückung der Trennkanäle an mehreren Stellen 
mit kleinen Kondensatoren ( ...1 nF), um eine ausreichend große HF- 
groundplane zu schaffen.

von Thomas H. (thomash2)


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Bei diesem Setup sollte ein gemeinsames Ground keine groesseren Probleme 
bereiten, ist ja ohnehin alles auf dem gleichen Board. Schwieriger 
wird's wenn es verschiedene Boards mit verschiedenen Netzteilen gibt.

von Tom W. (Gast)


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Da sagst Du was und das nicht nur bei HF :-(

von Daniel P. (Gast)


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Danke für Eure Tips!
Dann werde ich es mit einer einzelnen, möglichst homogenen Massefläche 
probieren.

Macht es denn dann Sinn, an den Spannungsversorgungspins der ICs Ferrite 
Beads (z.B. BLM-Typen von Murata) in Serie zu verwenden? Speziell beim 
FM-Tuner möchte ich sichergehen, dass sich keine Störungen im Bereich 
100 MHz auf der Versorgungsspannung überlagern.

Thomas H. schrieb:
> Bei diesem Setup sollte ein gemeinsames Ground keine groesseren Probleme
> bereiten, ist ja ohnehin alles auf dem gleichen Board. Schwieriger
> wird's wenn es verschiedene Boards mit verschiedenen Netzteilen gibt.

Das stimmt leider nur bedingt. Der Klasse-D Verstärker und ein 5V StepUp 
befinden sich auf einer separaten Platine und werden über einen 
Steckverbinder mit dem Mainboard verbunden. Gibt es da noch etwas zu 
beachten, wo Du die Problematik mit mehreren Platinen bereits 
ansprichst?

Besten Dank!

Gruß
Daniel

von MaWin (Gast)


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Daniel P. schrieb:
>> Beachte: Nach jedem
>> Koppel-C ist wieder ein Widerstamd nach Masse (Bezugspotential) nötig.
>
> @MaWin: kannst Du dazu bitte noch etwas schreiben? Diese Notwendigkeit
> ist mir wirklich nicht klar.

Wenn ein Kondensator nur an einen hochohmigen Eingang geht, stellt sich 
an diesem Eingang kein Nullpegel ein. Manche ICs haben den Widerstand 
natürlich schon eingebaut.

von Daniel P. (Gast)


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MaWin schrieb:
> Wenn ein Kondensator nur an einen hochohmigen Eingang geht, stellt sich
> an diesem Eingang kein Nullpegel ein.

Ah,...okay, das macht natürlich Sinn! Wahrscheinlich ist der Wert dieses 
Widerstands dann aber unkritisch, d.h. irgendwas im Bereich 10k - 100k 
sollte funktionieren?

von MaWin (Gast)


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> Ah,...okay, das macht natürlich Sinn! Wahrscheinlich ist der Wert dieses
> Widerstands dann aber unkritisch, d.h. irgendwas im Bereich 10k - 100k
> sollte funktionieren?

Er bildet mit dem Kondensator einen Hochpass, bestimmt also die untere 
Grenzfrequenz.

von Daniel P. (Gast)


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MaWin schrieb:
> Er bildet mit dem Kondensator einen Hochpass, bestimmt also die untere
> Grenzfrequenz.
Der Eingangswiderstand des ICs liegt dann aber parallel dazu? Denn der 
muss ja auch zur Berechnung der Grenzfrequenz herangezogen werden...

von Peter D. (peda)


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Für die GND-Verdrahtung gibt es keine optimale Lösung.

Die IC-Hersteller tun immer so, als wäre ihr Chip der einzige auf der 
Platine und dann sollen AGND und DGND nur direkt unter dem Chip 
verbunden werden.

Bei größeren Schaltungen muß man daher die Signalwege auftrennen, z.B. 
digital mit Optokopplern oder ADUM1401 oder analog mit 
Differenzverstärkern oder Trafos.
Tut man das nicht, hört man z.B. bei Notebooks die Festplattenzugriffe 
oder Mausbewegungen mit im Kopfhörer. Oder der MP3-Player pfeift 
ständig.

Ich habe an meinem PC auch erst einen guten Klang, seitdem ich ihn mit 
einem optischen Kabel an den Verstärker angeschlossen habe. Der 
Unterschied zum Analogausgang ist schon extrem.

von MaWin (Gast)


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> Der Eingangswiderstand des ICs liegt dann aber parallel dazu? Denn der
> muss ja auch zur Berechnung der Grenzfrequenz herangezogen werden...

Wenn der nicht hochohmig ist, muss er eingerechnet werden.

von Daniel P. (Gast)


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Peter Dannegger schrieb:
> Tut man das nicht, hört man z.B. bei Notebooks die Festplattenzugriffe
> oder Mausbewegungen mit im Kopfhörer. Oder der MP3-Player pfeift
> ständig.

Genau das ist meine Sorge bei dem aktuellen Design! Kritisch sind bei 
mir wohl besonders die Audiosignale, die auf der Platine zum größten 
Teil single-ended übertragen werden.
Und der Antenneneingang des FM-Tuners, wobei ich diesen 
Schaltungsabschnitt an die Unterkante des PCB verschoben habe, damit die 
Antennenbeschaltung bestmöglich von digitalen Störquellen entfernt ist.


MaWin schrieb:
> Wenn der nicht hochohmig ist, muss er eingerechnet werden.

Naja, 80kOhm beim vs1053 und 10kOhm beim Klasse-D-Verstärker. Also nicht 
wirklich hochohmig, meinem Gefühl nach :-)


Macht es Sinn, Serienwiderstände in die SPI-Leitungen zwischen CPU und 
Audio-Codec einzubringen, um Störungen aus dem Digitalinterface zu 
minimieren oder ist das hier übertrieben?

von Daniel P. (Gast)


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Marc Oni schrieb:
> Ich empfehle regelmäßig die Verwendung einer gemeinsamen gnd- Fläche; es
> gibt mittlerweile auch Hersteller von AD-DA- Wandlern, die das
> gleichermachen machen. Ich kenne auch durchaus Leiterplatten, bei denen
> dieses Verfahren positiv angewandt wurde.

Dazu habe ich noch ein schönes Dokument gefunden:
http://www.x2y.com/filters/TechDay09kr_hpa_Track2_1_Precision_Analog_Designs_Demand_GoodPCBLayouts%20_JohnWu.pdf

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