Forum: PC Hard- und Software ATX-Netzteil ohne Um-Gehäuse am 3D-Drucker / Betrieb in der Schule


von Christian Runge (Gast)


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Hallo!

Ich bin Lehrer in Bayern und möchte im Unterricht oder mindestens in 
einer AG 3D-Drucker mit meinen Schülern einsetzen. Ich habe dafür einen 
Bausatz vom Prusa i3 besorgt und aufgebaut und bin begeistert.

Allerdings meinte jetzt ein Kollege, ich dürfe das ATX-Netzteil nicht 
außerhalb eines Rechners ohne spezielles Gehäuse betreiben, da 
ATX-Netzteile dafür nicht zugelassen sind.

Ich habe mir jetzt hier und im restlichen Netz den Wolf gesucht und mir 
raucht der Kopf vor lauter VDE und BG und was sonst darüber hinaus 
womöglich noch für Schulen gilt.

Kann mir hier vielleicht jemand weiter helfen?

Das Netzteil hat eine Kalgerätebuchse und man kommt nach meinem 
Dafürhalten nicht an Netzspannung dran. Es hat natürlich einen Lüfter 
und Lüftungslöcher an der Gegenseite und mit einer Stricknadel oder so 
würde man sich vielleicht doch einen Schlag holen können.

Ich möchte da nicht meinen Job oder gar die Gesundheit meiner Schüler 
riskieren. Was muss ich tun, damit die Nutzung in einer Schule erlaubt 
ist? Mein Schulleiter, der Hausmeister und alle anderen sind da leider 
keine Hilfe :(

Völlig klar ist, dass der Drucker nicht unbeaufsichtigt benutzt wird. 
Alle Schüler kriegen von mit eine Einweisung, damit sie sich nicht am 
Extruder oder dem Heizbett verbrennen oder die Finger einklemmen. Dass 
keine Metallteile oder Drähte in der Netzteil gesteckt werden oder 
Gehäuseteile geöffnet werden dürfen, das teile ich auch allen mit.

Aber reicht das aus?

Wenn da ein Holzkasten drum herum muss, hat der ja auch wieder Löcher, 
durch die man mit einem Draht durch könnte - also völlig idiotensicher 
geht es ja nun auch nicht...

Vielen Dank für jegliche Infos, Links oder Adressen, an die ich mich 
wenden kann!

Christian

von Michael_ (Gast)


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Die Vorschriften und Entscheidungen von Gerichten und Versicherungen 
sind in D manchmal nicht nachvollziehbar.
Besorge dir ein Mini-PC Gehäuse und lass die Anschlüsse heraushängen.
Jede private Bastelei ist im Schulbetrieb unsicher.

von Reinhard Kern (Gast)


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Christian Runge schrieb:
> Wenn da ein Holzkasten drum herum muss, hat der ja auch wieder Löcher,

Es geht (auch) darum, was das Netzteil abstrahlt, also um 
EMV-Bestimmungen, da nützt ein Holzkasten sowieso nichts. Aber wenn ein 
Lehrer weder je was von Sicherheitsbestimmungen gehört hat noch über 
elektromagnetische Wellen, dann stimmt das doch sehr bedenklich.

Frag deine Schüler, die wissen wahrscheinlich sowieso viel besser 
Bescheid und vielleicht hat einer ein PC-Gehäuse rumstehen das nicht 
mehr gebraucht wird (die gibts in Kellern und Dachböden zu 
zigtausenden).

Es ist zwar eine weitverbreitete Unsitte, besonders bei Leuten die sich 
einbilden Ahnung zu haben, aber der offene Betrieb von PCs ist nicht 
zulässig, wie übrigens bei anderen elektrischen Geräten auch. Bei 
Geräten mit Bildröhren besteht da durchaus Lebensgefahr, selbst noch 
nach dem Ausschalten.

Gruss Reinhard

von Boris (Gast)


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Da sind heute wieder mal die Obergescheiten mit dem mahnenden 
Zeigefinger unterwegs.

ATX-Netzteile haben ein geerdetes Metallgehäuse, was soll da bitte 
abstrahlen und was soll da gefährlich sein?

Das, was bei eienm PC strahlt und abgeschirmt werden muss, ist doch wohl 
das Mainboard mit den darauf verbauten zusätzlichen Karten und nicht das 
Netzteil.

von MaWin (Gast)


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Christian Runge schrieb:
> Allerdings meinte jetzt ein Kollege, ich dürfe das ATX-Netzteil nicht
> außerhalb eines Rechners ohne spezielles Gehäuse betreiben, da
> ATX-Netzteile dafür nicht zugelassen sind.

Ich sehe da kein Problem.
Es ist Schutzklasse I mit Schutzleiter und Netzschalter und liefert 
Schutzkleinspannung, man kann nicht mit dem Finger an spannungsführende 
Teile kommen und benötigt zum Öffnen Werkzeug.
Der Lüfter geht normalerweise nach aussen und ein Gitter verhindert ein 
hineinfassen, und die EMV Abstrahlung wird durch das PC Gehäuse nicht 
besser, das hat dieselbe Öffnung.
Also bei handelsüblichen sollten alle Bedingungen für einen Betrieb ohne 
PC Gehäuse erfüllt sein, und wenn es angestöpselte Kabel hat wie heute 
üblich ist auch Zugentlastung gesichert.

von Silvan K. (silvan) Benutzerseite


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Warum muss es ein ATX-Netzteil sein? Es gibt doch bestimmt andere 
geeignete Netzteile, die ohne spezielles Gehäuse betrieben werden 
dürfen, oder?
Die sind dann natürlich etwas teurer. Aber das sollte dir die Sicherheit 
deiner Schüler (und deines Jobs) wert sein, oder?

von tk (Gast)


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Ich sehe da zwar prinzipiell auch kein Problem, aber da das Fass bereits 
geöffnet wurde...
Wenn ich das richtig sehe, dann brauchst du 12V 20A - da gibt es doch 
genug Netzteile. Beispiel: 
http://www.conrad.biz/ce/de/product/512055/VOLTCRAFT-FSP-1225-Labor-Netzteil-Labor-Netzgeraet-Festspannung-12-VDC-25-A-375-W-Tisch-Netzgeraet

von Reinhard Kern (Gast)


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MaWin schrieb:
> Ich sehe da kein Problem.
> Es ist Schutzklasse I mit Schutzleiter und Netzschalter und liefert
> Schutzkleinspannung

Sowas von sich zu geben ist völlig verantwortungslos. 
Schutzkleinspannung bedeutet Schutzklasse III und die hat ein 
ATX-Netzteil ganz sicher nicht.

Gruss Reinhard

von MaWin (Gast)


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Reinhard Kern schrieb:
> Sowas von sich zu geben ist völlig verantwortungslos.

Was willst du denn hier von dir gebe .
Lies halt mal was

http://de.m.wikipedia.org/wiki/Kleinspannung

SELV liefern sie sowieso, die Isolierung des Trafos ist ausreichend, und 
Masse wird im PC geerdet,  also PELV, und damit die Brummprobleme beim 
Vrrbinden mit der Stereoanlage.

von Thomas (Gast)


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Naja, die Gefahr vor dem Netzteil halte ich auch für übertrieben.
Insbesondere wenn man sich die anderen Komponenten eines 3D-Druckers 
ansieht.

Verwende das Gehäuse eines alten Rechners und packe da auch gleich die 
andere Elektronik rein. Dann kann sich auch schon mal keiner den Finger 
an den Motortreibern verbrennen.
(Ansonsten z.B. Pollin Bestellnummer: 701136)

Und die Abstrahlung vom Arduino und den Motortreibern hast Du mit dem PC 
Gehäuse auch gleich erschlagen.

Denk auch darüber nach, was mit den Dämpfen des aufgeschmolzenen Plastik 
im Extruder passiert (insb. bei ABS). In der Chemie sollte es doch auch 
einen Abzug geben.

Es gibt auch Bedenkenträger wegen Feinstaub:
http://web.de/magazine/digitale-welt/computer/17682736-3d-drucker-heimanwender-krank.html#.A1000018
Die haste mit dem Abzug auch gleich erledigt.

Gruß
Thomas

von Harald W. (wilhelms)


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Michael_ schrieb:

> Besorge dir ein Mini-PC Gehäuse.

Ja, ein solches Gehäuse ist auf jeden Fall sinnvoll. Man kann
darin auch die übrige Elektronik geschützt unterbringen; es ist
mechanisch stabil, gut transportabel, insbesondere wenn Du
Steckbuchsen für Dein Gerät an der Rückseite anbringst und auch
noch recht preisgünstig. Ein solches Gehäuse für die Elektronik
hatten wir auch für unser 150.000 EUR-Messgerät.
Gruss
Harald

von mhh (Gast)


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Christian Runge schrieb:
> Allerdings meinte jetzt ein Kollege, ich dürfe das ATX-Netzteil nicht
> außerhalb eines Rechners ohne spezielles Gehäuse betreiben, da
> ATX-Netzteile dafür nicht zugelassen sind.

Damit hat er auch recht.

Dabei gehts es aber nicht um die "strömlichen", sondern um die 
mechanischen Belange - es ist ein Einbauteil. Deshalb muss es in eine 
Umverpackung:

Michael_ schrieb:
> Besorge dir ein Mini-PC Gehäuse

von Georg W. (gaestle)


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Thomas schrieb:
> Es gibt auch Bedenkenträger wegen Feinstaub:
> 
http://web.de/magazine/digitale-welt/computer/17682736-3d-drucker-heimanwender-krank.html#.A1000018
> Die haste mit dem Abzug auch gleich erledigt.
Die Studie ist gelinde gesagt etwas dünn. Interessant wäre es zu wissen 
welche Drucker mit welchen Parametern betrieben wurden.
Es ist auch von einem Ad-hoc Versuchsaufbau die Rede und es werden 
weitere Messungen empfohlen. Ich würde diesen Versuchsbericht nicht 
überbewerten.
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1352231013005086

mhh schrieb:
> - es ist ein Einbauteil. Deshalb muss es in eine
> Umverpackung:
Gibt es eine Quelle für diese Aussage? Die Bedienungsanleitung meines 
Netzteils schweigt sich über diesen Punkt jedenfalls aus.

In Sachen EMV sehe ich keine große Gefahr. Falls das Netzteil starke 
Störungen aussenden würde gäbe es ja auch ständig Ärger mit 
Fehlfunktionen der übrigen PC-Komponenten (dort sehe ich die wahren 
Störquellen (Spannungswandler, Busse, Taktleitungen, sich schnell 
ändernde Lastströme).

von mhh (Gast)


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Georg W. schrieb:
> Gibt es eine Quelle für diese Aussage?

Hier wird wenigstens darauf hingewiesen:

http://www.bicker.de/index.php/bicker/content/download/190/853/file/bea-630.pdf

Ich hatte mal eine bessere, aber leider nicht mehr verfügbare Quelle.

Das dünne, schnell verformbare Blech eines ATX NTs sollte aber auch ohne 
wissenschaftliche Forschungsarbeit zu gewissen Schlüssen führen. :)

von Praktikus (Gast)


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Hallo,

rein technisch ist es kein Problem - wie wird denn das Netzteil in das 
Computergehäuse eingebaut ?
Na immer auf irgendwelchen Metallschienen und mit Metallschrauben - also 
ist die Netzteilerde immer mit den Computergehäuse verbunden (ist sogar 
ein muß um zu sichern das das Computergehäuse geerdet ist).
Und was den Berührungsschutz angeht: Die größten Löcher sind immer die 
wo die Luft angesaugt (oder ausgeblasen) wird - oft also da wo der 
Lüfter sitzt - aber nicht immer - und diese Löcher sind auch im 
eingebauten zustand zugänglich - allerdings nur mit hilfe von Werzeugen 
- das sind normale Schukosteckdosen aber auch.

Was jetzt die Vorschriften und insbesondere Gerichtsentscheidungen / 
Versicherungen angeht ist leider eine andere Frage - da zweifelt mann 
oft am gesunden Menschenverstand und an die gültigkeit von Naturgesetzen 
:-(

Praktikus

von Georg W. (gaestle)


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mhh schrieb:
> Hier wird wenigstens darauf hingewiesen:

Das ist ein Industriegerät. Die Schlitze am Ventilator sind aber recht 
groß, vielleicht kommt man mit dem Finger sogar bis zum Ventilator und 
deshalb der Hinweis? Oder gibt es mit dieser Formulierung 
Erleichterungen bei anderen Vorgaben? Falls das eine generelle 
Anforderung wäre würden das die Hersteller bestimmt in ihre seitenlangen 
Sicherheitslitaneien aufnehmen.

Die Netzteilgehäuse sind auch nicht windiger als die von so manchen 
anderen Consumer-Geräten. Alleine die Tatsache, dass sie auch für den 
Absatz an Verbraucher bestimmt sind bedingt schon eine gewisse 
Robustheit auch gegen vorhersehbare Fehlanwendungen.

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