Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Tiefentladung eines LiPo


von Leon M. (spaghetti)


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Hi zusammen,

ich stöber nun schon seit einer Weile auf µc.net rum und bin begeistert 
vom Umfang der Seite und dem Engagement vieler Leute! Ich studiere im 
Moment Elektrotechnik und befasse mich sowohl für ein Teamprojekt, als 
auch im Praxissemester mit Mikroprozessoren und dem, was so dazugehört.
Erste Schritte mit einem (Atmel-) Controller haben dank der 
ausführlichen Anleitungen gut geklappt, da hat alles geklappt. Wodran 
ich gerade scheitere, hat weniger mit Mikrocontrollern selbst, sondern 
mit "Akkulogie"; ich habe einen Auftrag gekriegt, in dem es um folgendes 
geht: In einer kleinen Schaltung, die mittels eines LiPo versorgt wird, 
kann der Akku nach einiger Zeit nicht mehr geladen werden. Mir wurde 
gesagt, dass der Akku sich tiefentlädt, allerdings kann ich das nicht so 
ganz glauben.

Hier mal das Datenblatt des Akkus...
http://www.farnell.com/datasheets/1666649.pdf
... und des verwendeten "Ladegeräts", gespeist durch 5V, USB (MAX1551):
http://www.mouser.com/ds/2/256/MAX1551-MAX1555-42751.pdf

Das Ladegerät ist passend gewählt und sollte ja sogar bei zu kleinen 
Spannungen des Akkus diesen noch laden ("Precharge"), hier sollte also 
kein Problem sein. Im Akku selbst ist ein "Protect Circuit Board" drin 
(ab S.10), dass eine zu hohe Ladespannung, aber auch eine zu niedrige 
Entladespannung (quasi Tiefentladung) verhindert. Warum sollte diese 
Schaltung also plötzlich nicht mehr funktionieren, sodass sich der Akku 
tiefentladen kann? Natürlich wird ein Akku, der schon vorher quasi aufs 
Minimum entladen wurde sich von selbst entladen können, aber meines 
Wissens nach sollte das a) mehrere Monate dauern, um solche Zeiträume 
geht es hier nicht und b) ja auch immer noch kein Problem für das 
Ladegerät sein, es hat schließlich diese Precharge-Funktion, das sowas 
ja sogar ausbügeln könnte (mir ist klar, dass das natürlich trotzdem 
nicht gut für den Akku wäre!).

Aufgrund der beiden Gedanken würde ich ausschließen, dass ein falsch 
gewähltes Ladegerät oder ein sich tiefentladender Akku dafür sorgen, 
dass keine Aufladung stattfindet. Letzteres lässt sich ja durch das 
Messen der Klemmenspannung an einem dieser vermeintlich tiefentladenen 
Akkus rausfinden, allerdings steht mir im Moment noch keiner zur 
Verfügung, daher dieser Thread hier, damit ich mir vorher schonmal 
Gedanken um andere Fehlerquellen machen kann.

Damit komme ich auch endlich zu meinem Anliegen:
Ich habe im Internet schön öfter gelesen, dass sich Akkus nicht mehr 
laden ließen, meistens war die Antwort dann: "der ist sicher 
tiefentladen, nutze doch mal ein Ladegerät mit Precharge-Funktion". Aber 
den Fall, dass trotzdem kein Ladevorgang zustand kommt, habe ich beim 
Recherchieren nicht entdeckt. Hat vielleicht jemand schon einmal so 
etwas gesehen und weiß, woran es liegt? Gibt es jemanden, der mit dem 
speziellen Akku (oder der Reihe) bzw. dem speziellen Ladegerät Probleme 
hatte?
Gibt es allgemein Vorschläge, wo ich nach Fehlern/Problemen suchen 
sollte? Mein erster Gedanke ist, erstmal zu gucken, ob eine dieser Akkus 
wirklich tiefentladen ist, dafür brauche ich allerdings wie gesagt 
erstmal einen. Mal sehen, wann sich das ergibt.
Für den Fall, dass der Akku sich aufgrund der Unterspannungs-Erkennung 
des eingebauten PCM nicht mehr laden lässt bzw. falls allgemein 
Tiefentladung das Problem ist, würde ich einfach ab einer Akkuspannung 
von ~3V diesen selbst von der Last trennen. Dafür gibt's ja einige 
Möglichkeiten. Ich dachte an einen Komparator, der einen Transistor oder 
ein Relais ansteuert, aber da habe ich mir noch keinen großen Kopf drum 
gemacht. Das sollte nicht das Hauptproblem werden ;)
Jegliche Schubser in die richtige Richtung, die mir bei irgendeinem 
dieser Probleme weiterhelfen oder auch Hinweise, wo ich falsch denke, 
sind erwünscht und ich würde mich sehr über Resonanz freuen :)

Danke an die ganze µC-Community für diese hilfreiche Seite und besonders 
an diejenigen, die sich Zeit nehmen, um meinen Wörtersalat zu lesen.

Leon

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Leon M. schrieb:
> Mein erster Gedanke ist, erstmal zu gucken, ob eine dieser Akkus
> wirklich tiefentladen ist, dafür brauche ich allerdings wie gesagt
> erstmal einen. Mal sehen, wann sich das ergibt.

Kannst du haben.  Ich habe mindestens zwei Mobilofon-Akkus, denen
sowas passiert ist.  Die sind einfach im Gerät drin geblieben und
durch den Standby-Strom getötet worden.  Keine Ahnung, was genau
als Schutzschaltung gegen Tiefentladung in den Akkus verbaut ist
(oder ob eine solche ggf. sogar fehlt), jedenfalls lassen sie sich
anschließend nicht mehr laden, auch nicht mit einem externen
Netzteil.  (Einen der beiden Akkus habe ich selbst verbockt, der
andere war in einem Mobilofon drin, welches ich gebraucht gekauft
habe, das aber offenbar schon ein paar Jahre im Schrank verstaubte.)

von Leon M. (spaghetti)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Kannst du haben.  Ich habe mindestens zwei Mobilofon-Akkus, denen
> sowas passiert ist.  Die sind einfach im Gerät drin geblieben und
> durch den Standby-Strom getötet worden.  Keine Ahnung, was genau
> als Schutzschaltung gegen Tiefentladung in den Akkus verbaut ist
> (oder ob eine solche ggf. sogar fehlt), jedenfalls lassen sie sich
> anschließend nicht mehr laden, auch nicht mit einem externen
> Netzteil.

Das Problem ist nicht, einen tiefentladenen Akku zu kriegen, sondern 
diese vermeintlich tiefentladenen, um zu gucken, ob sie es wirklich sind 
;)
Aber danke!
Sie lassen sich auch nicht mit einem Netzteil mit so einer 
Precharge-Funktion laden? Ich weiß gar nicht, ob herkömmliche 
Handy-Netzteile sowas haben...

von Christian S. (christianstr)


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Vielleicht ist die Elektronik vor dem Akku hin und die FETs sperren die 
ganze Zeit. Diesem Schrott aus China kann man nicht trauen ;)
Vielleicht ist auch einfach der Lader hin, oder habt ihrs mit mehr als 
einem ausprobiert? Vielleicht ist auch der USB-Port hin,habt ihr da mehr 
als einen ausprobiert?
Ich würde mal die Klemmenspannung des Akkus messen, und zwar vor und 
hinter der Akkuelektronik. Ich schätz mal, die ist hin.

Gruß Christian

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Leon M. schrieb:
> Sie lassen sich auch nicht mit einem Netzteil mit so einer
> Precharge-Funktion laden?

Nicht das Netzteil hat sowas, sondern die eingebaute Schutzschaltung
muss die entsprechende Funktionalität haben, d. h. sie muss die
FETs, mit denen die Zelle von der Außenwelt getrennt wird, für einen
(zumindest geringen) Ladestrom öffnen.  Tut sie aber nicht, man kann
sich auf den Kopf stellen und mit den Beinen wackeln, da fließt kein
Strom rein.

Möglicherweise kann man die Dinger aufpopeln und dann direkt an der
Zelle nachladen, aber erstens ist es zweifelhaft, ob sie nach dem
manuellen Wiederverschließen auch wirklich noch ins Mobilofon
reinpassen, und zweitens mag wohl niemand mit einem derart
„verbastelten“ Akku in der Hosentasche rumlaufen.  Der Akku aus dem
gebraucht gekauften Telefon scheint sich ohnehin aus irgendeinem
Grund bereits aufgebläht zu haben, da hab ich dann auch keine Lust
mehr auf Experimente damit (und ich seh' das sonst nicht so eng mit
LiIon- oder LiPo-Zellen).

von Leon M. (spaghetti)


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Danke ihr beiden!
Wenn die Elektronik es nicht mehr macht oder keinen Ladestrom zulässt, 
würde es ja helfen, wenn ich o.g. Gedanken verfolge und ab einer 
gewissen Spannung selbst abschalte. Dann werde ich mal versuchen, mir 
dafür eine schöne Methode auszudenken, das wird schon irgendwie 
hinhauen. Bin natürlich weiterhin für Anregungen, auch zu diesem Thema 
offen ;) Mein erster Gedanke wäre ein Komparator, ein eigener µC dafür 
wäre ja auf jeden Fall übertrieben. Wenn in der Schaltung selbst ein µC 
mit ADC drin ist, kann ich den natürlich auch verwenden - ist natürlich 
nur bedingt wiederverwertbar, weil man es in vorhandenen Code / Layout 
quetschen muss.

von Anon Y. (anonymous)


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Christian S. schrieb:
> Vielleicht ist die Elektronik vor dem Akku hin und die FETs sperren die
> ganze Zeit. Diesem Schrott aus China kann man nicht trauen ;)

Kann man schon. Einfach das Datenblatt des Controller-ICs lesen und 
verstehen. Viele machen ab 2,5V zu. Einige auch permanent.

Einen Trick gibt es: Als Sperre sind zwei antiserielle Mosfets 
eingebaut. Die haben oft <10mΩ (und sind hervorragendes Bastelmaterial). 
Das hat den Nachteil eines relativ hohen Sperrstroms, bei hohen 
Temperaturen im µA Bereich.
Um so einen Akku wieder flott zu bekommen also über längere Zeit 4,2V 
strombegrenzt anlegen. Oft reicht es um die Abschaltschwelle + Hysterese 
zu erreichen.


<Theorie> Man könnte sich auch den avalanche-Effekt der mosfets zu 
Nutze machen. Das bedeutet mehr als die Sperrspannung der Mosfets (ca. 
20V) über einen Widerstand anzulegen. Wenn man langsam aufdreht bricht 
einer der mosfets immer wieder durch und überträgt die Energiemenge auf 
den Akku. Man muss dabei auf die Erwärmung achten. Auch der Controller 
wird an seinen Sense-Eingängen > 20V nicht mögen und das über die 
internen Schutzdioden ableiten. Solange der Strom gering ist kein 
Problem. Trotzdem bleibt ein mulmiges Gefühl </Theorie>



Bei all dem sollte klar sein, dass der Akku physikalisch geschädigt sein 
kann. Bei aufgeblähten Akkus würde ich aufgeben.

von Leon M. (spaghetti)


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Anon Ymous schrieb:
> Um so einen Akku wieder flott zu bekommen also über längere Zeit 4,2V
> strombegrenzt anlegen. Oft reicht es um die Abschaltschwelle + Hysterese
> zu erreichen.

Das klingt für mich nach dem Precharge-Modus.

Und zu deinem <Theorie>-Teil: Hui, das traue ich mir auf keinen Fall zu, 
auch wenn ich verstehe, wie es theoretisch funktionieren kann.

von Christian S. (christianstr)


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Anon Ymous schrieb:
> Christian S. schrieb:
>> Vielleicht ist die Elektronik vor dem Akku hin und die FETs sperren die
>> ganze Zeit. Diesem Schrott aus China kann man nicht trauen ;)
>
> Kann man schon. Einfach das Datenblatt des Controller-ICs lesen und
> verstehen. Viele machen ab 2,5V zu. Einige auch permanent.

Meinst du mit permanent, dass wenn man die Zelle direkt laden würde, das 
IC selbst dann nicht wieder aufmachen würde? Ich hätte eher gedacht, 
dass das IC so lange nicht aufmacht, bis die Akkuspannung wieder über 
dem Schwellwert liegt.

Anon Ymous schrieb:
> Um so einen Akku wieder flott zu bekommen also über längere Zeit 4,2V
> strombegrenzt anlegen. Oft reicht es um die Abschaltschwelle + Hysterese
> zu erreichen.

Ich würd den Laderegler an die Akkuklemmen anlegen, der bleibt dann auch 
gleich in den Toleranzen.

Anon Ymous schrieb:
> Bei aufgeblähten Akkus würde ich aufgeben.

Da würd ich mich z.B. noch rantrauen, mit einem sehr sehr geringen 
Ladestrom(~10mA). Dieses Aufgeblähte würde bei Erfolg auch zurückgehen, 
eventuell ist der Akku dann wieder flott. Wird sich dann aber erst unter 
Belastung zeigen, der Akku kann zwar eine Zellenspannung von 4.2V haben, 
bei einem richtigen Defekt würde die bei Belastung aber sofort wieder 
einbrechen.

Gruß Christian

von Hannes L. (hannes)


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Christian S. schrieb:
> Meinst du mit permanent, dass wenn man die Zelle direkt laden würde, das
> IC selbst dann nicht wieder aufmachen würde?

So wird es wohl sein. Denn bei Tiefentladung können sich nadelförmige 
Kristalle bilden, die in der Lage sind, den Separator zu durchbohren und 
somit zu Zellenschluss führen können. Mancher 
Schutzschaltungs-Hersteller geht auf Nummer sicher und sperrt einen 
tiefentladenen Akku für immer.

Die Schutzschaltungen sollen ja den Anwender (und sein Umfeld) vor Brand 
und Explosion der Akkus schützen. Ob es dabei etwas übertrieben wird und 
unter dem Deckmantel "Schutz vor Brand" auch noch ein bissel geplante 
Obsoleszenz im Spiel ist, möchte ich nicht beurteilen. Lieber hundert 
Akkus vorzeitig außer Betrieb nehmen als ein Gerät (mit Umfeld) 
abfackeln lassen.

...

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Hannes Lux schrieb:
> Denn bei Tiefentladung können sich nadelförmige Kristalle bilden, die in
> der Lage sind, den Separator zu durchbohren und somit zu Zellenschluss
> führen können.

Gibt es dafür eigentlich irgendwo Belege?

Ich habe schon Zellen aus dem Schrott geklaubt, die (vorsätzlich,
um einer Kurzschluss- und Brandgefahr in der Schrottkiste vorzubeugen)
gebrückt worden waren.  Die ließen sich wieder laden und hatten immer
noch etwa die halbe Nennkapazität.  OK, ist wirtschaftlich natürlich
kaum sinnvoll, aber damals gab's noch nicht bei Pollin & Co. einzelne
„nackte“ Zellen zu kaufen, da war ich ganz glücklich, für dieses oder
jenes Bastelprojekt auf diese Weise eine LiIon-Zelle parat zu haben.

von Christian S. (christianstr)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Hannes Lux schrieb:
>> Denn bei Tiefentladung können sich nadelförmige Kristalle bilden, die in
>> der Lage sind, den Separator zu durchbohren und somit zu Zellenschluss
>> führen können.
>
> Gibt es dafür eigentlich irgendwo Belege?

Ne, weil es nich ganz korrekt ist. Dendriten bilden sich meines Wissens 
beim Aufladen der Zelle und ist ein natürlicher Prozess, keiner der 
durch Fehler hervorgerufen wird. Soweit ich weiss, wurde die 
Dendritenbildung aber in den Griff bekommen und findet in dem Ausmaß 
nicht mehr statt.
Zum Glück ;)

Gruß Christian

von Hannes L. (hannes)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Gibt es dafür eigentlich irgendwo Belege?

Ich weiß leider nicht mehr, wo ich das gelesen habe.

>
> Ich habe schon Zellen aus dem Schrott geklaubt,

Ich doch auch. Z.B. nutze ich einige Akkus, die vom Nokia3310 nicht mehr 
akzeptiert wurden, für Versuchsschaltungen im Modellbau (Funkempfänger, 
Servo, Fahrtregler, Motor), allerdings ohne die Schutzschaltung und nur 
unter Aufsicht.

In den Gartenbahn-Loks einiger Freunde und Bekannten befinden sich 
Li-Ion-Akkuzellen der Bauform 18650. Meist sind es 3 Zellen (3s1p), bei 
einigen größeren Lokomophanten sind es 6 Zellen (3s2p), alle ohne 
Schutzschaltung und auswechselbar in Batteriekammern. Die Ladebuchsen 
sind 4-polig, es sind also alle Anschlüsse der Zellen herausgeführt. 
Geladen wird mit speziellen Halb-Eigenbau Ladern, die aus drei separaten 
Ladegeräten bestehen, deren Ausgänge in Reihe geschaltet sind. Somit hat 
jede Zelle ihr eigenes Ladegerät, was zuverlässig vor Überladen schützt 
und Balancer erübrigt.

Bei der Beschaffung der Zellen wurde etwas auf den Preis geachtet, es 
sind also keine ausgemessenen Zellen mit identischen Eigenschaften. Wenn 
ein Gartenbahner mal das Ausschalten vergisst oder einfach zu lange 
fährt, kann es schonmal vorkommen, dass eine Zelle tiefentladen ist. Das 
Ladegerät lehnt dann das Laden (aus Sicherheitsgründen?) ab. Einige 
tiefentladene Zellen habe ich mit geringem Strom (unter 50 mA) wieder 
zum Leben erweckt und benutze sie im Einzelbetrieb für Waggonbeleuchtung 
mit LED-Strip und StepUp-Wandler weiter.
Eine Zelle nahm erstmal Spannung an, aber recht langsam. Ich erhöhte 
dann den Strom (mittels aus 4 V gespeister Glühlampe) und beobachtete 
die Spannung. Diese stieg auf etwas über 1 V an und ging dann wieder 
zurück, wobei die Zelle sich erwärmte. Diese Zelle wurde dann mit gutem 
Gewissen außer Betrieb genommen und hat auch schon den Weg zur 
Entsorgung über den Aldi-Altbatterie-Karton gefunden.

Ein in einer Gartenbahn-Draisine eingebauter NP40-Akku (mit 
Schutzschaltung) ließ sich nach längerem Ausstellungsbetrieb nicht mehr 
laden (war hochohmig). Er wurde ersetzt und landete (erstmal) in meiner 
Batterieschrottkiste. Nach ein paar Tagen sah ich ihn mir nochmal an und 
stellte fest, dass er wieder etwas mehr als 2,5 V hatte. Also lud ich 
ihn, was auch recht lange dauerte, nun tut er es wieder wie zuvor. Hier 
hat sich der unbelastete Akku wieder erholt und die Schutzschaltung hat 
ihn auch wieder freigegeben. Eine Kapazitätsmessung habe ich allerdings 
nicht durchgeführt, das Gerät dazu habe ich mir noch nicht gebaut.

...

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Hannes Lux schrieb:
> Wenn ein Gartenbahner mal das Ausschalten vergisst oder einfach zu lange
> fährt, kann es schonmal vorkommen, dass eine Zelle tiefentladen ist.

Da wäre ich bei Reihenschaltungen allerdings vorsichtig: nicht, dass
sich mal eine Zelle umpolt beim Entladen. Ich kann mir vorstellen,
dass dabei irgendwelche elektrolytischen Prozesse in Gang kommen, die
zum Platzen einer Zelle führen können.

Tiefentladung einer einzelnen Zelle hat das Problem naturgemäß nicht.

von Leon M. (spaghetti)


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Hey Leute,

hier mal ein Update: ich habe heute eine solche (tiefentladene) 
Schaltung in die Hand gekriegt und Folgendes dabei rausgefunden:
Der Akku ist tatsächlich tiefentladen. Unter Belastung bricht die 
Spannung ein, unbelastet liegt die Zelle bei ~2,75V. Dann hab ich mal 
geschaut, warum der Akku nicht im Precharge-Modus des Ladegeräts geladen 
wird und habe gesehen, dass der Akku sich immer knapp über 2,5V auflädt 
und direkt danach wieder auf 2,5V absinkt.
Nach ein paar Messungen hier und da habe ich festgestellt, dass das 
Problem wahrscheinlich darin liegt, dass im Precharge-Modus eine 
Strombegrenzung von 40mA eingestellt wird. Die angeschlossene Last 
benötigt aber mehr (u.a. Bluetooth-Modul: 48mA, µC mit abgeschätzten 
10-20mA). Meine Vermutung ist jetzt, dass durch die niedrige 
Strombegrenzung das Ladegerät die Spannung soweit runterregelt, dass der 
Akku streckenweise als Energie-Spender wirkt (quasi als parallele 
Spannungsquelle zum Ladegerät).
Wenn das so ist, könnte ich ja beim Laden (zumindest unterhalb von 3V, 
wo der Precharge einsetzt) die Last abwerfen. Dann sollte das Ladegerät 
normal laden, nur die Funktion der Schaltung wäre halt dann erstmal 
nicht da, aber so ist das nunmal, wenn ein Gerät leer ist.

Irgendwelche Ideen / Einwände zu dieser Diagnose? Die Last kann ich 
leider nicht erstmal probehalber abwerfen, ist halt alles schon 
verlötet. Was ich versuchen könnte, wäre einen zweiten dieser Lade-ICs 
aufzutreiben und nur den an den Akku ranzubasteln.

von Hannes L. (hannes)


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Jörg Wunsch schrieb:
> eine Zelle umpolt beim Entladen.

Danke für den Hinweis, ich werde zukünftig Schottky-Dioden (SB320/SB520) 
parallel zu den Zellen schalten und nach und nach auch die alten Loks im 
Rahmen der Wartung damit nachrüsten.

Bisher hielten wir das für nicht nötig, denn bei nur 8 V (also wenn eine 
Zelle 0 V hat) merkt der "Lokführer" schon, dass da was nicht stimmt. Da 
die Elektronik (Funkempfänger, Steuerdecoder mit Tiny2313) aus der 
ersten Zelle versorgt wird, ist meist die erste Zelle zuerst leer. 
Dadurch spricht BOD des Tiny2313 (2,7 V) an, was zum Reset und dadurch 
zum Ausloggen der Lok führt. Es wird also reichen, die beiden oberen 
Zellen mit Bypass-Dioden gegen Umpolung zu schützen, die untere Zelle 
wird ja vom BOD geschützt.

...

von rcc (Gast)


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Jörg Wunsch schrieb:
>> Denn bei Tiefentladung können sich nadelförmige Kristalle bilden, die in
>> der Lage sind, den Separator zu durchbohren und somit zu Zellenschluss
>> führen können.
>
> Gibt es dafür eigentlich irgendwo Belege?

Nein, weil das so nicht stimmt. Dendriten entstehen durch andere 
Mechanismen.
Beim Tiefentladen löst sich beim Li-Io-Akku das Cu der Ableiterfolie 
aufgrund der sich dann einstellenden Potentiale in der Zelle auf und 
lagert sich unter anderem im Seperator ab und kann dabei Kurzschlüsse in 
der Zelle verursachen.
Literatur dazu gibt es seit 20 Jahren mehr als genug, man kann es auch 
von Hand nachrechnen wenn man sich die Potentialtabellen der Materialien 
und deren Abhängigkeit vom Li-Interkalationsgrad besorgt. Über google 
findet man da auch alles was man braucht.

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