Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Verstärker für Dehnungsmessstreifen selbst bauen oder doch teuer kaufen?


von Michaela (Gast)


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Hallo zusammen,

ich stehe gerade vor der Frage, ob es wirklich sinnvoll ist einen 
Messvertärker für eine Dehnungsmessstreifen-Vollbrücke für 100€ zu 
kaufen oder ob man nicht selbst einen solchen Verstärker bauen kann.

Instrumentenverstärker gibt es wie Sand am Meer. Und keine Literatur die 
ich so gefunden habe vermittelt den Eindruck, dass beim Bau einer 
solchen Verstärkerschaltung irgendwas herausforderndes dabei wäre.

Wenn ich einen z.B. INA332 
(http://www.ti.com/general/docs/lit/getliterature.tsp?literatureNumber=sbos216b)
an die Messbrücke anschließe und den Verstärkungsfaktor mit den 
Widerständen so einstelle, dass ein einfacher ADC in digitalisieren 
kann, was soll da noch schief gehen? Klar Abblockkondensatoren an den 
Versorgungspins sollte man nicht vergessen, aber das ist ja Standard.

Kann mir also irgend jemand erklären warum z.B. dieser Messverstärker 
(http://www.me-systeme.de/elektronik/gsv-1/gsv-1l.html) so Teuer ist? Da 
ist doch wirklich nichts dabei?!

Vielen Dank
Grüße Michaela

von Marc O. (Firma: REICHL EMVandromed) (guglielmo)


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Benötigst du 1 Stück für private Nutzung oder willst du den Verstärker 
professionell nutzen? Willst du daran lernen? Dann empfiehlt sich der 
Selbstbau mit allen möglichen Irrwegen und Fehlschlägen.
Soll das Teil unter unterschiedlichen Temperaturbedingen und 
Umwelteinflüssen sicher funktionieren, auch z.B. nicht auf 
elektromagnetische Phänomene reagieren, dann...

von Torsten C. (torsten_c) Benutzerseite


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Michaela schrieb:
> oder ob man nicht selbst einen solchen Verstärker bauen kann.

Klar, würde ich auch selbst machen.

Michaela schrieb:
> Kann mir also irgend jemand erklären warum z.B. … so Teuer ist?

"Die automatische Nullsetzfunktion speichert die Einstellung im 
nichtflüchtigen Speicher auch bei Spannungsunterbrechnung."

Mehr Funktionalität und keine Entwicklungskosten. In Firmn rechnet man 
mit Stundensätzen von ca. 40..100€. Da ist's billiger, was fertiges zu 
nehmen, wenn man davon nicht gleich 100 Stück benötigt.

von Klaus R. (klara)


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Hallo Michaela,
ich denke auch das Du einen Messverstärker selber entwickeln kannst. 
Aber der Aufwand! Erst einmal musst Du simulieren. Dazu hat TI Tina und 
entsprechende Modelle. Vermutlich bietet TI zum Thema auch irgendwo 
einen Applikationsbericht an. Dann Bauteile besorgen, Platine entwerfen, 
anfertigen und bestücken. Für einen Hobby-Bastler ein schönes Projekt, 
wenn man genügend Zeit hat und den Arbeitslohn nicht rechnet.

Gruss Klaus.

von gästebett (Gast)


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Ich tippe mal, wie bei allen Dingen, die nicht in Millionenchargen 
verkauft werden, auf Entwicklungskosten.

Nimm an, deine Ingenieursstunde kostet rund 120 Euro. (Ja, darin 
enthalten sind: Lohn, Lohnnebenkosten, Preisaufschlag für 
Lebensmittelerwerb an der Tankstelle, weil Supermärkte nachts 
geschlossen sind, die neue Handtasche für deine Frau, die dich so selten 
sieht... etc.)

Nun nehmen wir an, du sitzt eine Stunde an Schaltplan und Layout, 10min 
am Platinenbestellvorgang und nochmal, 8 Tage später, 20min am Löten der 
Schaltung. Abgesehen von Bauteilkosten und anteilig gerechneten Kosten 
für deine Werkstatt, sind wir nun schon bei 180 Euro für den Prototypen. 
Dieser Prototyp ist nicht perfekt, also gibt es noch eine Rev. 02 - 
Plötzlich kommen wir schon auf 360 Euro.

Und plötzlich wird es viel günstiger den Messverstärker fertig zu 
kaufen.

Ok, Ok, Ok. Wenn es Hobby ist, kostet dich die Arbeitsstunde nur die 
Handtasche und die Dose Ravioli von der Tankstelle... Plötzlich kannst 
du dir Milchmädchenmässig den Verstärker für rund 25 Euro bauen und 
solltest dies auch tun.

von gästebett (Gast)


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ohauerha, ich hab ein a unterschlagen. Und plötzlich wird aus der 
Damenhandtasche ein neuer Blurayplayer für Deinen Mann. ;)

von Klaus R. (klara)


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Torsten C. schrieb:
> "Die automatische Nullsetzfunktion speichert die Einstellung im
> nichtflüchtigen Speicher auch bei Spannungsunterbrechnung."

Bei solchen Messungen sollte eine stabile Spannungsversorgung wohl das 
geringste Problem sein.

Aber sonst stimme ich Dir zu.

Gruss Klaus.

von Harald W. (wilhelms)


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Michaela schrieb:

> ob man nicht selbst einen solchen Verstärker bauen kann.

Nun, wenn Du genügend Zeit hast und diese Zeit auch nicht mit mehr
als 1EUR/h anrechnest, kannst Du das natürlich auch selber machen.
Etwas Erfahrung in der Konstruktion von OPV-Schaltungen solltest Du
aber schon haben. Sowas lernt man eben nicht im INet.
Gruss
Harald

von HBM (Gast)


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Bei DMS wird gerne das Trägerfequenzverstärker-Verfahren angewendet (mV 
DC Signale werden AC verstärkt, grob formuliert).  Da ist ein wenig mehr 
als nur ein INA.

Siehe auch HBM.com (Hottinger Balwin Messtechnik), der Spezi dafür.

von HBM (Gast)


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Baldwin

von DirkF (Gast)


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Hi,
also ich habe vor einem Jahr auch eine solche Schaltung entwickelt.
Das größte Problem war die Nullpunktdrift, wenn die Elektronik erwärmt 
wurde.
Einsatz u.a. im Stahlwerk bei +70°C.
EMV Einstrahlung  (Umrichterbetrieb bei Motore) ist auch nicht zu 
vernachlässigen.
LG Dirk

von W.S. (Gast)


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Michaela schrieb:
> kaufen oder ob man nicht selbst einen solchen Verstärker bauen kann.

Die eigentliche Frage ist doch wohl, ob du überhaupt so einen Verstärker 
brauchst oder nicht.

Weißt du, seit fast 20 Jahren gibt es sowas wie den AD7714 und modernere 
Konsorten, die dank Sigma-Delta-Prinzip einen eingebauten "digitalen" 
Verstärker haben, dazu noch Selbstkalibrierung usw. Das sollte für die 
meisten Fälle doch wohl ausreichen.

W.S.

von oszi40 (Gast)


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DirkF schrieb:
> EMV Einstrahlung

Selbst wenn Du den schönsten Verstärker hast, wäre noch zu prüfen ob der 
Aufbau für Deine Aufgabe überhaupt geeignet ist oder irgendwelche 
Störungen Dir vorzeitig den Spaß verderben.

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