Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik DMS Auswertung, Instrumentenverstärker Ad620 Problem


von Michel G. (michelg)


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Hallo Leute,

erstmal zu meiner Person: Ich bin 23, Elektroniker für Geräte und 
Systeme, regelmäßiger Leser in diesem Forum und jetzt zum ersten Mal 
auch aktiv :-)

Nun zu meinem Problem:

Ich bin gerade dabei eine "einfache" elektronische Waage zu realisieren.
Auf Bild1 seht ihr dabei den "beweglichen" Teil der Waage, auf dem die 
DMS sitzen. 2 unten, 2 oben. Das Ganze zu einer Vollbrücke verschaltet.
Ich gehe mit 2 Koaxkabeln (jeweils 4 Adern) zu meiner 
Auswerte-/Verstärkerplatine. Die beiden Schirme der Kabel liegen auf 
Masse.
Zum Abgleichen der Brückenspannung benutze ich R8, R9 und TR2 in Reihe. 
(Siehe Bild2)
Die DMS haben einen Nennwiderstand von 120 Ohm. Die Brücke wird mit 
einer 2VRef versorgt. Wenn ich das maximale Gewicht auf den Balken 
stelle, welches ich auswerten möchte, ergibt sich an den Punkten 
DMS-,DMS+ eine maximale Differenzspannung von 500uV.
Diese Spannung will ich nun verstärken und mit einem Mikrocontroller mit 
integriertem AD auswerten.
Ich benutze 2 in Reihe geschaltete Ad620, um die Verstärkung zu erhöhen, 
sodass ich am Ausgang des 2. Ops eine Spannung zwischen 0V und 5V 
erhalte, je nach aufgelegtem Gewicht.
Das funnktioniert auch.
Mit dem Multimeter messe ich am Ausgang, wenn das Gewicht konstant 
bleibt, eine um ca. +-50mV schwankende Spannung. Messe ich mit dem 
Oszilloskop, messe ich aber nur Rauschen !
Ich habe auch das Problem, dass meine Spannung driftet. Wenn ich längere 
Zeit das gleiche Gewicht drauf habe und sagen wir nach ca. 5h nochmal 
die Spannung messe, ich nicht mehr z.b. 5V messe sondern nur noch 4,2V. 
Beobachte ich dann die Spannung über 10min, schwankt die Spannung wieder 
"nur" im Bereich von +- 60mV.

- Kann mir jemand Tipps zu meiner Schaltung geben?
- Habe ich Fehler in der Beschaltung?
- Auf welchem Potential sollte meine Schirmung liegen?
- Was für Filter könnte ich einbauen, damit die Ausgangsspannung nicht 
so verrauscht ist?

Ich hoffe ich habe meine Problematik ausführlich beschrieben. Wenn ihr 
noch Fragen zu irgendetwas habt oder mehr Details wissen wollt, nur zu.

Vielen Dank im Vorraus...

Michel

von 123 (Gast)


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Abgesehen von dem mechanischen Aufbau, speziell der verwendete 
Klebstoff(wichtig! sonst gibt es Kriech- und Hystereseeffekte), ist so 
eine DMS-Brücke zugleich ein Thermometer -> Temperaturkompensation 
empfehlenswert. Passt der Temperaturausdehnungskoeffizient der 
verwendeten DMS zum Temperaturausdehnungskoeffizient des 
Trägermaterials? Das als grober Hinweis.

VERWERTBARE DMS-Messaufbauten sind alles andere als trivial, auch wenn 
heutzutage etliche Arduino-Boys in ihrer Ahnungslosigkeit nicht vor 
DMS-Anwendungen zurückschrecken.

von Michel G. (michelg)


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Danke schonmal für die schnelle Antwort.
Aufgeklebt wurden die DMS mit heißhärtendem Einkomponeten-Klebstoff von 
HBM.
Der ist extra für DMS-Streifen hergestellte und sollte die richtige Wahl 
sein.
Zum Thema Temperatur:
Da ich die 4 DMS zu einer Vollbrücke verschaltet habe und sie alle auf 
dem gleichen Metallbalken relativ nah bei einander liegen, sollten 
Änderungen in der Umgebungstemperatur keinen großen Einfluss die DMS 
haben.
Erhitzt man punktuell nur einen der 4 Streifen, ist es klar, dass sich 
die Brücke total verschiebt.

Welches Trägermaterial meinst du? Das auf dem das Messgitter aufgetragen 
ist?

von Kai K. (klaas)


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C5 ist ein Kardinalfehler!!! Ein 100n Cap am Ausgang eines OPamps ist 
ein absolutes No-Go!

Ein zweiter Instrumentationsverstärker ist außerdem reine 
Geldverschwendung, weil du am Ausgang des ersten 
Instrumentationsverstärker ja gar kein symmetrisches Signal mehr hast.

>Das Ganze zu einer Vollbrücke verschaltet.

Kannst du keine echte Vollbrücke verwenden? Mit vier Einzelsensoren 
macht die Brückenschaltung kaum Sinn, weil du ja dann die individuellen 
Driften von vier einzelnen Sensoren hast. Das muß schon eine Vollbrücke 
aus einem Guß sein, damit die Einzeldriften in erster Näherung alle das 
gleiche Vorzeichen und die gleiche Größe haben.

von Michel G. (michelg)


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> C5 ist ein Kardinalfehler!!! Ein 100n Cap am Ausgang eines OPamps ist
> ein absolutes No-Go!

Den werde ich morgen gleich auslöten und mir das in Zukunft merken!


> Ein zweiter Instrumentationsverstärker ist außerdem reine
> Geldverschwendung

Da hast du natürlich auch recht.



> Kannst du keine echte Vollbrücke verwenden? Mit vier Einzelsensoren
> macht die Brückenschaltung kaum Sinn, weil du ja dann die individuellen
> Driften von vier einzelnen Sensoren hast. Das muß schon eine Vollbrücke
> aus einem Guß sein, damit die Einzeldriften in erster Näherung alle das
> gleiche Vorzeichen und die gleiche Größe haben.

Diese Aussage verstehe ich nicht ganz. Was meinst du mit einer "echten" 
Vollbrücke?
Kannst du mir das vielleicht noch etwas näher erklären?

von Peter R. (pnu)


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Eine echte Vollbrücke ist doch nur für bestimmte Lastfälle (z.B. 
Drehmoment) vorgesehen? Hier müssten die Einzel-DMS schon reichen.

C1 und C2 würde ich anders schalten: nur ein Kondensator zwischen MP1 
und MP2. Der glättet die Differenzspannung, die verstärkt wird.
Die Spannung zu Masse hin wird ja durch die Gleichtaktunterdrückung 
unwirksam.
Eher sollte ein Rauschen auf vref durch einen Kondensator von MP6 nach 
Masse unterdrückt werden. so wie C1 und C2 geschaltet sind, können sie 
durch unterschiedliche Massepunkte Störspannungen aus einer 
Masseschleife einfangen.

Die Schirmungen sollten in "Hosenbein-Art" geerdet sein. Nur ein Ende an 
einen zentralen Massepunkt - und dem sollten alle Abschirmungen des 
Eingangsbereichs zusemmengeführt sein.

Der Versorgungsstrom der Brücke sollte nicht über die Abschirmung 
geführt werden, Z4,Z8 also mit gesonderter Leitung an den zentralen 
Massepunkt.

Da die Bewegung des DMS ja ein mechanischer Vorgang mit relativ 
niedriger Frequenz ist, würde ich vor den + und den - Eingang des 
Opamp(die sind ja hochohmig) noch ca. 100kOhm schalten und mit einem C 
zwischen den beiden Eingängen einen Tiefpass herstellen. Weshalb sollt 
man bis in die 100 kHz hinein Störspannungen einfangen, wenn die 
DMS-Verformung nur Frequenzkomponenten bis in den Hz-Bereich umfasst?

Wenn das nicht hilft:

Bei der Ausgangsspannung der Brücke handelt es sich um Spannungen im mV- 
bis µV-Bereich. Da sollte man nicht mit Gleichstrom an der Brücke 
arbeiten, wegen der Thermospannungen an den Lötstellen, sondern man 
sollte mit Wechselspannung (400Hz) arbeiten, die mit 
Synchrongleichrichtern gleichgerichtet wird. Die Drift entsteht u.U. 
nicht an den DMS sondern durch Thermospannungen an den vielen andren 
Verbindungspunkten im Bereich der Brücke und des Verstärkereingangs

von Michel G. (michelg)


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Ich habe jetzt den Schaltplan so geändert, wie ihr es bisher gesagt 
habt:

Kai Klaas schrieb:

>C5 ist ein Kardinalfehler!!! Ein 100n Cap am Ausgang eines OPamps ist ein 
>absolutes No-Go!


Peter R. schrieb:
>...durch einen Kondensator von MP6 nach Masse unterdrückt werden.

>nur ein Kondensator zwischen MP1 und MP2.

>würde ich vor den + und den - Eingang des
>Opamp(die sind ja hochohmig) noch ca. 100kOhm schalten und mit einem C
>zwischen den beiden Eingängen einen Tiefpass herstellen.

Zum Tiefpass: Ich habe die Grenzfrequenz auf 100Hz festgelegt. Bei einem 
Widerstand von 100k komme ich auf eine Kapazität von ca. 15nF.

Peter, ist das so richtig angeordnet?

Zum Thema Schirmung:
Ich habe, genau wie du es beschreibst, die Schirmung realisiert:
Z4 und Z8 sind separat und einzeln an die Platine geführt. Die beiden 
Schirmungen sind einseitig an Z9 und Z10 an einen Massepunkt 
angeschlossen.

von Kai K. (klaas)


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>Diese Aussage verstehe ich nicht ganz. Was meinst du mit einer "echten"
>Vollbrücke?

Gut, wenn der Einbau unbedingt auf der Ober- und Unterseite des 
Biegebalkens erfolgen muß, gehen natürlich nur Einzelsensoren.

>so wie C1 und C2 geschaltet sind, können sie durch unterschiedliche
>Massepunkte Störspannungen aus einer Masseschleife einfangen.

Caps von den Eingängen direkt zur Masse zu haben, ist aber elementar, 
weil nur mit einem Gleichtaktfilter Demodulationen von HF-Störungen 
vermieden werden können.

Diese Caps müssen aber unbedingt gleich sein, damit die Symmetrie der 
Eingangsschaltung nicht kaputt gemacht gemacht wird. Andernfalls werden 
Gleichtaktstörungen in differentielle transformiert und erscheinen 
plötzlich im Signal. Deswegen ist auch eigentlich der Abgleich mit TR2 
unsinnig, weil er die Symmetrie der Eingangsschaltung zerstört.

Also, C1 und C2 (in Bild2.PNG) verkleinern und gute, engtolerierte 
Folientypen mit niedriger Langzeitdrift verwenden. Auch engtolerierte 
NP0 können eingesetzt werden. Vor diese Caps Widerstände wie R28 und R29 
plazieren. Diese müssen wieder stabil und engtoleriert sein. Wenn das 
Rauschen ein Problem ist, wählt man sie nicht allzu groß. Wichtig ist, 
daß die Zeitkonstante deutlich oberhalb der Signalbandbreite liegt. Dann 
spielen die Symmetriefehler dieses Filters eine immer kleinere Rolle.

Ein Cap direkt zwischen den Eingängen ist auch hilfreich. Am besten mal 
gurgeln, wie andere DMS-Verstärker das am Eingang machen.

Die Beschaltung um TR2 würde ich ersatzlos streichen. Stattdessen 
vorselektierte DMS-Streifen verwenden und einen Abgleich auf den REF-Pin 
von IC4 verschieben. Genau dafür ist der da.

>Ich habe, genau wie du es beschreibst, die Schirmung realisiert:

Die Schirmung muß so erfolgen, daß der jeweilige Schirm niemals als 
Masse- bzw. Rückleitung für eine der DSM-Sensoren mißbraucht wird. Beide 
Leitungen eines DMS-Sensors müssen also immer von einem gemeinsamen 
Schirm umhüllt werden. Dieser wird direkt am Verstärkereingang mit Masse 
verbunden, und zwar in der Nähe der HF-Filter-Caps.

Wichtig ist jetzt noch, daß zwischen Biegebalken und Signalmasse keine 
zu großen Potentialdifferenzen herrschen, weil diese kapazitiv über die 
DMS-Sensoren in den Signalweg eingekoppelt werden können. Der Verstärker 
sollte deshalb in der Nähe des Biegebalken angeordnet werden. 
Signalmasse und Biegebalken verbindet man am besten mit einem 10...100n 
Cap. Dann liegen sie HF-mäßig auf gleichem Potential ("weiche Erdung"). 
Manchmal kann es aber auch notwendig sein, die Signalmasse "hart" mit 
dem Biegebalken zu verbinden, was dann in der Regel weiter hinten im 
Signalweg eine galvanische Trennung erfordert (Optos, etc.)

von Peter R. (pnu)


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Michel G. schrieb:
> Zum Tiefpass: Ich habe die Grenzfrequenz auf 100Hz festgelegt. Bei einem
> Widerstand von 100k komme ich auf eine Kapazität von ca. 15nF.

Ja so stell ich mir das vor.
C1 wäre da nicht unbedingt nötig. mit den 120 Ohm der DMS kommt ja dies 
zu einer Grenzfrequenz die weit über der des RC-Glieds mit 100k/15 nF 
liegt.

Ich würde anstatt der 15nF  10nF oder 22nF nehmen, die Grenze von 100Hz 
ist ja eh willkürlich gewählt.

Natürlich sind diese Änderungen an der Schaltung darauf gezielt, den 
Störpegel bzw. Rauschpegel herabzusetzen. Wenn sie nicht wirken, kann 
man sie vergessen, wenn sie nur etwas wirken, kann man durch Vergrößern 
von R oder C weiterprobieren.

Man kann ja auch mal mithilfe des Verstärkungsfaktors zurückrechnen, 
wieviele mV oder µV am Eingang einem Volt an Ausgangsspannung 
entsprechen.
Daraus kann man dann ahnen, ob Thermospannungen (ca.10µV/Grad) von 
Bedeutung als Störquelle sind.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Kai Klaas.

> C5 ist ein Kardinalfehler!!! Ein 100n Cap am Ausgang eines OPamps ist
> ein absolutes No-Go!

In dem Falle hier wohl tatsächlich. Aber ich habe Fälle gennengelernt, 
wo ich es nur mit einem dicken Kondensator schaffte, das eingekoppelte 
Spikes nicht von Rückwärtz den Opamp strubbelig machten. War aber eine 
sehr extreme Anwendung (Funkenquelle), und der Opamp wurde auch als 
Komparator verwendet.

Darum hab ich bei einem pauschalen No Go schon Bauchschmerzen.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic.
http://www.dl0dg.de

von Michel G. (michelg)


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Kai Klaas schrieb:

> Caps von den Eingängen direkt zur Masse zu haben, ist aber elementar...
> ...Also, C1 und C2 (in Bild2.PNG) verkleinern

Ich habe sie in (Bild4) wieder eingefügt, Von 100nF auf 22nF reduziert 
und versuche NP0 mit sehr geringen Toleranzen zu organisieren. Auch die 
47kOhm Widerstände (R30,R31) besorge ich mit einer geringen Toleranz 
(0,1%).


> Die Beschaltung um TR2 würde ich ersatzlos streichen. Stattdessen
> vorselektierte DMS-Streifen verwenden und einen Abgleich auf den REF-Pin
> von IC4 verschieben. Genau dafür ist der da.

Habe die Beschaltung komplett rausgenommen und den Abgleich auf den 
Ref-Eingang gelegt. Das sollte mit R8,R9, TR2 (Bild4) eigentlich 
klappen?!
Wobei die Werte noch experimentell angepasst werden.



> Wichtig ist jetzt noch, daß zwischen Biegebalken und Signalmasse keine
> zu großen Potentialdifferenzen herrschen, weil diese kapazitiv über die
> DMS-Sensoren in den Signalweg eingekoppelt werden können...

Ok. Ich werde den Biegebalken kapazitiv mit der Signalmasse auf meiner 
Platine verbinden.



Peter schrieb:
>Man kann ja auch mal mithilfe des Verstärkungsfaktors zurückrechnen,
>wieviele mV oder µV am Eingang einem Volt an Ausgangsspannung
>entsprechen.
>Daraus kann man dann ahnen, ob Thermospannungen (ca.10µV/Grad) von
>Bedeutung als Störquelle sind.

Der Verstärkungsfaktor des ersten OP ist: 412,67
Der vom zweiten OP: 118,6 (wenn ich TR3 auf 50 Ohm stelle)
Zusammen erreiche ich einen von ca 48950.
20,4uV Änderung am Eingang bewirken demnach 1 V Änderung am Ausgang.
Da würde dann deine angesprochene Thermospannung sehr ins Spiel kommen.
Diese zu eliminieren wird wohl nur mit dem Trägerfrequenzverfahren 
funktionieren, welches du in deinem vorangegangenem Post erwähnt hast.

Bevor es soweit kommt, versuche ich aber erstmal die ganzen Änderungen, 
die jetzt im Schaltplan zustande gekommen sind, in die Praxis 
umzusetzen. Vielleicht erhalte ich ja brauchbare Ergebnisse.

von Peter R. (pnu)


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Jo, so würde ich es auch machen.

Daumendrück!

von Kai K. (klaas)


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>Ich habe sie in (Bild4) wieder eingefügt, Von 100nF auf 22nF reduziert
>und versuche NP0 mit sehr geringen Toleranzen zu organisieren. Auch die
>47kOhm Widerstände (R30,R31) besorge ich mit einer geringen Toleranz
>(0,1%).

C4 kannst du direkt zwischen C2 und C3 plazieren, also R28 und R29 
weglassen (-> Figure 42 aus dem Datenblatt). Achtung 47k für R30 und R31 
ist wohl zu groß und erzeugt einen beachtlichen Rauschteppich!

>Habe die Beschaltung komplett rausgenommen und den Abgleich auf den
>Ref-Eingang gelegt. Das sollte mit R8,R9, TR2 (Bild4) eigentlich
>klappen?!

Der AD620 erwartet am REF-Pin den 0R Ausgang eines OPamp, wenn du dort 
den Offset verändern willst (-> Figure 38 aus dem Datenblatt), weil 
sonst die Gleichtaktunterdrückung des Instrumenationsverstärkers leidet.

>Der Verstärkungsfaktor des ersten OP ist: 412,67
>Der vom zweiten OP: 118,6 (wenn ich TR3 auf 50 Ohm stelle)
>Zusammen erreiche ich einen von ca 48950.

Dann mußt du den Ausgang des zweiten AD620 gut gegen den Eingang des 
ersten AD620 abschirmen, damit nicht schon eine geringe Streukapazität 
im pF-Bereich vom Ausgang zum Eingang die Verstärkerkette zum Schwingen 
bringt. Das trifft in abgeschwächter Form auch auf den Ausgang des 
ersten AD620 zu. Auch diesen solltest du gegen die Eingänge abschirmen.

Ich würde auch zwischen den beiden AD620 ein Tiefpaßfilter plazieren, um 
damit die Nutzsignalbandbreite zu begrenzen. Das begrenzt auch das 
Rauschen und erhöht die Stabilität der Schaltung. Der ganze 
Eingangsbereich, also die DMS-Sensoren müssen in jeden Fall gut gegen 
die Schaltung abgeschirmt werden. Parallel zu D1 kannst du auch noch 
einen Cap plazieren. Damit begrenzt du weiter die Nutzsignalbandbreite, 
erhöhst die Schutzwirkung der Schottkys und reduzierst die 
Schwinggefahr. Es muß wohl nicht extra erwähnt werden, daß du die 
Ausgangsleitung gut abschirmen mußt und nicht in der Nähe der 
DMS-Sensoren verlegen solltest.

Plaziere in die Versorgungsleitungen zu den AD620 noch jeweils einen 47R 
Widerstand und schalte den 100n Caps kleine Elkos oder Tantals parallel. 
Auch die Ref-Spannung zu den DMS-Sensoren sollte gut gesiebt werden.

>In dem Falle hier wohl tatsächlich. Aber ich habe Fälle gennengelernt,
>wo ich es nur mit einem dicken Kondensator schaffte, das eingekoppelte
>Spikes nicht von Rückwärtz den Opamp strubbelig machten.

Ja, es gibt einige wenige Anwendungen, in denen ein Cap am Ausgang nicht 
zum spontanen Schwingen führt. Sogar in manchen Datenblättern zu ADCs 
o.ä. findet man solche Schaltungen. Ein Cap am Ausgang führt aber in 
jedem Fall zu einer dramatischen Aufzehrung der "Phase Margin" und einer 
erheblich gesteigerten Schwingneigung. Ein Schwingen kann oft nur durch 
zusätzliche Tricks, wie ausreichendes ESR des Caps oder andere Maßnahmen 
verhindert werden. Machmal ist es auch einfach nur Zufall, daß die 
Schaltung noch nicht schwingt. Viele solcher Schaltungen aus den 
Datnblättern stammen auch nicht von erfahrenen Ingenieuren, sondern von 
unerfahrenen Praktikanten, die das Resulatt einer Simu nicht richtig zu 
interpretieren wissen. Es gibt manchmal tatsächlich die Situation, daß 
ein OPamp eine kapazitive Last aushält, aber das ist dann eher Zufall 
anstatt erprobte Schaltungspraxis. Ich kann jedem nur abraten, Caps 
direkt am Ausgang eines OPamps zu plazieren. Wenn denn, dann nur mit der 
üblichen Zusatzbeschaltung zur Isolierung kapazitiver Lasten, wie 
beispielsweise in Figure 6 von diesem Datenblatt

http://www.ti.com/lit/ds/symlink/opa627.pdf

gezeigt, oder zumindest mit einem kleinen Widerstand zwischen Ausgang 
und Cap.

von gk (Gast)


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Peter R. schrieb:
> Eine echte Vollbrücke ist doch nur für bestimmte Lastfälle (z.B.
> Drehmoment) vorgesehen? Hier müssten die Einzel-DMS schon reichen.

Unsinn !!

Die Vollbrücke mit 4 aktiven DMS ist eigentlich der Idealfall, weil sie 
gegenüber der Viertelbrücke das 4-fache Ausgangssignal liefert. 
Ausserdem kompensieren sich die Temperaturgänge der 4 DMS im Idealfall 
gegenseitig.

Leider ist es konstruktiv nicht immer möglich, die DMS so anzuordnen, 
dass sich die Signale addieren und die Temperaturgänge aufheben. Dann 
nimmt man zwangsweise Einzel-DMS z.B. in der Experimentellen 
Spannungsanalyse.

Kai Klaas schrieb:
> Stattdessen vorselektierte DMS-Streifen verwenden

Utopisch !!

Wie genau willst Du denn die DMS vorselektieren ? Nur mal als Beispiel. 
Bei einer Toleranz der DMS von 0,1% ergibt sich im ungünstigsten Fall 
schon ein Ausgangssignal von 1mV/V. Das ist schon der halbe Messbereich 
von üblichen DMS Brücken die z.B. 2mV/V oder weniger liefern.

Das ist auch das Grundproblem des To's, die Ausgangsspannung der Brücke 
ist bei Nennlast zu klein. Da hilft nur den Biegenalken dünner zu machen 
um auf übliche Brückenausgangssignale im mV-Bereich zu kommen.

gk

von Kai K. (klaas)


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>Wie genau willst Du denn die DMS vorselektieren ?

Naja, so genau wie es eben geht. Wir wissen ja nicht was der TE für 
DMS-Sensoren überhaupt verwendet.

>Bei einer Toleranz der DMS von 0,1% ergibt sich im ungünstigsten Fall
>schon ein Ausgangssignal von 1mV/V. Das ist schon der halbe Messbereich
>von üblichen DMS Brücken die z.B. 2mV/V oder weniger liefern.

Also ist Vorselektieren ja doch sinnvoll...

von gk (Gast)


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Kai Klaas schrieb:
> Also ist Vorselektieren ja doch sinnvoll...


Nöö.

Die Widerstandstoleranz liegt wohl eher bei 0,3 % und größer. Ausserdem 
kosten die Biester so um die 10 Euronen pro Stück. Das wird ein teures 
Unterfangen. Zudem kannst Du den Grundwiderstand erst sinnvoll messen, 
wenn die schon aufgepappt sind.

gk

von DMS-Joe (Gast)


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Michel G. schrieb:
> Ich bin gerade dabei eine "einfache" elektronische Waage zu realisieren.
> Auf Bild1 seht ihr dabei den "beweglichen" Teil der Waage, auf dem die
> DMS sitzen. 2 unten, 2 oben. Das Ganze zu einer Vollbrücke verschaltet.
Soweit prinzipiell ok, aber ...

> Ich gehe mit 2 Koaxkabeln (jeweils 4 Adern) zu meiner
> Auswerte-/Verstärkerplatine.

Wozu 8 Adern? Die Vollbrücke wird sinnvollerweise in unmittelbarer Nähe 
der DMS zusammengeschaltet. Die Versorgung wird mit einem Adernpaar 
(Vierleiter-Anschluss) oder zwei Adernpaaren (Sechsleiter-Anschluss, ein 
Paar zu Zuführung der Speisespannung, das zweite Paar zur Rückführung 
der Speisespannung von der Brücke zur Speisespannungsregelung, um den 
Spannungsabfall der Leitung kompensieren zu können), ein weiteres 
Adernpaar führt die Brückenausgangsspannung zum Messverstärker.
Geschirmte Twisted-Pair-Kabel ggf. mit zusätzlicher Einzelschirmung 
jedes Adernpaares ist zum Anschluss geeignet.
Das Selektiern zueinander passender DMS ist nicht sinnvoll, da nur vor 
dem Kleben möglich und die vier DMS durch die Klebung meist wieder (wenn 
auch geringe) Unterschiede aufweisen. Allerdings sollten alle 4 
Einzel-DMS aus einer Charge stammen.
Bezüglich Kabeleinfluss (Länge, Temperatur) sind übrigens 350 Ohm DMS 
günstiger. Auch der erforderliche Strom / Speiseleistung und die damit 
verbundene Eigenerwärmung fallen geringer aus.

Was die Empfindlichkeit der Brücke angeht, kann ich gk(Gast) nur 
zustimmen:
> Das ist auch das Grundproblem des To's, die Ausgangsspannung der Brücke
> ist bei Nennlast zu klein. Da hilft nur den Biegenalken dünner zu machen
> um auf übliche Brückenausgangssignale im mV-Bereich zu kommen.

Typische Brückenverstimmungen sind ca. 2mV/V. Bei den dabei auftretenden 
Dehnungen halten die DMS einige 10^6 Lastspiele locker aus.

von Kai K. (klaas)


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>Die Widerstandstoleranz liegt wohl eher bei 0,3 % und größer. Ausserdem
>kosten die Biester so um die 10 Euronen pro Stück. Das wird ein teures
>Unterfangen. Zudem kannst Du den Grundwiderstand erst sinnvoll messen,
>wenn die schon aufgepappt sind.

Anlieferungstoleranzen von über +/-0,5% sind üblich bei "billigen" 
DMS-Sensoren. Ich würde sechs Stück kaufen und ein passendes Quartett 
selektieren.

Beim Kleben auf gleichen Untergrund entsteht erfahrungsgemäß eine 
zusätzliche Abweichung zwischen ein Sensoren von weniger als +/-0,1%.

>Wozu 8 Adern? Die Vollbrücke wird sinnvollerweise in unmittelbarer Nähe
>der DMS zusammengeschaltet.

Wenn du das "vor Ort" machst und die DMS-Sensoren wie beim TE relativ 
weit auseinander liegen (man muß um den Biegebalken herum!), führt 
dieses Vorgehen zu zusätzlich großen Leiterschleifenflächen, sodaß dann 
die Sensorik auch noch gegen Magnetfelder empfindlich wird.

von gk (Gast)


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Kai Klaas schrieb:
> Beim Kleben auf gleichen Untergrund entsteht erfahrungsgemäß eine
> zusätzliche Abweichung zwischen ein Sensoren von weniger als +/-0,1%.

Das ist nicht das Problem. Durch das Traktieren des DMS mit den 
Messspitzen bekommst Du schon jeden beliebigen Messwert. Klar könnte man 
den einspannen, macht aber keiner. Zumindest nicht in der Industrie.

Da werden die Brücken nach der Applikation hinsichtlich der 
Empfindlichkeit, des Nullpunktes und des Temperatureinflusses (passiv) 
kompensiert. Manchmal auch noch mehr.

Das mit dem 8-adrigen Kabel hatte ich überlesen, das ist ja Obermurks.

Kai Klaas schrieb:
> Wenn du das "vor Ort" machst und die DMS-Sensoren wie beim TE relativ
> weit auseinander liegen (man muß um den Biegebalken herum!), führt
> dieses Vorgehen zu zusätzlich großen Leiterschleifenflächen, sodaß dann
> die Sensorik auch noch gegen Magnetfelder empfindlich wird.

Da wird die Leiterschleife nur noch größer, aber mindestens so groß, wie 
auf kürzestem Weg herum um den Biegebalken. Die Schleife schliesst sich 
dann am Messverstärker

gk

von Michel G. (michelg)


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So ich melde mich nun auch mal endlich wieder zu Wort.
Das bin ich euch schuldig.

Erst einmal herzlichen Dank für die vielen zum Teil sehr ausführlichen 
Antworten, die ihr gepostet habt. Sie haben mir in der Gesamtheit sehr 
geholfen und ich konnte mein Problem letzten Endes, wenn auch über viele 
Umwege, lösen.

Meine Hauptproblematik lag, wie jedem eigentlich ersichtlich, an der 
sehr kleinen Spannungsänderung von gerade einmal ca. 300uV und dem damit 
verbundenen großen Verstärkungsfaktor von ca. 50000.
Diesen zu händeln, ist mit meinen Möglichkeiten, sowohl physisch als 
auch psychisch, nicht bzw. noch nicht möglich :-)

Was ich gemacht habe:
Einen Biegebalken aus der Protoypenkiste genommen, den ich schonmal 
aufgebaut hatte. (3mm Dicke anstatt 5mm Dicke)
DMS-Streifen mit 350Ohm Nennwiderstand. Brücke mit 5 V versorgt.
Damit erreiche ich an der Brücke eine Differenzspannung von ca
1,3mV. (Zwischen Maximal- und Minimalgewicht)

Die Auswertung ist damit wesentlich leichter. Meine Ausgangsspannung 
ändert sich nur minimal.
Mit einem Multimeter gemessen etwa 15mV bei gleichbleibendem Gewicht in 
einem Spannungsbereich von 0 bis 5 Volt.
Das ist für meine Zwecke zufriedenstellend.

Das einzige, was jetzt wieder auftritt, deswegen habe ich den Balken 
ursprünglich für nicht geeignet eingestuft, ist ein leichtes Einpendeln 
nachdem man ein Gewicht rauf oder runter genommen hat.

Achja, ein Problem hatte ich noch:
Meine nebenliegende Platine (selbstgebauter Step-Down Wandler und 
Inverter) hat relativ stark gestrahlt. Habe sie deshalb aus EMV-Sicht 
ersetzt und erstmal ein klassiches Hameg genommen.

Ich würde diesen Thread als abgeschlossen betrachten.

Wenn ich mal ganz viel Langeweile habe, werde ich mich mit dem dickeren 
Biegebalken vllt nochmal auseinander setzen und euch über etwaige 
Erfolge informieren.

Servus

von Kai K. (klaas)


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>Das einzige, was jetzt wieder auftritt, deswegen habe ich den Balken
>ursprünglich für nicht geeignet eingestuft, ist ein leichtes Einpendeln
>nachdem man ein Gewicht rauf oder runter genommen hat.

Das eliminieren Profis per Software. Wichtig ist dabei natürlich, daß es 
sich um 100%-ig elastisches Phänomen handelt und nicht um die 
gefürchtete Hysterese...

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