Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik AVcc von DVcc entkoppeln - verschiedene Varianten im Netz - welche am sinnvollsten


von Hans (Gast)


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Hi Leute!

Ich habe mal eine Frage zur Entkopplung von der digitalen Versorgung der 
analogen Versorgung.

Viele ICs haben ja beide Anschlüsse rausgeführt. Dqas hat ja wohl auch 
einen Sinn. Jetzt finde ich im Netz mehrere Varianten, wie diese beiden 
Spannungen voneinander getrennt sind.

Da gibt es ja die Anbindung an DVcc, welcher einen eigenen C nach Masse 
hat. Dann von diesem eine (z.B.) 10uH Spule nach Avcc und hier ebenfalls 
ein C nach Masse.

Dann gibt es selbiges mit einem Ferrit statt einer Spule.

Aber auch Varianten wo ein R anstatt einer Induktivität genommen wird.

Weiterhin sehe ich auch des öfteren mal, dass die Versorgung erst an 
AVcc kommt und das oben beschriebene dann nach DVcc.

Aber wie herum und warum entscheidet man sich für die eine oder andere 
Variante? Gerade die Geschichte mit erst an AVcc und dann an DVcc oder 
eben umgekehrt. Ich habe mal ein Beispiel davon anghängt.

Wäre toll, wenn jemand mal was dazu sagen könnte... Danke auf jeden Fall 
schonmal

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Hans schrieb:
> Wäre toll, wenn jemand mal was dazu sagen könnte...
Wichtiger als eine Pseudoentkopplung im Schaltplan ist eine saubere und 
durchdachte Trennung im Layout.

> Jetzt finde ich im Netz mehrere Varianten, wie diese beiden Spannungen
> voneinander getrennt sind.
Ich würde da immer erst mal im Datenblatt und dann in Appnotes und 
Whitepapers des entsprechenden Herstellers schauen. Denn nur der weiß, 
wie sein IC innen aussieht...

von Julian R. (tuefftler)


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Ich bin kein Experte wenns darum geht aber man will AVcc ja von DVcc 
trennen, weil zweiteres Stoßartig strom zieht und deswegen an AVcc 
Störungen verursacht.
Um also eine möglichst konstannte Spannung an AVcc zu garantieren 
schließt man dies direkt an den Spannungsregler an. DVcc wird jetzt mit 
einer Induktivität oder einem Widerstand enkoppelt. Die Spule ist 
wirksamer als ein Widerstand.
Die Kondensatoren puffern die Spannung zusätzlich.

Eine andere denkbare Variate wären 2 Spannungsregler...

MfG julian

von mknoelke (Gast)


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Hallo Hans,

warum wird entkoppelt:
Das Umladen der Kapazitäten bei Schaltvorgängen im Cmos Chip zieht hohe 
Peak Ströme, VCC bricht kurzzeitig ein (Innenwiderstand, 
Leitungsimpedanz) und versaut die Referenzspannung des AD Wandlers 
(AVCC).

Spule oder Ferrit + Cap ist prinzipiell das gleiche.
Steile Flanken wegbügeln, mit minimalem Spannungsabfall über L.
Bei falscher Dimensionierung wirkungslos oder sogar Störquelle.

R geht auch, ist billiger und wenn man mit den minimalen Spannungsabfall 
über R (auch AVCC zieht Strom) leben kann, warum nicht.

Es gehört nach Lehrbuch ohnehin ein Cap pro (x)Vcc an den Chip.

Wenns bei mir um jeden 1/4tel Cent geht, gibt es nur ein Cap pro Chip, 
keine Entkopplung und eine Mittelwertbildung in der AD Messung.
Langsamer, ungenauer, aber oft ausreichend.

Gruß
Michael

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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mknoelke schrieb:
> Es gehört nach Lehrbuch ohnehin ein Cap pro (x)Vcc an den Chip.
Es gehört zwischen jedes VCC-GND Pärchen ein Entkopplungskondensator. 
Nicht umsonst tauchen diese Pins an aktuellen ICs meist paarweise und 
nah beieinander auf...

> Wenns bei mir um jeden 1/4tel Cent geht, gibt es nur ein Cap pro Chip,
> keine Entkopplung und eine Mittelwertbildung in der AD Messung.
Und das gesparte Geld wird dann in einen gut zugänglichen Resettaster 
investiert, weil man diesen wegen des instabilen Systems öfter mal 
braucht...

von Hans (Gast)


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Hallo und danke schonmal!

Dass überall eigene Cs drankommen ist klar. Am ehesten geht es mir 
darum, ob ich DVcc an die Versorgung anschließe und von da den R (oder 
L) nach AVcc lege, oder eben erst an AVcc und von da nach DVcc.

Mir leuchtet das noch nicht so ein. DVcc ist unruhiger, klar. Aber wenn 
jetzt DVcc die ganze Zeit an AVcc Strom wegnimmt, dann ist das doch 
eigentlich eher schlechter, als wenn AVcc seinen Strom von DVcc nimmt 
und von diesem durch eben diese Entkopplung noch einen Puffer hat. Die 
Spikes sollten ja so an AVcc nicht so sichtbar sein.

...das ist es, was ich eigentlich nicht so ganz verstehe. Klar, ob Spule 
besser als R oder eben ein Ferrit bleibt dennoch interessant.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Hans schrieb:
> Dann gibt es selbiges mit einem Ferrit statt einer Spule.

Was soll da der Unterschied sein?  Ein „Ferrit“ ist kein Bauteil,
sondern das (ferromagnetische) Kernmaterial einer Induktivität, also
einer Spule (auch, wenn sie in der SMD-Bauform zuweilen nicht mehr
klassisch gewickelt ist).

Normalerweise würde man nach Möglichkeit vom Versorgungspunkt weg
einen Leiterzug an DVcc führen und einen zweiten (über die Drossel
oder den Widerstand) nach AVcc, und dann natürlich jedes Paar
Versorgungsspannung + Masse einzeln abblocken, wie Lothar schreibt.

Dann gibt's natürlich noch die Fälle, wo man die analoge Peripherie
vielleicht gar nicht als solche braucht, AVcc aber trotzdem zur
Speisung beschaltet werden muss (beispielsweise bei den AVR-Ports,
die alternativ für den ADC dienen oder aber einfach nur digitale
IO-Pins sind).  Dann kann man natürlich AVcc auch einfach direkt
mit DVcc verbinden.

von Dietrich L. (dietrichl)


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Beim entkoppeln von AVCC und DVCC ist noch zu beachten, wie groß der 
Spannungsunterschied zwischen den beiden Anschlüssen sein darf. Es kann 
durchaus sein, dass sich die Spannungen nur 0,3V unterscheiden dürfen, 
ansonsten kann der IC-interne parasitäre Thyristor zünden.

Ein Filter ist dann harmlos, wenn die Versorgungsspannung nur langsam 
kommt (z.B. bei Einschalten über ein Netzteil). Dann ist bei kleiner 
Zeitkonstante des Filters der Spannungsunterschied immer klein genug.

Anders ist es beim harten Einschalten von VCC.

Ich hatte den Fall mal bei einen AD-Wandler AD7710. Die Leiterplatte 
sollte unter Spannung gesteckt werden können. Mit dem Filter an AVCC kam 
die Spannung später als DVCC -> es zündete der Thyristor -> es flossen 
einige Ampere über DVCC -> das IC wurde sehr heiß und lötete sich selber 
aus.

Ich habe dann auf das Filter verzichtet :-(
Eine alternative Lösung wäre vielleicht noch eine Schottkydiode zwischen 
beiden Signalen oder DVDD mit einer größeren Zeitkonstante auch zu 
filtern (beim AD7710 darf AVDD um +12V größer sein als DVDD).

Und beim Abschalten ist das meist kein Problem, wenn man VCC nicht 
gerade hart kurzschließt. Beim unterbrechen der Versorgung sinken die 
Spannungen langsam genug.

Gruß Dietrich

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Dietrich L. schrieb:
> Beim unterbrechen der Versorgung sinken die Spannungen langsam genug.

Selbst dann wäre es auch ziemlich egal, ob da ein parasitärer
Thyristor zündet: der muss ja nur die paar 100 nF an Abblock-Cs
entladen, dann ist Ruhe im Kasten.

von Georg G. (df2au)


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Jörg Wunsch schrieb:
> dann ist Ruhe im Kasten

es sei denn, es war ein heftiger Spike auf der Versorgung. Dann 
entweicht unter Umständen der magische Rauch aus dem Prozessor, weil der 
Thyristor nicht verlöschen wollte.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Georg G. schrieb:
> Dann entweicht unter Umständen der magische Rauch aus dem Prozessor,
> weil der Thyristor nicht verlöschen wollte

Nach dem Abziehen der Stromversorgung?  Freie Energie? ;-)

von Georg G. (df2au)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Nach dem Abziehen der Stromversorgung?

Wenn das "Abziehen" nur ein Spike war. Oder ein Wackler. Latchup ist 
deutlich unangenehmer, als viele Leute glauben - und deutlich häufiger. 
Frag mal Großserien Entwickler.

von mknoelke (Gast)


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Lothar Miller schrieb:
>> Wenns bei mir um jeden 1/4tel Cent geht, gibt es nur ein Cap pro Chip,
>> keine Entkopplung und eine Mittelwertbildung in der AD Messung.

> Und das gesparte Geld wird dann in einen gut zugänglichen Resettaster
> investiert, weil man diesen wegen des instabilen Systems öfter mal
> braucht...

Man könnte natürlich auch Brown Out Reset und Watchdog benutzen, da man 
Spannungseinbrüche und Abstürze in jedem Fall beherrschen muss.
Na ja, sofern man einen professionellen Ansatz verfolgt.

Die Aussage sollte aber eigentlich sein das es nicht nur eine Antwort 
gibt wie man entkoppelt oder ob man das überhaupt tut.

Welche Störungen sind zu erwarten und mit welchen kann ich leben um 
meine Zielsetzung zu erreichen.
Mit anderen Worten: Habe ich überhaupt verstanden was ich hier tue und 
warum ?

Der Resettaster an einem Dimmer, im Dunkeln mit Zahnstocher von Oma 
Waltraud zu bedienen ist ehrlich gesagt nicht Teil meiner Zielsetzung.

Die allgemeinen Betrachtungen haben sich ja schon munter 
weiterentwickelt wie das bei Trivialthemen immer so ist.
Da möchte man doch glatt einwerfen das tunnelnde Elektronen und 
Quanteneffekte ebenfalls einen Einfluss haben.

von Patrick B. (p51d)


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Lothar Miller schrieb:
> mknoelke schrieb:
>> Es gehört nach Lehrbuch ohnehin ein Cap pro (x)Vcc an den Chip.
> Es gehört zwischen jedes VCC-GND Pärchen ein Entkopplungskondensator.
> Nicht umsonst tauchen diese Pins an aktuellen ICs meist paarweise und
> nah beieinander auf...

Ich habe auch schon Layouts gesehen, die gänzlich ohne die kleinen Cs 
auskommen. Die habe nur ein paar wenige an den wichtigsten Stellen. Der 
Rest ist über GUTES Layout und Multilayer gelöst (grosse Fläche ein paar 
um entfernt ergeben auch ein C).

von Falk B. (falk)


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@ Patrick B. (p51d)

>Ich habe auch schon Layouts gesehen, die gänzlich ohne die kleinen Cs
>auskommen. Die habe nur ein paar wenige an den wichtigsten Stellen. Der
>Rest ist über GUTES Layout und Multilayer gelöst (grosse Fläche ein paar
>um entfernt ergeben auch ein C).

Mag sein. Kann man auch bis zum Extrem ausreizen. Aber was bringt es? 10 
Cent für 3x 100nF gespart, dafür 3 Wochen rumgemessen und getestet? Da 
muss man schon MILLIONEN Stückzahlen produzieren und ABSOLUT keinen 
Platz mehr auf der Platine haben, ehe man sich DAS antut und sich das 
vor allem wirtschaftlich rechnet. 100nF gibt es in 0402, wahrscheinlich 
auch kleiner (hab ich noch nie benutzt). Die passen zwischen die Pins 
von 1mm BGAs. Hmmm.

von mknoelke (Gast)


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Ups, ich glaube Deine Shift Taste klemmt .-)
Oder die prellt wegen fehlendem Kondensator, muahahaha ....

Hihi, wenn man da drei Wochen dran sitzt um festzustellen das man 
Probleme mit der Spannungsversorgung hat sind die fehlenden 
Kondensatoren mit Sicherheit nicht das größte Problem.

Rechnen wir doch mal. So von wegen wirtschaftlich ...

10Cent mal 2 Millionen, den es müssen ja Millionen sein und nicht die 
Million.Ich komme da auf 200.000 Euro.
Eine 40 Std. Woche vorausgesetzt hast Du also einen Stundenlohn von:
200.000 Euro /(3 *40) = 1667 Euro.
Verdammt, musst Du gut sein !

Es sind ja nicht nur die paar Cent an 3 * 100nF.
Es geht um die Beschaffung, Lagerhaltung, Bestückung und nicht zuletzt 
um die MTBF. 3 Bauteile und 6 Lötstellen die nicht da sind haben eine 
fantastische Ausfallrate.

Wer sowas tut spart ja nicht nur die 3 Kondensatoren sondern der spart 
sich quer durch das gesamte Design um am Ende einen Euro übrig zu haben.
Schau mal, dann braucht Du entweder nur noch 200.000 Stück produzieren 
um auf Deinen Stundenlohn zu kommen, oder Du hast bei 2 Millionen Stück 
schon einen Stundenlohn von 16.667 Euro.

Denk doch auch mal an die armen Afrikanischen Minenarbeiter die all die 
seltenen Erden abbauen müssen .
Die Schmelzöfen, Lastwagen, Schiffe, Gabelstapler und Maschinen die 
Bauteile bewegen die man eigentlich nicht braucht.
Wie viele KM² an Epoxydharz getränktem Gasfasergewebe wurden Produziert, 
wieviel Tonnen Kupfer geätzt und Lötzinnbarren geschmolzen um Bauteile 
unterzubringen die nicht Not tun.
Bereitet Dir das keine schlaflosen Nächte die Müllhalden dieser Welt mit 
unnützen Bauteien zu füllen ?

Huhuhhahhahahahhhhuhuhu hihih [zuck] [sabber]

von Falk B. (falk)


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http://de.wikipedia.org/wiki/Milchm%C3%A4dchenrechnung

WoW, was Wikipedia alles kennt?!?

von mknoelke (Gast)


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Na ja, ist ja nicht so schlimm.
Hast es ja eingesehen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion
http://de.wikipedia.org/wiki/Argument

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