Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik NE567 driftet von 850 über 1150Hz fo!?


von batman (Gast)


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Hallole,
was machen Anfänger denn so an einem Tondekoder mit NE567 falsch?

Ich habe versucht, möglichst 1kHz Center-Frequenz zu treffen, mittels 
100nF Folienkondensator und Metallfilm-Festwiderständen aber der interne 
Oszillator läuft mit der Temperatur hoch und wenn man pustet, hört man 
direkt, wie der Ton wieder abfällt - bei angehängtem Verstärker. 
Änderungen von über +/-10%, das ist ca. 100x soviel, wie das Datenblatt 
erwarten läßt?

Da wird nichtmal was mehr als handwarm und die Last ist auch bloß ne 
LED!?
Vcc ist auch sehr glatt und stabil aus einem 7805.

von Bernie (Gast)


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Ein typischer NE567 driftet um vielleicht +/-1% bei
Temperaturänderungen von +/- 50° (C).

Haste schlecht gelötet?
Alle Anschlüsse richtig kontaktiert?

von batman (Gast)


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Aha also dann muß da doch irgendwo der Wurm drin sein.
Obwohl die Steckfassung im einseitigen Lochraster ziemlich übersichtlich 
ist. Wird doch wohl kein Montags-Chip sein oder sowas.

von Georg A. (georga)


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Blas doch mal mit Strohhalm oder erwärme selektiv mit der 
Lötkolbenspitze. Damit sollte man rausbekommen können, was da so übel 
reagiert...

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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batman schrieb:
> was machen Anfänger denn so an einem Tondekoder mit NE567 falsch?
Zeig doch mal den von dir verwendeten Schaltplan und ein brauchbares 
Foto (so ca. 300kB reichen da völlig) von deinem Aufbau...

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo batman.

> Hallole,
> was machen Anfänger denn so an einem Tondekoder mit NE567 falsch?

Beachten sollte man:

1) Saubere Versorgungsspannung.
2) Zusätzlich ein schneller C (Keramisch, 100nF-470nF) direkt über der
   Versorgungsspannung des ICs.
3) Für Frequenzstabilität den frequenzbestimmenden
   Kondensator auswählen.
4) Ebenso den Frequenzbestimmenden Trimmer.


> Ich habe versucht, möglichst 1kHz Center-Frequenz zu treffen, mittels
> 100nF Folienkondensator und Metallfilm-Festwiderständen.

Das sind Punkt 3) und 4). Ein guter Spindeltrimmer statt der Umlötorgie 
mit den Festwiderständen tut es aber für erste Versuche auch.
WAS für eine Folie im Folienkondensator hast Du denn?

> aber der interne
> Oszillator läuft mit der Temperatur hoch und wenn man pustet, hört man
> direkt, wie der Ton wieder abfällt - bei angehängtem Verstärker.

Nicht das Dir der Verstärker beim Messen da was wegreisst. Er sollte 
hochomig sein, vergleichbar mit einem Oszilloskop.
Ein guter Signalverfolger ist auch ok.

> Änderungen von über +/-10%, das ist ca. 100x soviel, wie das Datenblatt
> erwarten läßt?

Und das ist auch übel. Typischerweise habe ich vor 20 Jahren mit 
Styroflexfolienkondensatoren und guten Spindeltrimmern 1750Hz auf besser 
als 1% halten können. Im Auto Sommers und Winters. Irgendwas ist da 
faul.

>
> Da wird nichtmal was mehr als handwarm und die Last ist auch bloß ne
> LED!?

Je nach Aufbau kannst Du dir aber über den "Loop low Pass filter" (Pin 
2) Ärger einfangen.

Anmerkung: Und je nach Anwendung, ist Dir das Teil schnell zu 
schmalbandig....Du must den Ton, den Du decodieren willst, ja auch auf 
der Senderseite treffen. Wenn Du darauf keinen Einfluss hast, hast Du 
ein Problem...

> Vcc ist auch sehr glatt und stabil aus einem 7805.

Das ist Punkt 1).
Wie hast Du das getestet? Auch mit dem Signalverfolger?
Ein 7805 braucht unbedingt die im Datenblatt angegebenen 100nF 
keramischen Kondensatoren dicht am Eingang und Ausgang. Sonst kannst Du 
unangenehme Überraschungen erleben.

Weiter:
Der 567 arbeitet zum detektieren nur gut, wenn das Eingangssignal in 
etwa rechteckig ist, und weder zu schwach noch zu stark ist. Ein 
Vorwiderstand und zwei antiparalelle Dioden (und eventuell ein kleiner 
Kondensator für Tiefpasswirkung) im Eingang habe ich glaube ich damals 
verwendet. Das ganze habe ich denn paralell zu einem Lautsprecher 
geschaltet.
Aber das war ja nicht Dein Problem.

Dir ist klar, das der NE567 seit 2003 obsolet ist und nicht mehr 
Hergestellt werden kann, weil bei einem Brand in einer Fabrik in Caen 
die Litografien vernichtet wurden?
Wenn Du heute noch welche bekommst, könnten das welche aus obskuren 
Quellen sein, die dir 2. Wahl anbieten.

Ersatz für den NE567 nzw. SE567 von Philips ist der LM567 von Texas 
Instruments (National Semiconductor). Das Datenblatt bekam im März 2013 
noch eine Revision. Der ist also noch aktuell. Was nicht mehr lieferbar 
ist, ist die runde Blechbüchsenbauform für Mil-Anwendungen (?).
Meine Schaltungen mit 567 funktionierten immer sowohl mit der Philips, 
als auch mit der National bzw. Texas Instruments Version. Die 
Unterschiede dürften also marginal sein.

In dem gleichen Brand wurden auch die Lithografien für den NE590 
vernichtet, den ich damals dienstlich verwendet habe, und für den es 
keinen Ersatz gab.
Anschliessend waren nur noch Quellen über, die mir Lagerbestände zweiter 
Wahl verkauften, bzw. überlagerte Bestände. Die haben mir oft Ärger 
gemacht.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.dl0dg.de

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Nachtrag:

> Ersatz für den NE567 nzw. SE567 von Philips ist der LM567 von Texas
> Instruments (National Semiconductor). Das Datenblatt bekam im März 2013
> noch eine Revision. Der ist also noch aktuell. Was nicht mehr lieferbar
> ist, ist die runde Blechbüchsenbauform für Mil-Anwendungen (?).
> Meine Schaltungen mit 567 funktionierten immer sowohl mit der Philips,
> als auch mit der National bzw. Texas Instruments Version. Die
> Unterschiede dürften also marginal sein.

Es gibt auch noch den LMC567 als "Low power tone decoder", ebenfalls von 
Texas Instruments (ex National Semiconductor). Letzte Datenblattrevision 
sogar vom April 2013, also auch noch recht aktuell. Das Teil ist zwar 
Pin- und Funktionskompatibel zum LM567, aber vom Innerenaufbau wohl 
schon deutlich anders. Das hat mir aber auch nie Probleme gemacht.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.dl0dg.de

von batman (Gast)


Angehängte Dateien:

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Danke für die zahlreichen Hinweise! Da blieb ja nur noch Eines übrig:
Hat mir doch tatsächlich irgend so ein Anfänger da einen KerKo anstatt 
eines FolienKo aufs Brett gelötet. Tz, tz schlimm diese Leute, die sind 
aber auch überall. ;-)

Der lief schön hoch mit der geringsten Erwärmung und als ich mal einen 
Kupferdraht dranhielt, ging der Ton hörbar runter. Warmen Lötkolben 
dran, wieder rauf. :)

Also wenn ich demnächst mal einen Tempsensor brauche..

Aber die beiden (Bild) sehen sich ja auch zum Verwechseln ähnlich, ne. 
Ist der gelbe da jetzt der richtige? Stabil ist das jedenfalls auf 2-3 
Promille.

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