Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Wheatstone-R-Brücke mit Trägerfrequenz


von Frank (Gast)


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Hallo,

ich brauche Eure Hilfe. Ich habe eine Widerstandsbrücke mit einem 
nominalen Brückenwiderstand von ca. 6 kOhm. Leider ist das Sensorsignal 
klein, da lediglich 3mV/V bei max. möglicher 3 V Versorgung 
herauskommen. Das Sensorsignal muß bis auf ca. 30µV aufgelöst werden.
Die bisherigen Versuche sind nicht optimal, da zum einen die 
VErsorgungsspannung nicht weiter erhöht werden kann, zum anderen mit 100 
Hz abgetastet werden muß. Zusätzlich ist das Sensorsignal am ADU relativ 
stark verrauscht.
Bisher habe ich nur klassische Brückenverstärker aufgebaut. Mir wurde 
von verschiedenen Seiten der Aufbau eines Trägerfrequenzverstärkers 
empfohlen. Es sollen somit unter anderem das Rauschen und der vorhandene 
Offset besser in den Griff zu bekommen sein.
Hat jemand für den ersten Einstieg eine funktionierende Grundlage ? Gibt 
es fertige ICs für Trägerfrequenzerzeugung mit Filter und Gleichrichtung 
?
Für Ideen wäre ich dankbar.

Frank

von ich (Gast)


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Das heißt, du willst die Brücke dann mit einer höheren Frequenz 
betreiben? Du weißt schon, daß du dann nur noch rein ohmsche Widerstände 
messen kannst, oder? Beispielsweise einen Trafo oder die Wicklung eines 
BLDC-Motors oder ähnliches geht dann schief bzw. bringt einen Fehler in 
die Messung. Abhängig von der Frequenz und der Induktivität.
Wenn du bei Gleichspannung bleiben möchtest, dann such doch mal nach 
integrierten Brückenverstärkern, Instrumentationsverstärkern, 
chopper-stabilisiert. Ich denke, das ist der bessere Weg.

Ich hoffe, ich hab dich richtig verstanden?

von Frank (Gast)


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Die Brücke ist am Ende der Kette an einen AD-Wandler (16 Bit) 
angeschlossen. Der Mikrocontroller sampelt mit 100 Hz den Analogwert der 
Verstärkerschaltung. Die Brücke ist aus Widerständen aufgebaut (keine 
INduktivitäten). Als Brückenverstärker benutze ich bereit einen 
integrierten Verstärker (AD8421). Doch durch die sehr kleinen Signale 
ist gerade im unteren Messbereich großes Rauschen. Ich vermute dabei, 
daß der große Brückenwiderstand bei kleiner Brückenspeisespannung (3V) 
dazu beiträgt.

von ich (Gast)


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Schau dir mal die AD620 und LT1167 an. Kleines CMR und kleine 
Offsetdrift.
Der LTC1150 hat eine sehr kleine Temperaturdrift, auch wichtig bei 
Meßbrücken. Er ist intern chopper-stabilisiert. Oder der TLC2652, der 
ist noch besser (3nV/K).

von ich (Gast)


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Die Betriebsspannung für die eigentliche Brücke hast du auch gesiebt und 
gefiltert? Da kommt schon durch eine "normale" Stabilisierung viel 
Rauschen mit rein. Da muß man mehr tun.

von Frank (Gast)


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Die Versorgungsspannung der Brücke ist schon ganz schön gesiebt. der 
gemessene AC-Wert liegt derzeit bei ca 50 µV. Besser wird es natürlich 
mit mehr Aufwand.

von ich (Gast)


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Vorschlag: Schau dir doch mal die Brückenspannung mit dem Oszi an 
(AC-Eingang und dann die Empfindlichkeit hoch, damit du paar µV siehst).

Vielleicht liegts ja doch an der Spannung? Elkos bringen auch Rauschen 
rein, Kerkos sind da besser. Allerding haben die oft auch einen 
Mikrofonie-Effekt, also nehmen Schwingungen der Umgebung auf, z.B. 
Geräusche. Dann sind auch Folien-Cs geeignet.
Die Mikrofonie kannst du feststellen, wenn du mit einem isolierten 
Gegenstand in der Nähe des C's auf die Platine tippst. Wenn du dann eine 
Schwankung siehst, kann es davon kommen.

von Frank (Gast)


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Mit meinem Oszi ist das schwierig, da nur min. 2 mV/Div möglich sind und 
die nicht gerade toll. Mit meinem Multimeter messe ich zwar nur 
gemittelt aber die bis wenige µV.
Die Idee ist also mehr Kapazität an die Brückenspeisespannung ?
Ich hatte schon verschiedenes getestet. ZUm einen verwende ich jetzt 
einen LDO mit Filter und Cs, vorher hatte ich schon mal eine 
Referenzspannung mit Nachbrenner. Das ging zwar etwas besser, aber am 
Sensorrauschen hat es nicht viel geändert.

von ich (Gast)


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Es ist eben immer schwierig rauszufinden, wo das Rauschen einstreut. 
Kann auch beim Meß-Signal sein, also beim Brückenausgang, der zum ADC 
geht. Wenn beispielsweise in den Leiterzug etwas einstreut (kapazitiv) 
oder induziert wird (induktiv), dann kannst du die kaum mehr beseitigen. 
Kann auch der ADC selbst sein mit seiner Versorgung. Eventuell auch 
seine Referenzspannung noch filtern. Allgemein vielleicht ungünstige 
Leiterführung auf der Platine. Das ist ein weites Feld, so kleine 
Signale zu erfassen...

Vielleicht kannst du auch was mit PicoStrain anfangen:
http://www.acam.de/index.php?id=17&L=0
Die machen auch Meßschaltungen mit Brücken, Dehnmeßstreifen usw. im ganz 
kleinen Bereich.

von Frank (Gast)


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Würde die zuerst angefragte Methode mit einem TRägerfrequenzverfahren 
hier Vorteile bringen ?

von ich (Gast)


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Das würde schon Vorteile bringen. Wenn du z.B. eine Wechselspannung mit 
ein paar kHz für die Speisung der Brücke nimmst, dann kannst du das 
Signal, was aus der Brücke kommt, mit einem schmalbandigen Verstärker 
gut verstärken. Das geht auf jeden Fall besser als mit DC. Am Ende mußt 
du dann die verstärkte Wechselspannung messen. Kannst also nicht mehr 
direkt auf den ADC gehen. Und wenn du die Richtung der Abweichung 
feststellen willst, dann kannst du das nur über eine Auswertung der 
Phasenlage im Vergleich zum Originalsignal machen. Ist eben ein Stück 
mehr Aufwand. Wenn es dir nur auf das Feststellen des Brückennulls 
ankommt, brauchst du natürlich keine Phase.

von Frank (Gast)


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Eben, ich habe nur Druck- keine Zugbelastung.

Gibt es Schaltungstips für so was, da ich damit noch nicht gearbeitet 
habe. Ich würde sonst ganz einfach diskret beginnen. Evtl. gibt es ICs 
mit den wesentlichen Komponenten fertig ?

von ich (Gast)


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So spontan hab ich jetzt leider keine Schaltung parat. Aber nochmal das 
Prinzip. Du bekommst aus deiner Brücke eine kleine Wechselspannung. Um 
die messen zu können, verstärkst du sie beispielsweise um den Faktor 
1000. Damit hast du aus µV schonmal mV gemacht. Wenn das nicht reicht, 
dann eben einen größeren Faktor. Die resultierende Spannung mußt du dann 
entsprechend auswerten, also messen. Da kommt es natürlich darauf an, ob 
du den Effektivwert oder den Spitzenwert der Wechselspannung messen 
willst. Im einfachsten Fall machst du eine Gleichrichtung, dahinter 
einen Kondensator zur Glättung der Spannung und diese Gleichspannung 
kannst du messen.
Die andere Möglichkeit ist die, daß du die Wechselspannung mit 
Verstärkung auf einen Wertebereich bringst, den dein ADC haben möchte 
und verträgt. Wenn der ADC nur im positiven Bereich messen kann, muß die 
Wechselspannung mit einem Offset in den positiven Bereich geschoben 
werden. Jetzt kannst du durch schnelle Abtastung der Kurvenform die 
Wechselspannung direkt messen, also beispielsweise den Spitzenwert 
bestimmen und auch den Effektivwert berechnen.

Also Meßbrücke -> Wechselspannung verstärken -> Wechselspanung messen

von gk (Gast)


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Fertige Ic's fallen mir spanton nicht ein. Ausser einem Asic von HBM, 
den verkaufen die aber nicht. Ist aber trotzdem ein guter Einstieg, 
z.B.:

http://www.hbm.com/fileadmin/mediapool/techarticles/2001/High_Precision.pdf

ich schrieb:
> Also Meßbrücke -> Wechselspannung verstärken -> Wechselspanung messen

Das ist etwas zu kurz gesprungen. Man benötigt eine Phasenempfindliche 
Gleichrichtung, sonst geht das Vorzeichen flöten.

Weiteres Stichwort: Lock In Verstärker (Amplifier)

gk

von Hauspapa (Gast)


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Falls Deine begrenzte Versorgungsspannung aus der maximalen 
Verlustleistung der Brücke kommt, kann man auch versuchen diese getaktet 
zu Versorgen. Dutycycle 10% dafür 3-fache Amplitude der 
Versorgungsspannung.

viel Erfolg
Hauspapa

von ich (Gast)


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gk schrieb:
> ich schrieb:
>> Also Meßbrücke -> Wechselspannung verstärken -> Wechselspanung messen
>
> Das ist etwas zu kurz gesprungen. Man benötigt eine Phasenempfindliche
> Gleichrichtung, sonst geht das Vorzeichen flöten.

Stimmt, genau das gleiche hatte ich auch erwähnt :-)

ich schrieb:
> dann kannst du das nur über eine Auswertung der
> Phasenlage...

Aber Frank meinte, das braucht er nicht.

Frank schrieb:
> Eben, ich habe nur Druck- keine Zugbelastung.

Aber allgemein  hast du schon recht :-)

von Frank (Gast)


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an  Hauspapa:

das mit der gepulsten Versorgung der Brücke stimmt, geht aber hier nicht 
durch weitere Randbedingungen.

Das Vorzeichen ist mir im Prinzip so erst mal egal, da ich 
ausschließlich nur Druckbelastungen sehe.

Gibt es für die Wechselspeisespannung der Brücke noch etwas zu beachten 
? Es ist sicherlich günstiger ein sinusförmiges Signal zu generieren, da 
sonst die Störabstrahlung bei rechteckförmiger Speisung eher 
problematisch wird ?

von Peter R. (pnu)


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Bei Wechselspannung an einer Brücke gilt: die beiden Teilspannungen an 
der Diagonale müssen nach Betrag UND Phase gleich sein.

Die Brücke muss wegen unterschiedlicher Zuleitungskapazitäten auch 
kapazitiv mit C-Trimmer auf Null abgeglichen werden. Sonst hat sie im 
Spannungsverlauf nur ein Minimum anstelle eines echten Nulldurchgangs. 
Außerdem wird ohne Abgleich das Minimum in einer bogenförmigen Kurve 
angegangen, die Kennlinie ist also bei kleinen Spannungen nicht gerade.

Da Dioden Anlaufspannung und krumme Kennlinie haben, muss man die 
Gleichrichtung per elektronischem Schalter (Synchrongleichrichter) 
durchführen. Sonst wirds mit dem Gleichrichten im mV- oder 
Zehntel-V-Bereich nichts ordentliches.

Zur Not kann man auch eine der üblichen Gleichrichterschaltungen mit 
Op-Amp und zwei Dioden nehmen. Die sind bei kleinen Spannungen auch 
recht linear.

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