Hallo, ich hab jetzt schon in mehreren Quellen gelesen, dass Keramikkondensatoren Klasse-II (z.B. x7r) nicht in Schwingkreisen eingesetzt werden. Warum ist das so? Laut wikipedia ist der Verlustfaktor ESR bei 100 kHz immer noch deutlich unter denen von Kunststoff-Folienkondensatoren. Und MKP-Kondensatoren werden ja für Schwingkreise eingesetzt? Bzw. welche Kondensatoren bieten sich den überhaupt an und warum? (in der Größenordnung 50-300nF)
> Warum ist das so? Weil sie ihre Kapazität mit der Spannung ändern, also zu Verzerrungen eines erhöhten Klirrfaktor führen Schau halt einfach mal in so ein Datenblatt. > welche Kondensatoren bieten sich den überhaupt an Folie, ob MKS, Polypropylen oder Styroflex liegt dann an deinen Anforderungen, meist tut es MKS.
alles klar, dass heißt bei Schwingkreisen ist eine Verschiebung der Resonanzfrequenz meist mit höheren Verlusten zu rechnen als durch die ohmschen Leitungs- und die dielektrischen Umpolungsverluste des Kondensators. Daher am besten ein guter Kompromiss zwischen Termperatur- Frequenz- Spannungsfestigkeit und ESR?! ich geh mal davon aus, die beste Bauart/Bauform (für eine induktive kopplung mit zwei Schwingkreisen) gibt es nicht?
Dennis schrieb: > ich geh mal davon aus, die beste Bauart/Bauform (für eine induktive > kopplung mit zwei Schwingkreisen) gibt es nicht? Folie ist bei induktiven Anwendungen zur Leistungsübertragung natürlich naheliegend. Keramik kann aber bei vielen Anwendungen auch eingesetzt werden. Du solltest jedoch darauf achten, dass der Blindstrom bei solchen Systemen (besonders bei kleiner Kopplung) stark ansteigen kann und mit dem ESR der Kondensatoren Verluste/Wärme erzeugt, die zu einem Driften der Kapazität und damit auch der Übertragungsfunktion führen kann. Es gibt hier wie so oft keine eindeutige Antwort, sondern es hängt stark von der Anwendung ab. Ich habe solche Systeme auch mit Keramikkondensatoren schon aufgebaut, allerdings NP0/X8R.
Dennis schrieb: > Bzw. welche Kondensatoren bieten sich den überhaupt an und warum? Das ist so leicht nicht zu sagen, denn es gibt bestimmt 1000 verschiedene Schwingkreisanwendungen. Was hast du denn für einen Schwingkreis im Visier? Parallel- oder Serienschwingkreis? Besonders beim Parallelschwingkreis mit höchster Güte entstehen sehr hohe Resonanzströme, beim Serienschwingkreis entstehen hohe Spannungen entsprechend der Güte. Bei ersterem müssen die Bauteile L und C also hohe Ströme verkraften, die sehr viel höher sein können, als der Betriebsstrom der Schaltung, bei zweiterem hohe Spannungen, unter Umständen sehr viel höher als die Betriebsspannung der Schaltung. Die Bauteiltoleranz kannst du gerne auch beachten, viele Dinge wurden aber schon genannt. In manchen Anwendungen stören Piezo-Effekt und Klirr vom keramischen Kondensator aber nicht. Oft wird einfach nur eine Frequenz gebraucht, und der Rest filtert sich von selbst z.B. durch die schlechte Schaltung. Colpitts hat z.B. auch oft keinen sehr sauberen Sinus, was am Eintakt-Treiber liegt. Die guten alten Drehkos aus Röhrenradios waren auch ganz brauchbar, und mechanisch robust. Aber das sind riesige Klötze, sie sind alleine deswegen nicht mehr ganz zeitgemäß, falls es sie überhaupt noch gibt. Ich selbst hatte es mit einem Colpitts-Oszillator zu tun, wo Klirr überhaupt keine große Rolle spielte, aber aus Stabilitätsgründen ein Styroflex-Kondensator drin war. Auf den ESR kam es nicht so an, weil die Güte gar nicht so besonders hoch war (Telefonleitungen zwischen L und C). Es ging dort um die Verstimmung der Frequenz durch Dämpfung, die Frequenz mußte stabil sein. Zwar glich das Gerät mit µC sich von Zeit zu Zeit neu ab, die Frequenzdrift, aber nicht in Millisekundenabständen. Folienkondensatoren haben ein so genanntes "dielektrisches Denkvermögen", was auch die Kapazität verfälscht, da ist Styroflex am besten. Auch in Dual-Slope-ADCs wie z.B. ICL7106 & Co.. L ist in Sachen Qualität auch nicht unwichtig. Bei großen Senderendstufen hat man da schon mal größere Gebilde aus Wasserleitungsrohren, außen versilberte polierte Kupferrohrschlangen, die Spule so groß wie ein Schrank.
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