Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik LTSpice vs. Multisim


von Michael W. (Gast)


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Wie vergleichen sich diese beiden Simulatoren eigentlich?

Ich stelle fest, dass auf Unis und FHs eher Multisim "gelehrt" wird. 
Warum eigentlich? Ist dieses wirklich professioneller? Rein optisch 
wirkt Multisim etwas verspielt, "untechnisch" und "grafiklastig", aber 
der Eindruck kann ja täuschen...

von Klaus R. (klara)


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Hallo Michael,
wenn der Pauker die Freiheit der Wahl hat, dann wird er immer das lehren 
was erkennt. Ich denke, für den privaten Anwender ist es wichtig das so 
ein Tool nicht viel kostet. LTSpice ist kostenlos. Es gibt jede Menge 
Support und einige gute Tutorials.
Gruss Klaus.

von andy (Gast)


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Die Unis bzw. FH lehren oft nur das, was angeblich der Industriestandard 
ist, d.h. was in der Industrie benutzt ist. Oft bezieht sich das nur auf 
einpaar Firman, wie Siemens, Bosch, Daimler. Aus meiner Berufserfahrung 
heraus würde ich sagen, dass LTSpice sich gar nicht zu verstecken 
braucht. Die Software wird in vielen Firmen eingesetzt. Ich persönlich 
benutze seit Jahren nur LTSpice und bin rundum damit zufrieden.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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andy schrieb:
> Die Unis bzw. FH lehren oft nur das, was angeblich der Industriestandard
> ist, d.h. was in der Industrie benutzt ist.

Wie kommst du denn zu dieser Behauptung? Ich stelle mal eine 
Gegenbehauptung auf. Es wird immer gerade das gelehrt, was der Prof. 
auch kann.

Zu LTSpice ist gerade ein sehr umfangreiches Buch erschienen.
http://www.we-online.de/web/de/electronic_components/produkte_pb/fachbuecher/Trilogie_1.php

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Joe G. schrieb:
> Ich stelle mal eine Gegenbehauptung auf. Es wird immer gerade das gelehrt,
> was der Prof. auch kann.

Oder die Software, die am Institut vorhanden ist.

NI sponsort Unis und FHs und Studenten mit starken Rabatten auf ihre 
Software, z.B. Labview.

Vermutlich ist die Gegenleistung der Institute, dass sie diese Software 
auch in den Lehrveranstaltungen einsetzen, sprich Werbung dafür machen.

Das Ziel ist natürlich, dass die angehenden Ingenieure diese dann später 
auch im Berufsleben einsetzen.

LTSpice ist kostenlos, also gibt es auch keinen großen Anreiz auf Seiten 
der Institute, dafür zu werben.

von Der Rächer der Transistormorde (Gast)


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Johannes E. schrieb:
> NI sponsort Unis und FHs und Studenten mit starken Rabatten auf ihre
> Software, z.B. Labview.

Labview ist u.a. eine Auswertesoftware für Messgeräte, mit LTspice nicht 
zu vergleichen.

Michael W. schrieb:
> Ich stelle fest, dass auf Unis und FHs eher Multisim "gelehrt" wird.

Ja und? Steht doch jedem frei das zu lernen was er selber will. Vom 
Prinzip (nicht im Detail) ist der ganze Lehrbetrieb im Zeitalter des 
Internets sowieso überflüssig und bestenfalls eine (extrem teure) 
Zusatzveranstaltung zum Netz.

Welche zufällige Präferenz bei der Vielzahl von Simus diese oder jene 
Uni hat fällt für mich unter "irgendeine muss es ja sein".

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Der Rächer der Transistormorde schrieb:
> Vom
> Prinzip (nicht im Detail) ist der ganze Lehrbetrieb im Zeitalter des
> Internets sowieso überflüssig und bestenfalls eine (extrem teure)
> Zusatzveranstaltung zum Netz.

Bitte nochmal genauer. Bedeutet das, dass zukünftig Schulen und 
Hochschulen überflüssig werden?

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Der Rächer der Transistormorde schrieb:
> Labview ist u.a. eine Auswertesoftware für Messgeräte, mit LTspice nicht
> zu vergleichen.

Ich wollte damit ausdrücken, dass NI sehr stark im Ausbildungsbereich 
engagiert ist, mit unterschiedlichen Software-Paketen, die für die 
Institute alle kostenlos oder zumindest stark preisreduziert sind.

Deswegen bringt es für einen Prof keinen Vorteil, eine kostenlose 
Software wie z.B. LTSpice einzusetzen.

von Kai S. (kai1986)


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Nach meinem Verständnis sollte die Aufgabe der Uni doch eher sein, den 
Studenten das Konzept hinter der Software und die Arbeitsweise mit einem 
Programm zu vermitteln und nicht nur die reine Bedienung (das kann 
nämlich das Internet auch, dazu ist wirklich keine Uni nötig). Die 
Funktionsweise und Algorithmen, die hinter der Software stehen dürften 
ziemlich ähnlich sein. Somit ist die Wahl der Software egal, das ist 
dann wie oben schon beschrieben das, was der Prof gut findet oder zur 
Verfügung hat.

Gruß Kai

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Ich nehme an, die Hochschulen beziehen Multisim zusammen mit anderen
NI-Produkten, die sowieso gebraucht werden, in einem großen Paket. Und
wenn es erst einmal da ist, gibt es wenig Gründe, es nicht zu benutzen.

Ein Vorteil von Multisim, PSpice usw. gegenüber den Spices von
Halbeleiterherstellern (LTspice und TINA-TI) ist die umfangreichere und
vielfältigere Bauteilbibiothek.

Die LTspice-Bibliothek enthält eben nur LT-Produkte (plus ein paar
diskrete Bauteile) und die TINA-TI-Bibliothek nur Ti-Produkte. Die
Multisim-Bibliothek enthält wahrscheinlich LT-, TI- und AD-Bauteile oder
zumindest eine größere Untermenge davon.

Man könnte natürlich auch eine studentische Hilfskraft mal ein paar Tage
damit beschäftigen, Modelle anderer Hersteller in LTspice einzubinden.
So viel Arbeit ist das ja auch wieder nicht.

von Martin (Gast)


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Yalu X. schrieb:

> Ein Vorteil von Multisim, PSpice usw. gegenüber den Spices von
> Halbeleiterherstellern (LTspice und TINA-TI) ist die umfangreichere und
> vielfältigere Bauteilbibiothek.

Im Zeitalter des Internets ist das kein Argument. Modelle aller 
Hersteller sind Ruck-zuck geladen. Es gibt umfangreiche Sammlungen, wie 
die der "Elektronikschule Tettnang".

von andy (Gast)


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Joe G. schrieb:
> andy schrieb:
>> Die Unis bzw. FH lehren oft nur das, was angeblich der Industriestandard
>> ist, d.h. was in der Industrie benutzt ist.
>
> Wie kommst du denn zu dieser Behauptung? Ich stelle mal eine
> Gegenbehauptung auf. Es wird immer gerade das gelehrt, was der Prof.
> auch kann.

Das weiss ich aus eigener Erfahrung.

Beispiel:

1. vor ca. 9 Jahren musste ich mich mit dem C167 beschäftigen, weil 
Bosch die Dinger benutzt hat. Bis heute habe ich keinen einzigen C167 in 
freier Wildbahn gesehen.

2. Microsoft Visual Studio 6.0 ... genau das Gleiche, weil irgendeine 
Firma die Software benutzt hat.

und die Liste geht weiter und ist relativ lang.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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andy schrieb:
> Das weiss ich aus eigener Erfahrung.

Tatsächlich, für EINE Hochschule und vor 9 Jahren. Damit ist die 
Extrapolation auf DIE Unis und FH doch recht gewagt.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Martin schrieb:
> Yalu X. schrieb:
>
>> Ein Vorteil von Multisim, PSpice usw. gegenüber den Spices von
>> Halbeleiterherstellern (LTspice und TINA-TI) ist die umfangreichere und
>> vielfältigere Bauteilbibiothek.
>
> Im Zeitalter des Internets ist das kein Argument. Modelle aller
> Hersteller sind Ruck-zuck geladen. Es gibt umfangreiche Sammlungen, wie
> die der "Elektronikschule Tettnang".

Sind darin auch die LTspice-kompatiblen Schaltplansymbole enthalten? 
Zumindest bei der Elektronikschule Tettnang habe ich nichts dazu 
gefunden. Vielleicht habe ich aber auch nicht lange genug gesucht.

Aber selbst wenn es für LTspice irgendwo Modelle mit Symbolen zum 
Herunterladen gibt: Hat der Prof zwei gleichartige Tools vor sich 
liegen, von denen eines out-of-the-box funktioniert (Multisim) und das 
andere erst mit Bibliotheken aus dem Internet gefüttert werden muss 
(LTspice), für welches wird er sich wohl entscheiden?

von Wilhelm F. (Gast)


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Im Studium lernte ich noch PSPICE, das soll damals der Industriestandard 
gewesen sein. Im Labor hatten sie natürlich die Vollversionen, während 
man für zu Hause und für Übungen bzw. Hausaufgaben mit der 
eingeschränkten Studentenversion auskommen mußte, die trotzdem noch 
vieles erlaubte.

Inzwischen habe ich LTspice, das geht auch wunderbar, ist kostenlos und 
unlimitiert.

Ich denke, daß die Programme sowieso alle den selben Softwarekern haben, 
die Oberfläche ist dann herstellerspezifisch drum herum gezimmert.

Multisim kenne ich nicht, und ich möchte auch nicht alle möglichen 
Simulationsprogramme durchprobieren.

Eines ist mal mehr oder weniger komfortabel als das andere. Z.B. hatte 
PSPICE für Digitalsimulationen die komplette TTL-Gatterserie 7400 an 
Bord. Da muß man in LTspice wiederum anders vor gehen.

Für PSPICE gibt es auch einiges an Literatur im Buchhandel. Vor einiger 
Zeit ackerte ich z.B. mal einen Buchkurs von Robert Heinemann komplett 
durch, und das war gut so.



Kai S. (kai1986) schrieb:

> Nach meinem Verständnis sollte die Aufgabe der Uni doch
> eher sein, den Studenten das Konzept hinter der Software
> und die Arbeitsweise mit einem Programm zu vermitteln

Selbstverständlich nahmen wir auch die Arbeitsweise des Softwarekerns 
durch, wie und mit welchen Algorithmen dort gerechnet wird. Es müßte im 
guten Buchhandel aber ebenfalls Literatur dazu geben.

von Martin (Gast)


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Yalu X. schrieb:
> Martin schrieb:
>> Yalu X. schrieb:
>>
>>> Ein Vorteil von Multisim, PSpice usw. gegenüber den Spices von
>>> Halbeleiterherstellern (LTspice und TINA-TI) ist die umfangreichere und
>>> vielfältigere Bauteilbibiothek.
>>
>> Im Zeitalter des Internets ist das kein Argument. Modelle aller
>> Hersteller sind Ruck-zuck geladen. Es gibt umfangreiche Sammlungen, wie
>> die der "Elektronikschule Tettnang".
>
> gibt: Hat der Prof zwei gleichartige Tools vor sich
> liegen, von denen eines out-of-the-box funktioniert (Multisim) und das
> andere erst mit Bibliotheken aus dem Internet gefüttert werden muss
> (LTspice), für welches wird er sich wohl entscheiden?

Das ist nicht mein Problem.

Mir ging es darum dein Argument zu widerlegen Es gibt genug freie 
Ressourcen. ENDE.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Martin schrieb:
> Das ist nicht mein Problem.

Aber eine mögliche Antwort auf die Frage des TE:

Michael W. schrieb:
> Ich stelle fest, dass auf Unis und FHs eher Multisim "gelehrt" wird.
> Warum eigentlich?

von Onkel Herbert (Gast)


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Martin schrieb:
> Im Zeitalter des Internets ist das kein Argument. Modelle aller
> Hersteller sind Ruck-zuck geladen. Es gibt umfangreiche Sammlungen, wie
> die der "Elektronikschule Tettnang".

Das ist interessant. Hast du einen Direktlink dazu? Gibt es noch andere 
Modell-Sammlungen?

von leading engineer (Gast)


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So Nebenbei: Mike Engelhardt ist grad wieder on Tour - kostenlos, aber 
bestimmt nicht umsonst:

http://www.setron.de/de/service/LTspice-IV-seminare/cooking-with-LTspice-Mike-Engelhardt-Europa-Tour-2013/

von andy (Gast)


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Joe G. schrieb:
> andy schrieb:
>> Das weiss ich aus eigener Erfahrung.
>
> Tatsächlich, für EINE Hochschule und vor 9 Jahren. Damit ist die
> Extrapolation auf DIE Unis und FH doch recht gewagt.

Ach so, du meinst in den letzen 10 Jahren hat sich die deutsche 
Bildungspolitik so gewaltig verändert??? Oder kriegen DIE UNIS und DIE 
FHs, sorrie ich meine natürliche DIE HSs das Geld hinten 
reingeschoben???

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