Forum: Offtopic Bafög-Rückzahlung: Vorzeitige Tilgung dämlich?


von D. I. (Gast)


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In ca. 3 Jahren habe ich das Vergnügen den Darlehensanteil meines Bafögs 
zurückzuzahlen, bzw. damit anzufangen. Es gibt ja diverse Rabatte:

[1] Fertig in Regelstudienzeit

[2] Unter den Besten des Jahrgangs

[3] Einmalzahlung der Gesamtschuld

Ich habe mal den Rechner hier konsultiert: 
http://www.bafoeg-rechner.de/Rechner/rueckzahlung.php

In meinem Fall, der sich 10 Semester Höchstsatz "gegönnt" hat, beträgt 
der Darlehensteil knapp 18k€. Da [1] und [2] zutreffen würde ich bei 
Option [3] statt der Deckelung von 10k€ "nur" noch 8,8k€ zurückzahlen 
müssen, wären 1,2k€ Ersparnis auf den ersten Blick.
Allerdings, würde ich zur Standardrückzahlung greifen wären das 8 Jahre 
lang 105€ Monatsraten. Ist das in meinem Fall nicht der finanziell 
bessere Weg?
Meine Überlegung: Die Rückzahlung und das Darlehen sind zinsfrei, d.h. 
die Zeit / Inflation ist auf meiner Seite. Lege ich den Batzen von 8,8k€ 
stattdessen für 4% an, wären das nach 8 Jahren 12k€.
Darüberhinaus, sollte ich während der Rückzahlung mal unter den 
Freibetrag von 1k€ netto im Monat fallen (Arbeitslosigkeit etc.) können 
die Raten ausgesetzt werden.
Übersehe ich bei meinen Überlegungen etwas oder wäre in meinem Fall das 
einzig Postive an einer Soforttilgung das "gute Gefühl" schuldenfrei zu 
sein?

P.S. Vielleicht bricht innerhalb der 8 Jahre auch der Euro zusammen und 
das Problem erledigt sich von selbst :>

P.P.S. Schön zu sehen, dass der ganze Rabattkram nur Leuten etwas bringt 
die nur relativ wenig Bafög bekommen haben (also nicht deutlich über den 
10k€ liegen).

von Super G. (Gast)


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Legst Du die 8k8 tatsächlich für die Zeit an, oder ist das nur ein 
Gedankenspiel?
Bekommst Du tatsächlich 4% auf Deine Einlage?

Ich hatte am Ende knapp 14k auf der Uhr und unter Berücksichtigung von 
[1] und [2] habe ich eine Einmalzahlung von etwas über 7k geleistet und 
damit auf einen Schlag die fast 3k zur Ratenzahlung gespart.

Meine Überlegung war: ich will mit dem Staat so wenig wie möglich zu tun 
haben und ich war gerade dabei ein Haus zu kaufen und wollte eine 
bessere Übersicht über meine Finanzen behalten.

In Deinem Fall sind es ja nur 1k2 Euro off, da fällt die Entscheidung 
echt nicht leicht, vorrausgesetzt Du legst das Geld tatsächlich an.

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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D. I. schrieb:
> Lege ich den Batzen von 8,8k€
> stattdessen für 4% an, wären das nach 8 Jahren 12k€.

bitte nenne mir mal die (vertrauenswürdige) Bank, welche dir 4% auf 4 
Jahre gibt.  Ich hab auch noch einen Batzen Geld, den ich zinsoptimal 
anlegen möchte.

von D. I. (Gast)


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Super Grobi schrieb:
> Legst Du die 8k8 tatsächlich für die Zeit an, oder ist das nur ein
> Gedankenspiel?
> Bekommst Du tatsächlich 4% auf Deine Einlage?

Ja, Geld welches ich "übrig" habe, d.h. nicht für Notfälle wie kaputtes 
Auto, Waschmaschine etc. gebraucht wird, lege ich an. Aufm Girokonto ne 
schöne Zahl bewundern ist zwar nett, bringt aber nix :)

>
> Ich hatte am Ende knapp 14k auf der Uhr und unter Berücksichtigung von
> [1] und [2] habe ich eine Einmalzahlung von etwas über 7k geleistet und
> damit auf einen Schlag die fast 3k zur Ratenzahlung gespart.

Jo, so bis ca. 14k / 15k gehts noch solang man [1] und [2] mitnehmen 
kann, da scheint sichs zu lohnen.

>
> Meine Überlegung war: ich will mit dem Staat so wenig wie möglich zu tun
> haben und ich war gerade dabei ein Haus zu kaufen und wollte eine
> bessere Übersicht über meine Finanzen behalten.

Ich finde einen Posten von 105€ nun nicht unübersichtlich. Aber klar was 
man weg hat, hat man weg ...

>
> In Deinem Fall sind es ja nur 1k2 Euro off, da fällt die Entscheidung
> echt nicht leicht, vorrausgesetzt Du legst das Geld tatsächlich an.

... und bei 3k oder mehr Ersparnis hätte ich vermutlich auch 
zugegriffen.

von D. I. (Gast)


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Wegstaben Verbuchsler schrieb:
> D. I. schrieb:
>> Lege ich den Batzen von 8,8k€
>> stattdessen für 4% an, wären das nach 8 Jahren 12k€.
>
> bitte nenne mir mal die (vertrauenswürdige) Bank, welche dir 4% auf 4
> Jahre gibt.  Ich hab auch noch einen Batzen Geld, den ich zinsoptimal
> anlegen möchte.

Ich kümmer mich selbst um meine Finanzen. 3-4% kann man schon relativ 
konservativ durch Dividendenrendite erwirtschaften, bedarf aber etwas 
Aufwand sich da hineinzufuchsen. Bei meiner Bank würde ich im Moment 
1,1% erhalten, juhu.

von Dipl.- G. (hipot)


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D. I. schrieb:

> In ca. 3 Jahren habe ich das Vergnügen den Darlehensanteil meines
> Bafögs zurückzuzahlen, bzw. damit anzufangen.
> Es gibt ja diverse Rabatte:
>
> [1] Fertig in Regelstudienzeit
>
> [2] Unter den Besten des Jahrgangs
>
> [3] Einmalzahlung der Gesamtschuld

Ich bin jetzt im September dran und, obschon [2] zutrifft, kriege ich 
nichts, denn [1] trifft nicht zu. Des weiteren würde ich knapp 1/3 
meines Geldes auf der Stelle über dem Atlantik verbrennen, weswegen ich 
abzahle.

Das Geld auf einen Schlag hinschmeißen, könnte ich. Doch warum? Das 
BAföG-Amt hat mich immer über Fördertöpfe unterrichtet, für die ich als 
finanziell extrem schwacher Student qualifiziert wäre, nachdem die 
Fristen abgelaufen waren, so daß diese Trottel von mir nichts zu 
erwarten haben.



> Übersehe ich bei meinen Überlegungen etwas oder wäre in meinem Fall das
> einzig Postive an einer Soforttilgung das "gute Gefühl" schuldenfrei zu
> sein?

Scheiß drauf. Die können Dir nichts. Wenn Du keine Kohle hast, ist 
zappenduster für die BAföG-Jungs. Entspann Dich und wirf Ihnen ihre 
105€-Krümel hin.



> P.P.S. Schön zu sehen, dass der ganze Rabattkram nur Leuten etwas bringt
> die nur relativ wenig Bafög bekommen haben (also nicht deutlich über den
> 10k€ liegen).

Eigentlich ist es eine Frechheit, daß in einem reichen Land wie der BRD 
finanzschwache Studenten überhaupt etwas zurückzahlen müssen in 
Anbetracht der Steuern, die man später als Akademiker mehr entrichtet. 
Und wenn ich an den bürokratischen Prozeß damals denke? Nachweis zum 
Einkommen der Familie immer 2 Jahre in die Vergangenheit, teilweise ewig 
warten auf die erste Zahlung im Wintersemester, so daß man mehrfach 
knapp vor der Studienunterbrechung stand, aggressiv-bürokratische 
Wortwahl in Schreiben. Lächerlich. Das BAföG-System hilft armen Menschen 
nicht, es demütigt und malträtiert sie. Leistungs- und Bildungsanreize 
setzt es ebenfalls keine.

von Matthias L. (Gast)


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>[1] Fertig in Regelstudienzeit
>[2] Unter den Besten des Jahrgangs
>[3] Einmalzahlung der Gesamtschuld


>In meinem Fall, der sich 10 Semester Höchstsatz "gegönnt" hat,

Ich hatte das Thema letztes Jahr. Da waren die 5Jahre nach dem 
Studiumende rum.
Ich bin in der letzten Woche der Regelstudienzeit fertig geworden.
Ich habe Antrag auf [1] und [2] gestellt. [1] galt aber trotzdem nicht, 
da ich nicht (sinngemäss) "viel eher" fertig geworden bin. Für [2] war 
ich wohl zu dumm ;-)

Somit habe ich einfach [3] genommen und die Summe am Stück überwiesen. 
Thema erledigt und keine "Altlasten" mitzuschleppen. Halte ich (für 
mich) am sinnvollsten.

>Lege ich ... stattdessen für 4% an
Wo? Ich wäre sofort dabei...

von Georg W. (gaestle)


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Ich würde die monatliche Zahlung wählen. Das Geld bleibt verfügbar und 
die Risiken wie Arbeitslosigkeit trägt ein anderer. Ob es sich 
finanziell auszahlt wird die Zukunft weisen, aber ich denke dass du mit 
der Ratenlösung wahrscheinlich einen Gewinn erwirtschaftest (ab 2% 
Verzinsung/a). Aber in 3 Jahren kann noch viel geschehen.

Matthias Lipinsky schrieb:
> Wo? Ich wäre sofort dabei...
Höchstens in dividendenstarken Aktien wenn die Kurse wirklich weiter 
steigen. Der DAX steht jetzt allerdings knapp unter seinem 10 
Jahres-Hoch und es wird wieder verdächtig viel über neue Höchstmarken 
spekuliert. Wenn jetzt die Kriegstreiber einen Vorwand finden um über 
Syrien herzufallen oder die Bundestagswahl in Richtung Patt oder 
(rot)-rot-grün hinaus läuft ist es Essig mit den 4%.

von Matthias L. (Gast)


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>Das BAföG-System hilft armen Menschen nicht, es demütigt und malträtiert >sie. 
Leistungs- und Bildungsanreize setzt es ebenfalls keine.

Mein Vorschlag:
Jeder Student bekommt im ersten Semester 600Euro. Ab dem zweiten 
Semester bekommt er dann 1000Euro geteilt durch den Notendurchschnitt 
des vorigen Semsters, mindestens oder plus H4...


(je nach Region kann der Zahlenwert ja etwas angepasst sein)

von Wilhelm F. (Gast)


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@D. I. (grotesque):

Schau, daß du dir in guten Zeiten den Rest-Darlehensbetrag irgendwie 
selbst ansparst, und für den Krisenfall beiseite legst. Dann kann in 
einer Krise wie z.B. plötzliche unerwartete Entlassung auch nichts groß 
passieren.

Ansonsten arbeitet die Zeit ganz klar für dich, wenn die 
Rückzahlungszeit länger ist, und das Darlehen zinsfrei.

Ich bekam nach der Ausbildung von meinem damaligen Arbeitgeber ein 
zinsfreies Startdarlehen von allerdings nur 2000 DM damals. Es würde 
inflationsbereinigt dann heute ca. um die 5000€ wert sein. Man konnte es 
in drei Teilen mit vier Monaten Abstand zurück zahlen, oder in drei 
Jahresraten, oder komplett nach einer beliebigen Zeit, so lange das 
Beschäftigungsverhältnis gilt. Ich zahlte es komplett nach weit über 10 
Jahren zurück, da war es nur noch weniger als die Hälfte wert.

Nach der Ausbildung war es deshalb absolute Pflicht, das Darlehen auf 
jeden Fall zu nehmen. Man konnte gar nichts falsch machen, nichts 
verlieren, das Geld war direkt vom Betrieb selbst, keine Bank beteiligt.

Allerdings mußte ich diesen Betrag immer irgendwie anderweitig z.B. auf 
einem Sparkonto parat haben.

von Timm T. (Gast)


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D. I. schrieb:
> Lege ich den Batzen von 8,8k€
> stattdessen für 4% an, wären das nach 8 Jahren 12k€.
...
> Übersehe ich bei meinen Überlegungen etwas

Ja. Du kannst die 8.8kEur nicht für 8 Jahre anlegen, wenn Du 
gleichzeitig davon jeden Monat 105Eur abzahlst. Du kannst nur am Anfang 
8.8kEur anlegen, am Ende ist es Null.

Du legst also im Durchschnitt 4.4kEur an, und damit ist der Zinsertrag 
auch nur halb so hoch.

Der gedankliche Trick, dass Du ja die 8.8kEur für die gesamte Laufzeit 
fest anlegst, und die 105Eur aus dem laufendem Einkommen zahlst, gilt 
nicht, weil es nur eine Umschichtung des Geldes ist.

von Daniel C. (Gast)


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Ich würde, wenn möglich, das Bafög so schnell wie möglich zurückzahlen.

Schulden drücken und machen die Finanzsituation unübersichtlich.

Ausserdem kann, wenn irgendwas schief geht, die Bafög-Schuld per Zoll 
gepfändet werden, so weit ich weiß. Das ist noch mal eine Nummer 
unangenehmer, als der "normale" Gerichtsvollzieher.

von Georg W. (gaestle)


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Timm Thaler schrieb:
> Ja. Du kannst die 8.8kEur nicht für 8 Jahre anlegen, wenn Du
> gleichzeitig davon jeden Monat 105Eur abzahlst. Du kannst nur am Anfang
> 8.8kEur anlegen, am Ende ist es Null.
Grob gerechnet ist es durchschnittlich noch weniger, ca. 3600EUR: 
Jährliche Rückzahlung 1260EUR, der Rest wird jeweils angelegt
1.Jahr  7540EUR Anlage, daraus 302EUR Zinsertrag
2.      6582                   263
3.      5585                   279
4.      4604                   184
5.      3528                   141
6.      2409                   96
7.      1245                   50
8.Jahr 35EUR Überschuss
Ich hatte gestern allerdings mit 10kEUR gerechnet. Je mehr "Spielgeld" 
zur Anlage zur Verfügung steht desto mehr Ertrag komm am Ende heraus. 
Wenn man 32kEUR zur Anlage zur Verfügung hat können die Tilgungsraten 
aus den laufenden Zinserträgen bestritten werden.

von Klaus B. (butzo)


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D. I. schrieb:

> Meine Überlegung: Die Rückzahlung und das Darlehen sind zinsfrei, d.h.
> die Zeit / Inflation ist auf meiner Seite. Lege ich den Batzen von 8,8k€
> stattdessen für 4% an, wären das nach 8 Jahren 12k€.
4% nach Steuern? Wo? Bin sofort dabei!

Die 26,375% KapErtSt. und ggf. Gebühren nicht vergessen.
Anlagen mit 5,5% Rendite sind gesucht.


Butzo

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