Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Nixie-Röhre - Trübung


von Ole P. (ole_pp)


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Hallo zusammen,

vor einigen Monaten habe ich eine Uhr mit Nixie-Röhren aufgebaut. 
Kürzlich bemerkte ich, dass sich bei einigen der 6 Röhren auf der 
Glasinnenseite ein Niederschlag absetzt, der das Glas trübt (siehe 
Anlage). Der Niederschlag tritt nur bei den Röhren auf, die im Betrieb 
die Ziffern > 5 (also nahe der Ablagerungen) verwenden.

Ich verwende für meine Uhr die Nixie-Röhre B5870. Die Anodenspannung 
beträgt +170V. Jede Röhre ist mit einem 10k Widerstand mit der 
Anodenspannung verbunden. Die Anzeige ist nicht gemuxed, jedoch verwende 
ich eine PWM Ansteuerung zum dimmen der Helligkeit.

Frage: Wodurch könnte die Eintrübung der Röhren verursacht werden? Falls 
es an meiner Ansteuerung liegt, wie sollte es richtig sein?

Besten Dank im Voraus.

Grüße

von Falk B. (falk)


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@ Ole Pp (ole_pp)

>Anodenspannung verbunden. Die Anzeige ist nicht gemuxed, jedoch verwende
>ich eine PWM Ansteuerung zum dimmen der Helligkeit.

Das ist praktisch das gleiche. Der Strom wird mit relativ hoher Frequnez 
unterbrochen und die Röhren müssen immer neu zünden. Das verbraucht die 
Elktroden, besonders die Anoden, das Material verdampft und lagert sich 
wieder ab. Hey, du hast das Sputtern erfunden!

>Frage: Wodurch könnte die Eintrübung der Röhren verursacht werden? Falls
>es an meiner Ansteuerung liegt, wie sollte es richtig sein?

Lineare Dimmung durch veränderliche Anodenspannung bzw. Anodenstrom. 
Kleiner HV-Transistor als gesteuerte Konstantstromquelle.

von Ole P. (ole_pp)


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Hallo Falk,

vielen Dank für deine Ausführungen. Hatte schon befürchtet, was Du durch 
deine Antwort bestätigt hast. :-(

Zum Thema "veränderliche Anodenspannung": Ich hatte während der 
Inbetriebnahme die Anodenspannung verändert, doch ein Dimming war damit 
nicht wirklich möglich. Entweder war die Röhre dunkel (Anodenspannung < 
Zündspannung) oder die Ziffer glimmte nur teilweise. Wie sind deine 
Erfahrungen?

von Holm T. (Gast)


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Ist schon richtig, die Röhren sind einfach nicht zu dimmen ohne das es 
auf ihre Lebensdauer geht. Ich habe mir hier schon die Gusche fusselig 
gequatscht das man das nicht macht, da nur sehr wenige Röhren für 
Multiplexbetrieb zugelassen sind. Jede Menge Leute waren viel klüger als 
ich.

Jetzt erzählt hier endlich mal einer seine Erfahrungen damit. 
Multiplexing, dimmen, Überblenden, Helligkeit durch PWM regeln, Alles 
das Selbe. Und ja, bei jeder Zündung entlädt sich die Kapazität der 
Schaltung schlagartig über eine Bogenentladung die danach in eine 
Glimmentladung übergeht, was zum versputtern der Elektroden führt.

Deine Uhr ist leider mit der PWM eine Fehlkonstruktion die die Röhren 
mordet.

Gruß,
Holm

von Markus (Gast)


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Klar dass die Nixi nicht mehr zündet, wenn man die Spannung reduziert.

Aber was spricht eigentlich gegen eine lineare gesteuerte 
Konstantstromquelle?

Wenn die die Zündspannung aufbringt, zündet die Nixi und der 
eingestellte Strom bestimmt dann die Helligkeit, oder nicht?

Ist eben etwas mehr Aufwand als per PWM, aber da sollte doch sonst 
nichts dagegen sprechen. Oder habe ich etwas übersehen?

von Falk B. (falk)


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@ Ole Pp (ole_pp)

>Zum Thema "veränderliche Anodenspannung": Ich hatte während der
>Inbetriebnahme die Anodenspannung verändert, doch ein Dimming war damit
>nicht wirklich möglich. Entweder war die Röhre dunkel (Anodenspannung <
>Zündspannung) oder die Ziffer glimmte nur teilweise.

Eben weil 10K Vorwiderstand für eine Nixi nur eine magere 
Konstantstromquelle abgeben. Ein Transistor ist hier besser.

> Wie sind deine Erfahrungen?

Hab keine Nixis, alles nur (graue) Theorie 8-)

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Markus schrieb:
> Aber was spricht eigentlich gegen eine lineare gesteuerte
> Konstantstromquelle?

Dass jede Ziffer eine unterschiedlich große Stromstärke benötigt.
Wenn man den Strom zu gering macht, erreicht man nur noch eine
teilweise Bedeckung.  Wenn man den Strom so einstellt, dass die 8
ordentlich leuchtet, wird die 1 zu hell sein.

Ich habe zwar in meiner Nixie-Uhr eine einstellbare Anodenspannung,
aber am Ende hab' ich sie einmal eingestellt, seither bleibt sie
unverändert.  Ist nachts nicht zu hell.

von batman (Gast)


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Braucht die Ziffer 8 nicht n bischen mehr Strom als die 1, um genauso 
hell zu leuchten?

von batman (Gast)


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Ok warst schneller, dann kannst du meine 2 löschen.

von Falk B. (falk)


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@Jörg Wunsch (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite

>> Aber was spricht eigentlich gegen eine lineare gesteuerte
>> Konstantstromquelle?

>Dass jede Ziffer eine unterschiedlich große Stromstärke benötigt.

Spricht das nicht für einen Betrieb an Konstantspannung?

duckundwech ;-)

>teilweise Bedeckung.  Wenn man den Strom so einstellt, dass die 8
>ordentlich leuchtet, wird die 1 zu hell sein.

Ok, aber das Problem hab dann alle Nixis, die nur einen simplen 
Vorwiderstand nutzen. Welche Nixie hat unterschiedliche Stöme für die 
einzelnen Ziffern? OK, man könnte unterschiedliche Widerstände in die 
Kathoden packen, macht aber keiner.

von batman (Gast)


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Der Strom wird sich durch die jeweilige Kathodenfläche selbst 
einstellen, wenn die Spannung einigermaßen konstant ist. Jeder mm² 
Kathode sollte ja gleichviel Licht abstrahlen und so ziehen die größeren 
Ziffern mehr Strom als die kleinen - theoretisch.

von Third E. (third-eye)


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Man könnte jede Ziffer nicht einfach nur mit einem Transistor 
durchschalten sondern mit einem Transistor mit einer Gegenkopplung durch 
einen Emitterwiderstand (z.B. als Poti ausgeführt) für jeden Zweig eine 
Stromquelle machen. Ist zwar relativ aufwändig, weil etliche Potis 
benötigt werden, aber dann kann man es wirklch perfekt einstellen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Falk Brunner schrieb:
> Welche Nixie hat unterschiedliche Stöme für die einzelnen Ziffern?

Habe gerade mal nachgemessen an einer Z5730M, die ich gerade
herumliegen habe.  Bei 180 V haben sie mit 30 kΩ Vorwiderstand (war
auf der originalen Platine so drauf)  alle um die 1,5 mA.  Der
Dezimalpunkt (eher ein Dezimalkomma) zieht 1,3 mA.

So zwischen 0,8 mA und 3 mA kann man sie sinnvoll einstellen, das
entspricht hier etwa 160 bis 220 V Anodenspannung.  Hängt aber von
der Röhre ab.  Die Z5370 hier war sehr gutmütig und leuchtet auch
mit 0,8 mA noch alles aus.  Die Z573M in meiner Uhr haben bei zu
kleinem Strom schnell eine Neigung entwickelt, nicht mehr die ganze
Ziffer zu bedecken.  Wenn man den Strom sehr hoch ansetzt, dürfte
der Sputter-Effekt wiederum zu einem kräftigen Verschleiß führen.

Andererseits: an jedem Anodenwiderstand hängt eine Ziffer, statt
irgendeiner aufwändigen KSQ pro Stelle kann man da wirklich auch
gleich mit einer einstellbaren Anodenspannung arbeiten.  Der Fall
ist ja hier anders als bei 7-Segment-Anzeigen.  (Zuschalten des
Dezimalkommas zur normalen Stelle bringt nur eine geringfügige
Änderung des Stroms um etwa 50 µA.)

Dann aber s. o., eine automatische Nachführung an die Helligkeit
habe ich am Ende doch nicht realisiert.  Lohnt nicht.

von batman (Gast)


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Vielleicht einfach durch verschiedene Widerstände 0-9 zw. Treiber und 
Kathode, und Anode an regelbare Konstantspannung?

von Axel S. (a-za-z0-9)


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batman schrieb:
> Der Strom wird sich durch die jeweilige Kathodenfläche selbst
> einstellen, wenn die Spannung einigermaßen konstant ist. Jeder mm²
> Kathode sollte ja gleichviel Licht abstrahlen und so ziehen die größeren
> Ziffern mehr Strom als die kleinen - theoretisch.

Nein. Nicht mal theoretisch. Denn bei einer Gasentladungsstrecke ist die 
Zündspannung deutlich größer als die Brennspannung. Man braucht also 
zwingend eine Strombegrenzung. Normalerweise als Widerstand in der 
Anodenleitung (das reicht, weil ja immer nur maximal eine Kathode aktiv 
ist).

Oder alternativ wie von Falk angedeutet als individuelle Widerstände in 
den Kathodenleitungen. Letzteres war zumindest in der Vergangenheit 
unüblich, weil es die Anforderungen an das Sperrvermögen der Treiber 
erhöht.

Aus letzterem Grund wird die Anodenspannung auch nicht wesentlich über 
die Zündspannung erhöht. Genau das wäre aber nötig, wenn man die Röhren 
per Stromsteuerung dimmen wöllte. Mal davon abgesehen, daß auch das nur 
in Grenzen möglich ist. Unterhalb eines bestimmten Stroms setzt die 
Glimmbedeckung der Kathoden lokal aus. Abhängig vom Röhrentyp und 
Alter(!)


XL

von batman (Gast)


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Sicher muß man den Strom begrenzen. Es ging da nur um die 
ziffernabhängigen Unterschiede, die sich je nach Fläche selbst 
einstellen - wie obige Messung ja auch bestätigt. Bei hohen 
Anodenwiderständen natürlich weniger, wobei mir da die ungleichmäßige 
Helligkeit der Ziffern durchaus öfter aufgefallen ist aber andere sind 
eben weniger pingelig.

von Besserwisser (Gast)


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Es reicht aus, zusätzlich zum Anodenwiderstand  Widerstände in die 
"kurzen" Kathoden (1 und . evtl. 7) einzubauen.

Alternativ könnte man den Anodenwiderstand und damit den Strom in 2 oder 
3 Stufen einstellen (vom µC aus steuern) z.B. mit einem oder zwei 
PNP-Transistor(en) oder Optokoppler(n).

----------------------------  +180V
     |       |       |
     R1      R2      R3
     |       |       |
     T1      T2      |
     |       |       |
     ---------------------> zur Anode


So kann der Strom in 4 Stufen gestellt werden, das reicht zum Anpassen 
(lang / kurz) und Dimmen.


> jedoch verwende ich eine PWM Ansteuerung zum dimmen der Helligkeit.
PWM wäre möglich, wenn Du eine Drossel und einen C reinbaust.


   PWM  ------Drossel---------> zu den Anoden-Rs
                          |
                          C
                          |
                         Gnd

von Holm T. (Gast)


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Ich habe mal ins Datenblatt geguckt:
Röhre ist ein DC Device.
Maximaler Anodenstrom 4,5mA, Normaler Betriebsstrom 3,2mA.
Innerhalb der Gegend sollte sich das bewegen, wobei ein Mindeststrom
von 3,2mA oder höher empfohlen wird.

..Viel Vergnügen noch beim Dimmen :-)

Gruß,

Holm

von Ole P. (ole_pp)


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@holm

Habe die Dimming-Funktion zunächst einmal deaktiviert. War ein nettes 
Gimmick, doch offensichtlich von destruktiver Natur für die Nixies. 
Vielleicht läßt sich auf Basis der obigen Vorschläge noch eine 
praktikable Lösung entwickeln.

Grüße
Ole

von Timm T. (Gast)


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Ole Pp schrieb:
> Vielleicht läßt sich auf Basis der obigen Vorschläge noch eine
> praktikable Lösung entwickeln.

Elektrisch: Nein.

Die Röhre will ihren Mindeststrom. Du solltest weder per 
Konstantstromquelle (oder Spannungsquelle mit Vorwiderstand) diesen 
Strom unterschreiten, noch per PWM diesen Strom zerhacken.

Es gibt nicht umsonst extra multiplexfähige Nixieröhren.

Einzige Möglichkeit, wenn es Dir zu hell ist: Mach eine graue oder 
farbige Folie davor.

von eProfi (Gast)


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Oder schalte die Anzeige nur auf Pfiff oder Klatsch ein.

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