Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Zwischenzeugnis wegen Insolvenz: Wie kommts rüber?


von Zeugnisgenerator (Gast)


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Aufgrund eines Insolvenzverfahrens haben alle Mitarbeiter unseres 
Unternehmens (sehr überschaubarer Betrieb) geschlossen die 
Zwischenzeugnisse angefordert - und auch erhalten. Meines las sich auf 
den ersten Blick eigentlich ganz positiv. Nach mehrmaligem Lesen (über 
mehrere Tage hinweg) klingt es für mich aber irgendwie nicht unbedingt 
gut - sprich: Es gibt Abschnitte, welche durchaus zweideutig sein können 
bzw. sind.

Was ich mittlerweile erfahren habe ist, dass der Chef die Zeugnisse mit 
einem Programm erstellt (vermutlich Frage/Antwort [multiple choice?]) 
mit darauf basierender automatischer Textgenerierung....

Hier mein/sein Kunstwerk:

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- Zwischenzeugnis -
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Herr [Mitarbeiter], geboren am [Datum] ist seit dem [seit 6 Monaten]
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in unserem Unternehmen als Informationstechniker tätig.
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6
[Firma] entwickelt, produziert und liefert weltweit Flachpanel
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Displays der Serie [Name der Produktserie] für den Einsatz in
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Studiosystemen, Übertragungsfahrzeugen und Sendekomplexen.
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Folgende Aufgabengebiete sind ihm übertragen:
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- Reparatur und Wartung professioneller LC Displays für den Einsatz
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  in Fernsehstudioanlagen und Übertragungsfahrzeugen.
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- Einmessen von LC Displays nach EBU Spezifikationen mittels
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  Radiospektrometern.
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- Reparatur und Wartung von LC Displays im Innen- und Außendienst.
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Herr [Mitarbeiter] identifiziert sich stets mit seinen Aufgaben und
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stellt, falls erforderlich, persönliche Interessen gerne zurück. er
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arbeitet stets sehr konstruktiv und engagiert.
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Herr [Mitarbeiter] erledigt die ihm übertragenen Aufgaben stets zu
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unserer vollsten Zufriedenheit. Sein persönliches Verhalten ist stets
26
einwandfrei. Bei Vorgesetzten, Mitarbeitern und Kunden ist er sehr
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geschätzt.
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29
Gerne bestätigen wir, dass Herr [Mitarbeiter] zu jeder zeit absolut
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ehrlich, fleißig und pünktlich ist.
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32
Herr [Mitarbeiter] ist unbedingt vertrauenswürdig und loyal.
33
34
Die stets korrekte äußere Erscheinung von Herrn [Mitarbeiter] rundet
35
das positive Gesamtbild ab.
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Mit seinen Leistungen sind wir stets sehr zufrieden.
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[Firma] befindet sich seit [kurzem] in einem Insolvenzverfahren in
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Eigenverwaltung.
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Dieses Zwischenzeugnis wird auf Wunsch von Herrn [Mitarbeiter]
43
erstellt, dessen Bitte wir gern nachkommen. 
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Wir nehmen diese Gelegenheit zum Anlass, Herrn [Mitarbeiter] für
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sein bisheriges Wirken zu danken.
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[Ort, Datum]
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50
[Firma]
51
52
[Unterschrift des Geschäftsführers]


- Wie würdet Ihr das Zwischenzeugnis interpetieren?
- Wo liegen die negativen / zweideutigen Formulierungen und wie
  werden sie von (erfahrenen) Personalern interpretiert?

von Falk B. (falk)


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Alles OK, keine linken Tricks.

von user (Gast)


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stets unserer vollsten Zufriedenheit -> sehr gut

von DirkZ (Gast)


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Zeugnisgenerator schrieb:
> Gerne bestätigen wir, dass Herr [Mitarbeiter] zu jeder zeit absolut
> ehrlich, fleißig und pünktlich ist.

Ich kenn es so, wenn Eigenschaften (hier: ehrlich, pünktlich), die als 
selbstverständlich gelten, erwähnt werden, ist es genau umgekehrt. Kamst 
Du öfter zu spät zur Arbeit?


> Wir nehmen diese Gelegenheit zum Anlass, Herrn [Mitarbeiter] für
> sein bisheriges Wirken zu danken.

... und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute.


Lass das Zeugnis professionell checken, solange es die Fa. noch gibt, 
bzw. schreib' Dir selbst eins. Oder ist das von Dir?

von Sven L. (friemler)


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Falk Brunner schrieb:
> Alles OK, keine linken Tricks.

Sicher?

>Gerne bestätigen wir, dass Herr [Mitarbeiter] zu jeder zeit absolut
>ehrlich, fleißig und pünktlich ist.

Wird Das denn nicht erwartet? Gehört meiner Meinung nach nicht in ein 
Zeugnis.

von Progger (Gast)


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Das Zeugnis ist sicher nicht schlecht. Man kann leider in jeden Satz 
etwas Böses hineinlesen. Oft ist es so, dass die Chefs einfach nichts 
negatives reinschreiben wollen, es dann aber unbewusst dennoch tun.

Mach Dir keine Sorgen! Bewirb Dich ohne Zeugnis oder Angabe des AG. Wenn 
der neue AG rausbekommt, dass Du in INSO bist, wird er probieren, dich 
runterzuhandeln. Mir ist sogar ein Fall bekannt, wo er Personalche 
sofort die anderen Kollegen ausfindig gemacht hat, um mehr Auswahl zu 
haben und sich einen besseren auszusuchen. Wenn Du Pech hast nimmt der 
dann einen Kollegen, der dringend gebraucht wird und lässt Dich aussen 
vor. Aus verschiedenen Gründen stellen Firmen nur im Ausnahmefall 
zeitnah zwei Personen, die sich kennen ein, und möglichst niemals zwei 
von der selben Firma.

von klausr (Gast)


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DirkZ schrieb:
> Zeugnisgenerator schrieb:
>> Gerne bestätigen wir, dass Herr [Mitarbeiter] zu jeder zeit absolut
>> ehrlich, fleißig und pünktlich ist.
>
> Ich kenn es so, wenn Eigenschaften (hier: ehrlich, pünktlich), die als
> selbstverständlich gelten, erwähnt werden, ist es genau umgekehrt. Kamst
> Du öfter zu spät zur Arbeit?

Das ganze Zeugnis zeigt (so holprig, wie es geschrieben ist), dass der 
Schreiber keine große Ahnung beim Erstellen von Arbeitszeugnissen hat.
Da man dies leicht herauslesen kann, dürfte deine Vermutung, dass in 
Wirklichkeit das Gegenteil gemeint ist, nicht zutreffen. Jeder halbwegs 
vernünftige Personaler erkennt das!

>> Wir nehmen diese Gelegenheit zum Anlass, Herrn [Mitarbeiter] für
>> sein bisheriges Wirken zu danken.
>
> ... und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute.

Der Satz "... und wünschen ihm ..." sollte bei einem Zwischenzeugnis 
nicht stehen, insofern passt das. Allerdings: Es ist i.A. etwas kurz, 
aber da du ja erst 6 Monate bei der Firma bist, ist es schon o.k. Etwas 
mehr Mühe hätte sich der Geschäftsführer (oder wer's auch immer 
geschrieben bzw. den Zeugnisgenerator bedient hat) beim Formulieren 
schon machen können -> die Aussagen sind o.k., die Form, naja.

von PQT (Gast)


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> Alles OK, keine linken Tricks.
ein Zeugnis dieser Art ist immer mit linken Tricks nur so angehäuft, 
sonst könnte man ja auch Klarnoten schreiben!
Das Zeugnis ist eher mittelmäßig - okay, das ist auch gut so, denn wenn 
es zu gut ist, ist es ebenfalls negativ.

> - Wie würdet Ihr das Zwischenzeugnis interpetieren?
ich würde sowas prinzipiell nicht überbewerten, da Zeugnisse in dieser 
so beliebten Form nur bedingt etwas aussagen und man alles so oder so 
interpretieren kann.

> Gerne bestätigen wir, dass Herr [Mitarbeiter] zu jeder zeit absolut
> ehrlich, fleißig und pünktlich ist.
diese Passage klingt negativ, da es Selbstverständlichkeiten sind ... 
und dann weiter:
> Herr [Mitarbeiter] ist unbedingt vertrauenswürdig und loyal.
gefährlich im Zusammenspiel mit der Aussage davor.


Dieses Zwischenzeugnis wird auf Wunsch von Herrn [Mitarbeiter]
erstellt, dessen Bitte wir gern nachkommen.
> Wir nehmen diese Gelegenheit zum Anlass, Herrn [Mitarbeiter] für
> sein bisheriges Wirken zu danken.

> ... und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute.
und genau dieser Zusatz auf keinem Fall in einem Zwischenzeugnis, da man 
den guten Mitarbeiter ja weiterhin behalten möchte und der Weiterbestand 
der Firma ja noch gegeben ist.
In einem Abschlußzeugnis wäre es vielleicht gerade noch okay.

Dieses Zwischenzeugnis wird auf Wunsch von Herrn [Mitarbeiter]
erstellt, dessen Bitte wir gern nachkommen, weil sich die Firma in einem 
Insolvenzverfahren befindet.


... es gibt noch einige weitere sehr gravierende negative Punkte, aber 
wie gesagt ich würde diesen ganzen Schwachsinn nicht überbewerten und 
außerdem bin ich nicht die Wohlfahrt.

von Falk B. (falk)


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Alles Personalprofis hier ;-)
Oder doch eher Paranoiker?

Dass Arbeitszeugnisse ihre eigene Sprache haben und in gewisser Weise 
kodiert sind, ist ja nun wohl ein alter Hut. Das nicht alle Leute diese 
Schreibweise beherrschen aus. Ja, auch Selbstverständlichkeiten sind in 
Arbeitszeugnissen zu finden.

Mein Tipp. In diesem Unterforum solte man sich nicht lange rumtreiben, 
das macht nur depressiv! Schlimmer als ein PickNick in Fukushima!

von Otto (Gast)


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Adam Riese schrieb im Beitrag #3318770:
> Soweit Note Sehr gut.
>> Gerne bestätigen wir, dass Herr [Mitarbeiter] zu jeder zeit absolut
>> ehrlich, fleißig und pünktlich ist.
> Das dürfte ein Ohrfeige sein über Selbstverständlichkeiten und negiert
> die eigentlich schon vergebene Beurteilung.
> So eine Beurteilung hab ich auch mal gehabt und später dann ganz aus
> meiner Vita entfernt.
>> Herr [Mitarbeiter] ist unbedingt vertrauenswürdig und loyal.
> Auch das ist eine Selbstverständlichkeit die auch hier nicht hinein
> gehört.
>> Die stets korrekte äußere Erscheinung von Herrn [Mitarbeiter] rundet
>> das positive Gesamtbild ab.
> Grenzwertig, vor allem wenn es für den Job überhaupt von Nöten ist.
> Ein Monteur kann auch im Blaumann oder in Jeans zum Kunden geschickt
> werden.

ja das sehe ich genauso.

Pünktlichkeit und Ehrlichkeit sind selbstverständlich, wenn sie extra 
erwähnt werden im Zeugnis, ist das Gegenteil gemeint. Ebenso ein 
korrektes Äußeres, das erwähnt man nicht extra.

Auch wird beim Verhalten zuerst der Kunde genannt, dann der Vorgesetze, 
dann die Mitarbeiter. Dass der Kunde zuletzt genannt wird, kann darauf 
hin deuten, dass es mal Probleme beim Kunden gab.

PQT schrieb:
>> Herr [Mitarbeiter] ist unbedingt vertrauenswürdig und loyal.
> gefährlich im Zusammenspiel mit der Aussage davor.

genau, sehe ich auch so.

PQT schrieb:
> und genau dieser Zusatz auf keinem Fall in einem Zwischenzeugnis, da man
> den guten Mitarbeiter ja weiterhin behalten möchte und der Weiterbestand
> der Firma ja noch gegeben ist.
> In einem Abschlußzeugnis wäre es vielleicht gerade noch okay.
>
> Dieses Zwischenzeugnis wird auf Wunsch von Herrn [Mitarbeiter]
> erstellt, dessen Bitte wir gern nachkommen, weil sich die Firma in einem
> Insolvenzverfahren befindet.

die Schlußformel könnte etwas netter geschrieben sein. Z.B. wir danken 
ihm für die bisherige sehr gute / gute Zusammenarbeit und wünschen uns 
WEITERHIN(wichtig!) eine gute Zusammenarbeit.

von ZuGuttenberg (Gast)


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Frag 10 Personaler und Du bekommst 10 verschiedene Antworten. Im Großen 
und Ganzen stimmt das, was bisher gepostet wurde. Lass das Zeugnis 
zusätzlich professionell checken (falls Du die 40 Euro entbehren 
kannst).

von Marx W. (Gast)


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Zeugnisgenerator schrieb:
> - Wie würdet Ihr das Zwischenzeugnis interpetieren?
> - Wo liegen die negativen / zweideutigen Formulierungen und wie
>   werden sie von (erfahrenen) Personalern interpretiert?

Wer liest heute noch Arbeitszeugnisse?

99% schauen auf`s Alter und die BE.
Also Kandidat sollte 3-5 Jahre BE haben und so um die 30-35 Jahre alt 
sein.
Gut ist wenn er noch verheiratet ist und Kinder da sind. Die Spezies 
haut auch ned sofort ab (wg. Weibchen zuhause die zusätzlich Druck 
aufbaut!).

von Rick M. (rick-nrw)


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Zeugnisgenerator schrieb:
> Gerne bestätigen wir, dass Herr [Mitarbeiter] zu jeder zeit absolut
> ehrlich, fleißig und pünktlich ist.

Aua!

"ehrlich, fleißig und pünktlich" sind wie bereits erwäht 
Selbstverständlichkeiten, die wenn sie erwähnt sind mit Vorsicht zu 
geniessen sind.

in Verbinung mit
> - Reparatur und Wartung von LC Displays im Innen- und Außendienst.

Außendienst könnte man auf die Idee kommen, dass "freundlich, höflich 
etc." nicht deine Stärken waren.
Diese Selbstverständlichkeit ist nicht erwähnt.

von Zeugnisgenerator (Gast)


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Falk Brunner schrieb:
> Alles OK, keine linken Tricks.

Alles OK --> Da hab ich noch meine Zweifel.

Keine linken Tricks --> Die möchte ich ihm auch nicht unbedingt 
unterstellen, aber es gibt "gewisse Zweideutigkeiten".

user schrieb:
> stets unserer vollsten Zufriedenheit -> sehr gut

So sehe ich das eigentlich auch. Aber im Detail steht das dann evtl. im 
Widerspruch zu den "Zweideutigkeiten".

DirkZ schrieb:
> Zeugnisgenerator schrieb:
>> Gerne bestätigen wir, dass Herr [Mitarbeiter] zu jeder zeit absolut
>> ehrlich, fleißig und pünktlich ist.
>
> Ich kenn es so, wenn Eigenschaften (hier: ehrlich, pünktlich), die als
> selbstverständlich gelten, erwähnt werden, ist es genau umgekehrt. Kamst
> Du öfter zu spät zur Arbeit?

Nein. Arbeitsbeginn ist zwischen 08:00 und 09:00. War nur zwei mal zu 
spät dran. Außerdem bin ich i.d.R. derjenige, der abends die Schotten 
dicht macht (sprich: der unbezahlte Überstunden macht).

Außerdem bin ich der Einzige, der sich im Falle eines Falles wirklich 
den Arsch für die Firma aufreißt.

>> Wir nehmen diese Gelegenheit zum Anlass, Herrn [Mitarbeiter] für
>> sein bisheriges Wirken zu danken.
>
> ... und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute.
>
> Lass das Zeugnis professionell checken, solange es die Fa. noch gibt,
> bzw. schreib' Dir selbst eins. Oder ist das von Dir?

Die Prüfung durch einen Anwalt hab ich mir auch schon durch den Kopf 
gehen lassen (hab ne Rechtsschutzversicherung mit 150EUR 
Selbstbeteiligung incl. Arbeitsrechtsschutz). Diese Investition möchte 
ich aber nach Möglichkeit nicht ausschöpfen.

Sven L. schrieb:
>>Gerne bestätigen wir, dass Herr [Mitarbeiter] zu jeder zeit absolut
>>ehrlich, fleißig und pünktlich ist.
>
> Wird Das denn nicht erwartet? Gehört meiner Meinung nach nicht in ein
> Zeugnis.

Das wäre einer meiner Kritikpunkte.

von Zeugnisgenerator (Gast)


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Adam Riese schrieb im Beitrag #3318770:
>> Herr [Mitarbeiter] identifiziert sich stets mit seinen Aufgaben und
>> stellt, falls erforderlich, persönliche Interessen gerne zurück. er
>> arbeitet stets sehr konstruktiv und engagiert.
> Was haben persönliche Interessen da zu suchen? Machste auch Privates
> in der Firma?

Nein. Habe ich aus Prinzip nie getan.

(so, wie du es hinterfragst, habe ich es übrigens auch herausgelesen)

>> Herr [Mitarbeiter] erledigt die ihm übertragenen Aufgaben stets zu
>> unserer vollsten Zufriedenheit. Sein persönliches Verhalten ist stets
>> einwandfrei. Bei Vorgesetzten, Mitarbeitern und Kunden ist er sehr
>> geschätzt.
> Soweit Note Sehr gut.

So lese ich es auch.

>> Gerne bestätigen wir, dass Herr [Mitarbeiter] zu jeder zeit absolut
>> ehrlich, fleißig und pünktlich ist.
> Das dürfte ein Ohrfeige sein über Selbstverständlichkeiten und negiert
> die eigentlich schon vergebene Beurteilung.

Eben... Die nächsten Punkte, an denen auch ich hängen geblieben bin:

- die Pünktlichkeit ist quasi selbstverständlich. (ok, war zwei mal
  zu spät dran) ((wer es genau wissen will: weniger als 60 Minuten))
- fleißig: habe auf Außendienst regelmäßig Arbeitszeiten jenseits von
  Gut und Böse (i.d.R. 16h/Tag) hingelegt, ohne mich auch in Ansätzen
  zu beschweren oder einen finanziellen Ausgleich zu verlangen.
- Kam sogar am Morgen nach einem Außendienst (kam nachts um 1:00h heim)
  nochmals in die Firma um wichtige Dinge bzgl. des Aussendienstes
  abzuklären, obwohl ich an diesem Tag offiziell Urlaub hatte.
- Der Punkt mit der "Ehrlichkeit" ist irgendwie auch schwammig /
  mehrdeutig.

>> Herr [Mitarbeiter] ist unbedingt vertrauenswürdig und loyal.
> Auch das ist eine Selbstverständlichkeit die auch hier nicht hinein
> gehört.

Eben. Was wird aber damit ausgedrückt, wenn es trotzdem im Zeugnis 
steht?

>> Die stets korrekte äußere Erscheinung von Herrn [Mitarbeiter] rundet
>> das positive Gesamtbild ab.
> Grenzwertig, vor allem wenn es für den Job überhaupt von Nöten ist.

Es ist in sofern nötig, als dass man eben direkten Kundenkontakt hat 
(nicht einfach mit dem letzen "Hiwi" des Kunden, sondern durchaus mit 
entscheidungsbefugten nationalen und intenationalen Mitarbeitern und 
Abteilungsleitern).

> Ein Monteur kann auch im Blaumann oder in Jeans zum Kunden geschickt
> werden.

Blaumann ist in unserer Branche eher ein "No go". Jeans ist allerdings 
kein Problem, so lange man nicht im Vertrieb oder in der GL steckt.

>> Mit seinen Leistungen sind wir stets sehr zufrieden.
> Auch eine sinnlose Aussage die schon weiter oben sehr gut bewertet
> wurde.

An sich nicht sinnlos. Aber wie du schon sagst wurde dieser Punkt 
bereits weiter oben als sehr gut bewertet. Und in dieser Formulierung 
passt diese Aussage halt nicht wirklich zur darüber liegenden.

>> [Firma] befindet sich seit [kurzem] in einem Insolvenzverfahren in
>> Eigenverwaltung.
> Hier sollte der Sorgfalt halber das Meldedatum der Insolvenz stehen.

Muss es?

>> Dieses Zwischenzeugnis wird auf Wunsch von Herrn [Mitarbeiter]
>> erstellt, dessen Bitte wir gern nachkommen.
> Dein Status, ob gekündigt/ungekündigt wäre sinnvoll.

Stimmt. Wäre bestimmt nicht verkehrt.

>> Wir nehmen diese Gelegenheit zum Anlass, Herrn [Mitarbeiter] für
>> sein bisheriges Wirken zu danken.
>>
>> [Ort, Datum]
>>
>> [Firma]
>>
>> [Unterschrift des Geschäftsführers]
>
> Wenn der GF auch der Insolvenzverwalter (Eigenverwaltung) ist, dann
> wäre die Unterschrift korrekt.

Die ist drauf.


>> - Wie würdet Ihr das Zwischenzeugnis interpetieren?
>> - Wo liegen die negativen / zweideutigen Formulierungen und wie
>>   werden sie von (erfahrenen) Personalern interpretiert?
>
> Ist halt nicht eindeutig formuliert, teilweise häufige unnötige
> Doppeldeutigkeiten/Wiedersprüche.

Eben.

> Das würde ich mal überarbeiten lassen.

Werde versuchen, meinen "obersten" Chef (und Urheber dieses Kunstwerkes) 
demnächst darauf anzusprechen (werden demnächst auf dem Weg zum Kunden 
viele Stunden nebeneinander im Auto verbringen...).

Progger schrieb:
> Das Zeugnis ist sicher nicht schlecht. Man kann leider in jeden
> Satz
> etwas Böses hineinlesen. Oft ist es so, dass die Chefs einfach nichts
> negatives reinschreiben wollen, es dann aber unbewusst dennoch tun.

Das ist ja das Problem.

von Positiv (Gast)


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Ihr seht das alles zu negativ. Wenn der beurteiler einen 
Zeugnisgenerator verwendet, dann heißt das, dass er keine Ahnung hat - 
wie man so etwas macht - und so liest es sich auch


Zeugnisgenerator schrieb im Beitrag #3318839:
> - fleißig: habe auf Außendienst regelmäßig Arbeitszeiten jenseits von
>   Gut und Böse (i.d.R. 16h/Tag) hingelegt, ohne mich auch in Ansätzen
>   zu beschweren oder einen finanziellen Ausgleich zu verlangen.
> - Kam sogar am Morgen nach einem Außendienst (kam nachts um 1:00h heim)
>   nochmals in die Firma um wichtige Dinge bzgl. des Aussendienstes
>   abzuklären, obwohl ich an diesem Tag offiziell Urlaub hatte.
wird hierduch bestätigt:
Zeugnisgenerator schrieb:
> Herr [Mitarbeiter] identifiziert sich stets mit seinen Aufgaben und
> stellt, falls erforderlich, persönliche Interessen gerne zurück. er
> arbeitet stets sehr konstruktiv und engagiert.
Soll heißen, du hast deine Freiezeit (und damit "persönliche 
Interessen") geopfert um zu Arbeiten.

Der Rest mit der Pünktlichkeit und Form ist einfach gut gemeint, aber 
schlecht gemacht.
Von daher ist das Zeugniss alles in allem als ein "sehr gut" anzusehen.


P.S: Heute ist "Tag des positiven Denkens" :-)

von Gerhard W. (gerhard86)


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Angenommen man hat als Chef die Erfahrung gemacht dass die Mitarbeiter 
sich gerne verspäten, oder auch nur wegen einer schwierigen 
Verkehrssituation um den Arbeitsplatz herum häufig zu spät kommen, nur 
einer sticht hervor indem er immer genau pünktlich da ist. Er fährt so 
früh los dass er zur Not bei einem Unfall aus dem Autowrack klettern und 
sich rechtzeitig auf allen vieren zur Firma schleppen kann, und ist 
immer auf die Minute dort wo man ihn braucht.
Dann kann man das nicht in ein Arbeitszeugnis schreiben, weil das als 
Gegenteil interpretiert wird weil pünktlich sein ja selbstverständlich 
ist?

Kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen dass das noch jemand 
Vernunftbegabter liest und ernst nimmt, da ist ja das Horoskop des 
Bewerbers aussagekräftiger.

von tip (Gast)


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von Zeugnisgenerator (Gast)


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Adam Riese schrieb im Beitrag #3319102:
> wird ihm diese Aufopferung nicht viel nützen. Im schlimmsten Fall
> wird er später, insbesondere bei den Kollegen, dann als Streber
> da stehen und die lassen sich so was oft nicht gefallen.

In meiner Abteilung (Service) bin ich der Einzige. Da gibts Niemanden, 
der mir was übel nehmen könnte. Die Kollegen der anderen Abteilungen 
beneiden mich auch nicht um meinen Job.

von ZuGuttenberg (Gast)


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Dein Arbeitgeber hat momentan wohl ganz andere Sorgen als Dein Zeugnis. 
Er wird da auch nicht viel Zeit und Sorgfalt investieren können/wollen.

Daher: Formulier das Zeugnis so, wie Du es gerne hättest; eventuell 
unter Zuhilfenahme der üblichen Quellen (Internetseiten, Bücher, 
Personaler und Arbeitsrechtsanwälte im Verwandtschafts-, Bekannten-, 
Nachbarschaftskreis usw.).

Dann bittest Du den Chef darum, Dir dieses Zeugnis zu unterschreiben. 
Kannst ihm ja ehrlich sagen, dass Dir im übergebenen Zeugnis ein paar 
Sachen zu schwammig waren und Du deswegen einen "Verbesserungsvorschlag" 
hast. Der Chef wird Dir üblicherweise keine Steine in den Weg legen 
wollen.

Das ist heutzutage üblich, Zeugnisse auf die Art zu erstellen. Wenn es 
dann noch Meinungsverschiedenheiten gibt, kannst Du ja mit Deinem Chef 
drüber reden/diskutieren. Auf jeden Fall hast Du das Zeugnis für den 
Rest Deines Lebens an der Backe.

Und ja: Bei vielen Firmen schaut man die Zeugnisse nicht an, bei anderen 
aber schon. Weißt Du vorher nicht. Drum schau zu, dass Du ein Zeugnis 
bekommst, mit dem Du gut leben kannst. Jetzt kannst Du es noch leicht 
ändern.

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