Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik "Schrecklicher" Synthi - wie funktioniert das?


von lego (Gast)


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Hallo,

kann jemand erklären, wie dieses synthesizerartige Gerät funktioniert?


Thumping Double Square Snakes

http://www.youtube.com/watch?v=O3RX9i7u6Ec

von MaWin (Gast)


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Supersimples Zeug auf dem Stand von 1960:

Drei Osillatoren, davon ein Rechteckoszillator, deren Signale über 3 
Lautstärkepotis zusammengemischt werden.

Als Rechteckoszillator tut es ein NE555 dessen Geschwindigkeut mit einem 
Poti eingestellt wird, als Sinusoszillatoren zwei XR2206, Schaltung laut 
Datrnblatt.

Wie ich gehört habe, beeinflusst der Rechteckoszillator offenbar den 
Sinusoszillator, vrrmutlich versdhentlich über eine Beeinflussung der 
Versorgungsspannung.
Auch fällt mir auf, daß der Rdgelbereich bei tuefen Frequenzen sehr 
gedehnt ist, bei hohen sehr gestauchf.
Wenn man das mit gleichem Klang 1:1 aufbauen will, dann muss man ein 
Original aufknacken, es gibt zu viele klangbeeinflussende Details.
Baukosten wohl unter 30 EUR, davon 20 für Gehäuse und Knöpfe.

von Edi M. (Gast)


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Naja, individuelles Gebastel nachzubauen ist müssig. Das sind immer 
Unikate, besonders, wenn sie gewisse Defizite haben.

von Kai K. (klaas)


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>Naja, individuelles Gebastel nachzubauen ist müssig. Das sind immer
>Unikate, besonders, wenn sie gewisse Defizite haben.

Das Klangergebnis ist bei einem solchen Gerät immer hochgradig spontan, 
also praktisch nicht vorhersagbar.

von Dr.PillePalle (Gast)


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von Kai K. (klaas)


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Tolle Seite!

von Icke ®. (49636b65)


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So ein Rechteck-"Synhti", ich nannte es Tongenerator, war mein erstes 
Projekt mit einem IC. Zum Einsatz kam ein R281, die Bastlervariante des 
A281 (TAA981). Der Sound war einfach nur grauenvoll, klang aber damals 
in meinen Ohren wie Musik.

MaWin schrieb:
> Wenn man das mit gleichem Klang 1:1 aufbauen will, dann muss man ein
> Original aufknacken, es gibt zu viele klangbeeinflussende Details.

Und selbst dann gelingt es nicht unbedingt, den Originalklang zu 
reproduzieren. Ein prominentes Beispiel ist die in der Tekknoszene 
legendäre TB-303, die ihren unverwechselbaren Sound u.a. "schlechten" 
Bauelementen verdankt, die später nicht mehr oder nur in Restbeständen 
erhältlich waren. Deswegen klingen Nachbauten nie wie eine originale 
TB-303, welche jetzt zu Mondpreisen gehandelt wird.

von 10340056 (Gast)


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Icke ®. schrieb:
> Ein prominentes Beispiel ist die in der Tekknoszene
> legendäre TB-303, die ihren unverwechselbaren Sound u.a. "schlechten"
> Bauelementen verdankt, die später nicht mehr oder nur in Restbeständen
> erhältlich waren. Deswegen klingen Nachbauten nie wie eine originale
> TB-303, welche jetzt zu Mondpreisen gehandelt wird.

Das ist eine Legende. Erstmal, die originalen TB-303s klingen alle 
unterschiedlich. Die Exemplarstreuung ist sehr gross. Der legendäre 
Sound kommt vor allem durch die schlechte Schaltung und nicht durch die 
schlechten Bauteile. Man kann die 303 nachbauen und sie klingt im 
Bereich der Originalen. Das hatte ich schon mal gemacht, bevor die 
Nachbauten auf dem Markt kamen. Und ich habe genügend 303s gehört und in 
den Händen gehabt um das zu beurteilen.

von Icke ®. (49636b65)


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10340056 schrieb:
> Und ich habe genügend 303s gehört und in
> den Händen gehabt um das zu beurteilen.

mmkay, das will ich dir glauben. Die DJs, mit denen ich mich darüber 
unterhalten hatte, waren von den Nachbauten jedoch nicht überzeugt. 
Wobei da sicher auch eine Portion Subjektivität mitspielt.

von Kai K. (klaas)


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>mmkay, das will ich dir glauben. Die DJs, mit denen ich mich darüber
>unterhalten hatte, waren von den Nachbauten jedoch nicht überzeugt.

Natürlich nicht. Es muß immer das "Original" sein, die "Legende", auch 
wenn es der letzte Dreck ist.

von 10340056 (Gast)


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Nunja, die Haptik des Orignals ist sehr speziell. Es gibt auch ein paar 
Sachen, die man beachten muss. Zum Beispiel, den hohen Jitter im 
Sequencer Timing. Die kommerziellen Nachbauten, die ich damals gehört 
hatte waren wirklich nicht so gut. Das ist aber schon lange her.

von jibi (Gast)


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http://yusynth.net/Modular/index_en.html

Die hab ich gebaut!
Geilomat sag ich nur :)
Allerdings nicht für 30 Euro...

Grüße Jonas

von Icke ®. (49636b65)


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10340056 schrieb:
> Das ist aber schon lange her.

In der Tat, meine letzte Acidparty liegt mehr als 10 Jahre zurück. 
Scheiße wie die Zeit vergeht, seufz...

von jibi (Gast)


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>Deswegen klingen Nachbauten nie wie eine originale
>TB-303, welche jetzt zu Mondpreisen gehandelt wird.

Gleiches Spiel bei 909 und 808 :(

Gruß Jonas

von lego (Gast)


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Danke für die Antworten!

Wie würde man heutzutage einen einfachen Sinusgenerator für so einen 
Synthi aufbauen und welchen Frequenzbereich müsste er in etwa 
durchlaufen?

Wie kann man die Mischstufe für die drei Frequenzen realisieren?

von lego (Gast)


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lego schrieb:
> Wie würde man heutzutage einen einfachen Sinusgenerator für so einen
> Synthi aufbauen

Das müssten ja in jedem Fall VCOs sein!?!

von MaWin (Gast)


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1Hz bis 10kHz, Chiptypen wurden genannt, 3 Potis reichen als Mischer da 
die Ausgänge der Chips rückwirkungsrei sind, natürlich könnte man auch 
einen Summenmischer mit OpAmp aufbauen, aber so scheint das Original 
auch nicht realisiert zu sein.

von Icke ®. (49636b65)


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Bei Google nach "diy synthesizer" suchen, da findet man zuhauf 
Anleitungen.

von ehemaliger Waldorfer (Gast)


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Ich kann das nur unterstützen, was weiter oben geschrieben wurde. Die 
Exemplarstreuungen der Analoggeräte, speziell einiger Typen, ist enorm 
gewesen und der Sound liess sich kaum reproduzieren. Damit war umgekehrt 
ein Sound auch nicht kopierbar und wenn man an seiner eigenen Maschine 
was eingestellt und gefunden hatte, war das einzigartig und gut.

Das vor allem, gepaart mit viel Esotherik von Möchtegern DJs und 
Experten, war der Erfolg der analogen Szene. Aus musikalisch- 
technischer Sicht ist die Analoghudelei nicht nachvollziehbar. 
Mikrocontrollerbasierte Systeme sind besser, genauer, zuverlässiger und 
flexibler und den meisten anlogen Geräten vollkommen überlegen.

Das analoge Gehabe, oder das "virtuell analoge Gedöhns", wie ich es 
immer nannte, wird diesen Geräten auch wiederum nur deshalb beigebracht, 
weil die Kunden irgendwelche falschen Bäume anbellen und glauben, man 
könne nur mit analogem Sound richtige Musik machen. Sobald irgendwo 
analog drauf steht kaufen es die Leute und plappern das Geschwätz von 
Wärme und Echtheit nach.

Das wissen alle Synthesizerhersteller und Soundexperten, seien es 
Kirsch, Hartmann oder Stenzel. Aber sie müssen das bauen, was sich 
verkauft. TSI Gründer Düren hat sich dazu mal so geäußert: "Wenn die 
Kunden wüssten, was wir über Musik und Technik wissen, würden sie 
unsere Produkte nicht kaufen".

Die Esotherikanalogmasche hat halt immer gezogen. Kemper hat sich damals 
aus genau dem Grund dazu entschlossen, dem Virus einen Holzrahmen zu 
verpassen, weil er damit rein optisch die Bindung zu den klassischen 
Analogsynthies aufrecht erhalten konnte. Klappte! Die, die da nicht 
mitzogen und wie ein Herr Reichstein glaubten, mit echten modernen 
analogen oder total digitalen Systemen erfolgreich sein zu können, 
blieben auf der Strecke, genau wie letztlich ein Hartmann mit seinem 
Supersynthi.

Dem Markt muss billiges und "analoges" verkauft werden. Es muss so 
dreckig sein, dass es "gut" ist und technisch billig genug, dass 
produzierbar bleibt. Das geht dann irgendwann nicht mehr gut. 
Fatalerweise hat sich die Synthesizerindustrie durch diese Strategie 
selber das Wasser abgegraben und nicht wenige gingen in die Inso. Und 
weil ich das nicht mehr mitmachen wollte, mache ich seit fast 10 Jahren 
Industrietechnik.

von Icke ®. (49636b65)


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ehemaliger Waldorfer schrieb:
> Mikrocontrollerbasierte Systeme sind besser, genauer, zuverlässiger und
> flexibler und den meisten anlogen Geräten vollkommen überlegen.

Leider können auch die genauesten und flexibelsten Systeme eines nicht 
ersetzen, Kreativität. Die Digitaltechnik ermöglicht zwar auch motorisch 
weniger begabten Künstlern Musik nach ihren Vorstellungen zu 
produzieren, aber auf der anderen Seite wähnt sich heutzutage jeder noch 
so unbegabte Hanswurst ein DJ zu sein, bloß weil er am PC ein paar 
Sequenzen zusammenklicken kann. Die besten Partys habe ich nicht dort 
erlebt, wo stupide vorgefertigte Loops abgespielt wurden, sondern wo der 
DJ in Interaktion mit der Croud frei Schnauze an den Reglern jonglierte.
Musik ist ohne Frage höchst subjektive Geschmackssache. Ich persönlich 
höre mir lieber die ganz alten Platten an, als solche perfekt digital 
hingekotzten Auswüchse wie Minimal (kotzwürg), denn gerade die 
Nichtperfektion analogen Sounds hat ihren ganz besonderen Reiz.

von lego (Gast)


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MaWin schrieb:
> 1Hz bis 10kHz, Chiptypen wurden genannt, 3 Potis reichen als Mischer da
> die Ausgänge der Chips rückwirkungsrei sind, natürlich könnte man auch
> einen Summenmischer mit OpAmp aufbauen, aber so scheint das Original
> auch nicht realisiert zu sein.

Du meinst NE555 und XR2206? Gibt es nichts moderneres?

Ach so, es wird rein additiv gemischt!?! Dachte jetzt an eine 
multiplikative Mischung.

von Icke ®. (49636b65)


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lego schrieb:
> Dachte jetzt an eine multiplikative Mischung.

Der Begriff heißt "Ringmodulator" bzw. "Ringmischer". guckst du u.a. 
hier:

http://www.musiksynthesizer.de/module.htm

von Kai K. (klaas)


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>Aus musikalisch-technischer Sicht ist die Analoghudelei nicht
>nachvollziehbar.

Das zweifele ich jetzt mal stark an. Wenn du in einem starren Muster 
musizierst, ist ganz schnell die Musikalität, der Grove, dahin. Jeder 
hat schon mal gehört, wie grauenvoll sich Glenn Miller anhören kann, 
wenn er von Anfängern im Polkarythmus heruntergeschrammt wird. Wenn du 
einen John Lee Hooker analysierst, wirst du feststellen, daß jeder Ton 
und jedes Timing von jedem nur erdenklichen festen Muster abweicht. 
Genau genommen ist jeder Ton falsch, er nuschelt und seine Gitarre ist 
grauenvoll verstimmt. Und trotzdem hat genau diese Muisk etwas, was sie 
extrem präsent und musikalisch äußerst reizvoll erscheinen läßt. Jede 
Midiprogrammierung mit ihrem starren Muster würde jämmerlich an John Lee 
Hooker scheitern. Interessant wird Musik erst, wenn um das korrekte 
Timing und um die korrekten Tonhöhen in einer für den jeweiligen Musiker 
ganz charakteristischen Weise "herumgetänzelt" wird. Erst dann wird 
Musik lebendig. Starre Muster klingen dagegen langweilig und steril.

Analoge Synthis können da wirklich eine Bereicherung sein, da erstens 
jeder Ton immer ganz leicht verstimmt ist und es niemals zwei identische 
Töne gibt. Viele modernen digitalen Konzepte versuchen die analoge 
Musikerzeugung zu imitieren, in dem beispielsweise der Toneinsatz mit 
Hilfe eines Zufallsgenerators zufällig gegen das exakte Timing zeitlich 
versetzt wird. Oder es wird mit Einzeltongeneratoren gearbeitet, die 
leicht gegen die korrekte Stimmung individuell verstimmt sind.

: Bearbeitet durch User
von 10340056 (Gast)


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ehemaliger Waldorfer schrieb:
> Das vor allem, gepaart mit viel Esotherik von Möchtegern DJs und
> Experten, war der Erfolg der analogen Szene. Aus musikalisch-
> technischer Sicht ist die Analoghudelei nicht nachvollziehbar.
> Mikrocontrollerbasierte Systeme sind besser, genauer, zuverlässiger und
> flexibler und den meisten anlogen Geräten vollkommen überlegen.

Naja. Entstanden ist die Verwendung analoger Synth in der House Musik 
vor allem, weil es die spottbillig gebraucht gab. Heute braucht man 
keine Synths mehr. Labtop reicht. Und bald wird das Smartphone reichen.

von Ingenieur (Gast)


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Ich beobachte die Trance und Techno Szene seit Ende der 80er und der 
Erfolg der Synthesizer war einfach der, dass sie billig verfpgbar waren. 
Plötzlich gab es massenweise Musikgeräte und se etablierten sich, weil 
sie neu waren. Das ging n den 70ern mit Jean Michelle Jarre los und 
setzte sich in den 80ern fort. In den 90ern war die Hochzeit der Synths, 
danach gaing es bergab, weil die Musik einfach abgenudelt war. Es kam 
nichts mehr.

Ob man die Synthies digital oder analog baut , ist da Geschmacksache und 
Zeitgeist. Runtergegangen wäre es so oder so. Die Synthesizer hatten 
ihre Zeit. Bei mir hängen im übrigen auch die Waldorfer, die Viren und 
die Supernovae im Rack.  Es waren geile Geräte, die ihre Zeit hatten.

>Musikkreativität
Stimmt, die Einfachheit der Geräte und deren Verfügbarkeit sagt nichts 
über Qualität. Im Gegenteil: Es gibt mehr Masse als Klasse. Im Grunde 
wurd durch das Billigwerden der Synthies die E-Musik zur Massenware. 
Damit war der Niedergang besiegelt.

>Laptop
Bleib mir blos mit den LAPTOP DJs weg...

>jeder Ton immer ganz leicht verstimmt ist
Warum sollten bei analogen Synthies die Töne verstimmt sein und sich das 
auswirken? Und warum sollte das bei den VA-Synths nicht gehen?

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