Ich habe einige Scheiben PMMA gesägt und gebohrt. Was ich vorher nicht bedacht habe: Ich habe die Schnittkanten und Bohrachsen großzügig mit einem CD-Marker angezeichnet, und müsste den jetzt wieder runterbekommen. Normalerweise nehme ich da Spititus, aber... An einem Probestück versucht: Mit Spiritus oder Isopropanol an einem Wattebausch gibt es auch bei kleinesten Mengen an der Kante sofort Risse bis 2mm in die Platte hinein. 1. Warum reisst das Plexiglas bei Kontakt mit Spiritus? 2. Wie bekomme ich den CD-Marker zerstörungsfrei da runter? Spiritus und Isoprop fallen schonmal aus, Aceton sowieso.
Ja, das fand der CD-Marker auch und hat sich durch das Waschbenzin sowas von garnicht beeindrucken lassen. Auch verdünntes Isopropanol scheint zwar keine Risse mehr zu erzeugen, aber juckt auch den CD-Marker überhaupt nicht. Komisch ist, dass die Risse zwar an den frischen Schnittkanten auftreten, aber eine polierte originale Kante der Scheibe (es ist ein 4mm dicke Platte aus einem TFT-Display) überhaupt nicht auf den Spiritus reagiert. Auch komisch, dass die Risse sofort 2mm tief ins Material gehen, wenn man den Spiritus drüberreibt. So schnell kann das Zeug doch gar nicht eindringen... Also was passiert da?
Ich schätze, dass diese Risse bereits vor dem Kontakt mit dem Spiritus vorhanden waren. Vermutlich sind sie beim Sägen entstanden.
Magnus M. schrieb: > Ich schätze, dass diese Risse bereits vor dem Kontakt mit dem > Spiritus > vorhanden waren. Vermutlich sind sie beim Sägen entstanden. Nein, definitiv nicht. Ich habe mir die Platten genau angesehen. Beim Abreiben der Kante mit Spiritus sieht man sofort die Rissbildung, beim Abreiben mit Spülmittel-Wasser passiert gar nichts. Die Risse gehen 2mm ins Material und reissen dann weiter parallel zur Schnittkante, bis hin zu Ausplatzungen wenn sich Risse treffen. Links im Bild abgewischt mit Wasser, rechts mit Spiritus. Es hilft leider nichts, nur die Fläche abzuwischen, schon kleinste Mengen an der Kante reichen, und die Striche gehen nunmal bis zur Kante.
Die Folienmarker lassen sich von glatten Oberflächen oft auch mechanisch durch Reiben mit einem groben Tuch o.Ä. beseitigen. Hoffentlich löst der CD-Marker nicht die Oberfläche an....
>Warum reisst das Plexiglas bei Kontakt mit Spiritus? Das sind Spannungsrisse. Die Spannungen wurden durch die thermische Belastung beim Sägen erzeugt. Plexiglas ist dafür bekannt, dass solche Spannungen beim Kontakt mit diversen Lösungsmitteln oder auch beim Verkleben zu Spannungsrissen führen. Google mal mit "PMMA Spannungsrisse", da gibt es zahlreiche Informationen zu dem Thema. >Wie bekomme ich den CD-Marker zerstörungsfrei da runter? Das Plexiglas VOR dem Reinigen spannungsfrei tempern, mehrere Stunden bei ca. 80°C. Weitere Informationen dazu: http://www.plexiglas.de/product/plexiglas/de/ueber/faq/Pages/bearbeiten.aspx Zur Vermeidung solcher Probleme sollte man Plexiglas fachgerecht bearbeiten, also das richtige Werkzeug mit dem richtigen Spanwinkel verwenden, Vorschub und Schnittgeschwindigkeit richtig wählen, kühlen mit geeignetem Kühlmittel bei allen Schneid- und Bohrarbeiten, spannungsfrei tempern nach jeder mechanischen Bearbeitung.
Abgesehen von den Spannungsrissen: Für mich stellt sich auch noch die Frage, warum du eigentlich direkt auf dem Plexiglas herumgemalt hast. Plexiglas wird doch ohne Ausnahme mit Schutzfolie verkauft. Das Anzeichnen von Schnittkanten und Bohrungen sollte man doch auf dieser Folie machen, die kommt erst dann herunter, wenn das Werkstück komplett fertig ist. Schneidest und bohrst du ohne dieser Schutzfolie? Da wird doch alles komplett zerkratzt?
Da Didi schrieb: > Plexiglas wird doch ohne Ausnahme mit > Schutzfolie verkauft. Die hat der Hersteller des TFT, aus dem die Platte ist (Beitrag "Re: PMMA reinigen - rissfrei") gemeinerweise schon runtergezogen. Ich nahm an, das ist Macrolon, dann hätte ich es mit Spiritus abwischen können. Als ich ein Randstück abgewischt habe, hab ich dann die Risse gesehen und gedacht: Oh, doch PMMA. Für die nächsten Bohrungen klebe ich Malerkrepp drauf und zeichne darauf an. Also tempern und hoffen, dass es spannungsfrei wird. Bei 4mm Dicke müssten (nach http://www.plexiglas.de/product/plexiglas/de/ueber/faq/Pages/bearbeiten.aspx) 2 Stunden bei 80°C und dann langsam 2 Stunden abkühlen lassen reichen, oder?
Timm Thaler schrieb: > Ja, das fand der CD-Marker auch und hat sich durch das Waschbenzin sowas > von garnicht beeindrucken lassen. Normales Reinigungsmittel ("Fit" für die Ossis ;-) könnte zusammen mit kräftigem Reiben auch helfen.
Magnus M. schrieb: > Ich schätze, dass diese Risse bereits vor dem Kontakt mit dem Spiritus > vorhanden waren. Vermutlich sind sie beim Sägen entstanden. Nein, genau das eben nicht. Ist mir selber schon passiert. Sacklöcher in dickes Acrylglas gebohrt und kurz mit Isopropanol gereinigt. So schnell kannst du gar nicht schauen wie sich dann Risse bilden. Dann war das Werkstück ruiniert. Deshalb NIEMALS mit Isopropanol oder Spiritus in solchen Fällen reinigen. Macht man genau einmal und NIE wieder. Höchstens auf der polierten Oberfläche kann man verdünnte Alkohollösungen mal anwenden. Aber auch das würde ich vermeiden und sanftere Mittel (Spüli) nehmen. Reinigungsbenzin ist dagegen selbst in Bohrungen völlig unproblematisch.
g. c. schrieb: > Macht man genau einmal und NIE wieder. Genau, und das eigene Glasreiniger-/Spiritusmahnmal bewahrt man gut auf als Andenken, warum Alkohol und Plexi nicht zusammenpassen. Im Anhang übrigens meins. War, kurz vor dem "noch eben reinigen und dann einbauen" ganz glatt. Viele Grüße Nicolas
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Bearbeitet durch User
Kann ich nicht nachvollziehen. Ich habe schon oft Plexiglas entweder mit der bandsäge gesägt oder mit der cnc-fräse bearbeitet(Einzahnfräser, relativ hoher Vorschub, langsame Drehzahl->lange Späne, weniger Hitzestau). Danach immer mit Spiritus gereinigt(und sei es nur, um die fingerabdrücke zu entfernen) und nie auch nur den Hauch eines Problems gehabt. Aus welchem material letztendlich dein wiederverwertetes Stück transparenter Kunststoff ist, wird man so einfach wohl nicht sagen können. Es gibt da ja durchaus mehrere. PC und PMMA sind nur zwei davon(und denen ist Spiritus meiner Erfahrung nach beiden völlig egal). Ich unterstütze daher die These mit den Spannungsrissen, oder es ist ein ganz anderes Material. Ich würde, um deine Werkstücke noch zu retten, die mechanische Methode ausprobieren oder vor der Reinigung tempern. LG, Björn
Björn R. schrieb: > Danach immer mit Spiritus gereinigt(und sei es nur, um die > fingerabdrücke zu entfernen) und nie auch nur den Hauch eines Problems > gehabt. Wenn das "Plexiglas" aus dem Baumarkt war, dort Bastlerglas genannt, dann ist das kein PMMA, sondern Polystyrol. Das lässt sich problemlos mit Spiritus reinigen.
Ist ja schon was länger her der Beitrag, bin gerade nochmal drüber gestolpert. Es handelt sich um Plexiglas XT, also extrudiertes PMMA. Ich bearbeite es immer noch genau so ;-) Mit Kleber habe ich solche Risse mittlerweile auch schon zu sehen bekommen(Ruderer L530TF), mit Spiritus habe ich es immer noch nicht geschafft. Trotzdem ist natürlich der Hinweis gut, mit der Kombination MMA/Alkohol vorsichtig zu sein. Es kommt offenbar tatsächlich auf die genaue mechanische Bearbeitung an, ob die Risse entstehen oder nicht. Und letztendlich gibt es ja auch noch andere Reiniger als Propanol und Ethanol. LG, Björn
Wen es interessiert: Das beschrieben Phänomen der Spannungsrisskorrosion welches hier beobachtet wird wird durch Crazes verursacht. Wie bereits richtig erläutert ist die Ursache die thermische Belastung des Werkstücks bei der mechanischen Verarbeitung. Dadurch entstehen lokale Spannungen im Material. Diese Spannungen sorgen dafür, dass bei vielen (thermoplastischen) Kunststoffen die ansonsten verknäulten Polymerketten lokal gestreckt werden. Wird nun mit einem entsprechenden Lösungsmittel gearbeitet, können die Polymerketten teilweise aneinander entlanggleiten (auch unterhalb der sog. Glasübergangstemperatur) und sich so (→ Entropie!) wieder verknäulen. Dieses verknäulen verkürzt aber natürlich die Polymerkette, was wiederum an den gestreckten Teil zu noch größeren Zugkräften führt, bis die Molekülketten schließlich reißen (dies ist eine Theorie nach Maxwell und Rahm, es gibt auch eine Oberflächenenergiehypothese, die ich dem Leser hier erspare). Durch das reißen einzelner Ketten müssen nun die übrig gestreckten Ketten noch mehr Zugkräfte aufnehmen und es kommt zu einer Kettenreaktion bis sich die Spannungen soweit abgebaut haben, das die übrigen Ketten dies kompensieren können --> Ein Riß hat sich gebildet. Um Crazes „auszuheilen“ ist es bei thermoplastischen Polymeren möglich diese bis zur Glasübergangstemperatur zu erwärmen (das bereits beschriebene Tempern). Dabei können die Polymerketten aneinander vorbeigleiten und die Spannungen durch Neuorientierung abbauen ohne zu reißen, da auch Bereiche erwärmt werden, indem die Polymerketten verknäult vorliegen und so sozusagen „Längen-Reserven“ freigeben können, um die lokalen Spannungen abzubauen. Nach dem Tempern sollte es an der bearbeiteten Oberfläche durch Lösungsmittel nicht zur Crazes-Bildung kommen. Allerdings hängt dies auch von dem Herstellungsverfahren / Art des Polymers ab, aber für PMMA ist Tempern die 1. Wahl (dies wird auch von Evonik empfohlen, die dieses Polymer produzieren).
Timm T. schrieb: > CD-Marker angezeichnet, und müsste den jetzt wieder > runterbekommen. Normalerweise nehme ich da Spititus, aber... Als kleiner Tipp: Zum Reinigen von jedweden Kunststoffen benutze schon seit Jahren ein Produkt mit dem Namen LIXTOP. Ein spezieller Reiniger für Kunststoffe jeglicher Art. Damit habe ich immer alle Verschmutzungen (Marker, usw.) einwandfrei entfernen können. Ein weiterer Vorteil von dem Mittel ist, dass es antistatische Wirkung hat und einen angenehmen Geruch hat. Kann auch mit Wasser verdünnt werden, wenn man große Flächen (Schreibtische, usw.)die keine starken Anhaftungen haben, reinigen möchte.
Codix schrieb: > Zum Reinigen von jedweden Kunststoffen benutze schon seit Jahren > ein Produkt mit dem Namen LIXTOP. Laut Sicherheitsdatenblatt auch nur eine Mischung diverser Alkohole, also kein Grund, den Thread nun von vorn wieder aufzurollen, denn es ist nicht anzunehmen, dass sich das PMMA mit dem Zeug anders verhalten hätte. Der Hinweis von Poly-Ing war dagegen wirklich eine gute Ergänzung des Threads.
Ich geb auch mal noch meinen Senf dazu... Warum nicht mit einer Polierpaste? https://www.plexiglas-shop.com/DE/de/zubehoer-zur-bearbeitung/polieren-k3fdo5cr8ot.html Klappt wunderbar. Verdünnter Orangenreiniger könnte auch gehen. Gruß Steven
Steven (. schrieb: > Warum nicht mit einer Polierpaste? Wie willst du damit Risse im Material wegpolieren?
Timm T. schrieb: > 2. Wie bekomme ich den CD-Marker zerstörungsfrei da runter? Spiritus und > Isoprop fallen schonmal aus, Aceton sowieso. mit ganz feiner Polierpaste
Jörg W. schrieb: > Wie willst du damit Risse im Material wegpolieren? Mit Sandpapier grober Körnung. Das trägt das Material ab, so daß nur noch die Risse übrigbleiben. mfG Paul
Schreiber schrieb: > mit ganz feiner Polierpaste Das habe ich dann vor drei Jahren auch gemacht, allerdings mit 600er Schleifpapier nass geschliffen, und eine schöne mattierte Oberfläche erhalten. Sah an der verwendeten Stelle gut aus.
"Terpentinersatz" ist das Mittel das du brauchst. Das benutze ich um Schmauchspuren nach dem Lasern von PMMA zu entfernen. Löst aber auch wasserfeste Stifte wie edding etc.
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