Hallo Zusammen, ich werde demnächst mein erstes Tutorium (Elektrotechnik 1) halten. Ich freue mich darauf, Erfahrungen im Bereich der Lehre und Rhetorik zu sammeln. Hat jemand von Euch einen Tipp, wie man warm wird, vor so vielen Leuten zu stehen. Irgendwie habe ich ein wenig Angst den Erwartungen der Studenten/des Professors nicht zu entsprechen. Zudem stressen mich die Erwartungen an mich selbst, ein lockere Atmosphäre zu schaffen und den Leuten zu gefallen. Hat jemand von euch schon Erfahrungen mit Tutorien gemacht oder hält regelmäßig Vorträge ?
Wichtig, wenn du vor dem Vortrag aufgeregt bist: Lerne die ersten paar Minuten des Vortrags auswendig. Danach hast du dich warm geredet, bist deswegen entspannter und kannst den Rest in freiem Stil vortragen.
was genau musst du machen? Themen vorbereiten die dem Prof zu langweillig waren und sie verständlich den Studenten erklären? Übungsaufgaben vorrechnen? Vorlesung halten? Einfach eine Fragestunde für Studenten? Ansonsten würde ich dir empfehlen: Normal sein, nichts gespielt etc. Freundlich zu den Studenten sein. Sie regelmäsig anschauen und nicht auf den Boden, an die Decke oder an die Wand starren. Davon ausgehen, dass sie keinen Plan von dem haben was du erzählst und auch wenig motiviert sind oder den Mut haben Fragen zu stellen. Nette Methoden ausdenken mit denen du Fragen an die Studenten so stellen kannst, dass sich niemand direkt angesprochen fühlt und von dir dann blosgestellt fühlt, aber dennoch bereit ist was zu sagen. Dennoch darfst und solltest du auch jemand aufrufen wenn sich niemand meldet oder immer nur der selbe. Du musst ihm dann aber auch Mut machen. Und wenn die Antwort falsch war, dennoch loben und darauf aufbauen, vielleicht etwas dazu sagen wo diese Antwort richtig gewesen wäre etc., aber auf keinen Fall ignorieren. Die Studenten haben mehr Schiss vor dir als du vor ihnen. Für dich ist das Thema vermutlich verständlich und einfach, für die Studenten nicht. Vielen ist es vielleicht auch peinlich triviale Dinge nicht zu wissen. Du bist für sie vorerst mal der Experte (schnell wird sich herausstellen ob das auch wirklich der Fall ist :-) Also Ahnung solltest du schon haben, d.h. gut vorbereitet sein ) Du wirst schnell merken, dass du die Sachen (Thema, Fragen, Antworten) vermutlich deutlich entspannter siehst, als die Studenten. Als du noch Student warst wird es dir vermutlich ähnlich ergangen sein, einfach zurückdenken um ein Gefühl für die Studenten zu bekommen. Und ganz wichtig: Du musst selbst eine Menge Selbsvertrauen aufbringen. Wenn die Studentan lachen oder Blödsinn machen, auf keinen Fall auf dich selbst beziehen! Ich habe als Schüler und Student viel gelacht und Blödsinn im Unterricht etc. gemacht, fast nie war es auf den Lehrer/Tutor bezogen und wenn, dann nicht im negativen Sinne.
Frank M. schrieb: > was genau musst du machen? Es gibt ca. 30 Aufgaben. Die habe ich schon. Die soll ich mit den Studenten rechnen. Ich habe ohne Lösungen selbst, ein wenig Probleme diese zu lösen. Fachlich natürlich nicht, aber zeitlich, da man nicht immer auf die schnelle die benötigte Formel findet. Ich wollte den erst Semestern Mut machen. Da auch hier ca. 50% der Studenten nach ca. 1-2 Semestern wieder weg sind. Ein paar Lustige Geschichten zu den Professoren und der Hochschule erzählen. Mich als Ansprechpartner anbieten für Fragen, per Email. Sonst halt Aufgaben rechnen, aber diese vorwiegend von Studierenden an der Tafel rechnen lassen. Da im ersten Semester noch ca. 100 Studenten da sind, werde ich nicht jeden mit Namen kennen können. Das mit dem Selbstvertrauen, kann ich auf Knopfdruck hoch schrauben. Und wirke nach außen nett, locker und Selbstbewusst. Bin es aber natürlich nicht wirklich (=
Ein paar Tricks für den Start: - 5 Minuten vor Beginn nochmal irgendwohin zurückziehen (Klo, etc.) und eine "Power Position" einnehmen und eine Weile halten. Damit ist eine offene und sichere Körperhaltung gemeint. Z.B: aufrechter Stand mit Händen in der Seite oder Hände hinterm Kopf verschränken. Hauptsache, deine Körperhaltung strahlt Sicherheit und Autorität aus. Das "übernimmst" du dann schon ganz unbewusst in deinem Vortrag. - Vor dem ersten (eingeübten) Satz sicher hinstellen (schulterbreiter Stand, "Bodenfühlung") und lächeln. Das Publikum spiegelt gerade am Anfang deinen eigenen Ausdruck wieder. Wenn du offen und freundlich startest, wird es viel einfacher. - Bei Lampenfieber: Dagegen kann man nichts tun, man muss es akzeptieren. Halte dich an dein Konzept und du wirst sicher durchkommen. - Ruhe: Du hast Zeit! Pausen zwischen Sätzen helfen den Zuhörern beim Verarbeiten. Ein ruhiger Stand hilft beim Konzentrieren. Gezappel überträgt sich auch auf die Stimmung im Raum. - Hände beschäftigen: Gerade, wenn man noch nicht viel Übung hat, braucht es etwas "zum Spielen" in der Hand. Das kann z.B. ein Stück Kreide, ein Presenter oder Kugelschreiber sein. Dann haben die Hände einen Platz, wo sie hinwandern, wenn sie nicht gebraucht werden und wandern nicht nervös in der Gegend herum. Das sind zumindest ein paar Tipps, die ich meinen Seminar-Studenten vor ihrem ersten Vortrag mitgebe. Und an viel davon muss ich mich selbst vor meinen Vorlesungen erinnern. Sieh' es als einfachste Möglichkeit, Erfahrung mit dem Reden vor Leuten zu sammeln. Ein einfacheres Publikum als Studenten wirst du (Familie / Freunde ausgenommen) kaum finden ;)
Und speziell bei Übungen bloß nicht die Musterlösungen austeilen ! Den Fehler beging ich bei meiner ersten Übung: Aufgabenstellung samt ausführlicher Musterlösung schön mit Latex aufbereitet, ausgedruckt und zu Anfang der Übung verteilt. Mit dem Resultat, daß nach der Übung die Hälfte der Studenten fragte, ob die zukünftigen Übungen nach dem gleichen Schema abliefen. Die sind dann zuhause geblieben und haben sich die Übungen selbst reingezogen, was anhand der Musterlösungen kein Problem war. Irgendwelche erläuternde Bemerkungen seitens eines Übungsleiters sind dann -zurecht- vollkommen überflüssig.
Trage ein Gedicht vor! Mit dem richtigen Text behängen sich die Leute sinnlos mit heißen Nudeln.... Ich habe solche Aktionen vor Berufsschülern aus dem Stegreif machen müssen, weil der freundliche Lehrer erkrankt war und ich die Ausbildereignungsprüfung im Sack hatte. Das ging besser, als ich dachte. MfG Paul
Paul Baumann schrieb: > Trage ein Gedicht vor! > […] aus dem Stegreif […] > Das ging besser, als ich dachte. Du bist ja auch der Profi in solchen Dingen. Wahrscheinlich war bei dir das ganze Seminar ein einziges lyrisches Event, und die Schüler waren so fasziniert von deinen Ausführungen, dass keiner auch nur daran gedacht hat, mal kurz wegzuhören und etwas anderes zu machen. Unvergessene Sprüche gegen das Vergessen wie dieser hier stammen wahrscheinlich auch von dir oder einem deiner Vorfahren:
1 | Wie, o dies π |
2 | macht ernstlich so vielen viele Müh. |
3 | Lernt immerhin, Jünglinge, leichte Verselein, |
4 | wie so zum Beispiel dies dürfte zu merken sein! |
Aber was soll ein frischgebackener Tutor machen, der nicht auf dein dichterisches Naturtalent und deinen jahrzehntelang gereiften Erfahrungsschatz zurückgreifen kann? :)
Bei deiner Aufgabenbechreibung würde ich dir gut raten alles gut im Vorraus zu planen und mit anderen über dein Vorgehen darüber zu reden, damit dir so Dinge wie Matthias dich davor gewarnt hat eben nicht passieren. Wenn du für alle 100 Studenten das Tutorium machst (und auch alle anwesend sind), so ist das recht viel. Zu viel um arg persönlich mit den Studenten zu werden. Auch ein Vorrechnen der Studenten wird da recht zäh. D.h. da musst du dir gut überlegen wie du die 'faulen' Studenten zum Vorrechnen bringst. Die Gefahr ist nämlich groß, dass du am Ende der Depp bist der alles vorrechnet, was dann für dich eine menge Arbeit ist und wenig Nutzen für die Studenten hat. Bei 100 Leuten wird es vermutlich in einem Hörsaal dann stattfinden anstatt in einem kleinerem Übungsraum. Ich würde an deiner Stelle dafür sorgen (fordern), dass alle eng zusammen nach vorne rücken, damit es schon mal 'familiärer' wird und du näher bei den Studenten stehst. Dann fällt es dir leichter gezielt Studenten anzusprechen und aufzufordern. So kannst du vielleicht auch eine schwerere Aufgabe selbst vorrechnen, wobei du von den Studenten die nächsten Schritte/Ideen erwartest, du aber es durchrechnest. Dann kannst du einen oder zwei vorholen zum rechnen, wobei du der Moderator spielst und sie ermutigst und bei Fragen die restlichen Studenten einbeziehst. D.h. wenn du es gut machen willst, so wirst du selbst recht wenig machen :-) Alles in allem ist es bei so einer großen Gruppe aber schwer die Studenten zur Mitarbeit zu motivieren, bzw. wird lange dauern und nicht in der ersten Stunde sofort funktionieren.
Quatsch. Ein Tutorium mit 100 Studenten? Ist doch grober Unfug, wenn dann wird er mehrer Tutorien halten mit kleineren Gruppen. Im Normalfall wird er auch nicht der einzige Tutor sein, der Gruppen bekommt.
Dummbratze schrieb: > Ein Tutorium mit 100 Studenten? Unter einem Tutorium verstehe ich ebenfalls einen Kurs mit vergleichsweise wenig Teilnehmern, an Hochschulen finden Tutorien oft ergänzend zu der eigentlichen Übung statt. Aber während unseres Grundstudiums gab es nur Übungen, und da war dann der ganze Jahrgang präsent, also tatsächlich 100 Personen. Als Student gab es für mich nur zwei Möglichkeiten: 1) Zuhören und den Ausführungen des Vortragenden folgen, dann ist aber keine Zeit für die Mitschrift vorhanden 2) Mitschreiben, aber parallel Zuhören war dann nicht möglich Ich hatte mich für 2) entschieden und in der Tat war das Beschaffen der Musterlösungen meine einzige Motivation zum Besuch der Übungen... (Dinge wie diese sind es im übrigen, die die Hochschulen den Erstsemestlern beibringen sollten: Entscheidet Euch für 1. oder 2., aber entscheidet Euch! Das Herumgeiere bis man den eigenen Stil gefunden hat, kostet ansonsten unnötig Zeit und Energie)
Dummbratze schrieb: > Ein Tutorium mit 100 Studenten? > > Ist doch grober Unfug, wenn dann wird er mehrer Tutorien halten mit > kleineren Gruppen. Da der Begriff Tutorium sehr weitläufig ist, habe ich ihn auch gefragt wie es bei ihm zu verstehen ist. Ich kenne ein Tutorium sowohl als kleine gemütlich Runde für ein paar Studenten um einen höher semestrigen Studenten Fragen zu stellen, aber auch als Vorlesungsartige Übungsbesprechung gehalten von einem PhD oder Post Doc. Es kommt eben stark auf den Studiengang, die Anzahl der Studenten und die Art der Übungen an an. Solch ein Tutorium wie hier anscheinend statt findet ist das einfachste und günstigste für den Prof. Die Studenten merken dann halt erst in der Klausur oder Prüfung wie wenig sie können. Ich stimme Matthias voll und ganz zu, sowohl Mitschreiben als auch Mitdenken, das hat bei mir nie geklappt. Am Anfang des Studium hatte ich eifrig alles Mitgeschrieben, was total sinnlos war, da ich von der Vorlesung nichts hatte. Am Ende des Studiums waren die Profs netter und haben ihren Aufschrieb nach der Vorlesung veröffentlicht oder ein Student hat offiziell ein Skript getext, somit konnte ich aufpassen, oder idealerweise hat der Prof. sein fertiges Buch durchgearbeitet, sodass ich Kommentare hinzufügen konnte und nach der Vorlesung nicht wieder alles vergessen hatte. Dass so etwas auch nach hinten los gehen kann (vor allem wenn das Tutorium langweillig ist und die Kommentare des Tutors sinnlos), ist das große Problem dabei, da schnell auch niemand mehr kommen kann, wenn es Musterlösungen schön aufgeschrieben gibt. Vielleicht sollte man trotzdem eine Musterlösung für eine schwere Rechnung die der Tutor alleine vorrechnet raus geben mit der reinen Rechnung, und dann könnten die Studenten Kommentare in der Übung dazuschreiben, sodass sie aufpassen können und das für sie wichtige kurz notieren. Falls andere Studenten vorrechnen ist es Aufgabe des Tutors die Sache so ausführlich zu gestalten, dass alle es verstehen und da vermutlich die Studenten die Aufgaben davor schon selbst bearbeitet hätten sollen, können sie da nun locker mitschreiben und teils mitdenken, da sie schon, zumindest teils, mit dem Thema vertraut sind.
Bei uns durften die Tutorien gar keine Musterlösungen aushändigen, Vorgabe vom Dozenten.
... die Tutoren natürlich. Man sollte also selbst mitschreiben (müssen).
Zur Ausgangsfrage: Warm wurde ich recht schnell fast von alleine. Rechne die Aufgaben zumindest anfangs vorher durch, überleg dir bei jedem Schritt, warum du ihn machst (oder warum die Musterlösung ihn gemacht hat...) und erzähl genau das während du schreibst. Bevor du das nicht kapiert hast, lass die Aufgabe lieber weg, die Zeit wird im Tut eh zu knapp sein. Frag dich, was dir später im Studium immer wieder als wichtig aufgefallen ist (mir als Mathe-Tutor z.B. die "Indizes" beim Grenzwert - welche Variable läuft gegen welchen Wert? In der Mathe-Grundvorlesung war das immer x und es läuft entweder gegen 0 oder gegen unendlich, aber später in der Mess- und Regelungstechnik und co. jongliert man da mit t, s, x, y, z, jw und sonstwas, das läuft mal gegen 0, mal gegen unendlich, mal gegen eins...) Und dann hat mir sehr geholfen, dass der Übungsleiter bei uns recht bald mal hinten mit drin saß und hinterher Lob und konstruktive Kritik geäußert hat. (netterweise merken das auch die Studis, ich hatte da mal einen, der das gleich zu Beginn kommentiert hat mit "oh, Chef ist da, jetzt müssen wir uns benehmen" g) Sowas wie "IMMER dazuschreiben, zu welcher Aufgabe/welchem Aufgabenteil das jetzt gehört" oder "eindeutig die Tafel einteilen" musste ich erst noch lernen. Stell auch nicht zu hohe Erwartungen an dich selbst. Fehler passieren, auch beim Vorrechnen. Dann lieber abbrechen ("Tut mir Leid, ich blick gerade nicht mehr durch, sieht jemand meinen Fehler? Nein? Dann... machen wir jetzt bei der nächsten Aufgabe weiter und ich bring euch nächste Woche die Lösung mit") - das kommt - glaube ich zumindest - ganz gut an, dass die Studis sehen, dass Fehler zum Handwerk gehören und man damit "nur" (ist ja schwierig genug) anständig umgehen muss. Und andere haben es ja schon gesagt: Wenn Studis wegbleiben, zu spät kommen, früher gehen, im Unterricht quatschen, Papierflieger basteln etc. - nicht persönlich nehmen. Das kann daran liegen, dass du ein schlechter Tutor bist, aber in 90% der Fälle muss die Freundin vom Bahnhof abgeholt werden, die Leute haben schon alles kapiert, die Leute erklären gerade ihrem Nachbarn nochmal was, die Leute müssen nur ganz kurz noch klären, was heute Abend so geht oder was morgen noch für eine Zeichnung abzugeben ist, etc. Das ist nicht nett, aber das wird nicht besser, wenn du dagegen angehst - einfach ignorieren und ab und zu daran erinnern, wie du und deine Freunde in dem Studienabschnitt so waren. Und selbst wenn es mal zu den 10% kommt, in denen du für diesen Studi ein schlechter Tutor bist - das macht dich nicht zu einem schlechten Menschen. MfG, Arno
Kleine Ergänzung: Es geht in den Tutorien wie praktisch im gesamten Grundstudium nicht um Details, sondern um den Überblick und um die Problemlösungsstrategie, Probleme in kleinere und bekannte Probleme zu zerlegen. Es hilft daher zumindest in Mathe immer mal wieder, zwischendurch sozusagen einen "Zwischenstand" zu geben, nach dem Motto "Wir wollen beweisen, dass x*y+z = 1734+a ist, das machen wir über zwei Teilschritte, erst zeigen wir, dass x*y=1734 ist und dann, dass z=a ist rechne *rechne* OK, jetzt wissen wir, dass x*y=1734 ist, also müssen wir nur noch zeigen, dass z=a ist, dann ist klar, dass x*y+z=1734+a sein muss *weiter rechne*" MfG, Arno
Hallo baldiger Tutor. bald Tutor schrieb: > ich werde demnächst mein erstes Tutorium (Elektrotechnik 1) halten. Ich > freue mich darauf, Erfahrungen im Bereich der Lehre und Rhetorik zu > sammeln. Viel Spass. Ich habe mal ein Mathe Tutorium gehalten. War für mich ein zusätzliches Training, um mich selber auf die Klausur vorzubereiten, da ich damals im dritten Versuch stand. Hat auch geholfen. ;O) > Hat jemand von Euch einen Tipp, wie man warm wird, vor so > vielen Leuten zu stehen. Irgendwie habe ich ein wenig Angst den > Erwartungen der Studenten/des Professors nicht zu entsprechen. Also ich habe mit einem Auditorium weniger Probleme als mit einer Klausur Situation. Im Zweifel fange ich auch mit 300 Leuten noch Krach an....ich weiss seit meiner Kindergartenzeit, das ich der geborene Volksfeind bin. Also, was soll es.... > Zudem stressen mich die Erwartungen an mich selbst, ein lockere > Atmosphäre zu schaffen und den Leuten zu gefallen. Eine lockere Atmosphäre, die man schaffen muss, ist keine. Darum mach dir keinen Kopf darum. Mit einer gewissen Eingewöhnung wird es dann von selber locker. Ich hatte es allerdings mit den "Erwartungen" der Leute etwas leichter als Du, weil es ein Tutorium von der Fachschaft war, und ich auch kein Geld dafür erhielt. > Hat jemand von euch schon Erfahrungen mit Tutorien gemacht oder hält > regelmäßig Vorträge ? Wie gesagt, oben erwähntes Tutorium. Ansonsten kommuniziere ich lieber schriftlich...da habe ich mehr Zeit zum Nachdenken. ;O) Ein paar von meinen Erfahrungen: Es gibt verschiedene Typen von Tutoriumsteilnehmern: Typ A: Der will nur schnell durch und seine Klausur bestehen. Ansonsten hat er kaum Interesse am Stoff. Das ist der Typ, der eigentlich kein Tutorial bräuchte. Vorlesungsskripr und ein paar Bücher täten es bei dem auch. Er sitzt in deinem Tutorium wegen: a) Selbstdisziplinierung. So hat er einen geregelten Tagesablauf und kommt Stundenplanmäßig zum lernen. b) Bürokratismus: Er geht hin, weil es angeboten wird und er das abhaken möchte. Diese Sorte habe ich zugegebenermassen nie wirklich verstanden. c) Er weiss nicht, dass Du selber im dritten Versuch stehst und meint, Du wärest ein Mathecrack besser als der Professor selber, und er erwartet von Dir jetzt die Offenbarung. Diese Sorte ist natürlich enttäucht...;O) Typ B: Der hat Probleme mit dem Stoff. Oft ein ehemaliger Typ A, der durch die Prüfung gefallen ist. Er sitzt in deinem Tutorium wegen: a) Selbstdisziplinierung. So hat er einen geregelten Tagesablauf und kommt Stundenplanmäßig zum lernen. b) Er muss und will mehr über den Stoff wissen. Und genau dazu ist das Tutorium ja auch da. Typ C: Interessiert sich für den Stoff. Als purer Grund eher selten. Er sitzt in deinem Tutorium weil es Spass an der Sache hat und mehr über den Stoff wissen will. Der anspruchsvollste aber auch der dankbarste Typ. Was Du kannst, ist Wissen über den Stoff vermitteln und Hilfe, um die Klausur zu bestehen. Das Betrifft also in erster Linie den Tap B. Das ganze besteht aus zwei Teilen: Üben und Wissen vermitteln. Das Üben besteht darin, das man jede Menge Übungsaufgaben durchrechnet. Am besten von alten Klausuren. Wenn der Professor keine herausgibt, so bleibt nichts anderes, als auf andere alte Übungsaufgaben zurückzugreifen. Es kann sinnvoll sein, auf Übungsaufgaben von anderen Professoren von anderen Unis zurückzugreifen. Viel liegt bei Mathe auch an der Darstellungs- bzw. Schreibweise. Das wird bei diesem Vorgehen offenbar. ;O) Beim Üben werden auch Wissenslücken offenbar. Einige sind grundlegend. Die kannst Du im Tutorium auch nicht bzw. nur selten stopfen. Aber Du kannst sie erkennen und aufzeigen. Für das nächstemal..... Der Rest bezieht sich auf den konkreten Stoff. Und das kannst Du angehen. Zuvor sei bemerkt, das der Stoff einer Vorlesung extrem gestrafft und verkürzt ist. Auf der anderen Seite ist Wissen aber ein Puzzle: Alles greift zusammen und es lässt sich am besten behalten, wenn es am Rand mit anderen Puzzleteilchen zusammenhängt und somit besser eingeordnet werden kann. Aber gerade diese kleinen Verbindungen mit anderen Wissenstoffen sind ja gerade oft der Verkürzung und Verknappung des Stoffes in der Vorlesung zum Opfer gefallen. Du wirst vielen Leuten mit ihren Verständnis und Lernproblemen helfen können, wenn Du diese Querverbindungen nachliefern kannst. Zudem ist es motivierend, wenn man weiss, wofür man sowas auch noch anders verwenden kann. Und es trainiert das Transferdenken. Typ A wird aber über Deine Abschweifungen schimpfen und fordern, das Du zum Kern kommst. Es hilft Dir, wenn die Verständnisfragen aus dem Autorium schon sehr konkret sind. Weil dann ist jedem die Evidenz klar. Manchmal lassen sich Leute gezielt zu solchen Fragen provozieren....mach Ihnen also Mut. Wenn Du Dir eine Schraube nur vom Kopf her betrachtest, kannst Du nur aus Deiner Erfahrung wissen, dass es z.B. eine Schlitz oder Kreuzschraube ist. Aber Du kannst Dir auch nicht wirklich sicher sein.....es könnte ja auch was anderes sein, das nur von der einen Seite so aussieht.... Auch Tomografien gewinnen ihre Anschaulichkeit daher, dass sie die möglichkeit geben, etwas von mehreren Seiten zu betrachten. Diese "Betrachtung von mehreren Seiten" fällt der Stoffverkürzung bzw. verknappung in einer Vorlesung auch zum Opfer. Das Tutorium ist auch ein Ort, wo so etwas in geringem Umfange nachgeholt werden kann. Die Sichtweise aus der Vorlesung kannst Du ja als bekannt voraussetzten. Also ist jede zusätzliche ein Gewinn. Ausserdem haben viele Leute mit ausgeprägtem Transferdenken ein Problem, wenn Ihnen mit der gezeigten Sichtweise der Zugang nicht gelingt, weil sie diese Sichtweise schon nicht kennen. Wenn Du jetzt also einen anderen Zugang findest, wird denen gut geholfen. Weil Ihnen Ihr Transverdenken jetzt den Zugang ermöglicht UND von Rückwärz auch oft der nicht Verstandene Zugang aus der Vorlesung klar wird. Gleiches gilt mit allen anderen alternativen Betrachtungsweisen und Zugängen....die werden Leuten mit Transferdenken ab einem bestimmten Punkt oft reihenweise klar....eine ganzeInsel aus Puzzleteilchen kann jetzt an mehreren stellen eingebunden werden. Typ A wird aber wie üblich über Deine Abschweifungen schimpfen und fordern, das Du zum Kern kommst. Viele Professoren, speziell aus Mathe und Ohysik, aber auch andere, lehnen es aus prinzipiellen Gründen ab, eine für Leute mit Transferdenken "anschauliche" Vorlesung zu halten. Ihr wissenschaftstheoretischer Ansatz ist der, das es eigentlich unwissenschaftlich ist, einen Stoff über konkrete Fälle zu erschliessen, weil ein spezieller Ansatz eben immer eine Einschränkung darstellt, die man besser vermeidet, wenn sich der Stoff allgemein über die Theorie und Logik erschliessen lässt. Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic http://www.dl0dg.de
Nachtrag: Bernd Wiebus schrieb: > Typ C: Interessiert sich für den Stoff. Als purer Grund eher selten. > Er sitzt in deinem Tutorium weil es Spass an der Sache hat und mehr über > den Stoff wissen will. Der anspruchsvollste aber auch der dankbarste > Typ. Wenn mehr von diesen Leuten zufällig mal zusammenkommen, gründen sie oft einen Verein. ;O) Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic http://www.dl0dg.de
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