Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik L6203 choppt, aber auch ohne Last?


von Georg T. (microschorsch)


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Hallo zusammen,

Will einen L297 und zwei L6203 benutzen, um einen Schrittmotor 
anzusteuern, hab jetzt erstmal alles freiverdrahtet aufgebaut...soweit 
so gut, der Motor lief auch schon mal :-) (Klassische Schaltung, wie im 
Datenblatt beschrieben)

Als Spannungsquelle habe ich ein Labornetzteil (weil ich den Strom da 
begrenzen kann, was meinen Motor erstmal schützen sollte)

Jetzt ist mir irgendwie einer der L6203 durchgebrannt...das ist ein 
anderes Thema...daher dachte ich mir, schauste Dir doch mal an, ob man 
das chopping noch tunen kann, um das Pfeifen in einen erträglchen 
Bereich zu kriegen.

Da stelle ich fest, trotz fest eingestelltem Vref verändert sich der 
Strom (1,2A bei grad noch höhrbarer Frequenz, vielleicht 16kHz), denk 
ich so, "ok, vielleicht sampled das amperemeter nicht schnell genug.." 
zieh eine Leitung am Motor ab, um den Strom zu messen, aber der Strom 
bleibt konstant.... ohne das überhaupt was dranhängt....? Hä???

Mit nem Multimeter gemessen schwankt der Strom zwischen 120mA und 1.2A

Also messe ich die Spannung mit meinem Oszi über den Sensewiderstand 
(0.33Ohm). Da sehe ich etwa 1.5V über etwa 1/3 der Peiode. Das würde 
eher zu den 1.2A passen.

kann mir das mal jemand erklären???

von manny (Gast)


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Bekommt der L297 die Strominfo des Motors an den Pins 13 & 14 (Sense1 
und Sense2)?

von Georg T. (microschorsch)


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yup

von Helge A. (besupreme)


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Beide Bausteine sind empfindlich auf Entkopplung. Hast du die 100n und 
ausreichend große gute Elkos dran? Überprüfe mal, wie deine 
Versorgungsspannungen aussehen, 5V und Vs. Es soll vorkommen, daß C - 
Elko - Kombinationen schwingen. Dann spielt dir vielleicht die 
Induktivität der Anschlußleitungen einen Streich.

Generell hab ich auf dem Steckbrett gelegentlich Sorgen mit Übersprechen 
und Übergangswiderständen, aber kann ja auch sein ich hab nur ein 'zu 
billiges'. Ist nur so als Info gedacht, weil das ärgert den 6203 genauso 
wie den 6208.

von Thorsten O. (Firma: mechapro GmbH) (ostermann) Benutzerseite


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Welchen Strom hast du mit dem Multimeter gemessen? Vom Netzteil zum 
Treiber oder vom Treiber zum Motor? Letzteres kann man selbst mit einem 
TrueRMS Multimeter kaum vernünftig messen. Da schaut man sich besser mit 
dem Scope die Spannung am Shunt an. Du hast aber hoffentlich nicht den 
Motor bei laufender Schaltung abgeklemmt? Das könnte dir der Treiber 
übel nehmen.

Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Ostermann

von Falk B. (falk)


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Also im LEERLAUF dürfen keine 1,2A fließen, nicht mal 50mA.
Der Chopper arbeitet nur bei Last, denn im Leerlauf ist der Strom 
unterhalb der Stromschwelle.

Ich tippe auf Fehler im Aufbau.

von Georg T. (microschorsch)


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Hallo zusammen,

erstmal danke für die vielen Infos,

nun:

1. habe die Schaltung frei verdrahtet, dass heißt die beiden 6203 sitzen 
auf nem fetten Kühlkörper da habe ich dann ein paar Drähte drangelötet. 
Bis auf die Kondensatoren für die Ladungspumpen habe ich keine 
zusätzlichen drangebaut, werde ich aber gerne probieren.

2. Im Labornetzteil ist eine LCD Anzeige, die mir den Strom anzeigt, 
oder anzeigen sollte :-), das war eine Methode, weiterhin habe ich aber 
auch den Strom durch den Moten direkt mit nem halbwegs gutem, aber sich 
kein TrueRMS Multimeter gemessen, warum sollte der Chip mir das übel 
nehmen? Da sind doch Dioden im Ausgang schon eingebaut,.... aber ja, 
genau das habe ich gemacht


3. nicht ausgeschlossen, nur sehe ich gerade nicht, was man da falsch 
machen könnte, ich denke eher ich hab schonwieder einen leistungs-ic 
geschrottet


merci

Schorsch

von Falk B. (falk)


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@ Georg T. (microschorsch)

>Bis auf die Kondensatoren für die Ladungspumpen habe ich keine
>zusätzlichen drangebaut, werde ich aber gerne probieren.

Das könnte ein Problem sein. Wenn die Induktivitäten des Motors 
rückspeisen, und KEINERLEICH Kondensator an VS hängt, geht die Spannung 
sehr schnell sehr hoch, je nachdem, wie das Netzteil aufgebaut ist.
Ich würde mal wenigsten 1000uF dranklemmen.

>machen könnte, ich denke eher ich hab schonwieder einen leistungs-ic
>geschrottet

Das ist deren Schicksal ;-)

von eProfi (Gast)


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Gut gemeinter Rat: besorg Dir was fertiges.
Ohne Platine mit gutem Layout gibt das nur ein Gequietsche ohne 
Leistung.
Du brauchst induktionsarme Sense-Widerstände, die Masseführung zum L297 
ist sehr kritisch. Beim Aufbau kann man unendlich viel falsch machen.

von Thorsten O. (Firma: mechapro GmbH) (ostermann) Benutzerseite


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Für 15 EUR gibt bei mir eine Platine für L6506 und 2 L6203, angesteuert 
über einen Mega8. Die Firmware (Binary) ist frei verfügbar, Sourcen 
folgen demnächst. Die Steuerung geht bis 1/8 Mikroschritt, man kann aber 
bei Bedard auch feinere Auflösungen realisieren.

Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Ostermann

von Georg T. (microschorsch)


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Hallo Thorsten,

deine Karte sieht nett aus...

scheinen nur 2W Sense-Widerstände drin zu sein...gefühlt ein bisschen 
klein, und der Kühlkörper soll vermutlich oben auf die Karte, ich hätte 
die Karte gerne gestapelt, so dass ich mit einem Lüfter an allen Karten 
vorbeipusten kann...

erlaubt es Dir das Urheberrecht uns ein Photo von der Unterseite zu 
schicken, mich würde interessieren, wie Du das Grounding gemacht hast??

Gruß Schorsch

von Thorsten O. (Firma: mechapro GmbH) (ostermann) Benutzerseite


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Hallo Schorsch!

Da ich die Schaltung entworfen habe kann ich auch über die Bilder frei 
verfügen. Das Layout ist schon fast 10 Jahre alt und enthält auf der 
Unterseite nur lokale Masseflächen. Auf der Oberseite gibt es noch eine 
größere Massefläche für das gesamte Leistungsteil. Heute würde ich das 
vermutlich etwas anders machen.

Die 2W Widerstände sind aber in Ordnung so. Die haben ja nur 0,22R. Mit 
P=I²*R kommt man für 4A auf 3,52W, aber das gilt eben auch nur, wenn der 
Chopper auf 100% läuft. Und das dürfte im Normalfall nicht vorkommen.

Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Ostermann

von Georg T. (microschorsch)


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Hallo,

Danke an Thorsten für die ausführlichen Informationen. Ich denke, Deine 
Karten sind für mich die "Backup"-Lösung, falls ich es nicht hinkriege 
:-)

Dennoch interessiert es mich einfach und ich möchte es einfach noch 
selber probieren.

Ich bin, denke ich, ein paar Schritte weiter gekommen:
1. Habe die Spannungsversorgung für den Leistungsteil mit 2.2mF 
stabilisiert und den Logikteil mit einem 7805 stabilisiert

2. habe momentan nur einen L6203 angeschlossen, um Versuche mit dem 
Chopping zu machen, sollte es dennoch reichen. Wenn ich mit dem Scope 
jetzt den Spannungsabfall über den Sense-Widerstand messe, sehe ich 
typischer Weise soetwas, wie in den Bildern darstellt (Sorry, ein 
Digitaloszi ist eins meiner nächsten Anschaffungen). Im Fall 500mA liegt 
der Strom am Motor an, und mann spürt deutlich, dass ein Haltemoment zu 
überwinden ist, dann gibt es aber auch den anderen Fall (1300mA) wo über 
ein Ampere durch den 6203 fließen, ohne das irgendeine Spannung am Motor 
abfällt. - Aso, vertikale Einheit ist 100mV pro Einheit, ich benutze 
0.33Ohm als Sense-Widerstand.

Ich vermute, dass dieser erste Spike, den man in 500mA.jpg sieht damit 
zu tun hat. Je niedriger ich Vref mache umso schneller komme ich in den 
zweiten Fall, der offensichtlich nicht gut ist. Habe probiert ein C 
parallel zum Widerstand zu packen aber das führt zur zu dem Spike plus 
anschließendes gezuppel. Kann es sein, dass die Freilaufdioden in dem 
6203 nicht schnell genug sind?? Ich hätte noch ein paar SB5100 in der 
Schublade, lohnt sich das?

3. Das gekreische kam wohl durch eine ungünstige Kombination von R und C 
zu Stande, da ich nur noch 15nF als Folie hatte, habe ich jetzt 2 davon 
seriell geschaltet, und kann R zwischen 10 und 20kOhm wählen, das 
scheint zu funktionieren... bis auf o.g. Erscheindung

von Thorsten O. (Firma: mechapro GmbH) (ostermann) Benutzerseite


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Externe Freilaufdioden habe ich mit dem L6203 nie gebraucht. Der Peak 
auf Vref beim Einschalten ist übrigens völlig normal. Der L6506 und der 
L297 blenden das aus. Das Timing dafür wird über das RC-Glied 
eingestellt. Keine Ahnung, ob das in deiner Schaltung berücksichtigt 
ist.

Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Ostermann

von Georg T. (microschorsch)


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Hi,

gut zu wissen, dass der Peak normal ist, aber das erklärt immer noch 
nicht, warum 1.2A anliegen, die nicht durch den Motor fließen. Wie hast 
Du R und C gewählt??

Da fällt mir gerade ein: Deine Karte macht ja Mikrostepping..in meiner 
Schaltung wollte ich eine Stromabsenkung einbauen, wenn die Motoren 
stehen, funktioniert sowas auch beim Mikrostepping? Also das das 
theoretisch funktioniert ist mir klar, aber praktisch??

Schorsch

von Georg T. (microschorsch)


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Hallo nochmal. neueste Erkenntnis:

beim obigen Bild 1200mA fällt für sehr kurze Zeit eine Spannung jenseits 
von 1 V über den Sense-Widertand ab. Das heißt die 1.2A werden zu 
wesentlichen Teilen im Widerstand verbraten. anscheinend sind in diesem 
Zustand beide MOSFETs leitend???

von Georg T. (microschorsch)


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Hallo zusammen.

Habe jetzt zwei neue Leistungshalbleiter angeschlossen. Jetzt läuft es 
sogar ganz ohne Gepfeife.

Dennoch einige offene Fragen:

wenn ich das Control-Beinchen am L297 auf High lege, also ABCD 
geschaltet wird, bekomme ich eine Rechteck-Funktion an den 
Sense-Widerständen. Erhöhe ich die Versorgungsspannung kann ich jetzt 
sehen, dass die Rechtecke schmaler werden. Chopping scheint zu 
funktionieren. Oberhalb einer bestimmten Spannung werden die Rechtecke 
allerdings nicht mehr schmaler sondern höher. Diese "kritische Spannung" 
hängt stark von der Chopping frequenz ab. Woran liegts?

lege ich das Control-Beinchen auf Low, "acting on INH" bekomme ich eine 
Art Sägezahlfunktion auf den Sense-Widerständen, das eben beschriebene 
Phänomen bleibt aus, allerdings kreischen die Motoren. Muß ich einfach 
die Choppingfrequenz höher wählen? Habe jetzt 7.5nF und ca 10kOhm (etwa 
20kHz).
Gibt es sowas wie ein krisches Verhältnis zwischen R und C?? Ich stelle 
fest, dass ich R nicht zu klein wählen darf, sonst wird der Strom 
größer. Gibt es einen bestimmten Logik-Pegel der über oder 
unterschritten werden muß?? Ich vermute mit Q =C*U und so weiter müsste 
man das ausrechnen können??

Auf den Motoren steht ja immer ein Maximalstrom. Auf welchen Strom 
bezieht sich denn dieser Wert? Auf den Maximalwert des Strom ist den 
On-Phasen oder auf das zeitliche Mittel? Intuitiv erwartet hatte ich den 
Mittelwert, aber damit wird mein Motor ordentlich warm. Ich vermute doch 
einfah, dass es dem Motor ziemlich egal ist ob er alle 50µs 10µs lang 5A 
sieht, oder alle 50µs 25µs lang 2.5A...

letze Frage ist:
Hat jemand von Euch Erfahrungen mit Boost und Sleep Schaltungen? Ich 
meine jetzt nicht die Schaltung, sondern Erfahrungswerte? Ich hätte 
sowas wie 50% Strom bei Sleep und 150% bei Boost versucht? ist das ok?

danke im Voraus

Schorsch

von Thorsten O. (Firma: mechapro GmbH) (ostermann) Benutzerseite


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Hallo Schorsch!

Beim RC-Glied legt das C die Totzeit des Stromreglers fest, also die 
Zeit, wo der Komperator nicht auf den Stromanstieg reagiert. Die 3,3nF 
aus dem Datenblatt sind eigentlich ein guter Wert. 2,2nF funktioniert 
nur bei einem sehr sauberen Layout. Den Widerstand wählt man dann so, 
dass man auf 18-24kHz kommt.

Bezüglich der Unterschiede zwischen Phase- und Inhibit-Chopping empfehle 
ich dir mal einen Blick in die Aplication Notes von ST. Da sind auch die 
unterschiedlichen Strompfade erläutert. Bei anderen Herstellern läuft 
das unter den Begriffen "slow decay" und "fast decay". Damit findest Du 
beim googeln u.U. deutlich mehr Infos. Modernere Treiber kombinieren die 
Vorteile beider Verfahren, dass nennt man dann "mixed decay". Mehr dazu 
gibt es auch in meinem Blog [1].

Der angegebene Motorstrom ist in der Regel der Motornennstrom 
(Effektivwert). Bei Mikroschritt kann der Strom in den 
Halbschrittpositionen entsprechend um den Faktor Wurzel(2) höher 
eingestellt werden.

50% für die Stromabsenkung sind ein üblicher Wert. Für Boost würde ich 
höchstens 120-125% empfehlen. Zum einen gehen die Motoren dann schon 
langsam in die Sättigung, mehr Strom bringt also nur noch bedingt mehr 
Drehmoment. Zum anderen steigt die Verlustleistung quadratisch mit dem 
Strom. Bei 150% des Nennstroms bist du bei 225% der Verlustleistung.

Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Ostermann

[1] http://www.schrittmotor-blog.de/tag/mixed-decay/

von Georg T. (microschorsch)


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Thorsten Ostermann schrieb:>
> Beim RC-Glied legt das C die Totzeit des Stromreglers fest, also die
> Zeit, wo der Komperator nicht auf den Stromanstieg reagiert. Die 3,3nF
> aus dem Datenblatt sind eigentlich ein guter Wert. 2,2nF funktioniert
> nur bei einem sehr sauberen Layout. Den Widerstand wählt man dann so,
> dass man auf 18-24kHz kommt.

Hi,

das heißt, wenn die Pulsdauer kürzer sein müsste, als der Kondensator es 
zulässt, dann funktioniert die chopping nicht mehr richtig und der Strom 
steigt an. Kapiert, danke schön.

Hab jetzt im "Fast-Decay" Modus eine Kombination aus R und C gefunden, 
die zu laufen scheint. C liegt bei etwa 2.2nF (Habe ich in der 
Grabbelkiste gefunden..) Allerdings hört das Pfeifen erst oberhalb einer 
Betriebsspannung von vielleicht 20V auf zu pfeifen. Bei 30V ist alles 
gut.

Mal gespannt, ob es bei den vorgesehenen 40V auch nicht pfeift. Muss 
noch das Netzteil zusammenlöten :-)

Hab mit einem Monoflop auch schon eine Stromabsenkung für den Sleep-Fall 
eingebaut, die scheint auch zu laufen. Boost probiere ich heute Abend 
aus.
Ich hätte sowohl für Boost als auch für Sleep eine Zeitkonstante von ca 
100ms gewählt. Gibt es Erfahrungswerte?

Macht es Sinn den Strom zu halbieren, falls im Half-Step Mode beide 
Phasen angesprochen werden?

merci
Schorsch

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