Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Dämpfungsperle Sättigung


von Dämfer (Gast)


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Hallo Leute,
ich möchte einige IGBTs parallelschalten und möchte an die 
Drain-Beinchen eines TO220-Gehäuses Dämfungsperlen überziehen, um den 
Ausschaltstrom im Auschaltmoment einer induktiven Last symmetrisch zu 
halten.

Das Problem: die Dämpfungsperlen (, die Baufermtechnisch nicht größer 
gwählt werden können) gehen schon bei 2A merklich in sättigung, während 
der aktive Bereich in dem die Dinger eigentlich helfen sollen bei >70A 
gleichstrom offset ist.

Kann man den Dämpfungsperlen irgendwie helfen? z.B: mit 0.3 Cu-Lackdraht 
eine kurzschlusswindung aufbringen? Aber gegen das "DC" hilft das auch 
nicht. (das DC liegt für maximal 1ms an)

Die Perlen fügen laut Messung eine Induktivität von 350nH hinzu. 
Bleiben für mich wenigstens 20nH übrig, wenn ich die Teile so in 
sättigung fahre? Hat mit sowas jemand Erfahrung?
:-O

MFG

von Falk B. (falk)


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@Dämfer (Gast)

>Drain-Beinchen eines TO220-Gehäuses Dämfungsperlen überziehen, um den
>Ausschaltstrom im Auschaltmoment einer induktiven Last symmetrisch zu
>halten.

Hmmm, ob das SOOO funktioniert?

>Kann man den Dämpfungsperlen irgendwie helfen?

Luftspalt reinfräsen? ;-)

>Die Perlen fügen laut Messung eine Induktivität von 350nH hinzu.
>Bleiben für mich wenigstens 20nH übrig, wenn ich die Teile so in
>sättigung fahre?

Für 20nH reichen 20mm Draht. Typische TO220 ICs haben um die 5-10nH 
zwischen Anschlusspunkt auf der Platine und IC im Gehäuse. Dazu kommt 
deine Verdrahtung auf der Platine un im Gerät.

von Dämfer (Gast)


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>Hmmm, ob das SOOO funktioniert?
Ja, im Abschaltmoment (induktiv!) verhindert das, dass an den IGBTs im 
unsymmetrischen falle unkontrolliert schnell der Strom steigt oder 
abfällt. Zusammen mit einer von vorn herein begrenzten Gatespannung 
zeigt eine Spice-Simulation dass das durchaus positive Effekte hat.

20nH hin oder her :-) Längere Beinchen erzeugen die gleiche Induktivität 
auch am Gate. das will ich nicht. Daher der ferrit ring ;-)

Aber ansägen hilft auch nicht, da geht ja die induktivität auch futsch 
:-(
Wobei das so oder so passiert. wegen sättigung.. hillft ein spalt 
wirklich? :-O

von Falk B. (falk)


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@ Dämfer (Gast)

>Wobei das so oder so passiert. wegen sättigung.. hillft ein spalt
>wirklich? :-O

Du erwartest kleine Wunder von so einer Ferritperle. Die Dinger wurde 
vor langer Zeit mal erfunden, um Kleinsignale zu dämpfen, nicht 
Starkstrom.

von Dämfer (Gast)


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hmmh. heißt das im klartext, dass ich mit einer Luftspule besser beraten 
wäre was bauform und größe angeht, weil ich  mich da auf die 
eigenschaften verlassen kann?

von Falk B. (falk)


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Sieht wohl so aus. Stabkerndrosseln scheinen brauchbar, aber bei 70A 
werden die auch recht groß.

von Dämfer (Gast)


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neeeh muss mini klein sein :-(
mir reichen ja schon 20-50nH...
Es gilt echt nur die gaanz kurze Zeitspanne zu überbrücken, in denen die 
IGBTs desaturieren. wenn das erstmal läuft ist das gröbste übrestanden.

von Hauspapa (Gast)


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Rechne dir einmal den Sättigungsstrom für folgende Ferroxcubekerne aus:

TC4/2.2/1.6-4C65
TC4/2.2/1.1-4C65

Es wird vermutlich nicht reichen, aber evtl. hilf es ja schon ein 
bischen. Willst Du ohne Luftspalt davonkommen musst Du nach einem 
kleinen Ringkern aus einem Material mit mü-i deutlich kleiner 100 
suchen. Dürfte nicht ganz einfach werden.

Gute Nacht
Hauspapa

von Hauspapa (Gast)


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Eine wegen des Aufwandes etwas hässliche aber funktionierende Lösung: 
Für jeden IGBT ein eigener Gatetreiber. Die Ansteuerung so gestalten, 
das sie abwechselnd ein paar ns früher oder später ausschalten. Dann 
trägt pro Schaltvorgang jeweils ein IGBT die Hauptlast der 
Schaltverluste, beim nächsten Zyklus ist dafür der andere dran. Mit 
teilweise abschaltbaren Gatewiderständen lässt sich das auch erreichen, 
ist am Ende aber derselbe Aufwand.

Gute Nacht
Hauspapa

von Falk B. (falk)


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@ Dämfer (Gast)

>neeeh muss mini klein sein :-(
>mir reichen ja schon 20-50nH...

Na dann sag das doch DIREKT!

50nH Sind 3 Windungen dicker Draht auf einem Bleistift. Diese Luftspule 
hat auch keine Probleme mit Sättigung.

von Dämfer (Gast)


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Hmmh. Ich fragr mich gerade, ob ich das Bauformtechnisch eventuell sogar 
hinbekommen würde. Der zusätzliche ESR ist ja auch nicht unbedingt 
unwillkommen.

Wird so eine Luftspule probleme mit dem Gate machen? Die Spule wäre sehr 
nah am  IGBT selbst.

von Dämfer (Gast)


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Määäh. http://home.arcor.de/wetec/rechner/cspule.htm
7 Windungen auf 6mm Bohrer  das is viiiel zu groß :-(

von Alexander S. (esko) Benutzerseite


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Dämfer schrieb:
> TO220-Gehäuses ... IGBT ... >70A

Gehen die 70A durch einen einzigen IGBT im TO220?

von Jobst M. (jobstens-de)


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Dämfer schrieb:
> 7 Windungen auf 6mm Bohrer  das is viiiel zu groß :-(

Dann wirst Du Dich wohl mit Supraleitern beschäftigen müssen ...


Gruß

Jobst

von Volker K. (powerfreak)


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@ Dämfer (Gast)

Das geht auch mit einem einzigen Treiber für mehrere parallelgeschaltete 
IGBTs.

Das aller wichtigste ist jedoch ein möglichst symmetrischer Aufbau auf 
der Platine. Du mußt dafür sorgen, daß die parasitären Induktivitäten im 
Layout möglichst symmetrisch sind, egal wie groß Du sie machst.

Aber Achtung: Wenn Du die Induktivitäten künstlich erhöhst, dann mußt Du 
auch mit den Folgen beim Abschalten leben.
Wenn z.B. die Entsättigungsüberwachung bei mehrfachem Nennstrom 
anschlägt, und Du genauso schnell abschaltest wie bei Nennstrom, 
überlebt Deine Endstufe das erste Abschalten nicht und wird durch die 
auftretende Überspannung zerstört.
Wenn Du wirklich SO ein Thema hast, rentiert es sich über eine 
Zusatzbeschaltung nachzudenken, die im Fall einer Entsättigung LANGSAMER 
abschalten.

von Rainer Z. (razi)


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Hai!

Dämfer schrieb:
> Määäh. http://home.arcor.de/wetec/rechner/cspule.htm

Die Bedienung dieses Rechner ist ziemlich krank.

> 7 Windungen auf 6mm Bohrer  das is viiiel zu groß :-(

7 Windungen (1mm Draht, also 7mm Spulenlaenge) auf einem
6mm-Bohrer gibt 179nH. Du wolltest 20nH haben, habe ich
das richtig in Erinnerung?

Grusz,
Rainer

von Dämfer (Gast)


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ok, darf ich fragen, wie man die Induktivität ausrechnet?  Die 
Schulbuchformel halte ich für unangebracht, da ich keine lange Spule 
habe. Wo hast du den Wert her?

Was die Symmetrie angeht: das ist eben das Problem. Die Symmetrie ist 
nicht gegeben (formfaktorbeschränkung) und deswegen sollen die 
parasitären einflüsse zur feste Zusatzinduktivitäten  ausgeglichen 
werden.

Langsamen Abschalten ist kein Problem.  Der Spannungspuls beim 
Abschalten wird durch ActiveClamping geschluckt, wobei der Spannungspuls 
von einer recht dominanten Streuinduktivität gebildet wird. Die 
zusätzlichen Spülchen sind da also vernachlässigbar.
Der Abschaltvorgang sieht dabei so aus:

1) Gates über 220Ohm||10nF entladen. Das senkt die Gatespannung recht
schnell in die nähe der Entsättigung und zieht weiter das Gate nach 
unten.
2) Sobald entsättigung eintritt (Uce > Uge), wird das Gate mit 
wesentlich mehr bums entladen.
3) Da durch 1) sichergestellt ist, dass der IGBT analog arbeitet (keine 
Verzögerung zwischen Gatespannung zum Kollektorstrom, wie man es aus der 
reinen Sättigung raus gewöhnt ist), kontrolliert hier ActiveClamping die 
Maximale Abschaltgeschwindigkeit.

Ich habe allerdings gestern 2 (75A-)IGBTs mit 440A Abschaltstrom für 
100us belasten können. (100us, 220V, 50uH Luftspule) Interessant. Das 
ist über dem Spezifizierten Kurzschlusstrom und trotzdem hats erstmal 
nicht BUM gemacht. (jajaja langlebigkeit ist erstmal wurst, es geht ums 
prinzip - wär da was heftig unausgeglichen hätts bei 440A definitv 
geraucht).

Wenn man nur wüsste, wie viel Sorgen man sich machen muss -.- da wär 
alles einfacher.

von Kai K. (klaas)


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>ok, darf ich fragen, wie man die Induktivität ausrechnet?

So etwas rechnet man garnicht aus, sondern probiert es einfach aus. Du 
weißt ja was die Drossel machen soll und probierst einfach verschiedene 
Induktivitäten aus, bis die Schaltung macht, was sie soll. Ich bezweifle 
aber, daß dir eine nahezu völlig verlustfreie Drossel wirklich hilft. In 
der Regel erzeugst du damit nämlich sehr ungesunde Resonanzen...

von Dämfer (Gast)


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Njaaa... deswegen ja auch die blöde Ferritperle usw -.-

Is ja alles nur unfug. egal wie mans macht. hmmmmmm.
So eine parallelschaltung is eifnach nur blöd. aber wirtschaftlich.

von Rainer Z. (razi)


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Hai!

Dämfer schrieb:
> ok, darf ich fragen, wie man die Induktivität ausrechnet?
> Die Schulbuchformel halte ich für unangebracht, da ich
> keine lange Spule habe. Wo hast du den Wert her?

Von der Arcor-Webseite, die Du genannt hast. Deswegen hatte
ich meine Bemerkung ueber die kranke Bedienung gemacht, weil
ich vermute, dass fuer Deine Werte einfach Fehleingaben
verantwortlich sind.

Ich habe auch drei oder vier Vergleichsrechnungen mit dem
Taschenrechner gebraucht, ehe ich vernueftige Resultate
erhalten habe. (Falk hat mit "drei Windungen auf einen
Bleistift" ziemlich gut geschaetzt :)

Grusz,
Rainer

von Dämfer (Gast)


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Aaach  menno. das mit dem Draht wird blöd, habs grade probiert. Ich 
brauch das ja irgendwie auch "massentauglich".
Sry, dass ich vorher erstmal nix gesagt habe, aber ich schalte immerhin 
20 IGBTs parallel.
Das blöde ist nur, dass die diskussion abdriftet, um zu erjklären wieso 
und weshalb. kurzum: finanzielle gründe erschaffen ingeneurstechnische 
dilemma. ist doch immer so.
Die 20IGBTs sind auf einer 8x8cm Platine verpackt, die Top=Emitter und 
Bottom=Collektor ist und die Gate-Ansteuerung (geschieht in 5er-Gruppen) 
sitzt huckepack auf der platine. Ist nicht schön, aber der Formfaktor 
gibt es nicht anders her.

Ich habe die Anordnung mal im Frequenzbereich FEM-Simuliert und die 
IGBTs durch 40mOhm ersetzt (Kleinsignal-Widerstand im eingeschalteten 
Zustand laut SpiceModell vom Hersteller)
Allerdings hab ich nur den Betrag des Stromes ausgewertet und nicht den 
Komplexen wert. Ich weiß ehrlichgesagt nicht wie man von 
Phasenverschiebung bei Frequenz xy auf Timing-Unterschiede beim Schalten 
kommt.

Die Spice-Simulation sagt ich schalte maximal mit 500kHz Bandbreite 
(tr=1us - Sicherheit) nach der Oszi-Faustformel BW=0.35/tr
Selbst die 3. Oberwelle würde lauf FEM betragsmäßig innerhalb der +/-10% 
Mismatch liegen, was sehr tolerabel ist.

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