Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Verhalten Überstrom Ferrittrafo, Selbstbau?


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von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Hi!

Wie sieht es eigentlich aus, wenn man bei einem Ferritübertrager den 
Nennstrom deutlich für kurze Zeit überschreitet? Sagen wir mal, so eine 
stromkompensierte Netzdrossel. Wenn sie 2A Nennstrom hat, gilt das ja 
für 50Hz.
Steigt aufgrund z.B. eines Netztransients der momentane Strom stark an, 
verliert das Ferrit entsprechend an wirksamer Induktivität durch die 
Sättigung.
Ich dachte mir, das könnte man in Simulationen so annähern, daß man z.B. 
bei 10-fachen Nennstrom die Induktivität aller aufgebrachten Wicklungen 
und der Streuinduktivität auf ein 1/10 setzt.

Ist das richtig?

Leider finden sich für solche Bauelemente keine Überlastangaben. Man 
darf schon froh sein, wenn man genug Daten für den Normalbetrieb im 
Datenblatt inkl. Frequenzgang finden darf.


Macht es Sinn, sowas selbst zu wickeln? Z.B. wenn man eine bestimmte 
Streuinduktivität haben möchte. Die kann man ja schaltungstechnisch auch 
vorteilhaft einsetzen. Also was muß man beachten, wenn es 
sicherheitstechnisch galvanisch getrennt sein muß. Doppeltes Kaptonband 
oder was?

von Stefan (Gast)


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Wenn der Kern gesättigt ist, wirkt er nciht mehr. Die Spule wirkt so, 
als hätte sie keinen Kern. Welche Induktivität sie dann hat, kann man 
ausrechen, sofern Abmessungen und Anzahl der Windungen bekannt sind.

von Falk B. (falk)


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@ Abdul K. (ehydra) Benutzerseite

>Wie sieht es eigentlich aus, wenn man bei einem Ferritübertrager den
>Nennstrom deutlich für kurze Zeit überschreitet?

Er wird warm bis heiß.

> Sagen wir mal, so eine
>stromkompensierte Netzdrossel. Wenn sie 2A Nennstrom hat, gilt das ja
>für 50Hz.

Moment. Eine Netzdrossel ist stromkomensiert. Die kriegt man nahezu gar 
nicht in die Sättigung, weil sie hin und rücklaufender Strom nahezu 
aufheben. Ehr brennt der Draht weg.

>Steigt aufgrund z.B. eines Netztransients der momentane Strom stark an,
>verliert das Ferrit entsprechend an wirksamer Induktivität durch die
>Sättigung.

Nur, wenn die Ströme auf L und N unterschiedlich sind.

>Ich dachte mir, das könnte man in Simulationen so annähern, daß man z.B.
>bei 10-fachen Nennstrom die Induktivität aller aufgebrachten Wicklungen
>und der Streuinduktivität auf ein 1/10 setzt.

>Ist das richtig?

Kann man so allgemein nicht sagen. Gerade stromkompensierte Drosseln 
haben hochpermeable Kerne. Wenn man die missbräuchlich als einfache 
Drossel betreibt, haben die eine sehr extreme B-H Kennlinie und sättigen 
fast schlagartig.

>Leider finden sich für solche Bauelemente keine Überlastangaben. Man
>darf schon froh sein, wenn man genug Daten für den Normalbetrieb im
>Datenblatt inkl. Frequenzgang finden darf.

Was soll's denn insgesamt werden?

von Ossi L. (losskopp)


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Ferrite sättigen "hart". Sobald der Sättigungsstrom auch nur minimal 
überschritten wird geht die Induktivität massiv in den Keller und der 
Kern erhitzt sich.

Wenn du einen Kern brauchst der kurzzeitige Überlast abkann solltest du 
Eisenpulver nehmen. Oder in den Ferritkern einen Luftspalt einfügen.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Hm hm. Die Intention war ursprünglich die stromkompensierte Drossel als 
fertiges Bauelement als Trafo zu mißbrauchen. Nun habe ich mir überlegt, 
was passiert wenn Netztransienten drüber gehen. Irgendwo hatte ich auch 
mal gehört, daß (normale Eisen-)Trafos dann als Tiefpaß reagieren und 
somit die nachfolgende Schaltung schützen (Im Gegensatz zum Verhalten 
eines SMPS).

Tja, und dann fand ich das:
http://www.ed-k.de/pages/anwendungen/beispiel-7.php

Womit meine Annahme, der proportionalen Verringerung der 
Streuinduktivität mit der Hauptinduktivität im Überlastfall auch nicht 
stimmt.

von Helge A. (besupreme)


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Wieviel Energie willst du denn übertragen? Theoretisch könnte das schon 
gehen, ich hab mal so eine Filterdrossel für eine grobe Stromanzeige 
mißbraucht. Die Sättigung war sogar gut dabei, dadurch brauchte ich kaum 
Schutzmaßnahmen für den Überlastfall.

: Bearbeitet durch User
von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Der normale Betrieb ist nicht mehr das Thema. Es geht mir nur um den 
Überlastfall.
Wenn ich mir die Kurven im obigen Link ansehe, kann ich auch nicht 
nachvollziehen, wieso das hart sein soll. Das würde ich als weichen 
Übergang bezeichnen.

von Ulrich (Gast)


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Für die Komensierte Spule sind da 2 Kurven drin. Der Übergang bei der 
Hauptinduktivität ist relativ weich, der für die Streuinduktivität ist 
aber eher hart.

Der Strom als kompensierte Drossel ist hauptsächlich thermisch begrenzt 
- da kommt man kaum in die Sättigung. Als einfache Drossel kommt man 
dagegen schon relativ schnell in Sättigung. Als Trafo missbraucht, geht 
bei Sättigung der Strom auf der Primärseite in die Höhe, auf der 
Sekundärseite kommt dann kaum noch was an - man hat eher einen 
Spannungseinbruch und davor halt die etwas zu hohe Spannung um überhaupt 
die Sättigung zu erreichen.

von Gerd E. (robberknight)


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Abdul K. schrieb:
> Also was muß man beachten, wenn es
> sicherheitstechnisch galvanisch getrennt sein muß. Doppeltes Kaptonband
> oder was?

Besser noch 2 getrennte Wickelkammern.

Aber auf jeden Fall solltest Du ein Isolationstester haben, der bis zur 
benötigten Isolationsspannung geht. Leider kann man beim Entwickeln 
(hmm, wörtlich genommen vielleicht hier etwas unpassend ;) des Trafos 
nicht beliebig mit dem Isotester dran rumbraten, nach einiger Zeit 
bricht die Isolation durch die hohe Spannung zusammen.

In der Produktion wird daher normal die Nenn-Isolationsspannung für 1 
Min. zum Test draufgegeben und das wars. Wenn die deutlich länger 
anliegt würde, wäre das Teil vorgeschädigt.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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@Ulrich:
Und hast du eine Erklärung wieso die Streuinduktivität deutlich länger 
durchhält, gleichzeitig aber viel härter abfällt?

Wenn das Sättigungsverhalten einer als Trafo mißbrauchten 
stromkompensierten Drossel so ist wie du es beschreibst, dann ist es 
genau das was ich brauche! Super! So kommt der mächtige Impuls nicht auf 
die andere Seite und muß dort umständlich unschädlich gemacht werden.


Ich bastele seit Stunden an einem nichtlinearen parametrisierbaren 
SPICE-Modell für Induktivitäten. Ist nicht ganz so einfach. Ich hasse 
den Magnetismus, liebe aber den Perfektionismus.

Dann habe ich aber erstmal nur ne Spule, nix gekoppeltes. Da fehlen mir 
noch Gedanken.


@Gerd:
Danke. Wickelkammern auf einem Ringkern? Hm. Anderer Kern. Irgendwie 
fehlen mir da einige Infos. EPCOS läßt sich die Dinger aber auch echt 
vergolden mit ca. 3,50 Euro.
Ob da die Beschriftung in Form von 1000 Jahre altem Holz in Intarsien 
drauf ist und der restliche Körper vergoldet :)

Isotester habe ich natürlich keinen.

von Ulrich (Gast)


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Die 2 Kurven haben einen anderen Strom als Parameter. Oben ist es der 
nicht kompensierte Strom, unten der kompensierte Strom. Dies erklärt 
wieso man unten viel mehr Strom braucht, und auch wieso man eine 
Stromkompensierte Drossel nutzt, wenn es geht.

Der härter Übergang kommt auch vom anderen Massstab. In der unteren 
Kurve vergrößert sich mit der Sättigung des Kern der Magnetische 
Widerstand nur wenig, weil da schon ein sehr langer Luftweg (einmal quer 
durch den Ring) drin ist. Bei der oberen Kurve verlangsamt dagegen die 
Sättigung des Kerns einen weiteren Anstieg des B Felds und damit ein 
weitere Sättigung.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Welcher Luftweg denn in einem geschlossenen Ringkern? Die Feldlinien 
verlassen den doch größtenteils gar nicht.
Meine Frage ist nun: Wenn man den Ringkern komplett in die Sättigung 
treibt, bleibt dann µr der Luft noch übrig (Also fällt die Induktivität 
NICHT bis auf Null ab) oder ist das dann auch komplett weg? Luft ist 
keine im Kern. Andererseits sind die µ-Angaben relative Faktoren. 
Multiplizieren also auf einen Referenzpunkt.
Leider gehen diese Diagramme nicht weiter. Hätte mich interessiert.

Zu diesem Thema fand ich bislang auch nichts verwertbares. Oder ich 
benutze halt die falschen Suchbegriffe.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Ich habe noch etwas im Bett drüber nachgedacht. Ich vermute es läuft 
wenn man die Drossel als Trafo benutzt, so ab:
Bei Null Strom zeigt sich die volle Nenninduktivität, die dann langsam 
aber stetig wegen dem hochpermeablen Kern absinkt auf die 
Streuinduktivität. Diese bleibt eine ganze Zeit lang relativ konstant 
trotz deutlich höher werdenden Strom. Am Ende kommt ein Punkt, an dem 
die Induktivität dann recht schlagartig vermutlich auf den Wert einer 
Luftspule (also der Kern wirkt dann nicht mehr als existentes 
Bauelement)abfällt.

Verifizieren kann ich es momentan nicht. Hatte mir ein Experiment mit 
einem 12V 50Hz Halogentrafo, einer Halogenlampe und der Drossel 
ausgedacht. Schnelles Abschätzen der Werte zeigt aber, daß man es so 
nicht messen kann.
Vielleicht klappt es eher mit einem wesentlich kleineren Ringkern eher 
für den HF-Bereich und einem Audiogenerator. Und dann mit dem Scope 
gemessen.


Tja, jetzt habe ich zwar beide Diagramme exakt gefittet auf 
entsprechende Spulen in SPICE, komme aber nicht mehr weiter wie ich das 
verschalten sollte im Ersatzschaltbild.

von K.M. (Gast)



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Abdul K. schrieb:
> http://www.ed-k.de/pages/anwendungen/beispiel-7.php

So einen Induktivitäts-Checker hab ich mir mal selbst gebaut.
Meine Vorlage war jedoch diese Version von Elm Chan:
http://elm-chan.org/works/lchk/report.html

Sehr nützlich!

(bei meiner Version muss ich noch grösser Puffer-Elkos einbauen, bzw. 
die Prüfspannung stabilisieren um mit noch grösseren Strömen testen zu 
können)

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Warum habe ich auch nicht bei Elm-Chan zuerst geschaut. Dieser Fehler in 
meinem Alter, tse tse.

Danke, werde ich mir näher durch den Kopf gehen lassen. Mittlerweile 
fand ich auch noch die Transduktor-Methode, dabei wird über eine 
Hilfswicklung ein Biasstrom durchgejagt und auf der normalen galvanisch 
getrennten Wicklung gemessen. Das geht ja dann mit jedem schnöden 
L-Meter.

OK, hier ist wohl wirklich mal experimentieren angezeigt.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Die Transduktor-Methode funzt. Ausprobiert.

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