Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Entwicklung Medizintechnik - Sicherheit


von Markus (Gast)


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Guten Morgen zusammen,

ich arbeite an einer Hochschule am Aufbau eines Studiengangs 
Medizintechnik.

Mich würde interessieren, ob mir hier jemand Hinweise geben kann, in 
welchem Maß man Sicherheitsvorkehrungen für die Arbeit der Studenten zu 
treffen hat (z.B. betreffs Hardwareeigenentwicklung, wenn ein Studi sein 
eigenes EKG zusammenbastelt). Die EN60601 wurde mir bereits anempfohlen, 
ist wohl aber eher für Entwickler relevant bezüglich des Endprodukts - 
oder liege ich da falsch?

Also anders herum gefragt: Was machen Medizintechnik-Firmen um ihre 
Entwickler zu schützen? Gibt es da etwas in der Art Best-Practices oder 
kocht da jeder sein eigenes Süppchen? Hatte überlegt mal beim TÜV 
anzufragen, jedoch werden die wohl auch eher in Richtung Endprodukt 
unterwegs sein.

Ich erwarte jetzt weniger eine Empfehlung, was man alles beachten muss 
(wird wohl utopisch sein), sondern wäre schon mehr als zufrieden, wenn 
jemand einen Hinweis geben kann, wo bzw. von wem meine Fragen 
beantwortet werden können.

Grüße
markus

von Martin (Gast)


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Stichwort Arbeitssicherheit. Mal bei den einschlägigen 
Berufsgenossenschaften und deren Versicherungen nachfragen.

von Hase (Gast)


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Hallo,

sehr wichtig ist die Kenntnis der einzelnen Normen ISO, EN und DIN. Ihre 
Kenntniss und deren Beobachtung ist eine Voraussetzung für das Arbeiten 
in diesem Gebiet. Dazu gehört auch ein gesicherter Entwicklungsprozess.

Es gibt den Studiengang bzw. die Vertiefungsrichtung Medizintechnik auch 
schon an Hoch- und Fachschzulen. Du solltest deren Erfahrungen nutzen.

von EMU (Gast)


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schau Dir mal die Literatur dazu an z.B.
E. Konecny Biomedizinische Technik

und ansonsten würde ich bei den Uni-Instituten nachfragen mit welchen 
Auflagen für den Betrieb mit Studenten die arbeiten.

Es gibt ja einig Medizintechnik / Biomedizintechnik Institute in D
Z.B. an der Uni und Fachhochschule in Lübeck
einfach nach "Biomedizintechnik Institute" googeln

von Markus (Gast)


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Ja, es erscheint sinnvoll das Know-How von anderen Hochschulen zu holen. 
Allgemeine Arbeitssicherheitsbestimmungen gibts bei uns natürlich schon, 
aber ich gehe davon aus, dass die nicht ausreichend sind für 
medizintechnisches Arbeiten.

von Kai K. (klaas)


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In der Medizintechnik gibt es bestimmte, besonders sichere 
Erdungsprinzipien, Mthoden zum Potentialsausgleich und rigurose 
Schutzisolierungen. Bespielsweise sind Y-Kondensatoren in Netzfiltern 
verboten.

Sicherheit schafft man durch konsequenten, autarken Batteriebetrieb und 
Maßnahmen zum Potentialausgleich.

Ein Anruf beim TÜV kann durchaus lohnend sein. Man wird dir dort die 
entsprechenden Normen nennen können.

von oszi40 (Gast)


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Markus schrieb:
> am Aufbau eines Studiengangs Medizintechnik.

1.Dann schau erst mal wie es die Anderen tun und studiere die ganzen 
DINs, die sicher in Eurer Uni zu finden sind. Oft verweist die Eine auf 
andere.

2.Es wird sich nicht NUR um elektrische Themen drehen. Die dort tätigen 
Studenten könnten sich ja auch auf andere Art die Pest holen. Deswegen 
sollte Dir eine Rundreise zu Deinen Fachkollegen nützlich sein und 
Lehrgeld sparen.

von Yoschka (Gast)


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Ob das nun ein Studiengang mit Medizintechnik ist, oder 
Nachrichtentechnik, oder ein Ausbildungsplatz zum 
Kommunikationselektroniker ist doch egal.

Der Arbeitsplatz muss ganz allgemein geeignet sein, Elektronik zu 
entwickeln.

von oszi40 (Gast)


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Yoschka schrieb:
> Der Arbeitsplatz muss ganz allgemein geeignet sein, Elektronik zu
> entwickeln.

Das halte ich im speziellen Fall für ein Gerücht, da bisher keiner weiß, 
ob die bloß Hirnströme von weißen Mäusen oder Ebola-Lösungen auf Werte 
prüfen sollen. Im 2. Fall wäre wohl höchste Vorsicht geboten und jedes 
infizierte Messkabel ein Risiko! Überhaupt wird nach meiner Beobachtung 
im klinischen Bereich viel desinfiziert, aber oft um die schmutzigen 
Gerätekabel ein großer Bogen gemacht! Das sollte uns zu denken geben.

von Brazzo (Gast)


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Aaaahhhhhhh..... Einen Studiengang ohne Ahnung aufbauen ... lass das 
besser sein. Lasst da einen Anderen ran. Einer der das Business kennt.

Irgendwelche Normen anschauen genuegt bei weitem nicht. Die Studenten 
schuetzen... so'n Quatsch.  Es geht um die Patienten, welche Form auch 
immer. Und wenn man sich an den Normen orientiert, ist man in der 
richtigen Richtung. Die wurden naemlich nicht einfach so aufgestellt, 
sondern haben praktische Hintergruende. Man sollte den Hintergrund der 
Normen begriffen haben, sonst sollte man's sein lassen. Allenfalls bei 
Profis in dieser richtung einen Kurs reinziehen. Ein paar Stories hier 
lesen ist nicht genug.

von Erich (Gast)


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>Aaaahhhhhhh..... Einen Studiengang ohne Ahnung aufbauen
Ja.

Oder aber zu einen Uni-v-tät fahren die das schon hat und sich dort mit 
den Leuten unterhalten und das ansehen.

Gruss

von oszi40 (Gast)


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Erich schrieb:
>>Aaaahhhhhhh..... Einen Studiengang ohne Ahnung aufbauen
> Ja.
>
> Oder aber zu einen Uni-v-tät fahren die das schon hat und sich dort mit
> den Leuten unterhalten und das ansehen.

Das ist das MINDESTE, damit man dann den Fachleuten auf die Finger sehen 
kann und ausreichend qualifizierte Fragen hat. Interessanter wird ja 
noch der Ausschreibungstext ...  Es reicht ja nicht beim Conrad einen 
Lötkolben kaufen!

von Kai K. (klaas)


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>Die Studenten schuetzen... so'n Quatsch.  Es geht um die Patienten,
>welche Form auch immer.

Na, und wer hängt wohl als erster an den selbstgebauten Geräten??

von Brazzo (Gast)


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>Na, und wer hängt wohl als erster an den selbstgebauten Geräten??

Eine Maus ? Eine Drosophila ?

von Magic S. (magic_smoke)


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> Es reicht ja nicht beim Kotzrad einen Lötkolben kaufen!
Der ist aber wenigstens immer steril. ;)

von Amateur (Gast)


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Unter vielem Anderen ist hier die Medizin-Geräteverordnung das Maß aller 
Dinge.

Alle Dinge, die mit der Behandlung zutun haben fallen hierunter. Auch 
wenn sie vielleicht nicht direkt mit dem Behandelten in Berührung 
kommen.

Das Teil ist so Umfangreich, dass, wenn sie Dir auf den Fuß fällt, die 
Augenbrauen richtig in die Höhe gehen.

von Markus (Gast)


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Ich muss meine Aussage des Eingangsposts präzisieren. Konkret geht es 
hier um die Frage, welche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden müssen, 
um ein bestehendes Elektroniklabor so um- /aufzurüsten, dass die 
Signalquelle auch ein Mensch sein kann. Es macht natürlich einen 
Unterschied, ob man sein Signal an irgendeiner Schaltung etc. abgreift 
oder via Elektroden an einem Menschen. Es geht demzufolge rein um den 
elektrischen Aspekt.

Ob hier die 60601 zum Tragen kommen muss, ist mir nicht klar. Es geht 
schließlich nicht um das Entwickeln von medizinischen Geräten mit 
Zulassung, auch nicht um das Behandeln von Patienten, sondern darum, 
dass die Studenten bei der Arbeit ausreichend geschützt sind, wenn sie 
z.B. sich selbst ein EKG schreiben. Es dürfte analog zu einer 
Entwicklungsabteilung in einem Med-Tech Unternehmen sein.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Ich glaube der OP wollte kein bla bla sondern konkrete Hinweise.

Einzuhalten sind:
Die RL 93/42/EWG, insbesondere die zuletzt geändert durch RL 2007/47/EG 
einschließlich EHSR nach NBMed/2.2/Rec 5 (Rev. 3.0)

also u.a. die:
- DIN EN 60601
- DIN EN ISO 14971
- EN ISO 14971
- MEDDEV 2.7/1
- IEC 60925

von Gebhard R. (Firma: Raich Gerätebau & Entwicklung) (geb)


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Eines der wichtigsten Utensilien sollte der Trenntrafo sein. Damit kann 
dann schon mal nicht viel passieren. Bei uns im Labor ist mal einer 
umgefallen, weil eines der selbstgebastelten Geräte einen DC Dauerstrom 
von wenigen mA ausgegeben hat. Der Professor war dann etwas bleich, doch 
dem Probanden ging's dann nach einem Bier gleich viel besser. Was ich 
damit sagen will: kleinere, harmlose Unfälle wird's immer geben, aber 
Dinge wie Netzspannung am Probanden sollte man tunlichst vermeiden.

Grüsse

von Magic S. (magic_smoke)


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Kommt auf den Probanden an! FG ;)

von holger (Gast)


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>Ob hier die 60601 zum Tragen kommen muss, ist mir nicht klar. Es geht
>schließlich nicht um das Entwickeln von medizinischen Geräten mit
>Zulassung, auch nicht um das Behandeln von Patienten, sondern darum,
>dass die Studenten bei der Arbeit ausreichend geschützt sind,

Wo ist da der Unterschied? In dem Moment wo du ein Kabel
an den Menschen anlegst solltest du dir bereits darüber im klaren
sein ob das Gerät sicher ist oder nicht. Ohne vorherige Prüfung
kannst du das nicht sein. Also das volle Programm.
Egal ob Zulassung oder nicht.

von Lothar S. (loeti)


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Die "Selbstbaugeräte" dürfen an Menschen nicht verwendet werden, auch 
nicht im Selbstversuch!

Beim Aufbau in einen Lehrlabor sind die für Lehrstätten gültigen 
Sicherheitsvorschriften anzuwenden/einzuhalten.

Die gebauten Geräte haben keine Typzulassung und dürfen daher nur an 
Simulatoren oder Tieren (Vorschriften für Tierversuche!) geprüft werden.

Außer sie werden mit einer Batteriespannung (kein Netzteil!) <= 6V 
betrieben.
Auch hier muß der max. mögliche Strom* begrenzt sein, auch im 
Fehlerfall!

Grüße Löti

*Gefährlich an einen Stromschlag ist die eingebrachte Energie, nicht 
die Spannung oder der Strom.

von Amateur (Gast)


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Ich glaube es ist völlig egal, ob die Person, der eine Elektrode 
angelegt wird, gesund oder krank ist.
Es geht dabei um das Prinzip und nicht um den relativen Abstand zum 
Nirwana.

von Lothar S. (loeti)


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> Es geht dabei um das Prinzip und nicht um den relativen Abstand zum
> Nirwana.

Nein, um einen geprüften und garantierten Sicherheitsabstand zum 
Nirwana.

Grüße Löti

von Amateur (Gast)


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Mit dem relativen Abstand meinte ich eigentlich:
Weit: Ein gesunder (auch geistig) Mensch, dem erklärt wurde was
      Sache ist. Und der auch alles Mögliche unterschrieben hat.
Nah:  Ein Kranker, der z.B. auf Strohhalme steht.

"Hä, was soll denn schon passieren"? Waren die letzten Worte des 
Probanden.

von Lothar S. (loeti)


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Ich meinte auch "um das Prinzip"... . Grüße

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