Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Aus GmbH-Jahresabschluss das durchschnittliche Gehalt herausfinden


von Ivica (Gast)


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Hallo,

ich bin auf eine interessante Stelle bei einer GmbH gestoßen. Bevor ich 
mich dort bewerbe, möchte ich mich natürlich über diese Firma 
informieren. Jetzt habe ich hier schon mal gelesen, dass man über den 
Jahresabschluss (via www.bundesanzeiger.de) an die Personalkosten der 
Firma kommen kann. Die Personalkosten dividiert durch Anzahl Mitarbeiter 
gibt dann schon einmal einen Vergleichswert (zum Beispiel gegenüber 
meinem aktuellen Arbeitgeber).

Den Jahresabschluss von 2011 habe ich jetzt vor mir liegen, aber da 
steht nirgends etwas von Personalkosten. Kann mir jemand einen Tipp 
geben?

Vielen Dank

von Ich (Gast)


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Bei Dienstleitern (Leihbuden) kann man bei Umsatz/Mitarbeiter zumindest 
im Vergleich Rückschlüsse auf die Firma und deren Gehältern ziehen.

Sonst hat ein Überschuss mit den Gehältern nichts zu tun, genauso haben 
Umsatz und Gewinn ohne Kenntnis der Firma keine Ausagekraft.

VW/Porsche da gab es mal mehr Gewinn als Umsatz.

von Steel (Gast)


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Mittelwerte sagen nichts aus...

von Rudi Radlos (Gast)


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Ivica schrieb:
> gibt dann schon einmal einen Vergleichswert (zum Beispiel gegenüber

Statistik glauben??? Manchmal weiß jedoch die zuständige Gewerkschaft 
etwas mehr über eine Firma zu berichten.

von Marx W. (Gast)


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Der Bundesanzeiger gibt nur die Pflichtangaben wieder.
Personalkosten bekommst du nur über die Informationen für "Investors" 
raus.
Da wird dann die MA-Zahle genannt. Ist die Firma in einer Branche tätig 
die man kennt, so kann man auch aus Umsatz/MA auf die Gehälter 
schließen. Aber man sollte schon gute BWL-Kenntnis haben um aus den 
Angaben der Firmen auf die Gehälter zu schließen, den Firmen zahlen 
Marktpreise! Also nur dass was am Markt "üblich" ist!

von Otto (Gast)


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Ivica schrieb:
> Den Jahresabschluss von 2011 habe ich jetzt vor mir liegen, aber da
> steht nirgends etwas von Personalkosten. Kann mir jemand einen Tipp
> geben?

die Personalkosten stehen in der GuV, diese müssen aber nur 
Kapitalgesellschaften aber einer bestimmten Größe veröffentlichen. Wie 
schon erwähnt wurde, kann man aus dem Umsatz von Dienstleistern oder IT 
Beratungen grob auf die Gehälter dort schließen. Bei vielen anderen 
Unternehmen die nicht so sehr lohnintensiv sind, ist das schwer möglich. 
In der Metall- und Elektrobranche liegen die Lohnkosten bei ca. 20-30% 
der Gesamtkosten. Noch krasser ist es z.B. im Handel, da sind die 
Umsätze pro Mitarbeiter sehr hoch, die Löhne aber nicht.

Auch geht dieser Trick mit dem ersten Anhaltspunkt nur für Unternehmen 
die eine homogene Mitarbeiterstruktur haben, z.B. Leihbude mit 200 
Mitarbeitern, davon 180 Leihingenieure. Dann kann man vom 
durchschnittlichen Gehalt in etwa auf das Gehalt schließen. Übrigens, 
bei den Personalkosten darauf achten, ob da die Lohnzusatzkosten schon 
drin sind oder nicht. Meist werden diese extra ausgewiesen.

Bei Produktionsbetrieben, wo es viele nicht-akademische Angestellte und 
Arbeiter gibt, gibt das durchschnittliche Gehalt zumindest auch eine 
erste Näherung ob da eher gut oder schlecht bezahlt wird. In einem 
Produktionbetrieb wo nur die Minderheit Ingenieure bzw. 
Hochqualifizierte sind, aber der Durchschnitt 50k verdient, zahlt z.B. 
im Schnitt eher gut.

von Ivica (Gast)


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Danke für Eure Antworten.
Otto, danke für Deine ausführliche Erklärung.

von Size always matters (Gast)


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Man kann sich hauptsächlich an der Branche und der Firmengröße 
orientieren. Je kleiner, desto weniger Gehalt, skaliert fast linear. 
Firmen beispielsweise im Maschinen- oder Metallbau unter 75 Mitarbeiter 
kann man knicken. Mit viel Glück gibt's 60 Prozent des umgerechneten 
Stundenlohns, sprich alle Geldleistungen berücksichtigt und durch die 
Jahresarbeitszeit dividiert, eines IGM-Vetrages. Dazu bei Krisen schnell 
das kleine Eigenkaptial weg und dann weg vom Fenster, sprich Insolvenz.
Im E-Technikbereich gilt die Regel nur sehr bedingt, da kann man selbst 
in Startups gut verdienen mit moderatem Arbeitseinsatz. Noch mehr gilt 
das für die IT-Branche. Aber Konzern ist immer das Nonplusultra, 
einziger Nachteil ist, dass man halt nur sehr spezialisiert arbeitet 
oder man ist Führungskraft. Viele mögen das aber, im Gegensatz zum 
Mädchen bzw. Depp für Alles, wie es bei den Kleineren abläuft. Da ist 
man dann Entwickler, Dolmetscher, BWLer, Jurist - alles in einem. 
Jedenfalls wird interdisziplinäre Begabung dort sehr groß geschrieben, 
schließlich muss man Geld sparen.

von Bavaiar (Gast)


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Das glaubt ihr halt immer.. ich bin in einem Konzern tätig und 
wahrscheinlich hattet ihr bis vor 10 Jahren Recht mit der Annahme über 
die Gehaltsvergleiche.
Mittlerweile haben auch die Konzerne nichts zu verschenken. Da werden 
Stellen ausgeschrieben mit Entgeltgruppen, wie sie vor kurzem noch für 
einfache Techniker vorgesehen waren. Dafür wollen die ganz locker einen 
universitären Master haben.

Und wisst ihr was? Die finden zu den Bedingungen sogar ganz viele, die 
das machen wollen!

Warum?

von Size always matters (Gast)


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Bavaiar schrieb:
> Mittlerweile haben auch die Konzerne nichts zu verschenken. Da werden
> Stellen ausgeschrieben mit Entgeltgruppen, wie sie vor kurzem noch für
> einfache Techniker vorgesehen waren. Dafür wollen die ganz locker einen
> universitären Master haben.

Wenn die Tätigkeit nach der Bewertung halt nur Technikerstatus hat, ist 
das ja auch legitim. Master kann man verlangen, das sortiert schon mal 
die vielen Bachelor und Techniker raus. Bringt ja nix, wenn sich auf 
eine Stelle 1000 Mann bewerben. So ist man vielleicht nur noch bei 200.
Es sei denn, man mauschelt bei der Arbeitsplatzeinstufung. Normalerweise 
müsste da aber der BR dahinter sein. Selbst wenn gemauschelt wird, 
Technikerstufe bedeutet immer noch ca. 40.000 Euro für 35 h bei 30 Tagen 
Urlaub. Ist im Vergleich zum Mittelstand immer noch Wellness. Da gibts 
40 h, oft zu Beginn nur 26 Tage Urlaub, der sich dann nach 5 Jahren 
Betriebszugehörigkeit um 1 Tag steigert bis auf 28 und solche Scherze.
Und keine Anonymität in einem großen Zahlenhaufen, sondern alles schön 
tranparent und Geschäftsführung und Inhaber schauen einem ganz genau auf 
die Finger.

von Christoph B. (christophbudelmann) Benutzerseite


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Ivica schrieb:
> ich bin auf eine interessante Stelle bei einer GmbH gestoßen. Bevor ich
> mich dort bewerbe, möchte ich mich natürlich über diese Firma
> informieren. Jetzt habe ich hier schon mal gelesen, dass man über den
> Jahresabschluss (via www.bundesanzeiger.de) an die Personalkosten der
> Firma kommen kann.

Kann man nicht - das grenzt an Kaffeesatz lesen, wenn man es probiert.

Die veröffentlichte Bilanz stellt nichts anderes als eine 
Zusammenfassung von Vermögen (Aktiva) und Schulden (Passiva) zu einem 
Stichtag da.

von Otto (Gast)


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Christoph Budelmann schrieb:
> Kann man nicht - das grenzt an Kaffeesatz lesen, wenn man es probiert.
>
> Die veröffentlichte Bilanz stellt nichts anderes als eine
> Zusammenfassung von Vermögen (Aktiva) und Schulden (Passiva) zu einem
> Stichtag da.

wie schon oben erwähnt, es hängt von der Größe der Kapitalgesellschaft 
ab. Ab einer bestimmten Größe müssen Kapitalgesellschaften auch die GuV 
(Gewinn und Verlust Rechnung) veröffentlichen und dort stehen auch die 
Personalkosten. Ebenfalls müssen Firmen, wenn sie die GuV 
veröffentlichen müssen, auch die Anzahl der FTEs publizieren. FTEs sind 
vollzeitäquivalente Mitarbeiter, bedeutet 2 Teilzeitkräfte gleich 1 FTE. 
Hat ein Unternehmen also 6 Mio Personalkosten zzgl. Sozialversicherung, 
und 100 FTEs, verdient der Durchschnitt dort 60k Brutto. Wenn diese 100 
Mitarbeiter z.B. zum Großteil Ingenieure/Informatiker sind, kann man 
damit grob einschätzen, was man da so verdienen kann. Aber handelt es 
sich z.B. um einen Produktionsbetrieb mit 50 Mio Personalkosten zzgl. 
Soz.Vers. und 1000 Mitarbeitern, wovon viele Facharbeiter sind und eher 
wenige Ingenieure, dann ist das auch ein guter Anhaltspunkt, dann weiß 
man dass der Schnitt 50k verdient und bei einem geringen Anteil von 
Hochqualifizierten, bedeutet dass, dass die Firma auch eher gut zahlt, 
z.B. IG Metall Tarif. Wenn dagegen ein Betrieb mit 1000 FTEs und vielen 
Arbeitern Personalkosten in Höhe von 30 Mio hat, weiß man, dass der 
Schnitt dort nicht so pralle verdient, also auch Ings/Infs 
wahrscheinlich nicht so sehr. Gibt sicher auch immer Ausnahmen, aber 
meist verdient man auch als Ing/Inf dort schlecht, wo allgemein schlecht 
verdient wird und umgekehrt.

von oszi40 (Gast)


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1.Was nützt viel Geld wenn das Klima in der Firma nicht stimmt?
2.Gute Jobs sind oft schnell weg und "gut dotierte" müssen nicht immer 
Spaß machen. Man nennt das auch "Schmerzensgeld".

von Otto (Gast)


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oszi40 schrieb:
> 1.Was nützt viel Geld wenn das Klima in der Firma nicht stimmt?
> 2.Gute Jobs sind oft schnell weg und "gut dotierte" müssen nicht immer
> Spaß machen. Man nennt das auch "Schmerzensgeld".

aber was wenn das Gehalt nicht stimmt und das Klima scheiße ist? oder 
die Arbeit keinen Spaß macht? warum muss sich das eine mit dem anderen 
ausschließen?

"Gute Jobs sind schnell weg" dann muss man eben auch schnell sein. Das 
ist halt typische Michael S. denke. Wäre ja bedingungsfeindlich, wenn 
man schnell sein müsste. Zumal Michael S. sowieso nicht in einer guten 
Firma arbeiten könnte, wo man gut verdient und wo ein gutes Klima 
herrscht, weil sonst würde er den ganzen Tag in der Firma rumforschen, 
wo den hier der Haken sei ^^

von Christoph B. (christophbudelmann) Benutzerseite


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Otto schrieb:
> wie schon oben erwähnt, es hängt von der Größe der Kapitalgesellschaft
> ab. Ab einer bestimmten Größe müssen Kapitalgesellschaften auch die GuV
> (Gewinn und Verlust Rechnung) veröffentlichen und dort stehen auch die
> Personalkosten.

Das ist richtig, nur meine Antwort bezog sich primär auf die 
Eingangsfrage. Ich denke mal nicht, dass die aufgekommen wäre, wenn 
Mitarbeiter und Personal ausgewiesen gewesen sind.

von Otto (Gast)


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Christoph Budelmann schrieb:
> Das ist richtig, nur meine Antwort bezog sich primär auf die
> Eingangsfrage. Ich denke mal nicht, dass die aufgekommen wäre, wenn
> Mitarbeiter und Personal ausgewiesen gewesen sind.

in dem Fall wäre es in der Tat Kaffeesatzleserei. Man könnte höchstens 
mit Branchenkennzahlen arbeiten, also wie hoch die Lohnquote am Umsatz 
bzw. an den Gesamtkosten ist. Rein über den Umsatz kann man höchstens 
Extreme rausfinden. Ich kenne z.B. ein mittelständisches Softwarehaus, 
was pro Mitarbeiter (ca. 80% davon sind studierte 
Informatiker/Mathematiker/Physiker) gerade mal 70-80k UMSATZ macht. Dann 
ist auch klar, dass man dort auf gar keinen Fall ein IG Metall 
Arbeitnehmerdisneyland Gehalt bekommen kann, da der Laden tief schwarze 
Zahlen schreibt und auch noch weitere Kosten außer Personal zu tragen 
hat.

von Gerald (Gast)


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Der Fred ist zwar schon älter und ich bin grade zufällig 
drübergestolpert, aber ich finds schon lustig, wie viel Hirnwichserei 
wg. dieser Frage veranstalten kann. Für mich ist die Sache einfach... In 
einer fiktiven Firma mit 100 MA und 4 Mio. Löhne und Gehälter verdient 
der Durchschnitt 40k. Wenn ich eine überdurchschnittliche Qualifiktation 
und durchschnittliche Berufserfahrung habe und man bietet mir 36k 
Jahresgehalt, dann werde ich verarscht und muss mir um das Unternehmen 
keine Gedanken mehr machen.

von Cyborg (Gast)


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Eher findet man die komplexe Formel aus Douglas Adams Roman,
wo das Ergebnis 42 ist. ;-b

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