Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Freilaufdiode auch bei Relais an Open-Collector-Ausgang notwendig?


von Manfred H. (manfred8534)


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Hallo!

Wie im Artikel hier beschrieben
https://www.mikrocontroller.net/articles/Relais_mit_Logik_ansteuern#Freilaufdiode
sind Freilaufdiode sehr wichtig wenn man z.B. Relais an Digital-Ausgänge 
von ICs anschließt. Den Grund verstehe ich vermutlich. Aber was ist wenn 
man Relais mit separater Stromversorgung an Open-Collector-Ausgänge 
hängt? Ist in diesem Fall auch eine Freilaufdiode notwendig? Z.B. der IC 
läuft mit 5V und am Open-Collector-Ausgang sind max. 24V/50mA erlaubt. 
Als Laie klingt das für mich, dass dieser Ausgang ohnehin einiges 
aushält und die Schaltung quasi schon außerhalb der internen 
IC-Strom/Spannungs-Welt läuft.

Danke!

von Michael W. (Gast)


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Manfred Heidener schrieb:
> Hallo!
>
> Wie im Artikel hier beschrieben
> 
https://www.mikrocontroller.net/articles/Relais_mit_Logik_ansteuern#Freilaufdiode

> Ist in diesem Fall auch eine Freilaufdiode notwendig?



Wenn du öfter als 1x schalten möchtest - ja ;-)
Es geht nicht darum was die externe Versorgung "aushält", sondern der 
schaltende Part.

von Marek N. (Gast)


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Halt doch mal den Finger über die Relaiskontakte, wenn das Relais 
abschaltet. Wenn du springst, waren es wohl mehr als 24 V. Der 
Transistor kann leider nicht wegspringen.

Also, die Freilaufdiode soll den Rückschluss sicher stellen, damit die 
im Magnetfeld gespeicherte Energie sich freilaufen kann.

von Markus (Gast)



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Manfred Heidener schrieb:
> Aber was ist wenn
> man Relais mit separater Stromversorgung an Open-Collector-Ausgänge
> hängt? Ist in diesem Fall auch eine Freilaufdiode notwendig?

Ja, eine Freilaufdiode braucht es zwingend (oder eine andere wirksame 
Lösung).
Ausser die Freilaufdiode ist schon im IC integriert, wie z.B. beim 
ULN2003.
Aber auch da kann es u.U. notwendig sein, eine zusätzliche an der Spule 
zu platzieren (z. B. wenn unter Spannung getrennt wird).

von Manfred H. (manfred8534)


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Danke für eure Antworten!

Hätte nicht gedacht dass da so hohe Spannungen entstehen. Dachte wenn 
der Open-Collector ohnehin sogar 24V aushält, wird er auch die 
"Relais-Rück-Spannung" aushalten.

von Helmut L. (helmi1)


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Manfred Heidener schrieb:
> Z.B. der IC
> läuft mit 5V und am Open-Collector-Ausgang sind max. 24V/50mA erlaubt.
> Als Laie klingt das für mich, dass dieser Ausgang ohnehin einiges
> aushält und die Schaltung quasi schon außerhalb der internen
> IC-Strom/Spannungs-Welt läuft.

Der Ausgang haelt dann 24V aus, das reicht aber bei weitem nicht die 
induzierte Spannung des zusammenbrechenden Magenetfeldes auszuhalten.
Beim abschalten deines Relais werden Induktionsspannung von einigen 
1000V auftreten und die zerstoeren deinen Ausgang.

Uab = L * di/dt

Damit kann man diese Spannung berechnen.

Uab = deine Induzierte Spannung beim abschalten
L = die Induktivitaet deiner Relaisspule.
di/dt  = Die Geschwindigkeit mit der sich der Strom abbaut in der Spule.

von Manfred H. (manfred8534)


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Interessant, danke!

Ist es eher üblich oder unüblich dass die Dioden im Relais schon drinnen 
sind? Vermutlich steht das in den Datenblättern, aber wie findet man 
schnell jene mit eingebauter Diode? Haben die einen eigenen Namen?

von Martin V. (oldmax)


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Hi
Na ja, so wirklich habt ihr es noch nicht erklärt, aber da erinnere ich 
mal an den Physikuntericht Thema "Spannung durch Induktion". Da war die 
Rede, wie schnell eine Kupferleitung durch das Magnetfeld gezogen wurde 
und analog dazu die induzierte Spannungshöhe. So etwas passiert auch bei 
einer Abschaltung eines Magnetfeldes in einem Relais und es ist auch 
nicht nur ein einziger Leiter im Magnetfeld, sondern entsprechend der 
Anzahl Wicklungen auf der Relaisspule. Nun wird beim Abschalten 
schlagartig eine Magnetfeldänderung herbeigeführt. Da auch der 
Stromkreis hochohmig wird, kann die Spannung auch nicht begrenzt werden 
und geht gegen unendlich.(theoretisch) Na ja, ein Finger auf einer 
Relaisspule in diesem Zeitraum wird vermutlich gar nichts spüren, weil 
da ja auch wieder ein Widerstand im Stromkreis liegt und der Strom 
verhindert, das die Spannung wirklich soweit ansteigen kann, das es 
bemerkt wird. Ein Halbleiter aber hat Sperrschichten. Diese sind 
hochohmig, bis die Spannung soweit angestiegen ist, das die Sperrschicht 
"durchschlagen" wird. Das ist wie ein Kurzschluss im Hochspannungskeis. 
Es sind zwar keine langen Kurzschlüsse, tausend mal kürzer wie ein 
Wimpernschlag, aber es genügt, um eine Sperrschicht dauerhaft zu 
schädigen. Wie arbeitet nun eine Freilaufdiode? Nun, sobald die Spannung 
ca. 0,7 V übersteigt, wird sie leitend. Da hinter der Induktionsspannung 
nur eine geringe Leistung steckt, wird die Diode auch nicht zerstört. 
Sie verhindert aber, das die Induktionsspannung über die 
Durchlassspannung steigt, eben bei den genannten 0,7 V bleibt. Das ist 
der Sperrschicht aber so ziemlich egal, denn sie wird dadurch nicht 
geschädigt.
Wenn man nun betrachtet, das die Diode entgegen der Einschaltspannung, 
da wird die Induktion durch den Spulenwiderstand begrenzt liegt, ist 
auch klar, das die Abschaltinduktionsspannung entgegen der 
Einschaltspannung liegt. Aber das hat der Physikunterricht ja auch 
gezeigt, das bei einem Richtungswechsel der Leiterschleife im Magnetfeld 
sich die Spannung auch gedreht hat.
Gruß oldmax

von Harald W. (wilhelms)


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Manfred Heidener schrieb:
> Interessant, danke!
>
> Ist es eher üblich oder unüblich dass die Dioden im Relais schon drinnen
> sind?

Unüblich. Da solche Dioden recht klein sind, kann man sie eigentlich
immer noch irggendwo unterbringen, z.B. direkt unter der Platine
zwischen die Relaisanschlüsse löten.
Gruss
Harald

: Bearbeitet durch User
von Omron (Gast)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Manfred Heidener schrieb:
>> Interessant, danke!
>>
>> Ist es eher üblich oder unüblich dass die Dioden im Relais schon drinnen
>> sind?
>
> Unüblich. Da solche Dioden recht klein sind, kann man sie eigentlich
> immer noch irggendwo unterbringen, z.B. direkt unter der Platine
> zwischen die Relaisanschlüsse löten.
> Gruss
> Harald

Bei vielen OMRON Relais G6K... sind die Freilaufdioden integriert.
Wenn die Spule recht klein ist macht es Sinn. Meist ist dann der + Pol 
an der Relais-Spule gekennzeichnet.

von Rudolph (Gast)


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Omron schrieb:
> Bei vielen OMRON Relais G6K... sind die Freilaufdioden integriert.

Bei dem G6K-2P auf jeden Fall nicht, auch wenn das Ding gepolt ist.

von Garden (Gast)


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Wozu benötigt man eine Freilaufdiode.

Video:

http://et-tutorials.de/721/wozu-benotigt-man-eine-freilaufdiode/

von c-hater (Gast)


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Manfred Heidener schrieb:

> Hätte nicht gedacht dass da so hohe Spannungen entstehen.

Tja, es hat schon seine Nachteile, wenn man etwas tut, von dem man nicht 
wirklich etwas versteht...

von Harald W. (wilhelms)


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c-hater schrieb:

> Tja, es hat schon seine Nachteile, wenn man etwas tut, von dem man nicht
> wirklich etwas versteht...

Dieser Satz trifft auf einige Politiker wohl auch zu :-)
Gruss
Harald

von Wolfgang (Gast)


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Manfred Heidener schrieb:
> Hätte nicht gedacht dass da so hohe Spannungen entstehen.

Dann hast du vielleicht in der 9 Klasse irgendetwas nicht mitbekommen. 
Da sollte einem in der Schule das Induktionsgesetz lt. Lehrplan zum 
ersten Mal begegnen.

von Politiker (Gast)


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>Dieser Satz trifft auf einige Politiker wohl auch zu

Warum gehst du eigentlich nicht in die Politik und machst alles besser?

von Wilhelm F. (Gast)


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Die Freilaufdiode muß nur den Einschaltstrom durch die Spule aus halten 
können, höher wird der bei Abschaltung nicht mehr.

Manchmal ist eine Freilaufdiode aber auch hinderlich und unerwünscht. 
Bspw. wenn jemand mit einem Transistor eine Zündspule schaltet. Die 
hätte ja mit Freilaufdiode keine Sekundärspannung mehr, und wäre 
nutzlos. Da macht man einen Snubber RC-Glied an die Basis des 
Transistors, der die Abschaltflanke etwas abflacht und gerade noch so 
steil werden läßt, daß die Induktionsspannung den Transistor gerade so 
nicht zerstört. Man nimmt aber dort schon Hochspannungstransistoren, 
damit der Effekt nicht zu gering wird.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Eine einfache Freilaufdiode führt auch zu einer merklichen Verzögerung 
der Abschaltzeit des Relais/Elektromagneten, da ja der Strom 
aufrechterhalten wird.

Aus diesem Grund bietet es sich in einigen Fällen an, statt einer 
normalen Diode eine Z-Diode oder einen Varistor zu nehmen. Ggf. klemmt 
man das Relais mit einer normalen Diode auch nicht gegen seine eigene 
Versorgungspannung, sondern gegen eine höhere Spannung, die im System 
vorliegt.

von Wilhelm F. (Gast)


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Andreas Schweigstill schrieb:

> Eine einfache Freilaufdiode führt auch zu einer merklichen Verzögerung
> der Abschaltzeit des Relais/Elektromagneten, da ja der Strom
> aufrechterhalten wird.
>
> Aus diesem Grund bietet es sich in einigen Fällen an, statt einer
> normalen Diode eine Z-Diode oder einen Varistor zu nehmen. Ggf. klemmt
> man das Relais mit einer normalen Diode auch nicht gegen seine eigene
> Versorgungspannung, sondern gegen eine höhere Spannung, die im System
> vorliegt.

Zur gezielten Abfallverzögerung schloß man früher in reinen 
Relaissteuerungen auch die Relaisspule ganz kurz. Telefonanlagen. Es 
konnte da auf dem Relais aber auch eine Wicklung sein, die sofort kurz 
geschlossen verdrahtet wird. Dann ist es auch eine Anzugsverzögerung.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Bei einigen alten Telefonrelais wurde auch unter der Wicklung ein 
Kupferring aufgebracht, um Anzug und Abfall gezielt zu verzögern. Als 
Konrad Zuse seinen ersten Rechner baute, musste er leider feststellen, 
solche Relais erhalten zu haben.

Infolgedessen mussten seine Mitarbeiter und er äußerst zeitaufwändig 
alle Relais händisch abwickeln, den Kupferring entfernen und 
anschließend wieder neu bewickeln.

von Wilhelm F. (Gast)


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Andreas Schweigstill schrieb:

> Bei einigen alten Telefonrelais wurde auch unter der Wicklung ein
> Kupferring aufgebracht, um Anzug und Abfall gezielt zu verzögern.

Das wollte ich gerade noch schnell ergänzen, aber du kamst mir zuvor.

Die Kupferdämpfung war eine einfache Kupferfolie, die in einer Lage um 
den Anker gewickelt war. Das machte man bei Relais, die immer garantiert 
An- und Abfallverzögerung haben mußten, und so eine Kupferfolie ist 
billiger, als eine Wicklung, die man dann doch kurz schließt.

von Wolfgang (Gast)


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Andreas Schweigstill schrieb:
> Eine einfache Freilaufdiode führt auch zu einer merklichen Verzögerung
> der Abschaltzeit des Relais/Elektromagneten, da ja der Strom
> aufrechterhalten wird.

Man kann in Serie zur Diode einen Widerstand schalten, der so bemessen 
ist, dass der Spannungsabfall bei max. Spulenstrom niemandem schadet. 
Die zusätzlichen Verluste beim Abschalten verringern die 
Abschaltverzögerung deutlich.

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