Kürzlich holte ich mein altes Analog-Oszi HM 1005 (3 Kanäle, 100 MHz, war mal richtig nobel, heute natürlich veraltet) aus dem Schrank, um eine Lorenz-Attraktor-Simulation anzuzeigen, das sieht auf einem Digitaloszi halt einfach nicht so gut aus. Kurz nach dem Einschalten stank es schon nach Elektrik (hätte auch einfach Staub sein können) und Kanal 1 zeigte nur 0V an. Ich sah das Teil schon im Elektroschrottcontainer, neben dem beschränkten Nutzen sah ich die Chancen für eine Reparatur in diesem mit unzähligen Leiterplatten vollgestopften Analogbergwerk ziemlich niedrig. Aber man hat ja seinen Ehrgeiz, wäre doch gelacht... beim Auseinanderbauen (schon die Frontplatte mit ihren -zig Spannzangenknöpfen ist ein Erlebnis) klapperte schon etwas, was mich hätte stutzig machen sollen. Tatsächlich roch der Eingangsverstärker (schön ein eigenes Modul) von Kanal 1 nach verbrannter Elektrik. Da ich Schalt- und Bestückungspläne hatte (in der Anleitung!) und der Eingangsverstärker mit nur 6-poligem Flachbandkabel angeschlossen war, dachte ich, dass ich die +-12V Versorgung mal anschliesse und schaue, was sich so tut. Auf der -12V gar nichts, während +12V 50 mA zog. Im Fall eines Halbleiterschadens wäre das Modul wohl für die Tonne gewesen, die exotischen Transistorarrays (im 8-poligen runden Metallgehäuse) gibt es vermutlich schon 20 Jahre nicht mehr! Wie sich zeigte, war ein 6.8-Ohm-Serienwiderstand der -12V-Versorgung nicht bestückt... er hatte sich ausgelötet (bedrahtetes Bauteil)! Neuen Widerstand einlöten brachte erwartungsgemäss nichts, viel zu viel Strom und ein stinkender Widerstand. Nach längerem Suchen fand ich heraus, dass ein 100uF/25V-Elko einen satten Kurzschluss hatte! Elko getauscht, Kiste zusammengeschraubt (viele Schrauben und Knöpfe) und das Teil lief wieder. Frage in die Runde: Hattet Ihr das auch schon mal - ein alter Elko mit Kurzschluss? Und ich rede nicht von alten Dampfradios, sondern halbwegs moderner Ware. Irgendwo stand, dass sich bei langer Nichtbenutzung die Isolationsschicht auflösen könnte, aber das wäre ja gar nicht lustig. Kommt so etwas öfters vor? - Martin
Martin schrieb: > Irgendwo stand, dass sich bei langer Nichtbenutzung die > Isolationsschicht auflösen könnte, aber das wäre ja gar nicht lustig. > Kommt so etwas öfters vor? Ist normal. Elkos die länger liegen sollte man wenn möglich mit niedriger Spannung formieren, also die Oxidschicht wieder aufbauen. Suche mal nach "Elko formieren".
Udo Schmitt schrieb: > Ist normal. Elkos die länger liegen sollte man wenn möglich mit > niedriger Spannung formieren, also die Oxidschicht wieder aufbauen. So etwa hatte ich das auch gelesen. Aber das würde ja heissen, das man Geräte mit Elkos nicht 10 Jahre im Schrank lagern kann und dann wieder benutzen - das wäre ja schlimm! Mein Oszi lag zudem nicht so lange im Schrank, vor 1-2 Jahren hatte ich es sicher schon einmal eingeschaltet.
Martin schrieb: > So etwa hatte ich das auch gelesen. Aber das würde ja heissen, das man > Geräte mit Elkos nicht 10 Jahre im Schrank lagern kann und dann wieder > benutzen Exakt so ist es. Wer Baugruppen für E-Bedarf vorhält, der muss die auch alle paar Jahre mal bestromen. Bzw einen Dienstleister damit beauftragen. Bei fast allen Baugruppen oder Steuergeräten, die als Ersatzteile vertrieben werden, ist eine "unpowered storage time" spezifiziert. Leder kommt diese Info nur in den seltensten Fällen beim Endkunden an.
Martin schrieb: > Hattet Ihr das auch schon mal - ein alter Elko mit > Kurzschluss? Was für ein Elko -- Aluminium oder Tantal? Aluminium : noch nicht, die waren eher nur kapazitätsarm/-los Tantal : ist mir zweimal passiert, auch ohne lange Standzeit.
Ich hatte das mal bei einem Hifi-Kassettendeck der 80er Jahre, TEAC irgendwas. War laut Vorbesitzer rund 10 Jahre nicht in Betrieb gewesen. Das war ein richtig "schöner" Fehler weil der 1. Elko nicht an einer Betriebsspannung lag sondern mit einem Vorwiderstand einen Tiefpaß für einen Steuerleitung bildete und 2. keinen satten Kurzschluß hatte sondern sich normal bis zu ein paar Volt aufladen konnte und dann mehr oder weniger zufällig durchbrach. Starttaste gedrückt, Band läuft normal für eine Sekunde oder so und Klack - Stop.
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