Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Cos Phi bei Tiefbrunnenpumpe


von Carlos (Gast)


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Ich habe in Spanien eine 3-phasische Tiefbrunnenpumpe (1,5 KW, 400 Volt, 
4,2 A) mit Motorschutzeinrichtung installiert.
Nun erscheint häufig die Fehlermeldung : cos phi minus
Was bedeutet das in diesem Fälle und was kann ich dagegen tun ?

von Helge A. (besupreme)


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Erscheint diese Fehlermeldung auf einem dazu gehörenden Motorcontroller?

Das hört sich an, als wäre die Pumpe überlastet.

Vielleicht ist die maximale Förderhöhe überschritten, oder der 
Gegendruck ist zu groß. Ist der Brunnen trocken oder der Filter dicht?

von Carlos (Gast)


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Danke für deine Antwort.
Der Brunnen ist 60 m tief und nicht trocken ! Die Pumpe hat eine 
Förderhöhe von 110 m und  fördert 3 qm pro Stunde und ist fabrikneu. Ich 
dachte, sie könnte damit überdimensioniert sein, denn der Widerstand in 
der Leitung ist gering ?
Kann eine Pumpe " unterfordert" sein ??

von Magic S. (magic_smoke)


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Hast Du kein Handbuch zu der tollen Steuerung? Da müßte drinstehen was 
das bedeutet und wie man es behebt.

von oszi40 (Gast)


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Wenn ich so 60m lese, dann sollte der Kabelquerschnitt so gewählt sein, 
daß noch ausreichend Spannung da unten ankommt. Bei 2,5mm² scheint mir 
das schon grenzwertig, da der Anlaufstrom meist recht hoch ist bei der 
recht hohen Wassersäule. In diesem Fall würde ich erst mal Nachbarn 
kontaktieren wie die das gelöst haben.

von Carlos (Gast)


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Leider steht im Handbuch überhaupt nichts darüber und der Kundendienst 
der Fa  GRUNDFOS verweist mich auf Fachleute vor Ort !! (In einem Dorf 
in Andalusien !!)

Das Kabel ist Original GRUNDFOS.

von Peter II (Gast)


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hast du nicht einen link zur Motorschutzeinrichtung?

von Davis (Gast)


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Mach' es doch nicht so spannend und nenn' den Typ der Pumpe.

von Nicolas S. (Gast)


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Carlos schrieb:
> Förderhöhe von 110 m

Föderhöhe = Höhe, bei der nichts mehr rauskommt.

von oszi40 (Gast)


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> verweist mich auf Fachleute vor Ort !! (In einem Dorf in Andalusien !!)
Netzspannung gemessen bei eingeschalteter und ausgeschalteter Pumpe? Es 
würde mich nicht wundern wenn nur ein "Klingeldraht" im Dorf verlegt 
wurde und nie die volle Spannung unten ankommt.

von Patrick (Gast)


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Nicolas S. schrieb:
>> Förderhöhe von 110 m
>
> Föderhöhe = Höhe, bei der nichts mehr rauskommt.

Japp - d. h. auf Erdniveau schafft die Pumpe einen Überdruck von 0,5 Bar 
- das ist nicht gerade üppig, hängt aber von der weiteren Installation 
ab, ob es ausreicht (lange, vergleichsweise dünne Leitungen zum 
Verbraucher fressen diesen Druckunterschied schnell auf).

On topic: Messe bitte einmal die Spannung bzw. deren Verlauf am Ausgang 
der Steuerung/Schutzeinrichtung im Anlaufmoment; sonst können wir hier 
nur raten.

von Patrick (Gast)


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Patrick schrieb:
> Überdruck von 0,5 Bar

Bah... wer rechnen kann... Überdruck von 5 Bar natürlich! -> Ist 
vollkommen in Ordnung.

von Gill Bates (Gast)


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Moin,

so eine Pumpenmotor ist auch nur ein Mensch - wenn er unterfordert ist, 
isses nix und wenn er überfordert ist, auch nicht.

Im Klartext: Eine Pumpenkennlinie hat drei Bereiche:

- Einen links mit hoher Förderhöhe und geringer Fördermenge. In diesem 
Bereich ist die Leistungsaufnahme niedrig und der cos phi ebenfalls. Der 
Betrieb in diesem Bereich ist nicht gesund, da ein sehr hoher Axialschub 
entsteht und die Motorlager belastet. Der Motorschutz sollte in diesem 
Bereich abschalten

- Einen idealen Bereich von ca. 30-120% der Nennfördermenge mit 
mittlerer Förderhöhe und mittlerer Fördermenge. In diesem Bereich geht 
die Leistungsaufnahme bis zur Nennleistung und der cos phi ist hoch. Der 
Betrieb in diesem Bereich ist gesund, und vorgesehen. Der Motorschutz 
sollte in diesem Bereich nicht abschalten.

- Einen Überlastbereich ab ca. 120% der Nennfördermenge mit geringer 
Förderhöhe und hoher Fördermenge. In diesem Bereich geht die 
Leistungsaufnahme über die Nennleistung hinakus, der Motor wird 
überlastet und der cos phi fällt wieder ab. Der Betrieb in diesem 
Bereich ist nicht gesund, da der Motor überladtet wird. Der Motorschutz 
sollte in diesem Bereich abschalten

von Gill Bates (Gast)


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Ich vergaß zu erwähnen: Der cos phi von Unterwassermotoren ist eher 
lausig (~0,6-0,8, im teillastbereich noch niedriger) - wenn das 
Motorschutzgerät nicht vom Pumpenhersteller kommt, ist es möglicherweise 
einfach zu hoch eingestellt.

von Carlos (Gast)


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Danke an euch alle für die sehr hilfreichen Tips und Hinweise :
Die Pumpe ist eine GRUNDFOS SP 3A-25, das Originalkabel hat 4 x 1,5 qmm 
(70 m) !
Werde jetzt einige Tests durchführen . Nochmals Danke.

von U. B. (Gast)


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> Der cos phi von Unterwassermotoren ist eher
> lausig (~0,6-0,8, im teillastbereich noch niedriger)

Sieht so aus >>

Die o.a. Daten 1,5 kW, 400 Volt, 4,2 A bedeuten eine Scheinleistung von
2,9 kvar, ergo wäre bei einem Wirkungsgrad von 80%

cos(φ) = 1,5kW / (0,8 * 2,9kvar) = 0,65

von Peter II (Gast)


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U. B. schrieb:
> Die o.a. Daten 1,5 kW, 400 Volt, 4,2 A bedeuten eine Scheinleistung von
> 2,9 kvar, ergo wäre bei einem Wirkungsgrad von 80%

was hat der Wirkungsgrad mit dein cos phi oder der Scheinleistung zu 
tun?

eine Schaltung kann auch bei 0.1Cos phi 100% Wirkungsgrad haben.

von U. B. (Gast)


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Beim 3~Motor wird i.d.R. angegeben:

Nenndrehzahl, Nennspannung U, Nennstrom I, Nennabgabeleistung P, 
Leistungsfaktor cos(φ).

In diesem Fall fehlt der Leistungsfaktor, zu dessen Abschätzung kann man 
ja z.B. 80% Wirkungsgrad annehmen, 100% sind da weniger realistisch.

Es gilt der Zusammenhang:

P = √3 U I η cos(φ)

von b35 (Gast)


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Wenn als Fehlercode in der Anzeige des MP 204 (ziemlich „intelligentes“* 
Teil) eine 113 A (Fehler=Trip) oder 113 E (Warnung=Warning) angezeigt 
wird ist die Bedeutung nicht „cos phi minus“ sondern „cos phi min.“ 
(min. = Minimum), dieser  wird unterschritten.
Minus und Minimum ist schon ein Unterschied.

Die Werkseinstellung ist 0.4 für min. und 0.99 für den max. Wert.
Die anderen Parameter/Grenzwerte sind auch einstellbar.

Nach der Standard Zeit von 5s (Warning) wird dann abgeschaltet (Trip).

Neben der Stromaufnahme wird über den cos phi eine Verstopfen, der 
Leerlauf oder andere Fehler überwacht.

Du kannst die Trip Time höher setzen, cos phi min. niedriger wählen, 
nach anderen Ursachen (Stopfer, kein Wasser, etc.) suchen. Mit ersteren 
Einstellungen wird natürlich die Schutzfunktion reduziert.


*: Es detektiert  misst  speichert

Überlast
Unterlast (Trockenlauf)
Übertemperatur Motor
Phasenausfall
Drehfeldrichtung
Überspannung
Unterspannung
Netzspannung
Netzstrom
cos phi
ungleichmässiger Phasenstrom (DS Betrieb)
Wert Betriebskondensator! (WS Betrieb)
Wert Anlaufkondensator! (WS Betrieb)
Isolationsfehler
Netzwerkunterbrechung
Oberwellen
Anzahl Starts
Betriebsstunden
usw.

Lese doch mal die Betriebsanleitung, da steht noch mehr (ich arbeite 
nicht bei Grundfos).

von Gill Bates (Gast)


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Der Motor MS 402 hat folgende Werte (aus Datenblatt)

Nennstrom 4,2A

Wirkungsgrad 50% - 68%
Wirkungsgrad 75% - 73%
Wirkungsgrad 100% - 75%

cos phi 50% - 0,50
cos phi 50% - 0,64
cos phi 50% - 0,75

Der Spannungsverlust über die 70m leitung dürften ca. 1,5% sein.

von Carlos (Gast)


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Besonderen Dank an  b35 für deine sehr ausführliche und exakte 
Darstallung!
Ich weiß jetzt, was ich zu tun habe !

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