Forum: Offtopic Zwei Rohrlüfter hintereinander. Doppelte Luftleistung?


von J. A. (gajk)


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Ich möchte Luft über ein 50er KG-Rohr absaugen und über ca. 3 m Strecke 
nach außen führen.

Hierzu möchte ich einen 50er-PC-Lüfter hernehmen, den ich über 
Adapterstücke in den Rohrquerschnitt setze (Festinstallation).

Nun meine Frage: Wenn ein Lüfter nicht langen sollte könnte ich ja zwei 
nehmen.

Ergibt dies die doppelte Lüftungsleistung (in m³/h)? Oder kommt es ggf. 
zusätzlich darauf an, ob ich die zwei Lüfter in einem bestimmten Abstand 
zueinander montiere (alle 1 m z. B.).

von Magnus M. (magnetus) Benutzerseite


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Mal überlegen:

- Man nehme zwei Autos mit einer Vmax von 200Kmh.
- Man verbindet beide Autos mit einer Abschleppstange.
- Beide Autos werden mit je einem Fahrer besetzt.
- Beide Fahrer werden angewiesen ihr Fahrzeug auf Höchstgeschwindigkeit
  zu beschleunigen.

Frage:  Wird dieses Gespann auch nur annähernd 400Kmh erreichen?

von c. m. (Gast)


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Magnus M. schrieb:
> Frage:  Wird dieses Gespann auch nur annähernd 400Kmh erreichen?

nein, aber die doppelte anzahl leute transportieren.

on topic - in geeigentem abstand sollten zwei lüfter mehr bringen als 
einer. der erste saugt ein und presst ins rohr, der zweite saugt aus dem 
rohr und sorgt dafür das der erste in einen unterdruck presst.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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J. Ad. schrieb:
> Ich möchte Luft über ein 50er KG-Rohr absaugen und über ca. 3 m Strecke
> nach außen führen.

Ich glaube, daß wir das Thema schon hatten. Hier hilft nur Querschnitt; 
50mm sind viel zu wenig, vor allem bei 3m Strecke. Da brauchst Du 
erheblich mehr Lüfterleistung als sie die üblichen "Rohrlüfter" bringen.

Auch ein Hintereinanderschalten von Lüftern bringt nichts, schließlich 
drehen beide mit der gleichen Drehzahl und haben den gleichen 
Anstellwinkel bei ihren Flügeln.

Um bei 3m Wegstrecke überhaupt noch einen wahrnehmbaren Effekt zu haben, 
solltest Du aber den Durchmesser mindestens verdoppeln.

Du kannst ja auch einfach mal experimentieren: Nimm einen 
Staubsaugerschlauch, klemm einen Dir geeignet erscheinenden Lüfter dran 
und untersuche, was da noch gesaugt wird.

von Stefan M. (derwisch)


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Das hintereinanderschalten von 2 oder mehr Lüftern im Rohr bringt schon 
was.
Es wird nämlich die Luftsäule die im Rohr "geschoben" werden muss mit 
mehr Kraft transportiert. ( Zwei Loks am Güterzug... ).
Klar, es wird trotzdem niemals mehr Luftvolumen/Zeit transportiert, als 
einer der Lüfter dies im Idealfall könnte.

Bei 3m Rohr sind 2 oder mehr Lüfter aber nicht falsch.

In langen Tunnels sind an der Decke oft auch viele gleichartige Lüfter 
installiert, damit die Luft mit genügend Kraft in Bewegung gehalten 
wird.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Ganz simpel. Wenn du den Massenstrom verdoppeln möchtest, schaltest du 
zwei Lüfter parallel. Wenn du den Druck verdoppeln möchtest, schaltest 
du zwei Lüfter in Reihe. Da es dir offensichtlich um die 
„Lüftungsleistung“ also den Massenstrom geht – Parallelschaltung.

von Blauer B. (blauer_blaubaer)


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2 Lüfter hintereinander bringt durchaus etwas, allerdings muss man 
dazwischen die in Rotation versetzte Luft wieder geraderichten, so wie 
es in mehrstufigen Verdichtern (z.B. dem Verdichter eines 
Strahltriebwerks) allgemein gemacht wird.

Als einfache Lösung würde sich z.B. 3 oder 4 in der Mitte 
ineinandergesteckte Pappkartonstücke anbieten, welche man zwischen die 
beiden Lüfter hängt:
1
\|/
2
───
3
/|\
4
5
Lüfter 1; oben gezeigtes Teil (ca 20-30cm lang) Lüfter2

: Bearbeitet durch User
von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Blauer Blaubär schrieb:
> 2 Lüfter hintereinander bringt durchaus etwas, allerdings

Bitte nicht nur um des Schreibens schreiben. Das war gerade kompletter 
Unsinn. Die Leitschaufeln in mehrstufigen Verdichtern dienen zur 
Druckerzeugung. Sie wandeln den dynamische Druck in statischen Druck um. 
Die Luft muss nicht zwangsläufig drallfrei in die nächste Stufe 
einströmen. Die geometrischen Verhältnisse des Vordralls werden über den 
Schaufeleintrittswinkel eingestellt. Aber auch bei mehrstufigen 
Verdichtern gilt: Eine Reihenschaltung dient nur der Druckerhöhung nicht 
der Vergrößerung des Massenstroms.

von Michael B. (laberkopp)


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J. Ad. schrieb:
> Ergibt dies die doppelte Lüftungsleistung

Nein, deutlich weniger.

von Timm T. (Gast)


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Joe G. schrieb:
> Eine Reihenschaltung dient nur der Druckerhöhung nicht
> der Vergrößerung des Massenstroms.

Achne?

Wenn ich zwei Batterien in Reihe schalte, fließt über einen Widerstand 
nicht ein höherer Strom?

Recht hast Du bei sowas wie Gehäusebelüftung, da hier der Widerstand 
sehr klein ist. Da setzt man Lüfter parallel ein, so wie man mehrere 
Batterien parallelschaltet, wenn man bei kleinem Widerstand ausreichend 
Strom braucht.

In seinem Fall bestimmt aber der Innenwiderstand des Rohres und der 
damit verbundene Druckverlust (Spannungsabfall) den Massendurchsatz 
(Strom). Also: Höhere Spannung => höherer Strom.

Allerdings wird sich der Durchsatz nicht verdoppeln, da der 
Innenwiderstand überproportional mit dem Strom steigt.

von Purzel H. (hacky)


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Zu jedem Luefter gibt es ein Druck-Massenstrom-Diagramm. Das sollte man 
mal konsultieren. Das besagt eigentlich fast alles.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Timm Thaler schrieb:
> Wenn ich zwei Batterien in Reihe schalte, fließt über einen Widerstand
> nicht ein höherer Strom?

Bei dieser Betrachtung ist die Batterie eine ideale Spannungsquelle. 
Damit kann ein unendlich großer Strom bereitgestellt werden. Der 
tatsächliche Strom ergibt sich natürlich aus dem externen Widerstand.
Ein (Axial)lüfter ist jedoch keine ideale Druckquelle. Damit ist der 
maximale Massenstrom begrenzt. Eine Druckverdopplung verdoppelt also 
nicht den Massenstrom.

Timm Thaler schrieb:
> In seinem Fall bestimmt aber der Innenwiderstand des Rohres und der
> damit verbundene Druckverlust (Spannungsabfall) den Massendurchsatz
> (Strom). Also: Höhere Spannung => höherer Strom.

Der Innenwiderstand ist fast Null.

Axiallüfter 50 mm Durchmesser, 50 mm KG Rohr, 10 m lang
Vp=15.8 m³/h
T=20 Grad
p=1 bar

Druckverlust bei 10 m Rohrlänge 0.2 mBar (!) also fast nichts.

von Paule H. (stk500-besitzer)


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ich kenne das Hintereinanderschalten von Lüftern aus dem Bereich der 
Vakuumgeneratoren in Flugzeugen (Vakuum für die Fäkaltanks...).
Da sind auch zwei Lüfterscheiben hintereinander auf einer Welle montiert 
und machen richtig "Dampf".
Da haben die Lüfterräder aber auch eine etwas andere Form als die von 
Rohrlüftern.

von Uhu U. (uhu)


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Rufus Τ. Firefly schrieb:
> Auch ein Hintereinanderschalten von Lüftern bringt nichts

Der zweite Lüfter arbeitet als Generator ;-)

von Timm T. (Gast)


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Joe G. schrieb:
> Bei dieser Betrachtung ist die Batterie eine ideale Spannungsquelle.

Hab es gerade ausprobiert: Es funktioniert auch mit realen Batterien. 
Macht jede Taschenlampe so. Also echte Taschenlampen, von früher, vor 
der Taschenlampen-App.

Joe G. schrieb:
> Eine Druckverdopplung verdoppelt also
> nicht den Massenstrom.

Hab ich doch oben geschrieben, dass mit einer Erhöhung, aber nicht mit 
Verdopplung zu rechnen ist.

Joe G. schrieb:
> Druckverlust bei 10 m Rohrlänge 0.2 mBar (!) also fast nichts.

Dann empfehle ich Dir mal das Datenblatt zu z.B. 
http://www.reichelt.de/Luefter/FAN-ML-5010-12/3//index.html?ACTION=3&GROUPID=3385&ARTICLE=76107&SHOW=1&OFFSET=500&;

Dein fast Nichts sind 2mm WS. Da hat sich der Durchsatz dieses Lüfters 
laut Diagramm schon fast halbiert.

Bei diesem Langsamläufer 
http://www.reichelt.de/Luefter/FAN-ML-5015-12-S/3//index.html?ACTION=3&GROUPID=3385&ARTICLE=110413&SHOW=1&OFFSET=500&;
ist bei 1.5mm WS Ende im Gelände.

Ok, 3m Rohr würde der wohl schaffen. Dann darf aber kein Bogen drin 
sein, und schon gar nicht so was Garstiges wie ein Filter.

Du scheinst die Drücke, die diese Art Lüfter aufbauen können, gewaltig 
zu überschätzen.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Timm Thaler schrieb:
> Du scheinst die Drücke, die diese Art Lüfter aufbauen können, gewaltig
> zu überschätzen.

Vielen Dank für die sehr lehrreiche Unterweisung. Die Taschenlampen APP 
hatte mich geblendet.

von J. A. (gajk)


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Ich werde es die Tage ausprobieren.

Eigentlich wollte ich als einen Lüfter nen kalten Fön hernehmen und den 
entsprechend drosseln. Aber das Teil, das ich aufgeschraubt habe, hat 
wohl Lüfter und Heizung irgendwie in Reihe geschaltet, so dass ich wenig 
begeistert bin das Dings weiter zu zerlegen und nicht zu wissen, mit 
wieviel Volt der Motor zufrieden ist.

Ich werde Abluftversuche machen und hier berichten.

von Timm T. (Gast)


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J. Ad. schrieb:
> wohl Lüfter und Heizung irgendwie in Reihe geschaltet,

Das ist üblich, die Heizung ist der Vorwiderstand für den Motor.

> begeistert bin das Dings weiter zu zerlegen und nicht zu wissen, mit
> wieviel Volt der Motor zufrieden ist.

Probiers halt aus. Direkt an die Motoranschlüsse löten und eine 
Eisenbahntrafo als Spannungsquelle. Der Fön darf natürlich nicht 
eingesteckt sein.

Allerdings dürfte der Fön einen noch schlechteren Durchsatz haben, 
sobald das Gehäuse ab ist, und mehr Krach macht er auch.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Weg von Taschenlampenbatterien, zurück zur eigentlichen 
Aufgabenstellung.
Die Originalfrage lautete ja:
Zwei Rohrlüfter hintereinander. Doppelte Luftleistung?

Zu dem Verhalten von idealen Quellen hatte ich ja schon etwas gesagt. 
Nutzt man nun reale Quellen, also z.B. den Lüfter aus 
http://www.reichelt.de/Luefter/FAN-ML-5010-12/3//index.html?ACTION=3&GROUPID=3385&ARTICLE=76107&SHOW=1&OFFSET=500&;, 
dann ergibt sich für die Fragestellung die folgende Lösung. Wer mag, 
kann ja selber mit LTspice rechnen.

1. Volumenstrom bei einem Lüfter 0.351 m³/s
2. Volumenstrom bei Reihenschaltung 0.387 m³/s
3. Volumenstrom bei Parallelschaltung 0.505 m³/s

Fazit: Die Reihenschaltung ist nicht zu empfehlen.

von Purzel H. (hacky)


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Irgend eine Elektrosimulation kann's nicht sein. Nehmt zumindest sowas.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Siebzehn mal Fuenfzehn schrieb:
> Irgend eine Elektrosimulation kann's nicht sein. Nehmt zumindest sowas.

Wir nehmen eine reale Lüfterkennline (z.B. deine oder die, mit der ich 
oben gerechnet habe) und benutzen den scharfen Blick eines Ingenieurs. 
Was erkennen wir? Eine ideale Spannungsquelle mit linearem 
Innenwiderstand. Dann nehmen wir den Strömungswiderstand eines 
hydraulisch glatten Rohres als nichtlinearen Widerstand (proportional 
zum Massenstromquadrat) und erstellen ein Netzwerk aus den drei 
Bauelementen. Ob das Netzwerkanalyseprogramm (LTspice) ursprünglich für 
elektrische Probleme programmiert wurde ist der dahinterliegenden Physik 
egal. Das Ergebnis ist trotzdem korrekt.
Der Ingenieur darf gerne auch ab und zu über seinen eigenen Tellerrand 
schauen.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Für alle Zweifler.

von Timm T. (Gast)


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Joe G. schrieb:
> 3. Volumenstrom bei Parallelschaltung 0.505 m³/s

Du hast dabei nur eine winzige Kleinigkeit vergessen: Für zwei Lüfter 
parallel brauchst Du auch zwei 50er Rohre. Du hast aber nur ein Rohr.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Timm Thaler schrieb:
> Du hast dabei nur eine winzige Kleinigkeit vergessen: Für zwei Lüfter
> parallel brauchst Du auch zwei 50er Rohre. Du hast aber nur ein Rohr.

Das hast du jetzt aber nicht ernst gemeint oder?

von Timm T. (Gast)


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Joe G. schrieb:
> Das hast du jetzt aber nicht ernst gemeint oder?

Doch, natürlich. Luft verhält sich da nicht so ideal wie Deine Simu. 
Wenn Du den Querschnitt änderst, halbiert sich der Massenstrom. Von so 
kleinen Dreckeffekten wie Druckverringerung und Verwirbelung mal 
abgesehen.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Timm Thaler schrieb:
> Doch, natürlich. Luft verhält sich da nicht so ideal wie Deine Simu.
> Wenn Du den Querschnitt änderst, halbiert sich der Massenstrom. Von so
> kleinen Dreckeffekten wie Druckverringerung und Verwirbelung mal
> abgesehen.

Mache dir doch bitte mal die Mühe zu lesen was ich geschrieben habe.
Die Simulation verwendet die reale Lüfterkennlinie. Das Rohrmodell 
verwendet das Modell eines nichtlinearen Strömungswiderstandes. Dort 
sind die Effekte wie laminare oder turbulente Strömung über die 
Reynoldszahl erfasst, die Grenzschichtströmung in der Wandnähe über 
einen Rohrreibungskoeffizienten, Verwirbelungen über den Turbulenzgrad, 
der Druckabfall über die Bernoulli Gleichung, die dynamische Viskosität, 
die Dichte der Luft bei 20 Grad… Diese Simulation kommt der Realität 
schon recht nah. Deine von dir aufgeführten Dreckeffekte sind also schon 
enthalten. Selbstverständlich schaltet man zwei Lüfter nicht über einen 
Carnot Diffusor zusammen. Doch diese Frage stand auch nicht im Raum.
Doch zurück zur fachlichen Diskussion. Was sollte denn aus deiner Sicht 
an meinem Modell verbessert werden und wie konkret?

: Bearbeitet durch User
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