Hallo Gemeinde, ich habe dieses Forum irgendwann per Zufall entdeckt und schon des Öfteren gute und verständliche Erklärungen auf meine Fragen bekommen. Nun habe ich es wieder mit einem für mich unverständlichen Phänomen zu tun und hoffe auf eine Aufklärung: Wir haben für unserere kleine Tochter eine Spielzeuguhr in Krokodilsform im Bad an die Wand geklebt. Das Problem ist, dass das Ding in einem halben Jahr um 20min falsch geht. Was ich über "Quartzuhren" weiss ist, dass als Zeitbasis in der Regel ein so genanntes Uhrenquartz mit 32,xxx kHz verwendet wird, dessen Frequenz dann runtergeteilt wird, um auf eine Sekunde zu kommen. Das scheint ja in der Regel auch zu funktionieren. Was also kann bei der Krokodilsuhr falsch laufen, damit eine solche Gangabweichung zustande kommt? Temperatur? Luftfeuchtigkeit?, ??? Vielleicht etwas rätselhaft, aber umso mehr freue ich mich auf eure Antworten. Gruß Manne
>Was also kann bei der Krokodilsuhr falsch laufen, damit eine solche >Gangabweichung zustande kommt? Temperatur? Luftfeuchtigkeit? 20min auf ein halbes Jahr sind rund 70...80ppm. Das ist ziemlich normal für eine billige Uhrenquarzschaltung.
Kai Klaas schrieb: > 20min auf ein halbes Jahr sind rund 70...80ppm. Das ist ziemlich normal > für eine billige Uhrenquarzschaltung. Aber jede 08/15 Armbanduhr geht wesentlich genauer.
20 Minuten Gangabweichung im halben Jahr sind definitiv zuviel. Realistisch wären maximal etwa 30 Sekunden pro Monat bei einem einfachen Quarzuhrwerk, also drei Minuten in sechs Monaten. Auch herrschen innerhalb einer Wohnung normalerweise keine extremen Temperaturdifferenzen, die eine Abweichung in der genannten Grössenordnung erklären könnten. Bisweilen reagieren Quarzuhrwerke mit einer Fehlfunktion bereits bei leichtem Abfall der Betriebsspannung, wobei die Kapazität der Batterie bei weitem noch nicht ausgeschöpft sein muss.
Technischer Laie schrieb: > Kai Klaas schrieb: >> 20min auf ein halbes Jahr sind rund 70...80ppm. Das ist ziemlich normal >> für eine billige Uhrenquarzschaltung. > > Aber jede 08/15 Armbanduhr geht wesentlich genauer. Nee - Das muss nicht wirklich so sein... 20Min in einem halben Jahr ist zwar nicht wenig, aber nicht wirklich ungewönlich. Hast halt ein Gerät erwischt dessen Quarz am äussersten Ende des Toleranzbereiches liegt. Natürlich hätte der Hersteller auch ein, zwei oder gar drei Klassen besser kaufen können, aber das hätte dann wieder einen Cent pro Uhr mehr gekostet. Und auch so liegen dann 75% der gebauten Uhren ja recht gut im rennen, wer ein schlechtes Modell erwischt hat halt Pech... Denn bei solchen Massenhaft gefertigten Standardquarzen geht es bei Einstufung der Qualität weniger um den einzelnen Quarz sondern um den Grad der Maximal vorkommenden Abweichung bei den Ausreissern... Luftfeuchtigkeit und Temperaturwechsel sind zwar auch nicht Ideal, aber das alleine bewirkt keine so deutliche Abweichung. Aber das ist bei billigen Armbanduhren auch nicht anders. Nur wenn man da ein schlechtes Teil erwischt merkt man die Abweichung viel schneller und stellt die nach. Anders als bei einer Uhr die irgendwo still vor sich hin tickt. Gruß Carsten
außerdem haben Armbanduhren (ganz gleich ob billig oder teuer) den unbestreitbaren Vorteil, nahezu thermostatisiert auf Hauttemperatur zu laufen. Das steigert die Genauigkeit mit ein und demselben Quarz ganz beträchtlich. Die in Uhren verwendeten 32768 Hz Quarze sind Stimmgabelschwinger und haben einen beträchtlichen Temeraturgang. die erwähnten 70-80ppm kommen da durchaus schnell mal zusammen. Deshalb sind die gleichartigen Quarze der meist auf Mainboards verbauten RTCs auch so viel ungenauer als jede billige Quarzarmbanduhr, im PC gibts ganz andere Temperaturschwankungen, als am Handgelenk. Wer's genauer will nimmt 'ne RTC mit TCXO, wie z.B. DS3232 oder DS3231 von Maxim. Die sind für 0-40°C auf +/-2ppm spezifiziert, was eine maximale Gangabweichung von 63s im Jahr bedeutet. In der Praxis hatte ich bei Einsatz im Wohnraum bislang maximal die Hälfte, etwa 2s im Monat.
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Technischer Laie schrieb: > Vielleicht etwas rätselhaft, aber umso mehr freue ich mich auf eure > Antworten. Wo ein Quarz ist, ist auch ein Kondensator, die auch hohe temperaturabhängige Abweichung haben können. Kommt beides zusammen also Quarz der hart an der Toleranzgrenze liegt plus Kondensator mit Toleranz im 10-20% Bereich gibts grosse Abweichungen. Da in Spielzeug nur der billigste Kram verbaut ist kommt sowas dabei heraus. Der Laie denkt halt "Quartz = extrem super genau, fast wie Atomuhr".
20 Minuten erscheinen mir ebenfalls ein wenig zu hoch... Gerade im Bad sind regelrechte Sprünge bei Temperatur und Luftfeuchte an der Tagesordnung. Man sollte auch das, im Kleingedruckten vorkommende, "nicht kondensierend" nicht unterschätzen.
Schwen Gel schrieb: > Der Laie denkt halt "Quartz = extrem super genau, fast wie Atomuhr". Ja, ich hab mal gehört, im Quarz sollen auch Atome sein. :-) Gruss Harald
@Harald
>Ja, ich hab mal gehört, im Quarz sollen auch Atome sein. :-)
Das Stimmt wohl, aber die ticken halt nicht ganz richtig.
Ist die Uhr analog oder digital? Ich hab eine Analoguhr, die geht um Minuten vor, wenn die Batterie zu Ende geht.
Mahlzeit, ich schließe mich da mal meinen Vorrednern an, da wird wohl ein besonders schönes Beispiel fernöstlicher Präzision an Quarz verbaut sein. Grundsätzlich wäre es mit etwas handwerklichem Geschick und einem Lötkolben möglich, den Quarz gegen ein anderes Exemplar zu tauschen. Das kann die Sache verbessern oder aber halt verschlechtern. Ob sich das lohn ist dann halt eine andere Frage. Ansonsten vielleicht mal reingucken, ob das ein normales Uhrwerk im "Standardformat" - also diese irgendwie immer gleiche schwarze Box - ist. Da kann man dann eventuell eins aus einer Funkuhr einklipsen und die Sache ist gegessen. Grüße Andreas
Technischer Laie schrieb: > Aber jede 08/15 Armbanduhr geht wesentlich genauer. z.T. weil die -wenn denn am Arm getragen- eine besser definierte und konstante Umgebung haben. Im Bad mit wechselnder Temperatur können die Umgebungsbedingungen schon stark schwanken und die Abweichungen so größer sein.
Michael_ schrieb: > Ich hab eine Analoguhr, die geht um Minuten vor, wenn die Batterie zu > Ende geht. das ist typisch für viele Quarzoszillatoren, wenn die keine extra geregelte Betriebsspannung bekommen... Die fangen das große Rennen an, wenn die Spannung zu weit absinkt. Hatte das mal in meinem Auto (Golf IV). Eine Zelle der Autobatterie war komplett verreckt und kurzgeschlossen (was ich zunächst nicht wußte). Das Auto startete und fuhr völlig problemlos. Nur die !@#!!! Digitaluhr in der Instrumententafel ging pro Monat um 10 Minuten vor! (was einen kirre macht, weil die blöde Uhr nur vor aber nicht zurückstellbar ist.) irgendwann bemerkte ich den Defekt, denn der Akku gaste wie verrückt (kein Wunder wo er ja jetzt mit gut 2V zuviel geladen wurde) Nach dem Tausch der Autobatterie lief die Uhr sofort wieder mit normaler Quarzuhrgenauigkeit.
Bei einem alten PC hatte ich mal die ungenaue Uhr korrigiert, indem ich einen der beiden Kondensatoren neben dem Quarz durch einen einstellbaren Kondensator ausgetauscht habe. Damit konnte ich die "Geschwindigkeit" der Uhr justieren. Vielleicht besteht bei der blöden Spielzeuguhr auch diese Möglichkeit. Oder einfach mal nur den Quarz austauschen.
Michael_ schrieb: > Vielleicht ist gar kein Quarz drin? Nein, steht doch schon in der Überschrift: Da ist ein Quar-t-z drin. :-) Gruss Harald
Man muß wirklich unterscheiden zwischen Armbanduhren und irgendwelchen Toys. Armbanduhren müssen deutlich genauer sein, weil sie sich sonst nicht verkaufen. Aber in einem Toy kann wirklich der erbärmlichste Müll versenkt sein.
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