Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik 200 MHz verstärken AD8000


von schrammler (Gast)


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Hallo Leute,

ich versuche derzeit eine 200 MHz Wechselspannung deren Amplitude zw. 0 
und 300 mV schwankt zu verstärken. Dazu habe ich mir die Schaltung im 
Anhang entwickelt und aufgebaut, welche das Eingangssignal um den Faktor 
4 auf 0 ... 1,2 V verstärken sollte. Allerdings erhalte ich am Ausgang 
des OPV ein Rechtecksignal mit ca. 8 MHz. Diese ist außerdem noch 
unabhängig vom Eingangssignal. D. h. ich erhalte auch bei 1 kHz 
Eingangsfrequenz die 8 MHz am Ausgang.

Der Ausgang des OPV ist derzeit unbelastet, d. h. ich habe nur das Oszi 
angeschlossen.

Kann mir jemand sagen was ich falsch mache bzw. was ich verbessern kann? 
Der AD8000 ist ein current feedback OPV. Ich habe bisher noch nie mit 
solchen OPVs gearbeitet. Ich vermute daher das ich noch einen Fehler in 
der Schaltung habe.

von Stampede (Gast)


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V- braucht auch Kondensatoren:

Datenblatt:
Power supply bypassing is a critical aspect of the PCB design
process. For best performance, the AD8000 power supply pins
need to be properly bypassed.
A parallel connection of capacitors from each of the power
supply pins to ground works best. Paralleling different values
and sizes of capacitors helps to ensure that the power supply
pins “see” a low ac impedance across a wide band of frequencies.
This is important for minimizing the coupling of noise into
the amplifier. Starting directly at the power supply pins, the
smallest value and sized component should be placed on the
same side of the board as the amplifier, and as close as possible
to the amplifier, and connected to the ground plane.

Das Oszi würde ich auch mal auf Rin = 50 Ohm umstellen.

von schrammler (Gast)


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Erst einmal Vielen Dank für die schnelle Antwort!

Ich habe die zusätzlichen C's auf meiner Leiterplatte eingefügt und auch 
das Oszi auf 50 Ohm Eingangswiderstand umgeschaltet. Leider hat das mein 
Problem noch nicht beseitigt.

von W.S. (Gast)


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Dann schleife in den OpV-Ausgang ziemlich direkt am Pin des OpV nen 
kleinen Widerstand (z.B. 47 Ohm) ein. Die vom Input unabhängigen 8 MHz 
sehen für mich aus wie ein klassischer Clapp-Oszillator mit dem 
Ausgangskabel als L, der Kabelkapazität als C und den Streukapazitäten 
als Mitkopplung. Der o.g. Widerstand dient dazu, die Güte dieses 
Schwingkreises herabzusetzen.

Bedenke mal, daß der AD8000 ein echtes UHF-Bauteil ist.

Ach ja, den R33 ersetze durch nen simplen Leiterzug. Der E+ des AD8000 
hat so etwa ne ohmsche Impedanz von 3 MOhm und ca. 3..6 pF (wenn ich 
mich recht erinnere).

W.S.

von Kai K. (klaas)


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>ich versuche derzeit eine 200 MHz Wechselspannung deren Amplitude zw. 0
>und 300 mV schwankt zu verstärken.

Du brauchst ein Layout mit einer durchgehenden Massefläche, die nur im 
Bereich der verstärkungsbestimmenden Widerstände Aussparungen hat. Im 
Anhang ist ein Beispiel gezeigt.

Dann mußt du jeden Versorgungsspannungsanschluß einwandfrei entkoppeln. 
Setze besser keine Parallelschaltung von unterschiedlichen Caps ein, 
weil das die Gefahr von Resonanzen in sich birgt. Verwende lieber eine 
große keramische Kapazität in einer kleinen Bauform (0603 oder 0805), 
die du direkt von den Anschlüssen zur Massefläche lötest. Wenn das nicht 
reicht, schalte eine weitere identische Kapazität parallel und sorge für 
gleich lange (oder besser gleich kurze!) Anschlüsse.

Der Grund der Schwingung ist aber wahrscheinlich der direkte Anschluß 
des Tastkopfs mit seiner unzulässigen kapazitiven Last an den Ausgang 
des OPamp. Das mögen diese OPamp garnicht. Die korrekte Art ist der 
Anschluß einer korrekt terminierten 50R-Leitung, wie in figure 52 des 
Datenblatts gezeigt. Wenn du dennoch einen hochohmigen Tastkopf 
anschließen willst, dann mußt du in den Ausgang noch einen Widerstand 
einlöten. So 22...33R sollten genügen, hängt aber bei einer "current 
feedback" Geschichte ganz vom OPamp ab.

Desweiteren empfehle ich immer Pi-Filter in den Zuleitungen der 
Versorgungsspannungsanschlüsse, damit längere Leitungen zum 
Labornetzteil nicht zur Antenne werden oder wiederum ungesunde 
Resonanzen bilden können.

Natürlich ist auch der Anschluß des Eingangs nicht unkritisch. Da sollte 
eigentlich auch eine korrekt terminierte 50R-Leitung sitzen, es sein 
denn du hast den Treiber wirklich direkt vor den Eingang gelötet.

Diese ultraschnellen OPamps verlangen HF-mäßige Aufbauten mit sauber 
terminierten "transmission lines" und Platinen mit durchgehenden 
Masseflächen. Die kannst du nicht wie normale Opamps beschalten oder 
irgendwo dein Oszi in die Schaltung hängen.

von Rainer Z. (razi)


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schrammler schrieb:
> Allerdings erhalte ich am Ausgang des OPV ein
> Rechtecksignal mit ca. 8 MHz. Diese ist außerdem noch
> unabhängig vom Eingangssignal.

Logisch. Die Schaltung schwingt.

> Der Ausgang des OPV ist derzeit unbelastet, d. h. ich
> habe nur das Oszi angeschlossen.

Das ist ein fundamentaler Irrtum. Wenn Du den Oszi mit
einem normalen 1:1-Tastkopf angeschlossen hast, dann ist
Dein Verstärkerausgang signalmäßig kurzgeschlossen.

Rechne einfach mal den Scheinwiderstand eines typischen
1:1-Tastkopfes (150pF) bei 200MHz aus.

von schrammler (Gast)


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Vielen Dank für die Hinweise! Ich bin gerade dabei diese in einem neuen 
Layout umzusetzen. Ich melde mich wieder wenn ich fertig bin.

Noch etwas zu dem Oszi-Tastkopf:
Ich nutze einen aktiven 10:1 1GHz Tastkopf mit 1MOhm und 0,9pF 
(TETRIS1000). Meint ihr das der trotz der besseren Parameter der Grund 
für das Schwingen sein kann?

von W.S. (Gast)


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Ja. Selbstverständlich.

Schau dir doch mal die klassische Schaltung des Colpitts- und des 
Clapp-Oszillators an. Dann siehst du, daß die Leitungslänge vom 
OpV-Ausgang bis in den tastkopf hinein das Schwingkreis-L darstellt und 
die Tastkopf-Kapazität das dazugehörige C. Ich kenne genau DIESE 
Schwingereien aus eigener Erfahrung. Also schleife am OpV-Ausgang nen 
kleinen R in die Leitung und du wirst sehen, es geht plötzlich alles 
gut.

W.S.

von schrammler (Gast)


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So, das neue Layout ist fertig. Die neue Beschaltung des AD8000 habe ich 
mit angehängt.
Nach den ersten Tests verhält sich der OPV-Ausgang leider immer noch 
nicht wie gewünscht. Bei einem 10KHz Eingangssignal (Vss=200mV) erhalte 
ich den Signalverlauf im Anhang. Irgendwie sieht es so aus als ob den 
10KHz etwas aufmoduliert wird. Bin leider ratlos was die Ursache sein 
kann.

von Kai K. (klaas)


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>So, das neue Layout ist fertig. Die neue Beschaltung des AD8000 habe ich
>mit angehängt.

Hast du alle Verbesserungsvorschläge und Hinweise umgesetzt? Zeig uns 
doch mal dein Layout und ein Bild von deinem Aufbau. Immer noch keine 
korrekt terminierte 50R Leitung am Eingang und Ausgang verwendet??

>Irgendwie sieht es so aus als ob den 10KHz etwas aufmoduliert wird.

Bei digitalen Oszis immer von der kleinsten Ablenkzeit zu größeren 
variieren, sonst erkennst du Aliasingprodukte (Schwebungen mit der 
Abtastfrequenz) nicht als solche. Wenn wirklich eine HF-Schwingung am 
Ausgang ist, erkennst du sie so am ehesten.

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