Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Rauschendes (akustisch) Schaltnetzgerät (Choke-Spulen), Ursache?


von innerand i. (innerand)


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Hallo,

hab hier ein kleines Problem mit einem Schaltnetzgerät (BEKO ZZ7.194P-5) 
eines Grundig-LCD-TVs. Der TV an sich funktioniert zwar noch 
einwandfrei, allerdings kommt vom Netzgerät (genauer von den 
Choke-Spulen) ein deutlich hörbares (und sehr störendes) Rauschen bzw. 
Surren.

Den Schaltplan dazu gäbe es hier: 
http://www.electronica-pt.com/images/fbfiles/files/Grundig_Apollo42_chassis_PE.pdf 
(ab Seite 39).

Die Symptomatik ist folgende:
Im Standby surrt der Trafo des 5V-Zweiges (TR1002, noch eher leise), im 
Betrieb fangen dann die Spulen L1002 (Output-Choke) so richtig zu 
surren/rauschen an, allerdings erst nach ein paar Minuten. Bei beiden 
würde ich das Surren jedenfalls nicht im kHz-Bereich sehen.
Der Kondensator C1025 (der Dicke auf der Primärseite) ist im Bereich der 
Anode leicht feucht, aber nicht richtig ausgelaufen.

Woran könnte das liegen?

Bin hier leider sehr schlecht ausgerüstet (Kein Oszi), meine Theorie 
wäre mal, dass der Kondensator so halb hinüber ist und deutlich an 
Kapazität verloren hat. Dadurch kommt es zu einer hohen Welligkeit im 
Primärkreis welche auf die Sekundärkreise durchschlägt und dort das 
Surren erzeugt.
Plausibel?
Was mir hier komisch vorkommt ist, dass es eben ein paar Minuten dauert 
bis die Choke-Spulen zu surren anfangen. Die Welligkeit müsste die Spule 
doch sofort zum Surren bringen, oder?

von Gerd E. (robberknight)


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innerand innerand schrieb:
> Bin hier leider sehr schlecht ausgerüstet (Kein Oszi), meine Theorie
> wäre mal, dass der Kondensator so halb hinüber ist und deutlich an
> Kapazität verloren hat.

Bei kaputten Elkos bleibt meist die Kapazität recht ähnlich, nur der ESR 
geht massiv hoch.

> Was mir hier komisch vorkommt ist, dass es eben ein paar Minuten dauert
> bis die Choke-Spulen zu surren anfangen. Die Welligkeit müsste die Spule
> doch sofort zum Surren bringen, oder?

Nach ein paar Minuten Betrieb werden die Kondensatoren durch den hohen 
ESR warm. Dadurch sinkt der ESR wieder ein wenig. Das verursacht 
vermutlich das Surren.

Die Schaltfrequenzen sind normal so hoch daß Du die nicht direkt hören 
kannst. Was Du hörst sind Schwebungen und ähnliche Effekte. Daher gilt 
nicht unbedingt mehr Ripple = mehr Krach.

Tausch möglichst bald die Kondensatoren und gut ist. Wenn Du den noch ne 
Weile so weiter betreibst, kann es passieren daß noch mehr kaputt geht.

von innerand i. (innerand)


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Gerd E. schrieb:

> Tausch möglichst bald die Kondensatoren und gut ist. Wenn Du den noch ne
> Weile so weiter betreibst, kann es passieren daß noch mehr kaputt geht.

Die Kondensatoren? Sind das vermutlich mehrere, also nicht bloß der 
Dicke an der Primärseite?

von Gerd E. (robberknight)


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innerand innerand schrieb:
> Die Kondensatoren? Sind das vermutlich mehrere, also nicht bloß der
> Dicke an der Primärseite?

Na, alle die feucht sind, ausgebeulten Deckel haben oder das auslaufen 
anfangen auf jeden Fall.

Ansonsten gehen bei billigen Schaltnetzteilen gerne die Kondensatoren 
auf der Sekundärseite kaputt. Mit Oszi (Ripple beobachten) und LCR-Meter 
kannst Du natürlich genau die betroffenen rausfinden. Ohne 
Messmöglichkeiten würde ich in einem Netzteil einfach alle größeren 
Elkos tauschen.

Auf jeden Fall mal alles um Deine surrenden Drosseln rum.

von innerand i. (innerand)


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Hab den dicken Elko jetzt mal ausgelötet und der hat tastächlich ein 
Loch an der Seite (ist liegend montiert, sieht man eingebaut nicht). 
Sieht aus als hätte er zur Platine hin durchgeschlagen.
Ersatz ist bestellt und ich hoffe mal, dass es nicht mehr erwischt hat.

Vielen Dank für die Unterstützung robberknight.

von innerand i. (innerand)


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Hallo nochmal,

Hab den dicken Elko der Primärseite jetzt erneuert und bei den 
Choke-Spulen ist jetzt Ruhe.
Allerdings fängt macht der Trafo des 5 Volt - Zweiges jetzt unangenehme 
Geräusche im Betrieb und ein unangenehmes hohes Pfeifen im Standby.

Hab auch bemerkt, dass da schon mal jemand rum gelötet hat, die Elkos 
der Sekundärseite des 5V Zweiges wurden wohl erneuert und ein 
zusätzlicher 10k Widerstand (der im Schaltplan nicht vorkommt) wurde 
eingelötet.
Und zwar vom Kondensator C1058 Minus zum Kondensator C1055 Plus.

Laut Schaltplan läuft das praktisch darauf hinaus, dass dieser 
Widerstand Parallel zum Kondensator C1055 (VCC -> Masse) liegt.
Allerdings hätte man das vom Löten her auch einfacher haben können wenn 
man nicht die Masse des Kondensators C1058 nimmt (dort liegt auch eine 
Spule des Trafos der noch Geräusche macht).

Was meint ihr dazu, welchen Zweck hat so ein Widerstand? Soll ich davon 
ausgehen, dass der der den da reingelötet hat mehr wusste als ich 
(eventuell eine Revision vom Hersteller) oder soll ich den Widerstand 
mal weg nehmen?

von puscher (Gast)


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Push

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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innerand innerand schrieb:
> oder soll ich den Widerstand
> mal weg nehmen?

Lass ihn drin. Das betrifft jedenfalls auf keinen Fall das Piepen, 
sondern ist Bestandteil der PFC, wie alles um IC1001.
Wenn TR1002 piepst, sind prinzipiell erstmal die beiden Elkos C1015 und 
C1058 verdächtig. Dann natürlich C1017 und C1058, die wohl schon mal 
gewechselt worden sind. Evtl. kommt das Piepen auch von L1001.

Es kann übrigens nicht schaden, parallel zu den beiden C1017 und C1058 
100nF/50V zu legen, um ein wenig die Spitzen des Netzteils abzufangen. 
Die Elkos leben länger und müssen nicht unbedingt ein besonders 
niedriges ESR haben. Ich mache das meistens mit SMD C auf der 
Platinenunterseite.

von innerand i. (innerand)


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Ok, werd' nochmal ein Set Kondensatoren bestellen.
Rein optisch sehen die allerdings gut aus, wobei C1017 wärmer wird als 
die anderen (steht halt auch sehr günstig direkt neben dem Kühlkörper 
der Diode).

Den Widerstand hat ich jetzt schon draußen, hat tatsächlich keine 
Änderung gebracht (etwas suspekt ist mir der allerdings schon, was soll 
der machen außer Verlustleistung?).

Die Folien- und Keramikkondensatoren sind unkritisch was Ausfälle 
angeht, oder?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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innerand innerand schrieb:
> Die Folien- und Keramikkondensatoren sind unkritisch was Ausfälle
> angeht, oder?

Ich hab schon Pferde k*tzen sehen..., will sagen, das weiss man nicht. 
Ohne Oszilloskop ist so etwas schwer herauszufinden. Im simpelsten Fall 
(und das wäre nicht das erstemal bei Grundig), ist der Kern des Trafos 
ein wenig locker und schwingt auf einer subharmonischen der 
Schaltfrequenz. Kann man herausfinden, wenn man ihn mal mit einem 
Plastikgriff eines Werkzeuges drückt. Die Wellenformen im Plan wären ein 
guter Anhaltspunkt, um zu checken, ob die Schaltung so läuft wie sie 
soll.

: Bearbeitet durch User
von innerand i. (innerand)


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Ja, ohne Oszi ist es natürlich immer nur ein Raten.

Den Transformator hätt' ich schon mal zusätzlich fixiert (also zumindest 
hab ich es versucht, mit Heißkleber - an den Kern der durch die Spule 
geht bin ich damit halt nicht ran gekommen). Hat aber nicht wirklich 
etwas gebracht, wurde dadurch bloß minimal gedämpft.

Wie äußert sich dass wenn der Kern locker ist? Hat man dann von Anfang 
an ein Geräusch? Bei mir ist es ja so, dass das Surren (abgesehen von 
dem Pfeifen im Standby) erst nach etwa 10-15min Betriebszeit auftritt.

Naja, werd' die Kondensatoren jetzt noch mal erneuern und wenn das nicht 
hilft, muss ich mal schauen ob ich vielleicht doch noch irgendwo ein 
Oszi auftreiben kann - oder den TV halt entsorgen, wirtschaftlich ist 
das alles ohnehin nicht, für 300 € bekommt man einen neuen und besseren 
TV als den hier...

Jedenfalls Danke für deine Unterstützung.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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innerand innerand schrieb:
> Wie äußert sich dass wenn der Kern locker ist? Hat man dann von Anfang
> an ein Geräusch?

Auch da gibt es keine allgemeingültige Regel. Wenn der Kern locker ist, 
kannst du das im ausgeschalteten Zustand nicht unbedingt 'erwackeln', 
die Schwingungen können so minimal sein, das man es beim mechanischen 
Versuch nicht merkt.
Als erstes gilt es, herauszufinden, welches Bauteil wirklich das 
Geräusch verursacht. Wenn es zweifelsfrei der Trafo ist, kann man ihn 
ausbauen und mit z.B. Pattex bearbeiten. Auch das das Geräusch erst nach 
einer Weile auftritt, ist bei solchen Trafos möglich.
Am besten baut man sich ein Hörrohr aus z.B. Strohhalm und Trichter und 
horcht damit die Glotze im Betrieb ab. Die Hightech Variante wäre 
Mikrofon und (Soundkarten-) Oszilloskop. Damit kannst du recht genau die 
Ursache einkreisen und dann bekämpfen.

von innerand i. (innerand)


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Es war übrigens tatsächlich der Kern.


Danke für die Hilfe nochmals.

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