Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Sinn von Sicherungen?


von Rainer S. (Gast)


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Hallo Leute,

kann mir von euch jemand erklären, was für einen Sinn Sicherungen 
machen. Ich rede jetzt nicht von Sicherungen bzw. Sicherungsautomaten im 
Haus, auch nicht von den austauschbaren Schmelzsicherungen, sondern von 
SMD Sicherungen irgendwo auf einer Platine im Inneren des Gerätes, die 
man auch nicht so ohne weiteres findet. Ich meine jetzt z.B. die 
Sicherungen vor dem USB Port auf einem Mainboard.

Ich habe es noch nicht geschafft, dass da die Sicherung durchbrennt. Ich 
habe da spaßeshalber mal meine Last angeschlossen. Ab ca. 2.5A regelt 
irgendwas (und zwar das Mainboard, nicht das Netzteil) den Strom auf 
0,5A runter und der bleibt auch so, bis die Last weg ist. Dann kann man 
weiter mit bis 2.5A weiter ziehen. Auch ein Impulsweise Last anhängen, 
Last wegnehmen über Stunden ließ die Sicherung nicht durchbrennen. 
Deshalb frage ich mich nun, wozu das Teil.

Aber mal zu einer anderen Hardware, einem "wegwerf" Navi. Da ist nämlich 
die Sicherung durchgebrannt, imho ohne einen ersichtlichen Grund => Navi 
defekt => wegwerfen, neues kaufen. Zum Glück habe ich da vorher mal 
reingeschaut. Jetzt geht es wieder.

Ich frage mich aber trotzdem, wozu man diese Sicherungen braucht. 
Entweder lösen sie eh nicht aus oder sie lösen aus. Aber dann ist das 
Gerät trotzdem (für den Normalverbraucher) kaputt.

von D. V. (mazze69)


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Rainer S. schrieb:
> Ich meine jetzt z.B. die
> Sicherungen vor dem USB Port auf einem Mainboard.

Das sind i.A. Polyfuses(poly=vielfach). Dabei handelt es sich um 
selbstrückstellende Sicherungen und bedürfen daher keinem Zugang vom 
Gerätebetreiber.

von N8Schicht (Gast)


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Guten Morgen,

Du als Endverbraucher sollst natürlich ein neues Gerät statt einer 2ct 
Sicherung kaufen.
Der Hersteller will nur verhindern, dass es im Kurzschlußfall zum Brand 
kommt, wenn sich der gesamte Akkuinhalt durch ein Bauteil quetschten 
will.

Gruß
N8

von Peter R. (pnu)


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Der Sinn der Sicherungen ist, im Defektfall Brand zu vermeiden.

Halbleiterschaltungen selbst können durch Sicherungen praktisch nicht 
geschützt werden. Aber Kurzschlüsse können jederzeit passieren und dann 
durch überlastete Leiterbahnen, durch das defekte Bauelement usw. einen 
Brand auslösen. Dass die Strombegrenzung in einem SNT usw. so etwas 
sicher merkt und anspricht, ist nicht immer gewährleistet.

Scherungen haben weiterhin den Vorteil, dass sie im Defektfalle konkrete 
Baugruppen abschalten und damit die Fehlersuche erleichtern. Wer kennt 
nicht aus älteren Geräten die Keramik-2W oder 5W-Widerstände mit 
Lötsicherung. Heutzutage übernehmen SMD-Sicherungen diese Aufgabe.

von Peter R. (pnu)


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Dass ein Gerät repariert wird, ist von den Herstellern garnicht so recht 
gewünscht.

Schließlich soll nicht Jeder in ihren Geräten herumpfuschen.

Bei manchen Bereichen schafft das auch ein Monopol bei Reparaturen mit 
entsprechend attraktiven Rechnungen von Seiten des vom Hersteller 
betrauten Reparaturbetriebs. (siehe Autobranche: Funkschlüssel, Radios 
mit Dongle-Funktion usw.)

Dass Jemand ein Gerät jahrelang benutzen kann, dürfte für viele 
Hersteller eher als ein Mangel des Geräts bewertet werden.

: Bearbeitet durch User
von Johannes O. (jojo_2)


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Wenn die Sicherung korrekt ausgelegt ist, dann erfüllt sie auch den 
Zweck: Bei sehr großem Überstrom sicher abschalten.

Man stelle sich vor: Ein Navi fällt zu Boden, irgendwas im inneren 
splittert ab und überbrückt zwei Leiterbahnen oder Pins, die zum 
Beispiel direkt zu Akku gehen. Denkbar wäre auch ein Kurzschluss in 
einem IC, welcher einen großen Strom zur folge hätte. Dieser Akku kann 
sehr viel Strom liefern und würde das Gerät dann abfackeln. So etwas 
sollte über eine Sicherung aufgefangen werden. Zu diesem Zeitpunkt ist 
das Gerät nicht mehr funktionsfähig, da im inneren schon ein Kurzschluss 
herrscht! Die Sicherung sollte nur schlimmeres verhindern.

ABER: Die Realität sieht natürlich anders aus: Sicherungen (auch 
nicht-wechselbare) brennen manchmal durch, obwohl das Gerät noch intakt 
ist. Entweder sie sind falsch ausgelegt oder der Gerät ist schlecht 
designed.

Den Extremfall hatte ich mal bei einer Master-Slave Steckdosenleiste: 
Die gesamte Leiste war mit einer von außen(!) rückstellbaren(!) 
Sicherung abgesichert. So eine zum Draufdrücken. Die hatte 15A. Die 
Master-Steckdose (Aufschrift "450W MAX") hatte eine eingelötete(!) 
Schmelzsicherung auf der Platine. Irgendwann hatte man die 
Steckdosenleiste mal überlastet und diese Sicherung ist durchgebrannt. 
Dadurch gingen zwar noch die anderen Steckdosen (sofern man auf "immer 
an" geschaltet hat), aber eben die Master-Steckdose nicht mehr. Nach dem 
Aufschrauben (inkl. Beschädigung des Gehäuses) und dem Sicherungswechsel 
funktioniert das Ding nun wieder.

An sich natürlich ne gute Idee, da eine Sicherung zu verwenden. Aber 
warum man für die ganze Leiste eine 15A rückstellbare Sicherung nimmt 
(die noch nie ausgelöst hat) und für die Mastersteckdose eine 
eingelötete Schmelzsicherung verwendet... keine Ahnung.

von wendelsberg (Gast)


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Johannes O. schrieb:
> eingelötete Schmelzsicherung verwendet... keine Ahnung.

Da fallen mir auf Anhieb einige Szenarios ein:

-Beim Konstruieren vergessen und dann die billigste Nachruestung 
gewaehlt
-Leiste und Masterschaltmodul wurden von 2 verschiedenen Firmen 
entwickelt
-irgendein Praerieelektroinspektor in den VSA forderte eine 
Schmelzsicherung, damit das Teil ohne Aenderungen in die ganze VSA 
geliefert werden kann, Schmelzsicherung nachkonstruiert, weiter s.o.
-Masterschaltmodul fertig eingekauft (schon mit Schmelzsicherung)
...


wendelsberg

von Sebastian H. (sebh)


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Also ich hab mal am Laptop die usb Sicherung zum auslösen gebracht. Weiß 
nicht mehr worum es ging, aber ich habe mit einem USB Kabel mit 
abgezwicktem Ende rumhantiert (glaube ich hatte keine andere 5v Quelle 
in der Nähe). Gab einen kurzen, alle USB Ports tot. Nach einem Neustart 
ging aber alles wieder. Also man kann die Dinger durchaus auslösen, und 
zumindest an meinem Laptop sind sie selbst rückstellend.

von Hermann K. (r2d2)


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USB sollte eigentlich vom Controller überwacht werden und dann den 
betroffenen Port abschalten. Die Sicherung ist nur als letzte Rettung 
gedacht.

Ich hab beim Basteln schon öfter Kurzschlüsse produziert, da steht dann 
im Log
[227696.308060] hub 4-0:1.0: over-current condition on port 3
und das wars. Seit mir bewusst ist, dass eh nix passiert bin ich viel 
entspannter im Umgang mit den USB-Ports.

von Kurt B. (kurt-b)


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Rainer S. schrieb:
> Hallo Leute,
>
> kann mir von euch jemand erklären, was für einen Sinn Sicherungen

> Ich habe es noch nicht geschafft, dass da die Sicherung durchbrennt. Ich
> habe da spaßeshalber mal meine Last angeschlossen. Ab ca. 2.5A regelt
> irgendwas (und zwar das Mainboard, nicht das Netzteil) den Strom auf
> 0,5A runter und der bleibt auch so, bis die Last weg ist. Dann kann man
> weiter mit bis 2.5A weiter ziehen. Auch ein Impulsweise Last anhängen,
> Last wegnehmen über Stunden ließ die Sicherung nicht durchbrennen.
> Deshalb frage ich mich nun, wozu das Teil.
>

Da Teil hat seinen Sinn!

Du sagst dass die Sicherung des USB nicht geflogen ist, das ist auch 
nicht
Sinn der Sache.
Der Strom für den USB wird durch irgendeinen Halbleiter auf 0.5A 
begrenzt.
Lass diesen durchbrechen dann liegen 2 oder 5 oder noch mehr A am Port 
an.
Dafür sind die USB-Leitungen nicht ausgelegt und es kann zum Brand 
kommen.
Um dies zu verhindern ist die Sicherung da.


 Kurt

von Soul E. (Gast)


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Kurt Bindl schrieb:

> Lass diesen durchbrechen dann liegen 2 oder 5 oder noch mehr A am Port
> an.
> Dafür sind die USB-Leitungen nicht ausgelegt und es kann zum Brand
> kommen.
> Um dies zu verhindern ist die Sicherung da.

Richtig. Vor vielen Jahren hatte ich mal einen Kurzschluss in einer 
Schaltung, die über zwei von diesen Krokoklemmen-Kabeln mit der 
5V-Schiene eines (AT-)PCs verbunden war. Eins der Krokokabel fing nach 
kürzester Zeit auf voller Länge an zu brennen, der PC lief ungerührt 
weiter.

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