Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Transistoren wechseln ?


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von Felix W. (linuxpro)


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Hallo,

bei einem alten Verstärker sind die Entstufen kaputt.
Da es eigl nur die Transistoren sein können, will ich nun die 
bedeutenderen tauschen.

Folgendes ist verbaut:

BDx53B und D679
--> Durch Tip120 ersetzen ?

BD902 und B669
--> Durch Tip125 ersetzen ?

und wo ich besonders Hilfe brauche:

2 kleinere Transistoren, Typ C982.
Haben als Daten angegeben: 40V; 0,3A; 0,4W.

kann ich diesen z.B. mit dem 2N2222A ersetzen (40V; 0,8A; 0,4W) ?
oder muss ich die Werte genau einhalten?

von ana log (Gast)


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Felix W. schrieb:
> Da es eigl nur die Transistoren sein können, will ich nun die
> bedeutenderen tauschen.

Wie wärs wenn du nur die kaputten tauschst?

btw. Man kann messen ob die kaputt sind.

von Felix W. (linuxpro)


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Da kommt bei mir irgendwie nur Humbug raus: 
http://www.hobby-bastelecke.de/halbleiter/transistor_pruef.htm


Genau nach dieser Anleitung bin ich schon vorgegangen, sie sind auch 
schon ausgelötet (zumindest die gekühlten).
 Das interessante ist: mein Multimeter zeigt bsw. am BDX53B zwischen 
Basis und Emitter (Basis-Kolektor auch) immer um die 6,5 kOhm an - egal 
bei welcher Polung.
 Zwischen Kollektor und Emitter ist er -egal bei welcher Polung- mit 57 
Ohm relativ niederohmig.

von MarcVonWindscooting (Gast)


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Viele Darlington haben 2 Widerst"ande zwischen E und den B's. Aber 
zwischen E und C hat nichts 'ohmsches' zu sein.

von Ulrich (Gast)


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Das Verhalten spricht schon für defekte Transistoren - wobei 57 Ohm 
allerdings schon komisch sind. Bei einem heilen Transistor sollten da 
eher keine Verbindung sein - vielleicht noch was im > 10 MOhm Bereich.
Bei einem defekten Transistor hat man da eher deutlich unter 1 Ohm, aber 
57 Ohm sind auch schon zu wenig.

Es kann aber immer sein, das noch mehr kaputt ist. Insbesondere die 
Widerstände am Emitter der Endstufentransistoren (Größenordnung 0,1 - 1 
Ohm) sollte man Überprüfen - das geht auch in der Schaltung.

So grob könnten die TIP120/125 passen für BDX53 / BD902. Wegen der 
Spannugnsfestigkeit vielleicht doch besser TIP121/TIP126. Es hängt aber 
von der Schaltung ab.

Sofern es sich beim C982 um 2SC982 handelt geht da sehr wahrscheinlich 
kein 2N2222 - die 2SC982 sind kleine Darlingtons. So genau müssen die 
Daten meist nicht sein - im Eingangsteil sollten es aber ggf. schon mal 
2 möglichst gleiche sein. Insbesondere die Spannungsfestigkeit darf 
etwas höher sein. Zu groß dürfen die Ersatztypen teils auch nicht 
werden, weil sie dann zu langsam werden.

von Michael_ (Gast)


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Felix W. schrieb:
> Das interessante ist: mein Multimeter zeigt bsw. am BDX53B zwischen
> Basis und Emitter (Basis-Kolektor auch) immer um die 6,5 kOhm an - egal
> bei welcher Polung.

Du hast kein Multimeter! Oder kannst es nicht bedienen!
Auch die billigsten haben heute eine Diodenprüfung.
Felix W. schrieb:
> Da kommt bei mir irgendwie nur Humbug raus:
> http://www.hobby-bastelecke.de/halbleiter/transistor_pruef.htm
Das ist einfach falsch.
Ein Transi besteht im Grunde aus zwei Dioden. Die kann man prüfen.
Bei Darlington gibt es Einschränkungen.
Einen Transi von weiten als defekt zu bestimmen ist einfach krank.
Einen Vorstufentransi von weiten als defekt zu bestimmen ist doppelt 
krank.

von Felix W. (linuxpro)


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Michael_ schrieb:
> Felix W. schrieb:
>> Das interessante ist: mein Multimeter zeigt bsw. am BDX53B zwischen
>> Basis und Emitter (Basis-Kolektor auch) immer um die 6,5 kOhm an - egal
>> bei welcher Polung.
>
> Du hast kein Multimeter! Oder kannst es nicht bedienen!
> Auch die billigsten haben heute eine Diodenprüfung.
> Felix W. schrieb:
>> Da kommt bei mir irgendwie nur Humbug raus:
>> http://www.hobby-bastelecke.de/halbleiter/transist...
> Das ist einfach falsch.
> Ein Transi besteht im Grunde aus zwei Dioden. Die kann man prüfen.
> Bei Darlington gibt es Einschränkungen.
> Einen Transi von weiten als defekt zu bestimmen ist einfach krank.
> Einen Vorstufentransi von weiten als defekt zu bestimmen ist doppelt
> krank.

Wenn du meinst, dass die auf der Internetseite nur Blödsinn verfasst 
haben...

Was heißt denn von weitem?
Und das die Entstufentransistoren teilweise defekt sind, daran besteht 
für mich kaum Zweifel - die Frage ist nur welche.

@Ulrich: Danke, war sehr informativ.
Auf welche Faten muss ich beim Austausch von Transistoren denn im 
generellem achten?

von Jobst M. (jobstens-de)


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Felix W. schrieb:
> Wenn du meinst, dass die auf der Internetseite nur Blödsinn verfasst
> haben...

Wenn Du meinst, dass auf Internetseiten nur Wahrheiten stehen ...


Gruß

Jobst

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Felix W. schrieb:
> Auf welche Faten muss ich beim Austausch von Transistoren denn im
> generellem achten?

Natürlich erstmal, das NPN oder PNP übereinstimmen. Das Gehäuse sollte 
passen, die Anschlussbelegung und der Typ (Darlington, MOSFet, Bipolar) 
natürlich auch.
Dann ist die Spannungsfestigkeit (Uce) wichtig. Dein Ersatztyp sollte 
mindestens die gleiche aufweisen, mehr schadet hier aber nicht. Der 
Transistor muss auch den Kollektorstrom (Ic) vertragen, den der alte 
konnte, daraus folgt, das er auch mindestens die gleiche Verlustleistung 
(Ptot) abkönnen muss.

Am unwichtigsten ist die Verstärkung. Kein Gerätehersteller kitzelt hier 
das letzte aus dem Transistor heraus, entscheidend ist, das die 
Grössenordnung stimmt. Ein Darlingtontyp hat hier meistens ein beta über 
1000-30000, normale Transistoren vllt. 100-400 oder so.

Kleinleistungs-Darlingtons sind z.B. der BC516 (PNP, 40V, 0,4A) und der 
BC517(NPN).

: Bearbeitet durch User
von Helge A. (besupreme)


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Felix W. schrieb:
> BDx53B und D679
> --> Durch Tip120 ersetzen ?
>
> BD902 und B669
> --> Durch Tip125 ersetzen ?
>
> 2 kleinere Transistoren, Typ C982.
> kann ich diesen z.B. mit dem 2N2222A ersetzen (40V; 0,8A; 0,4W) ?
> oder muss ich die Werte genau einhalten?

Alle von dir genannten Transistoren sind Darlingtons.

2SD679 und 2SB669 waren vermutlich die ursprüngliche Bestückung.
Etwas kräftigerer Ersatz BD901 und BD902.

Kontrolliere auch die Widerstände im Endstufenbereich.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Felix W. schrieb:
> Das interessante ist: mein Multimeter zeigt bsw. am BDX53B zwischen
> Basis und Emitter (Basis-Kolektor auch) immer um die 6,5 kOhm an - egal
> bei welcher Polung.
Hat dein Multimeter auch eine Diodentestfunktion. Die wäre ideal 
geeignet, um einen Transistor, der behelfsmäßig als 2 Dioden dargestellt 
werden kann, auszumessen.

Felix W. schrieb:
> die Entstufentransistoren
Es ist eine En-d-stufe, weil sie am Ende der Signalverarbeitungskette 
kommt.

Mit deiner Tauschorgie wirst du höchstwahrscheinlich nicht zum Ziel 
kommen, weil du noch immer nicht die Ursache des Problems gefunden 
hast. Evtl. ist da so eine klitzekleine kalte Lötstelle oder ein Trimmer 
mit schlechtem Kontakt, die aus deinen neuen Transistoren wieder eine 
kleine Siliziumschmelze machen. Aber keine Sorge: das was du da gerade 
macht, nennt sich nicht "Reparieren", sondern "Lernen". Und das ist 
schon mal nicht schlecht...

Felix W. schrieb:
> bei einem alten Verstärker sind die Entstufen kaputt.
Die eigentlich Frage lautet: Warum?
Und wenn man darauf die Antwort hat, kann man den Fehler beheben.

: Bearbeitet durch Moderator
von Felix W. (linuxpro)


Angehängte Dateien:

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Danke für die hilfreichen und guten Antworten!

Ich hätte eben gedacht, dass die Endstufe auch durch zu laues Aufrehen 
und so überlastet und damit die Transistoren kaputt gemacht wurden.

Da es sich bei solchen Tranistoren ja eh nur um Centbeträge handelt, 
würde ich sie halt gleich alle austauschen, die Frage ist ja eigl. nur, 
was noch...

Die Wiederstände im Anhang hab ich eigentlich alle geprüft, bei 4 kommt 
ein wesentlich geringererer Wert raus, allerdings ist das ja vl. 
Schaltungsbedingt?

von Wilhelm F. (Gast)


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Felix W. schrieb:

> Ich hätte eben gedacht, dass die Endstufe auch durch zu laues Aufrehen
> und so überlastet und damit die Transistoren kaputt gemacht wurden.

Früher hielten wir auch mal die Hand an den Endstufen-Kühlkörper, wenn 
mächtig auf gedreht war. Und die hielten vor 40 Jahren auch die Leistung 
einwandfrei aus. Verbrennen sollte man sich daran nicht.

> Da es sich bei solchen Tranistoren ja eh nur um Centbeträge handelt,
> würde ich sie halt gleich alle austauschen, die Frage ist ja eigl. nur,
> was noch...

Um welchen Gerätepreis handelt es sich eigentlich? Eine billige 
Consumer-Mühle? Bei einem Museumsstück kann man es noch verstehen.

von MaWin (Gast)


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Felix W. schrieb:
> Ich hätte eben gedacht, dass die Endstufe auch durch zu laues Aufrehen
> und so überlastet und damit die Transistoren kaputt gemacht wurden.

Das sollte eine Endstufe aushalten. Aber mancher Billigkrams übersteht 
nicht mal das. Immerhin hat deine Endstufe einen kurzschlusschutz.

> Da es sich bei solchen Tranistoren ja eh nur um Centbeträge handelt,
> würde ich sie halt gleich alle austauschen, die Frage ist ja eigl. nur,
> was noch...

Nach dem Austauschen der Transistoren muss du mit VR701 den Ruhestrom 
einstellen. Da ist es gut, wenn beim Stereo-Verstärker die andere Seite 
noch funktioniert und nicht getauscht wurde, denn dann kann man dort den 
Stollstrom (Spannungsabfall über R716) nachmessen.

> Die Wiederstände

schreiben sich auch nach neuer Rechtschreibreform Widerstände

> im Anhang hab ich eigentlich alle geprüft, bei 4 kommt
> ein wesentlich geringererer Wert raus, allerdings ist das ja vl.
> Schaltungsbedingt?

Man muss sie natürlich ausbauen, also ein Ende ablöten, wenn man sie 
korrekt messen will.

Man sollte eigentlich die originalen Transistor-Typen wieder einbauen, 
aber wenn die Beschaffung sehr schwer ist

2SB669 = BD264A = BD700 = BD648 = BD900 = BD902
2SD679 = BD265A = BD647 = BD699 = BD899 = BD901
2SC2320 in deinem Fall BC547 o.ä. haben andere Anschlussbelegung
2SA999 in deinem Fall BC557 o.ä. haben andere Anschlussbelegung
1S1555 = 1N4148

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Felix W. schrieb:
> Endstufe durch zu laues Aufrehen ... überlastet
Glaube ich nicht, dass durch zu laues Aufdrehen was passieren 
könnte... ;-)

von Felix W. (linuxpro)


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Es handelt sich dabei um einen ca. 30 Jahre alten Verstärker von Dual 
aus dem Schwarzwald.

von MaWin (Gast)


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Felix W. schrieb:
> Es handelt sich dabei um einen ca. 30 Jahre alten Verstärker von Dual
> aus dem Schwarzwald.

Es handelt sich um einen 30 Jahre alten Verstärker aus Japan,
der hier durch Aufkleben des Dual Namens zum Wucherpreis
an die Made-in-Germany Gläubigen verkauft wurde.

Macht nichts, der Verstärker ist nicht herausragend aber ok (wenn er 
geht).

von Felix W. (linuxpro)


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Es ist aber nunmal leider der einzige wirklich kompakte "Dual" 
Verstärker, klanglich ist der eigentlich auch ganz ok, da er trotzdem in 
Deutschland entwickelt ist.

Gut, dann weiß ich jetzt welche Transistoren ich nehme, außer beim C982, 
da haben wir immer noch nichts gefunden...

@Mawin: du hast noch ne Diode mit reingeschrieben, ist die auch nötig zu 
tauschen? 1N4148s hab ich eh noch da...

von MaWin (Gast)


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> da er trotzdem in Deutschland entwickelt ist.

Nö.

> ist die auch nötig zu tauschen?

Nur falls sie kaputt sein sollte. Das gilt auch für den 2SC982.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Felix W. schrieb:
> da er trotzdem in
> Deutschland entwickelt ist.

Nö, garantiert nicht. Die Dual-Jungs hätten niemals 2SC/2SB usw. 
Transistoren in ein deutsches Produkt eingebaut, sondern ganz klassisch 
mit BC/BD usw. entwickelt. Auch eine 1S1555 Diode ist im Schwarzwald 
nicht üblich gewesen.
Darlingtons in Endstufen machen mich immer ein wenig unruhig.

von hinz (Gast)


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MaWin schrieb:
> Es handelt sich um einen 30 Jahre alten Verstärker aus Japan,
> der hier durch Aufkleben des Dual Namens zum Wucherpreis
> an die Made-in-Germany Gläubigen verkauft wurde.

Richtig, der stammt von Rotel.

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