Ich studiere im 4. Semester Informatik an einer Uni. Im 3. Semester habe ich als Vertiefung "Embedded Systems" gewählt. Bei uns an der Uni liegen die Schwerpunkt im Bereich Adaptive Rechensysteme, Hw/Sw Partitionierung, usw. Im Master werde ich die Kenntnisse in diesem Bereich weiter vertiefen. Bis jetzt läuft das alles erfolgreich. Nur die Vorlesungen in 'Technische Informatik' und mittelmäßige Physik Grundkurs-Kenntnisse haben mich bis jetzt weiter gebracht. Laut der Informatik Fachschaft brauche ich nicht unbedingt Elektrotechnik 1+2 Kenntnisse (habe aber auch keine Zeit die Vorlesungen an der E-Technik Fakultät zu hören). Meine Frage an die Berufserfahrenen: Werden später sehr gute Elektrotechnik Kenntnisse benötigt und wird es schwer fallen im technischen Bereich Fuß zu fassen? (Ich dachte immer: Wenn E-Techniker von der Hardware Seite kommen, so braucht man doch jemanden im Team, der die Software Seite erledigt. (Jetzt mal einfach gedacht^^))
Wenn man die Schaltung versteht, die am Controller hängt, ist es vorteilhaft. Zum anderen sollte man auch den "Hardwerker" verstehen können.
Ist es denn nicht praxisnäher, dass die E-Techniker die SW auch noch übernehmen? Braucht man wirklich Informatiker dafür?
Zumindest Technische Informatik ist an der RWTH eine Spezialisierung der E-Technik. http://www.rwth-aachen.de/cms/root/Studium/Vor_dem_Studium/Studiengaenge/Liste_Aktuelle_Studiengaenge/Studiengangbeschreibung/~bkuh/Elektrotechnik_Informationstechnik_un/ --> Wenn du in den Bereich willst vergleich einfach mal die Inhalte die dort den E-Technikern mit der Vertiefung TI geboten werden und vergleiche Sie mit deinen Modulkatalog!
Heiner schrieb: > Ist es denn nicht praxisnäher, dass die E-Techniker die SW auch noch > übernehmen? Genauso läuft es in der Praxis der Unternehmen ab. Informatiker, die sich mit Hardware-nahen Themen beschäftigen, gibt es kaum (man traut es ihnen nicht zu). Elektrotechnik-Ingenieure, die sich (auch) mit Software-Entwicklung befassen, gibt es dagegen sehr häufig.
Kann zwar die hier getroffenen Aussagen bestätigen, aber es gibt auch die Informatiker im Embedded Bereich die anfänglich keine Ahnung oder wenig von Elektrotechnik hatten. Sieh zu das du deine Abschlussarbeit in einem Unternehmen machst, wo du nach Möglichkeit auch direkt bleiben willst. Wenn man erstmal drin ist man drin sag ich jetzt mal. Ansonsten wird der Teil der Software, für welche man absolut kein ET-Ingenieur sein muss meiner Ansicht nach immer größer zumindest hier bei mir im Unternehmen. Damit ist in den Teams auch mehr Platz für jemanden wie dich. Mach das was dir spass macht und wenn man da halbwegs wirklich dran interessiert ist und nicht irgendwelche schweren soziale Defiziete hat wird das schon. Ich habe mir im Studium auch zuviel den Kopf wegen später zerbrochen, das kann wenn man pech hat und wunsch und das was man als sinnvoll sieht auseinandergehen nur zu Motivations Problemen führen. Die sind dann aber die einzig wahre Gefahr für später.
MixerMann schrieb: > (Ich dachte immer: Wenn E-Techniker von der Hardware Seite kommen, so > braucht man doch jemanden im Team, der die Software Seite erledigt. > (Jetzt mal einfach gedacht^^)) Interessante These. Ich bin E-Techniker und arbeite seit über 20 Jahren als Softwareentwickler. Am Anfang gab es so gut wie keine "Embedded"-Informatiker, wir waren alles nur Ingenieure. Heutzutage sind wir immer noch in der Überzahl, es gibt aber durchaus auch den ein oder anderen Informatiker.
Heiner schrieb: > Ist es denn nicht praxisnäher, dass die E-Techniker die SW auch noch > übernehmen? > > Braucht man wirklich Informatiker dafür? Nein, das bißchen Embedded-Gefrickel kann man auch einen Ing machen lassen. Richtige Informatiker braucht es nur für richtige, komplexe Anwendungen.
Siggi schrieb im Beitrag #3492483:
> ein Ing kann auch als Inf arbeiten,
Bißchen rumfrickeln ja. Auf ein richtiges Programm würde ich so einen
Frickel-Ing jedenfalls nicht los lassen.
MixerMann schrieb: > Werden später sehr gute Elektrotechnik Kenntnisse benötigt und wird es > schwer fallen im technischen Bereich Fuß zu fassen? > > (Ich dachte immer: Wenn E-Techniker von der Hardware Seite kommen, so > braucht man doch jemanden im Team, der die Software Seite erledigt. > (Jetzt mal einfach gedacht^^)) Sozialkompetenz wäre hier gefragt und auch wichtiger. Es ist eben keine Schande Schwächen oder Unkenntnis zuzugeben. Dann findet sich sicher ein Kollege, der sich dem Problem hilfreich mit annimmt und so teamorientiert das Projekt erfolgreich gemeistert wird. Wer behauptet alles allein zu können wird u.U. bei Problemen schnell allein dastehen.
Wie schon oben erwähnt, braucht man schon E-Technik Kenntnisse, vor allem im Embedded Bereich. Ich hatte schon oft eine Schaltung vor der Nase mit dem µC darauf und dann sollte man diese nicht nur lesen können, aber auch verstehen. Ich würde dir schon empfehlen genug E-Technik zu belegen. Ich hatte auch Technische Informatik und bereue es keinesfalls. Ich bin Embedded Softwareentwickler im Bereich Automotive und die Kenntnisse der E-Technik und der Regelungstechnik haben mir sehr viel gebracht beim Berufsstart. Es wurden zum Teil Sachen aus dem Studium im Vorstellungsgespräch gefragt. Informatikanteil sollte aber nicht leiden und vor allem viel embedded mit nehmen, also Microcontroller, C und RTOS. Softwareengineering kann auch nicht schaden, sogar Netzwerktechnik kann nützlich sein. Interessanterweise war mein Studiengang auch im Fachbereich E-Technik und den Abschluss hatten wir auch als Dipl.Ing. und nicht Inf.
MixerMann schrieb: > Laut der Informatik Fachschaft > brauche ich nicht unbedingt Elektrotechnik 1+2 Kenntnisse In zwei Semestern kannst Du außer ein paar Grundschaltungen ohnehin nicht viel mitnehmen. MixerMann schrieb: > Wenn E-Techniker von der Hardware Seite kommen, so > braucht man doch jemanden im Team, der die Software Seite erledigt. Das machen heutzutage die Elektro-Ingenieure selber. Ist meistens auch besser so. Die meisten Codes in Embedded-Systems von Informatikern sind eine Katastrophe. Da wird ein uC programmiert, als ob es ein PC wäre.
Raul schrieb: > Das machen heutzutage die Elektro-Ingenieure selber. Ist meistens auch > besser so. Die meisten Codes in Embedded-Systems von Informatikern sind > eine Katastrophe. Da wird ein uC programmiert, als ob es ein PC wäre. Bei uns ist es gerade umgekehrt: Der meiste C-Code, der von den reinen Elektrotechnikern hier in der Firma kommt, ist grotteschlecht. Funktionen mit tausend und mehr Zeilen, globale Variablen en masse, Variablen- und Funktionsnamen die kein Arsch verstehen kann (nicht mal derjenige, der den Code geschrieben hat) weil sie so kryptisch sind... Besserer Code kommt in aller Regel von den Leuten, die auch mal eine Vorlesung über Software Engineering gehört haben und die auch nach dem Studium immer mal wieder ein Buch zum Thema Softwareentwicklung lesen.
Im Beruf wirst du wenig Elektrotechnik benötigen, denn vieles läuft heutzutage über die VHDL-Schiene. Aber das Studium wird einen dicken Elektrotechnik-Teil beinhalten, worunter die Studenten leiden. Ich habe als Student der technischen Informatik die Elektrotechnik-Sachen gehasst, weil meine Gedankenwelt eher geprägt ist von Automatentheorie, von diskreten Zuständen... Und ich hatte an der Schule Physik LK, mit 1 abgeschlossen.
Senfdazugeber schrieb: > > Elektrotechnik-Ingenieure, die sich (auch) mit Software-Entwicklung > befassen, gibt es dagegen sehr häufig. Wobei ich mir wünschte, die würden es lassen. Elektrotechniker haben ihre Daseinsberechtigung, genauso wie Informatiker. Was ich in meiner Berufspraxis so gesehen habe, ließ mir die Haare zu Berge zu stehen. Informatik ist nunmal mehr als Programmieren. Ein Informatiker sollte sich in Algorithmen auskennen, Laufzeitverhalten und ingenieursmäßiger Softwareentwicklung (!= Programmierung). Denn der viele Quellcode der Elektrotechniker ist häufig sehr ineffizient geschrieben, man nutzt nicht die Fähigkeiten von VHDL aus, stattdessen arbeitet man viel mit copy'n'paste.
Siggi schrieb im Beitrag #3495254: > wobei ein E Techniker auch eine Vorlesung über SW-Engineering hören > kann. Dann sollte der Rest auch passen. Kann ja, aber ist wohl eher die Ausnahme als die Regel. > Umgekehrt kann man einen Informatiker ohne weiteres aber nicht so > umschulen, dass er mal eben Schaltungen und die ganzen technischen > Zusammenhänge versteht. Richtig. Es kommt nur kaum eine Firma auf die Idee, für elektrische Schaltungen unbedingt einen Informatiker einzustellen. Für Softwareentwicklung unbedingt jemanden ohne jegliche Informatik-Kenntnisse einzustellen kommt hingegen vergleichsweise oft vor. > Da bedarf es viel mehr als mal nur eine Vorlesung. Saubere Programmierung > ist mehr eine Sache von Erfahrung, weniger des akademischen Könnens. Das > kann sogar ein Fachinformatiker hin kriegen. Man braucht eine saubere Grundlage dafür, und die man bekommt man in der Regel nicht aus dem Nichts. Es gibt Leute, die schon seit Jahren programmieren und es immer noch nicht können ;-)
Hätte auch nicht Informatik studieren sollen, besser ET oder Maschinenbau. Mich nervt es mit wenig technischen Kenntnissen in solchen Dingen wie Schaltkreise etc. Muss irgendwas unternehmen.
So schwer ist ET nicht... Spaß beiseite. Als echter Informatiker für embeddedSysteme brauchst du die nächsten zwei..drei Projekte halt nur einen Elektroniker an deiner Seite, der dich versteht. Als Informatiker muss man in einigen Bereichen halt "zurückdenken" weg von Abstraktion wieder hin zur Hardware. Quasi wie Treiberprogrammierung und Optimierung für Betriebssysteme. In den meisten Fällen wirst du es mit Spannungsteilern un Treibern zu tun bekommen. Den Rest liefert dir der Schaltungsdesigner, wenn du ihn fragst.
klausi schrieb: > Muss irgendwas unternehmen. Und was hindert dich daran? In keinem Fach kommt man fix und fertig aus der Uni raus. Praktisch immer wird man erheblich einsatzbezogen dazu lernen müssen, über weite Teile des Arbeitslebens. Ein Studium dient massgeblich auch dazu, diese Fähigkeit entwickeln zu können - bzw. siebt jene aus, die es nicht können. E-Technik enthält sehr viel Theorie, die in der praktischen Anwendung relevant sein kann, aber nicht muss. Um ein Relais so anzusteuern, dass der Transistor nicht beim ersten Abschaltvorgang ins Nirvana eingeht oder auf Dauer überlastet wird, braucht man weder Maxwell noch Vierpoltheorie. Anders ist es bei EMV und HF-Design, ob Schaltung oder Platine, was auch bei hochfrequenten Digitaldesigns eine wichtige Rolle spielen kann. Dafür ist man als Informatiker eher deplaciert. Jedoch sehe ich bei dem, was auf logischer Ebene in einem µC oder FPGA vorgeht, keinen prinzipiellen Vorsprung seitens der E-Techniker.
beim FPGA kann der E-Techniker einen Vorteil haben, aber bei den modernen MuC ist der Informatiger dann im Vorteil.
Roland Ertelt schrieb: > beim FPGA kann der E-Techniker einen Vorteil haben Aber nur, wenn er denen vielleicht schon mal begegnet ist, der Informatiker jedoch dieses Thema im Studium vermied. Inhaltlich handelt es in beiden Fällen um Programmierung auf logischer Ebene, nur eben mit unterschiedlicher Ablaufstruktur. Etwas, das durchaus im Kompetenzbereich der Informatiker liegt. Haarig wirds eher dann, wenn der Inf beispielsweise versucht, damit ein DSO à la Wittig/Welec zu bauen. Aber wohl weniger aufgrund der Vorgänge im FPGA selbst, sondern weil er da extern völlig ausserhalb seines ursprünglichen Kompetenzbereich agiert.
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> Dann sollte der Rest auch passen. Umgekehrt kann man einen > Informatiker ohne weiteres aber nicht so umschulen, dass er mal eben > Schaltungen und die ganzen technischen Zusammenhänge versteht. Da bedarf > es viel mehr als mal nur eine Vorlesung. Saubere Programmierung ist mehr > eine Sache von Erfahrung, weniger des akademischen Könnens. Das kann > sogar ein Fachinformatiker hin kriegen. Bei so einem geistigen Dünnschiss stellen sich einem die Nackenhaare auf. Absolut jeder Mensch kann absolut ALLES lernen, wenn er es nur will. Im Studium wird nur die Richtung vorgegeben, den Rest muss man sich autodidaktisch beibringen. Hier wird die Informatik als Trivialität abgestempelt und die ETechnik als Buch mit 7 Siegeln dargestellt. Beides ist schwierig, aber erlernbar! Immer und zu jeder Zeit. Tu nicht so, als ob ein Fisch Bäume hochklettern könnte, aber ein Schwein kein Fahrrad fahren kann.
Crank schrieb: > Im Studium wird nur die Richtung vorgegeben, den Rest muss man > sich autodidaktisch beibringen. Hier wird die Informatik als Trivialität > abgestempelt und die ETechnik als Buch mit 7 Siegeln dargestellt. Beides > ist schwierig, aber erlernbar! So weit so richtig ... > Absolut jeder Mensch kann absolut ALLES lernen, wenn er es nur will. ... aber nicht auf jedes Individuum zutreffend. Nicht jeder kann alles lernen. Mitunter ist doch etwas Intelligenz oder eine bestimmte Denkweise nützlich. Es wird allzu leicht der nicht immer berechtigte Vorwurf draus, er/sie sei zu faul und wolle nur nicht. Allerdings sollte man davon ausgehen können, dass jemand, der ein technisch/wissenschaftliches Studium erfolgreich abgeschlossen hat, dazu in der Lage ist. Jedenfalls meistens - erfahrungsgemäss hat nicht jeder für jedes Thema ein Näschen. > Tu nicht so, als ob ein Fisch Bäume hochklettern könnte, > aber ein Schwein kein Fahrrad fahren kann. Wundervoller Satz.
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Bearbeitet durch User
Mark Brandis schrieb: > Bei uns ist es gerade umgekehrt: Der meiste C-Code, der von den reinen > Elektrotechnikern hier in der Firma kommt, ist grotteschlecht. > Funktionen mit tausend und mehr Zeilen, globale Variablen en masse, > Variablen- und Funktionsnamen die kein Arsch verstehen kann (nicht mal > derjenige, der den Code geschrieben hat) weil sie so kryptisch sind... Da hab ich gerade ein déjà vu: Funktion, die nur "return 192" beinhaltet oder eine andere, die sage und schlage 21 Parameter bekommt (!). Der Rest war dann vergleichbar. Das gesammte Projekt wurde dann in die Tonne getreten. Nächste Firma dann Projekt eine Nachrichtentechnikers in C++. Gott, somaw mieses kam mir noch nie unter. > Besserer Code kommt in aller Regel von den Leuten, die auch mal eine > Vorlesung über Software Engineering gehört haben und die auch nach dem > Studium immer mal wieder ein Buch zum Thema Softwareentwicklung lesen. Deswegen sitzen hier zwei Infs, die die embedded SW schreiben. Und sogar nachgewiesenermaßen wiederverwendbaren C-Code. Ich layoute ja beruflich auch keine Platinen und behaupte dann die seien EMV gerecht. Warum glauben NT-/E-Techniker dann eigentlich immer sie könnten SW entwickeln?
Arne schrieb: > Warum glauben NT-/E-Techniker dann eigentlich immer sie > könnten SW entwickeln? Weil sie keine Ahnung haben, was das überhaupt ist.
Arne schrieb: > Warum glauben NT-/E-Techniker dann eigentlich immer sie > könnten SW entwickeln? Mit der Softwareentwicklung ist es wie mit Fremdsprachen: Viele Leute können irgendwie Englisch. So wie auch viele Leute irgendwie Software schreiben. Die Zahl der Leute, die es wirklich richtig können, ist auf beiden Gebieten erheblich kleiner ;-)
Also hier waren/sind Pflicht: Theoretische Informatik I Technische Informatik I Technische Informatik II Programmieren I Programmieren II Software Engineering 1 Computernetze Wahlpflicht: Betriebssysteme Algorithmen und Datenstrukturen Software Engineering 2 Software and Syst. Engineering (Und das sind nur die Module für 6 BA Semester - im MA kann man sich weiter spezialisieren) Wenn man dann die Thesis ebenfalls im Bereich der Info. schreibt sollte man durch aus auf einen ähnlichen stand sein wie ein Informatiker im Bereich Angewandte Informatik!
mao schrieb: > Also hier waren/sind Pflicht: In einem reinen Elektrotechnikstudium? Ganz schön Info-lastig ;-)
Zum aktuellen Arbeitsmarkt im Bereich Embedded gibt es bei Karriere-Ing eine Artikelreihe: http://www.karriere-ing.de/arbeitswelt/article/105644/0/Leergefegt/
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