Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Encoder Auflösung


von Heinz (Gast)


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Hallo!

Ich entwerfe mein erstes Konzept für eine Motoransteuerung, dabei sind 
folgende Frage aufgetreten:

Was bedeuten die Parameter ppr (pulses per revolution) und cpr (counts 
per revolution) bei Encodern? Gibt es hier einen Unterschied oder ist 
das das gleiche?

Ich verwende einen  MAXON DC Servomotor (treibt über Riemen eine 
Spindel, die dann eine Linearbewegung eines Tisches ausführt) und 
benötige eine Auflösung von mindestens 2 µm. Welche Informationen 
benötige ich sonst noch dazu bzw. wie kann ich diese Auflösung in die 
Parameter cpr bzw. ppr umrechnen, um den passenden Encoder auszuwählen?

Vielen Dank für die Hilfe!
LG

von Bronco (Gast)


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Das ist leider nicht so wirklich "genormt".
Ein Inkremental Encoder gibt ja zwei um 90° versetzt Rechtsignale aus (A 
und B).
Eine Signal Periode (bestehende aus je zwei Flanken auf A und B, also 
vier Flanken) nennt man i.d.R. einen "Strich".
Ein Encoder mit 5000 Strichen (pro Umdrehung) macht also je 10000 
Flanken auf A und B, also 20000 Flanken (pro Umdrehung).
Wieviel µm das nun sind, ergibt sich über die mechanische Kopplung, 
jenachdem wie der Encoder an den Tisch angeschlossen ist (z.B. über ein 
Rad mit einem gewissen Umfang etc.)

von Matthias L. (Gast)


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>... treibt über Riemen eine
> ... mindestens 2 µm.

Ein Riemen ist doch elastisch und schwingfähig. Widerspricht das nicht 
dem 2um?

von aGast (Gast)


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Matthias Lipinsky schrieb:
> Widerspricht das nicht
> dem 2um?

Nicht wenn der Encoder auf der Kugelrollspindel sitzt.

von Udo S. (urschmitt)


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Heinz schrieb:
> eibt über Riemen eine
> Spindel, die dann eine Linearbewegung eines Tisches ausführt) und
> benötige eine Auflösung von mindestens 2 µm. Welche Informationen
> benötige ich sonst noch dazu bzw. wie kann ich diese Auflösung in die
> Parameter cpr bzw. ppr umrechnen, um den passenden Encoder auszuwählen?

Indem du die lineare Bewegung der Spindel pro Umdrehung kennst. Auch 
Spindelsteigung genannt.

von Marcel V. (antis)


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ohne Spindelsteigung kann man leider nicht sagen wie viele Inkremente du 
für eine Umdrehung haben musst.... Wenn du die hast kannst du dir das 
doch schön zurückrechnen:

10 mm Steigung bei 2 µm pro Inkrement -> 5000 Inkremente

Das decken zum Beispiel die Inkrementalgeber von Avago gut ab. Schau 
dich da mal um.

von Heinz (Gast)


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Danke für die Informationen!

Ich werde auf alle Fälle gleich mal versuchen, die Spindelsteigung 
herauszufinden.

Das mit dem Riemen versteh ich nicht ganz: Mir ist klar, dass der Riemen 
elastisch ist und das die Auflösung beeinflussen könnte.

@aGast: Was meinst du damit, wenn der Encoder auf der 
Kugelkontrollspindel sitzt? Es ist im aktuellen Konzept tatsächlich so 
vorgesehen, dass der Encoder nicht direkt auf dem Motor, sondern auf der 
Spindel sitzt. Warum hat die Elastizität des Riemens dann keinen 
Einfluss mehr?

VIELEN DANK!

von Heinz (Gast)


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Kann mir jemand erklären, warum es eine bessere Auflösung bringt, wenn 
der Encoder auf der Spindel und nicht direkt am Motor sitzt?

Danke, lG

von Peter II (Gast)


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Heinz schrieb:
> Kann mir jemand erklären, warum es eine bessere Auflösung bringt, wenn
> der Encoder auf der Spindel und nicht direkt am Motor sitzt?
>
> Danke, lG

stell dir einfach vor, Motor und Spindel sind über ein Gummi verbunden.

Der Motor kann sich also schon viel weiter gedreht haben als die 
Spindel. Wenn du die Position vom der Spindel wissen willst, hilft es 
also nicht am Motor zu messen.

von Matthias L. (Gast)


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> sondern auf der Spindel sitzt. Warum hat die Elastizität des Riemens dann 
>keinen Einfluss mehr?

Für die genaue Position ist es besser, wenn der Drehgeber auf der 
Spindel sitzt. Für die Regelung ist es besser, wenn der Drehgeber auf 
dem Motor sitzt.

Ein Teufelskreis.

von Reinhard Kern (Gast)


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Heinz schrieb:
> treibt über Riemen eine
> Spindel, die dann eine Linearbewegung eines Tisches ausführt

Warum? Du willst eine Linearbewegung genau messen, warum nimmst du dann 
nicht gleich einen Linearmassstab mit 1 oder 2 µ Auflösung? Das 
Interface ist das gleiche, und der Referenzpunkt ist auch damit 
festgelegt, mit der gleichen Genauigkeit, und die Elastizität des 
Riemens ist egal.

In beiden Fällen kannst du die Flanken des Impulses auswerten, daher ist 
cpr = 2 * ppr, aber dann weisst du die Richtung nicht. Daher verwendet 
man 2 um die halbe Impulslänge versetzte Impulse, damit hat man 4 
Flanken und cpr ist 4 * ppr. Voraussetzung der Zähler macht das so, 
nennt sich Vierfachauswertung und ist üblich. Nimmst du also einen 
Glasmassstab mit einer Periode von 10 µ, so hast du eine Zählerauflösung 
von 2,5 µ.

Gruss Reinhard

von Daniel V. (danvet)


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Matthias Lipinsky schrieb:
>
> Für die genaue Position ist es besser, wenn der Drehgeber auf der
> Spindel sitzt. Für die Regelung ist es besser, wenn der Drehgeber auf
> dem Motor sitzt.
>
> Ein Teufelskreis.

Ich kenne Systeme, die haben beide Drehgeber installiert. Ansonsten hat 
man keine Kontrolle, ob z.B. der Riemen gerissen ist oder 
durchrutscht...

von Heinz (Gast)


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Vielen Dank für Eure Antworten,

das mit der Elastizität des Riemens und dem Unterschied zwischen Encoder 
auf Motor oder Encoder auf Spindel ist mir jetzt klar.

@ Reinhard: das mit dem Linearmaßstab ist aus Platzgründen nicht 
möglich...

Wenn ich nun folgenden Encoder (auf der Spindel) verwende:
SCANCON SCH24-500-D: hat 500 ppr
http://www.scancon.dk/specifications/SCH24-specifications.pdf

und eine Spindelsteigung von 2mm habe, dann habe ich eine Auflösung von 
2mm/500 = 4µm, richtig?

Sprich: für eine Auflösung von mindestens 2 µm müsste ich den Encoder 
mit 1000 ppr nehmen, richtig?

Danke vielmals, seid mir eine große Hilfe!!

von Heinz (Gast)


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In einem anderen System soll folgender Encoder direkt am Motor sein:
PWB ME22-300-3000-2LF
http://www.pwb-encoders.com/documents/89828/89967/Datenblatt+ME22.pdf/d88bd9fd-db21-4f94-94c5-541cb6210db4

d.h. hier ist cpr = 300
Hier hab ich eine Spindelsteigung von 1mm,

ist cpr = 4 * ppr oder ist ppr = 4 * cpr?? Welche Auflösung würde sich 
in diesem Fall ergeben?

von Reinhard Kern (Gast)


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Heinz schrieb:
> und eine Spindelsteigung von 2mm habe, dann habe ich eine Auflösung von
> 2mm/500 = 4µm, richtig?

Lesen sollte man können - ich beschreibe jetzt aber nicht nochmal, was 
4fach-Auswertung ist. Wenn du es nicht verstehst, ist es sicherer, eine 
möglichst hohe Auflösung zu nehmen, zuviel schadet ja nicht.

Gruss Reinhard

von Heinz (Gast)


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Kann mir vielleicht trotzdem jemand sagen, ob ich das richtig berechnet 
habe, damit ich weiß, ob ich es verstanden habe?

DANKE!

von Daniel V. (danvet)


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Nur mal so zur Sicherheit:
Du weißt schon, dass die Auflösung nicht gleich der Genauigkeit ist?

von Heinz (Gast)


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@ Daniel: nein, weiß ich nicht, kannst du mich darüber aufklären?

@all:
Ich hab mir das mit der Auflösung jetzt noch mal überlegt: Wenn ich den 
oben beschriebenen Encoder:
http://www.scancon.dk/specifications/SCH24-specifications.pdf
mit 500ppr bei einer Spindelsteigung von 2mm verwende, dann ergibt sich 
die Auflösung zu:

2mm/(4*500) = 1µm

Ist das korrekt?

Ich denke, ich versteh jetzt den Unterschied zwischen ppr und cpr: cpr 
ist die Anzahl der Flanken und ppr die Anzahl der Pulse (also positive + 
negative Flanke)?

von Heinz (Gast)


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Wenn ich den anderen Encoder betrachte:
http://www.pwb-encoders.com/documents/89828/89967/Datenblatt+ME22.pdf/d88bd9fd-db21-4f94-94c5-541cb6210db4

cpr = 300, Spindelsteigung = 1mm.

dann ergibt sich hier nur eine Auflösung von:
1mm / 300 = 3,33 µm

Ist das korrekt?

DANKE!

von Reinhard Kern (Gast)


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Heinz schrieb:
> Ich denke, ich versteh jetzt den Unterschied zwischen ppr und cpr: cpr
> ist die Anzahl der Flanken und ppr die Anzahl der Pulse (also positive +
> negative Flanke)?

Ja. Wobei man einschränkend feststellen muss, dass der Zähler eben auch 
alle 4 Flanken zählen muss - das tut jeder professionelle 
Positions-Zähler, weil die Flanken ja da sind, nichts extra kosten und 
es daher blödsinnig wäre auf die Auflösung zu verzichten. Aber bei 
irgendeiner Zählsoftware für einen µController ist das nicht unbedingt 
so, da muss man schon drauf achten, dass 4fach vor/rückwärts geht. Da 
gibts aber unendlich viel im Internet dazu, und es gibt auch µController 
mit eingebautem Interface dafür.

Gruss Reinhard

von Heinz (Gast)


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Hey, vieln Dank!

Die Motoren werden über einen Motion Controller angesteuert, ich werde 
abklären, ob diese jede Flanke wie besprochen auswerten können.

Allerdings verwirrt mich jetzt trotzdem noch etwas:
http://www.pwb-encoders.com/products/miniature-encoders/me22

Auf dieser Seite steht:
Auflösung bis zu 360 CPR (Impulse pro Umdrehung)

Wie oben erwähnt, dachte ich, dass cpr count pro umdrehung bedeuten, 
warum steht hier impulse? Sind hier mit Impulse wirklich die Flanken 
gemeint?

Vielen Dank, lG

von Heinz (Gast)


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Ich mach dieses Konzept zum allerersten mal, könnte BITTE ein Experte 
nur ja oder nein schreiben, ob meine oben angeführten Berechnungen nun 
richtig oder falsch sind. Wenn sie falsch sind, werde ich mich bemühen, 
dies zu korrigieren.

DANKE!

von Thorsten O. (Firma: mechapro GmbH) (ostermann) Benutzerseite


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Hallo Heinz,

dass passt so, wenn kein weiteres Getriebe (z.B. Riemenstufe mit i<>1) 
dazwischen ist.

Der Hinweis auf die Genauigkeit bezieht sich bei hier (Encoder mit 
TTL-Ausgang ohne nachgeschaltete Interpolation) mehr auf die Mechanik. 
Im Gegensatz zu einer direkten Messung mit einem linearen Messsystem 
misst Du hier die Fehler der Spindel (Steigungsfehler, Längenwachstum 
durch Erwärmng usw.) nicht mit. Im µm-Bereich sind das schon kritische 
Einflußgrößen. Bezüglich der Genauigkeit der Spindel musst du dich mit 
dem Lieferanten in Verbindung setzen. Chinaware würde ich für so ein 
Projekt jedenfall nicht einsetzen.

Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Ostermann

von Heinz (Gast)


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Hallo Thorsten!

Vielen Dank!!!!

Hast du auch eine Antwort/Erklärung auf meine Frage von 21.01. um 18:00 
Uhr?

LG Heinz

von m.n. (Gast)


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Lade Dir das Datenblatt dazu, da stehen alle Antworten.

Als Impulse/Umdrehung wird immer nur ein Kanal angegeben. Die Auflösung 
bei Rechtecksignalen erhöht sich bei Auswertung aller Flanken um Faktor 
4.

Um Dich noch ein wenig weiter zu verwirren: es gibt auch Enkoder, die 
Sinussignale liefern und bei entsprechender Auswertung eine deutlich 
höhere Auflösung bieten.

Ich sehe gerade, ich bin ja garnicht Thorsten :-(

von Heinz (Gast)


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Hm ,

das bedeutet aber, dass meine Berechnung vom post 21.01. 17:20 so nicht 
stimmt.
Angenommen, ich verwende beide Kanäle und es werde von der 
Auswerteeinheit alle Flanken ausgewertet, dann müsste die Berechnung 
doch so aussehen:

Spindelsteigung = 1mm
cpr = 300

Auflösung = 1mm / (300 * 4) = 0,83 µm

Ist das so korrekt?

Dankesehr, lG

von m.n. (Gast)


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Heinz schrieb:
> das bedeutet aber, dass meine Berechnung vom post 21.01. 17:20 so nicht
> stimmt.

Doch, bei 1-fach Flankenauswertung.

Heinz schrieb:
> Auflösung = 1mm / (300 * 4) = 0,83 µm
>
> Ist das so korrekt?

Auch, bei 4-fach Flankenauswertung.

von Heinz (Gast)


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:) Danke!

Im Prinzip gibt es ja dann wieder keinen Unterschied zwischen ppr und 
cpr... Denn dieser cpr Wert wäre dann das Gleiche wie der ppr Wert vom 
anderen Encoder, der angeführt wurde (Scancon).

Aber egal, ich nehme in Zukunft einfach den Wert her, der angegeben ist 
(cpr oder ppr) und berücksichtige die Auswertung (einfach, vierfach).

Danke für Eure Hilfe!

von Heinz (Gast)


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Kann mir jemand den oben angesprochenen Unterschied zwischen Auflösung 
und Genauigkeit sagen? Auflösung ist mir klar, aber was bedeutet in 
diesem Zusammenhang die Genauigkeit?

von Thorsten O. (Firma: mechapro GmbH) (ostermann) Benutzerseite


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Hallo Heinz!

Hast Du meinen Beitrag von gestern nicht gelesen? Oder bezieht sich 
deine Frage jetzt auf Geber mit nachgeschalteter Interpolation? Da 
spielt u.U. auch noch die Genauigkeit der Maßverkörperung 
(Strichteilung) eine Rolle.

Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Ostermann

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