Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Wie sind eure Elektro- und Software-Arbeitsplätze organisiert?


von ingenieur (Gast)


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Ich habe dank aussenwirksamer Tätigkeit und einigen Firmenwechseln in 
den zurückliegenden Jahren einen vergleichsweise guten Einblick über die 
Ausgestaltung von Elektronik- und Softwarearbeitsplätzen in der IT- und 
Elektrobranche gewinnen können und kann sagen, dass es da doch gewaltige 
Unterschiede in den Strategien zu geben scheint, wie solche Plätze 
einzurichten sind, damit man effektiv arbeiten kann.

Neben den beiden häufigsten anzutreffenden Fällen ("gar keine Strategie" 
und "Kostensparen um jeden Preis") gibt es anscheinen zu wenige Firmen, 
die wenigstens versuchen, etwas Gehirnschmalz reinzustecken und ihren 
Angestellten einen angenehmen, aber auch für die Erreichung der Ziele 
tauglichen Platz anzubieten.

Da gab es die Karnickelbucht mit (ich meine es waren) 56 Arbeitsplätze 
für CAE, CAD und IT in einem Raum, wo es so still war, dass man 
gegenüber einen Kuli hat fallen hören können, das Arbeiten aber auch 
wirklich ging, weil man die Leutchen passend instruiert hatte, sich 
möglichst leise zu unterhalten, und für Besprechungen und Telefonate die 
angebotenen Besprechungsräume zu nutzen. Dann gab es die Batterie von 
Einzelbüros mit offen Türen, wo jeder machen und lärmen konnte, wie er 
wollte und man sogar die knallende Kaffetasse des Nachbarn 2 Büros 
weiter noch hörte. Schließlich landete ich mal ein einer Firma mit 3er 
Büros, wo es relativ ruhig und angenehm zuging.

Alle anderen Erfahrungen lassen sich mehr oder weniger diesen drei 
Gruppen zuordnen, wobei es noch einen grossen Unterschied macht:

wer dort arbeitet
wie er dort arbeitet
und was er dort arbeitet

Wenn z.B lauter Programmierer zusammensitzen, die nur Software machen, 
simulieren und mal ein embedded board bespielen, haben alle mehr oder 
weniger dieselben Arbeitsprozesse, Konzentrationsanforderungen und 
Lärmproduktion. Schwierig wird es, wenn dort auch 
Elektronikarbeitsplätze oder gar mechanische Aufbauten vorliegen, wo 
gemessen, gesteckt, gebastelt und rumgeschraubt wird. Dort versammeln 
sich erfahrungsgemäss immer mal Trauben von Kollegen, um über Probleme 
und mögliche Lösungen zu diskutieren. Wenn Du da dazwischen sitzt, hast 
Du verloren, weil es Essig ist, mit der Konzentration. Meines Erachtens 
gehören solche Sachen ins Labor, oder man gibt jedem Entwickler einen 
Einzelarbeitsplatz, damit er, wenn er misst und bastelt oder Mechanik in 
Betrieb nimmt, keinen Nachbarn stört. Ein Grossproblem, an dem sicher 
viele leiden, sind die Mitarbeiter, die viel telefonieren (müssen) und 
die für die Konzentration nötig Ruhe regelmässig unterbrechen bis hin zu 
einer Situation des Dauerlärms in der Abteilung.

Momentan ist es mehr oder weniger das Extrem, das ich erlebe:

Nach einem Umzug sind auf einer Etage eine grosse Zahl völlig 
unterschiedlicher Entwickler und Produktmanager zusammengefasst, die ein 
Kleinbüros sitzen, die aber alle keine Türen haben, sondern nur einen 
minimalen Schallschutz. Man hört Personen im übernächsten Büro sprechen 
und telefonieren, zudem laufen ständig Leute den Gang entlang und kommen 
dabei in geringer Distanz am eigenen Tisch vorbei, wobei sie sich z.B. 
noch lautstark unterhalten, wie sie es eben vorher auch getant hatten, 
als es noch die alten Gebäude mit Türen gab. Zu allem Überfluss bleiben 
viele im Gang stehen, telefonieren und machen Minibesprechungen, keine 
3m Luftlinie vom Arbeitslatz, an dem man verzweiffelt versucht, einen 
klaren Gedanken zu fassen.

Das allergrösste Übel ist aber der Umstand, dass es kaum Labore gibt und 
alles an mechanischen Aufbauten der Geräte, der Baugruppen und der 
feinmechanischen Teile inklusive Motorsteuerung der Einfachheit halber 
mit im Büro aufgebaut wird. Das Ergebnis ist ein Mischraum aus 
eigentlich reinen Büroarbeitsplätzen mit Rechner und Telefon auf der 
einen Seite und andererseits komplett ausgestatteten Elektrowerkbänken 
mit Powerversorung, brummenden Trafos, Leisten und Messmittel - eben das 
bekannte Elektronikentwickler-Arbeitsplatz-Chaos. Obendrein sitzen jetzt 
auch noch Studenten und Praktikanten dazwischen, die löten, schrauben 
und Motorverfahrtests durchführen und natürlich alle 15min irgendeine 
Frage haben.

Es gibt praktisch keine ruhige Minute mehr. Statt der üblichen 
Situation, dass 50% der Zeit der Elektroniker im Labor sitzt, Messungen 
macht, Inbetriebnahmen der SW und HW durchführt und die Mechanik und 
Restmimik im Zusammenspiel testet, sitzen nun alle zu 95% am Platz und 
erhöhten den massivst Lärmpegel. Einer ist immer am telefonieren, nicht 
selten sind es 2. Praktisch zu jeder Tageszeit wird irgend eine Mechanik 
brummend und summend getestet und wenigstens einer ist immer am 
Zusammenschrauben oder Zerlegen einer Einheit, wobei in Werkzeugkisten 
und Schubladen gekrammt, Schraubenzieher auf den Tisch geknallt und 
sonstiger Lärm produziert wird. Und weiters gibt es logischerweise auch 
die oben beschriebenen Trauben an Leuten aus Nachbarbüros und 
Abteilungen, die sich um ein Gerät versammeln und dessen Funktionen 
kritisieren und Probleme analysieren.

Es herrscht Dauerlärm!



Frage:

Wie ist das bei euch gelöst?

Gibt es getrennte Büros, Laborplätze, Telefonzellen, Besprechungsräume ?

Werden die Mitarbeiter angehalten, die zu nutzen? Tun sie es? Ist ein 
Bemühen erkennbar, leise zu reden?

Hier ist das so, dass jeder unangekündigt ins Büro, also den an den Gang 
grenzenden Bereich hereintappt, mit dem Kollegen direkt hinter einem ein 
Gespräch beginnt und 30min lautstark diskutiert und kein Gefühl dafür zu 
haben scheint, dass man bei der Planung von SW, Test und dem Erfassen 
von REQs und besonders bei der Programmierung von Software Ruhe braucht.

Ehrlich gesagt, war es im Grossraumbüro noch am Besten. Dort war Ruhe 
wie in einer Bibliothek und ausser den Tastaturen und einigen leisen 
Unterhaltungen war nichts zu hören.
Mechanik und Elektronik fand in Laboren statt, Telefonate in 
Telefonzellen und die Besprechungen in kleinen Besprechungszellen. Die 
Arbeitsplätze waren auf diese Weise zu durchschnittlich zu 30-50% 
besetzt. Wenn einer am Arbeitsplatz telefoniert, wurde das kurz 
gehalten, leise gesprochen und ansonsten das Gespräch in die Telezelle 
verlegt.

von Udo S. (urschmitt)


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ingenieur schrieb:
> Dann gab es die Batterie von
> Einzelbüros mit offen Türen, wo jeder machen und lärmen konnte, wie er
> wollte und man sogar die knallende Kaffetasse des Nachbarn 2 Büros
> weiter noch hörte.

Passt bei uns zu 100%.
90% der Leute sind geistig nicht in der Lage zu erkennen daß das andere 
stört und bei Diskussionen/Telefonaten ihre Tür zu schließen.
Wenn man dann deren Tür zumacht (also nahe der Lärmquelle) wird man bei 
einigen noch dumm angeschaut. Na ja, Intelligenz ist halt auch 
normalverteilt.

: Bearbeitet durch User
von René K. (cyprius)


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Ich brauche einen ruhigen Arbeitsplatz und bevorzuge im Zeifel auch ein 
Einzelbüro. Im Moment sitze ich mit vier Kollegen in einem sehr großen 
Raum, durch die Programmiertätigkeit ist der Lärmpegel aber in der Regel 
sehr gering.
Falls es mal laut werden sollte, gibt es freistehende Einzelbüros als 
temporären oder dauerhaften Rückzugsort.

von ingenieur (Gast)


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So eine Idylle hatte ich hier nur während der Uralubszeit und kurz vor 
Weihnachten, wenn alle wech waren.

Wie sieht es mit Verhaltensmassregeln aus? Gibt es da irgendwas von der 
Firma aus, oder müssen sich die Kollegen jeweils selber "erziehen"?

von Bürovorsteher (Gast)


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> Wie ist das bei euch gelöst?

Bin seit über zehn Jahren selbständig und alleine.
Die herrliche Ruhe.
Die lieben Kollegen sind mir vor dieser Zeit maßlos auf den Keks 
gegangen.

von pm (Gast)


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Lärm ist das eine, genau so nervig finde ich gewisse leise 
"Nebengeräusche". Insbesonder Kaugummis kauen, ständiges Knabbern, 
verstopfte Nasen, Trommeln oder ultranervöses Tippen. Wobei es ungleich 
schwieriger ist, sich gegen solche Geräusche durchzusetzen oder zu 
schützen.

Leider haben verschiedene Menschen sehr unterschiedliche Anforderungen 
an die Ruhe am Arbeitsplatz. Oft sind die tonangebenden Leute, oh 
Wortwitz, auch die lautesten. Der stille Arbeiter, der einfach seine 
Ruhe braucht, hat es extrem schwer, sich gegen die sorglosen und lauten 
Alphatierchen durchzusetzen.

Man hat schon ziemlich Pech gehabt, wenn man stark lärm- und 
geräuschempfindlich ist. Lärm- und Geräusche können die Leistung 
schonmal tiefer in den Keller bringen als eine durchzechte Nacht. Dass 
das Problem eine gewisse selbstverstärkende Wirkung hat, ist noch das 
Tüpfchen auf dem i.

Ich jedenfalls wäre sehr froh, technische und psychologische Strategien 
zu kennen, wie man die Lärm-/Geräuschempfindlichkeit wirksam 
unterdrücken kann.

von Christian R. (supachris)


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Ist bei uns (Fraunhofer-Institut) sehr gut gemacht. Jedem steht ein 
Büro-Arbeitsplatz zu, das sind meistens 2er Büros, selten 3er (dann eher 
für HIWIs usw.). Und dann hab ich halt noch das Labor, da sind wir zu 
zweit mit jeder Menge Messtechnik auf etwa 30m². Die Büros haben alle 
Türen und Besprechungsräume sind für Meetings auch da, allerdings fast 
immer belegt.
Ich halte mich meist im Labor auf, weil da meine Workstation steht und 
ich eh fast nur Hardware mache. Im Büro bin ich ab und zu, wenn ich mal 
Papierkram machen muss, aber das meiste kann ich auch im Labor machen, 
der Kollege ist sehr umgänglich und meist leise. Da nervt die 
Lüftung/Klimatisierung manchmal mehr. Aber im Sommer ist es natürlich 
bei konstanten 21 Grad und mit Pollenfilter sehr angenehm im Labor.

von Udo S. (urschmitt)


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Christian R. schrieb:
> Ist bei uns (Fraunhofer-Institut) sehr gut gemacht

Ist der Beitrag jetzt ernst gemeint, oder willst du uns nur neidisch 
machen, wobei... 21°C im Hochsommer wenns draussen 30 Grad und mehr hat, 
da friert man ja wenn man in T-Shirt und Shorts zur Arbeit kommt, oder 
müsst ihr armen in Hemd und Krawatte ran :-)?

von schrauber (Gast)


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Bürovorsteher schrieb:
> Bin seit über zehn Jahren selbständig und alleine.
Bin ivh auch
> Die herrliche Ruhe.
aber jedes Frühjahr renoviert ein anderer Nachbar sein Haus. Letztes 
Jahr ein Haus in Sichtweite Totalsanierung, das ging eigentlich noch.
Schlimmer sind die dämlichen Rentner denen die Decke auf den Kopf fällt 
und die dann aus langeweile an ihrem Haus rumpfuschen. Gartenhütte hier 
hin, ein Monate später dorthin, dann wieder zurück,... Gartenweg 
plastern, vermurkst, nochmal, wieder vermurkst, nochmal mit anderen 
Platten, wieder vermurkst, jetzt macht es der Profi. Zaun abschleifen, 
lasieren, gefällt nicht, wieder abschleifen, grundieren, schleifen, 
lackieren. Ein Jahr später ist die Farbe abgeblättert und dann gehts 
wieder los.... Danach Zaun rausgerissen, Hecke gepflanzt, Buchsbaum 
wurde kahl gefressen, wieder gepflanzt, wieder kahl gefressen wieder 
alles ausgebuddelt,... Jetzt kommt wieder ein Zaun hin, aus Metall.
Oder Busch wird ausgebuddelt, alles mit Platten zugemacht, Busch 
woanders eingepflanzt, danach wieder rausgerissen, dann werden die 
Platten wieder rausgerissen weil doch wieder ein Busch rein soll. Der 
Busch verreckt, jetzt muss dort ein Kübel rein, mit Palme, Palme 
verreckt, jetzt wird wieder gebuddelt, für den nächsten Busch.
Oder zweit Tritt vorm Haus gesetzt, nach zwei Jahren neues Hüftgelenk 
für die Frau, jetzt kommen die Stufen wieder weg,... Geländer mit Farbe, 
jetzt wieder weg, eines aus Edelstahl, danach noch eines auf die andere 
Seite,...

Also manche Rentner haben echt ne Totalmacke, das wäre besser wenn man 
die arbeiten lässt bis sie tot umfallen, manche sehen ohne rumgeschaffe 
um des Arbeitens willen keinen Sinn in ihrem Leben.

von BWLer (Gast)


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Tja. Da seht ihr halt mal, wo ihr in der Rangordnung steht. Ihr sollt 
Ergebnisse abliefern. Wohlfühlen könnt ihr euch zu Hause oder bei Mutti.

von ingenieur (Gast)


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pm schrieb:
> Lärm ist das eine, genau so nervig finde ich gewisse leise
> "Nebengeräusche". Insbesonder Kaugummis kauen, ständiges Knabbern,
> verstopfte Nasen, Trommeln oder ultranervöses Tippen. Wobei es ungleich
> schwieriger ist, sich gegen solche Geräusche durchzusetzen oder zu
> schützen.

Tja da sagst du was. Habe hier leider auch einen Trommler in der Nähe. 
Andauernd wird auf dem Boden und dem Tisch rumgeklopft und getrampelt. 
Stressabbau zu Lasten der Umgebung!

von klausi (Gast)


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schrauber schrieb:
> Also manche Rentner haben echt ne Totalmacke, das wäre besser wenn man
> die arbeiten lässt bis sie tot umfallen, manche sehen ohne rumgeschaffe
> um des Arbeitens willen keinen Sinn in ihrem Leben.

Jep selbes Beispiel in der Nachbarschaft!

Kann diese ewig schaffenden Rentner nicht ausstehen.

Meistens ist es diese Kategorie:

40 Jahre den gleichen Job, gleiche Frau,  jeden Tag das gleiche Essen, 2 
Wochen Sorgen wegen einem Knöllchen.

Dreht man dann selbst mal den TV auf, ist man der laute, unmögliche 
Nachbar.

von Christian R. (supachris)


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Udo Schmitt schrieb:
> Ist der Beitrag jetzt ernst gemeint, oder willst du uns nur neidisch
> machen, wobei... 21°C im Hochsommer wenns draussen 30 Grad und mehr hat,
> da friert man ja wenn man in T-Shirt und Shorts zur Arbeit kommt, oder
> müsst ihr armen in Hemd und Krawatte ran :-)?

Ist schon so und ja im Sommer friert man schon auch manchmal. Klima 
macht so zwischen 21 und 22 Grad ganzjährig. Kann man aber notfalls 
komplett deaktivieren, dann wirds aber wegen der Rechner und Messgeräte 
richtig warm. Hemd und Krawatte tragen bei uns nur die unproduktiven 
Wichtigtuer aus der Leitungsbene. Gehört wohl dazu wenn man den ganzen 
Tag heiße Luft erzeugt. Die düfen dann aber im Sommer auch wenigstens 
schön schwitzen im Büro.

von Bürovorsteher (Gast)


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@ schrauber

> > Bin seit über zehn Jahren selbständig und alleine.
> Bin ivh auch
> > Die herrliche Ruhe.
> aber jedes Frühjahr renoviert ein anderer Nachbar sein Haus.

Im eigenen Haus bzw. der eigenen Wohnung zu arbeiten, ist ja auch 
totaler Schrott.
Ich habe mein 75-m²-Office im Gewerbegebiet gemietet. Da kommt man nicht 
in Verlegenheit, dauernd zum Kühlschrank zu wandern oder allerlei 
Besorgungen erledigen zu müssen (Kannst du mal ausnahmsweise...? - Nein 
kann ich nicht, muss schindern!).
Wenn ich mal ganz konzentriert etwas machen muss (VHDL), dann gehe ich 
sonnabends oder sonntags ins Büro: Totenstille ringsum.

Im Gewerbegebiet darf sich auch niemand an meinen Arbeitsgeräuschen 
stören.
In einer Wohnung kannst du eben nicht den Kompressor für den 
Bestückungsautomaten laufen lassen, auch wenn dieser angeblich 
flüsterleise (43 dBA) ist.

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