Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Mindeststrom LED


von Norbert M. (Gast)


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Guten Abend,

vor einigen Tagen habe ich eine LED an eine Spannungsquelle 
angeschlossen (LED mit Vorwiderstand an geladenen Elko gehängt). 
Erwartungsgemäss nahm die Leuchtkraft der LED dabei sehr stark ab, 
allerdings war ich dann doch sehr verwundert, daß die LED auch nach weit 
über 5 Minuten in vollständig abgedunkelten Werkstatt-Raum zumindest 
noch leicht geglimmt hat.

Ich würde hiermit daher gerne nachfragen, bis zu welchem Mindeststrom 
man eine Standard-Led in einen völlig duklem Raum noch leuchten sehen 
kann (das Diagramm in den Datenblättern ist dazu natuerlich nicht 
brauchbar und ich habe den Strom - mangels passendem Messgerät - auch 
nicht messen können, würde aber bei der langen Glimmzeit schon vermuten, 
daß der Mindeststrom eher im Bereich von Mikroampere liegen sollte).

LG, N0R

von Max H. (hartl192)


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Ich habe eine blaue 5mm LED, die bei 6µA so hell leuchtet, dass man sie 
bei eingeschaltenem Licht sieht.

von gnd3 (Gast)


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wenn man bedenkt, dass man unter optimalen Bedingungen ein einzelnes 
Photon¹ sehen kann und 1 pA schon 6 Millionen Elektronen/s sind... dann 
ist die Frage nur, ob es einen Dreckeffekt gibt, durch den der 
Wirkungsgrad der LED bei kleinen Strömen überproportional abnimmt.

1) PDF-Seite 34: 
http://www.f07.fh-koeln.de/imperia/md/content/personen/blendl_christian/granzer.pdf

von Makatonka (Gast)


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Im Prinzip leuchtet die bis hin zu fast 0 nA. Einen wirklichen Threshold 
gibt es nicht, irgendwann flackert sie aufgrund des Schrotrauschens aber 
zunehmend (flackern tut sie immer). Integriert über die Zeit wird sie 
aber weiterhin dunkler.

von Makatonka (Gast)


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>Bedingungen ein einzelnes Photon

Das würde ich gern mal "sehen". Man mag es wahrnehmen können, aber das 
Hintergrundrauschen des Auges ist erheblich stärker als 1 Photon. Man 
wird es nie und nimmer zuverlässig detektieren können.

von Norbert M. (Gast)


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Makatonka schrieb:
> Im Prinzip leuchtet die bis hin zu fast 0 nA.

Wirklich? Na dann: Danke für die Auskunft!

> Einen wirklichen Threshold gibt es nicht, irgendwann flackert sie
> aufgrund des Schrotrauschens aber zunehmend (flackern tut sie immer).

Hmm, ich hätte eigentlich vermutet, daß es da ein - verzeihe den 
lauehnaften Ausdruck - Schmitt-Trigger-haftes verhalten gibt, also sowas 
wie "über 5.001 nA glimmt es merklich, unter 4.999 nA tut sich nichts",

Das mit dem Flackern sollte ich mal überprüfen, das hab' ich nämliczh 
nicht gesehen (was aber auch dran liegt, daß ich nicht ständig 
draufgeguckt habe). Man sollte da mal experimentieren, eventuell mit 
einer hochempfindlichen Photozelle oder einem CCD.

Jedenfalls schon interessant, daß LEDs auch noch bei sehr geringem 
Strom leuchten (wenn auch wohl nicht mit der 'richtigen Lichtfarbe').

Das wusste ich nämlich bis dato nicht, wenn ich ehrlich bin.

LG, N0R

von Teo D. (teoderix)


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Norbert M. schrieb:
> Das mit dem Flackern sollte ich mal überprüfen, das hab' ich nämliczh
> nicht gesehen (was aber auch dran liegt, daß ich nicht ständig
> draufgeguckt habe).

Wenn man statt Flackern, Rauschen sagt wird's eventuell verständlicher. 
Das is wesentlich schneller, als Dein Auge es wahrnehmen kann.


Nachtrag: im nA Bereich könnte es anders anders sein?!

: Bearbeitet durch User
von Michael (Gast)


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Norbert M. schrieb:
> mm, ich hätte eigentlich vermutet, daß es da ein - verzeihe den
> lauehnaften Ausdruck - Schmitt-Trigger-haftes verhalten gibt, also sowas
> wie "über 5.001 nA glimmt es merklich, unter 4.999 nA tut sich nichts",

Und wie stellst du dir den Mechanismus für die Strommessung mit einer 
Genauigkeit von 0.4e-3 vor?
LEDs leben von Elektronen, die eben ein Photon erzeugen oder auch nicht. 
Die Elektronen purzeln nacheinander durch die LED durch und je nach dem, 
wieviele solcher Einzelblitze dein Detektor pro Sekunde braucht, um das 
als "Leuchte" zu erkennen, hast du eine scheinbare Schwelle. Mit einem 
PMT kannst du dir sogar die Einzelphotonen angucken.

von Herr S. (Firma: Privat) (wumpie)


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Ich hab das auch schonmal wo anders gelesen mit dem schwachen leuchten 
der LED, das ist zwar wirklich unglaublich aber die LED senden auch noch 
bei wirklich sehr geringen Strömen  Licht aus, ich hab das auch mal mit 
einer low Current LED (typ 5mA) probiert, selbst bei Strömen im uA 
Bereich war in abgedunkeltem Raum deutlich Licht in der LED zu erkennen. 
Leider konnte mein billig Taschenmultimeter nicht besser Anzeigen. Du 
kannst Dir ja mit einem Poti, einer Spannungsquelle und einem Multimeter 
mit geeignetem Messbereich ja mal selber eine kleine Testschaltung 
aufbauen und dann selber mal messen wie weit es geht.

von Peter II (Gast)


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Wenn er das Licht einschaltet, wirkt die LED doch als Solarzelle, 
eventuell hat sie den Kondensator wieder ein stück aufgeladen. Damit 
kann Tagen noch ein Licht feststellen wenn man das licht nur kurz 
ausschaltet.

von Norbert M. (Gast)


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Michael schrieb:
> Norbert M. schrieb:
>> mm, ich hätte eigentlich vermutet, daß es da ein - verzeihe den
>> lauehnaften Ausdruck - Schmitt-Trigger-haftes verhalten gibt, also sowas
>> wie "über 5.001 nA glimmt es merklich, unter 4.999 nA tut sich nichts",
> Und wie stellst du dir den Mechanismus für die Strommessung mit einer
> Genauigkeit von 0.4e-3 vor?

Gar nicht. Weil ich's gar nicht messen kann habe ich ja nachgefragt :-p

> LEDs leben von Elektronen, die eben ein Photon erzeugen oder auch nicht.
> Die Elektronen purzeln nacheinander durch die LED durch und je nach dem,
> wieviele solcher Einzelblitze dein Detektor pro Sekunde braucht, um das
> als "Leuchte" zu erkennen, hast du eine scheinbare Schwelle.

Ich bin eben davon ausgegangen, daß die Energie der Elektronen bei 
geringer Kondensatorspannung einfach nicht mehr ausreicht, um da ein 
Photon herauszuschlagen. Allerdings habe ich gerade nachgelesen, daß das 
Photon erst bei Rekombination auftritt, also im p-Substrat, nach dem die 
Sperrschicht überwunden wurde.

Als "einfacher Bastler" habe ich mich mit Halbleiterphysik nicht 
wirklich auseinandergesetzt, aber daraus schließe ich, daß unter 
Idealbedingungen prinzipiell jedes Elektron, das es über die Sperrzone 
schafft, ein Photon aussenden könnte. Damit wäre dann natuerlich auch 
meine Frage nach einem Mindeststrom hinfällig.

> Mit einem PMT kannst du dir sogar die Einzelphotonen angucken.

Weder Photomultiplier noch ein einfacher Sekundärelektronenvervielfacher 
sind in meiner bastelstube vorhanden. :)

Danke jedenfalls an alle für die Auskünfte, mir ist jetzt einiges 
klarer.

LG, N0R

von Harald W. (wilhelms)


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Norbert M. schrieb:

> Ich bin eben davon ausgegangen, daß die Energie der Elektronen bei
> geringer Kondensatorspannung einfach nicht mehr ausreicht, um da ein
> Photon herauszuschlagen.

Das ist so auch richtig. Begrenzung ist also die Spannung und
nicht der Strom. Wenn die Spannung unter dem Wert der Energie
der entsprechenden Lichtfarbe in Elektronenvolt sinkt, ist m.W.
keine Lichterzeugung mehr möglich.
Gruss
Harald

von Thomas P. (daelectrictick)


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Falls du es wirklich versuchen willst, nimm eine rote LED. Da ist die 
Lichtausbeutung am besten.

von Ulrich (Gast)


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Auch unter der Spannung, die der Photonenenergie entspricht ist noch ein 
Leuchten möglich. Bei einigen älteren (roten und IR) LEDs war die 
Spannung sogar im Normalfall darunter. Es gibt dann allerdings eine 
obere Grenze für die maximale Leuchtdichte die erreicht werden kann.

Bei den neuen super effizienten LEDs ist die Spannung meist etwas höher, 
da könnte es tatsächlich schwer sein die noch unter der Gapspannung 
deutlich leuchten zu lassen. Bei einfachen Rote sollte das mit kleinem 
Strom aber kein Problem sein.

Es ist auch nicht einmal so, dass der Wirkungsgrad einer LED prinzipiell 
unter 100% sein muss - bei geringer Intensität darf er sogar darüber 
liegen, weil das Licht geringer Intensität halt auch Entropie 
transportiert, also nicht als Arbeit im Sinne der Thermodynamik zu sehen 
ist, sondern eher als Wärmestrom bei relativ hoher Temperatur.

von Ulrich (Gast)


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Nur mal so als Beispiel:
eine Kinbright L53IT (Reichelt SLH56rt) leuchtet mit ca. 1 mA und 1,65 V 
(Diodentest am DMM). Die 625 nnm nominelle Wellenlänge entsprechen 1,98 
eV.

von Norbert M. (Gast)


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Getestet habe ich mit einer (nominal 400nm, 3.2V, 30mA) UV-LED an einem 
auf 5V geladenen 5.000uF-Kondensator mit einem Vorwiderstand von 150 
Ohm. Beides lag eben zufällig grade so rum. UV erhält man bei geringen 
Strömen erwartungsgemaess natuerlich keines mehr, eher geht das in 
Richtung orange-rotes Glimmen.

von Peter R. (pnu)


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Welche Farbe hat die LED?

Wenns eine weiße LED ist, ist das Nachleuchten ganz plausibel. Nach dem 
Ausschalten leuchtet die (weiße) Fluoreszenzmasse nach, genau so wie 
auch die Zeiger einer Uhr, die mit Leuchtmasse beschichtet sind. Da ist 
noch nach vielen Stunden ein Leuchten erkennbar.

: Bearbeitet durch User
von D. V. (mazze69)


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Peter R. schrieb:
> Welche Farbe hat die LED?

Genau die Farbe, die das jeweilige Lichtquant bei der Rekombination 
aussendet.

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