Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Umgang mit Trennverstärker


von Sven (Gast)


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Guten Morgen uC-Forum,

ich habe mich versucht da reinzulesen, aber im Studium fehlt mir nich 
die Praxis fürs Verständnis.
Wann brauche ich einen Trennverstärker, wenn ich mit dem Oszilloskop 
messen will? Ich habe Freunde, die halten die Messspitze beliebig auf 
der ihrer Platine und messen ohne das etas knallt. Im Thread "Messung 
mit dem Oszilloskop" hätte ich vermutet, dass es kanllen sollte.
Und noch was, das ist mir bis dato ein Rätsel, Trenntrafo:wieso muss bei 
einer Potenzialbehafteten Messung der Messkreis Potenzial frei sein?
Ich freue mich für jeden guten Tipp und scharfe Kritik.

LG Sven

von Jochen B. (tim_s87)


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Du brauchst einen Trennverstärker, wenn die Bezugspotentiale 
unterschiedlich sein können. Wenn du am 230 V-Netz (z.B. Eingangsstufe 
eines Schaltnetzteils, vor dem Trafo) misst, erwischt du mit der 
Masseklemme mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% den L-Leiter. Dein 
Oszilloskop ist geerdet (Masse immer auf Schutzleiter). Was passiert, 
wenn man Masse auf den L-Leiter schaltet? Der Strom wird über das Oszi 
und den Schutzleiter abfließen. Der FI springt dann an (hoffentlich), 
weil du L mit dem Schutzleiter kurzgeschlossen hast.

Dass der Messkreis potentialfrei sein muss, stimmt aber so nicht. Die 
Masse deines Messkreises hat das Potential des Schutzleiters. Sie müssen 
nur beide das gleiche Bezugspotential haben oder eines gar keins.

von Sven (Gast)


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Hallo Tim,

wenn ich am Osziloskop mit einen Messpitze habe, die einen Tastkopf von 
angenommen 1:10 besitzt, kann sowas auch passieren, dass der L-Leiter 
auf Masse geht? Ganz blöd angenommen wenn ich anstelle der Messspitze 
die Masseklemme auf Potenzial lege?

Und das mit dem Bezugspotenzial dacht ich mir. Dumm wird es, wenn 
unterschiedeliche Massen vorliegen und die Elektronik nicht 
funktioniert.

Danke für deine Antwort.

von Jochen B. (tim_s87)


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Ein 1:10 Tastkopf hat einen (resistiven und kapazitiven) Spannungsteiler 
drin. Der Massekringel bleibt dabei so wie er ist und wird nicht 
"umgeschaltet". Du kannst also immer noch L auf PE kurzschließen.

Auch wenn du weißt, dass du N auf Oszilloskopmasse schaltest (also N auf 
PE): Da wird eventuell der FI anspringen, weil ein Teil des Stromes 
jetzt über PE abfließen kann.

Also: Trenntrafo besorgen oder Differentialtastkopf. Trenntrafo ist 
billiger. Einen alten Trenntrafo kannst du dir sicher mal von der Uni 
(?) ausleihen, wenn du das nicht ständig brauchst.

von Sven (Gast)


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Ok, das find ich schon beeindruckend, dass es so schnell knallen kann. 
Zumal ich so ein Oszi dann nicht für "idiotensicher" halte. Sollte hier 
nicht zumindestens der Eingangswiderstand für einen magnial kleinen 
Strom Abhilfe schaffen. Nagut, dann halte ich Ausschau nach 
Differenztastköpfen, danke nochmals Tim

von Jochen B. (tim_s87)


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Sven schrieb:
> Sollte hier nicht zumindestens der Eingangswiderstand für
> einen magnial kleinen Strom Abhilfe schaffen.
Denk da nochmal drüber nach.

Was du an den "Pluspol" deines Tastkopfes anschließt, ist in einem 
gewissen Rahmen egal. Aber du musst ein gemeinsames Potential haben, 
um messen zu können! Und das stellt normalerweise die Masseschleife dar. 
Auf dieses Potential beziehen sich alle anderen Messgrößen. Folgendes 
Szenario:

Dein Messobjekt hat, so es nicht potentialfrei ist,
- eine Masse, die L oder N sein kann
- noch einen Messpunkt

Dein Oszilloskop hat
- eine Masse, die ganz sicher PE ist (und damit im Prinzip N)
- einen Tastkopf, der mit 1 MOhm auf PE geht.

Jetzt stell dir mal vor, was passiert, wenn du die Masse deines 
Messobjektes auf die Masse des Oszilloskops legst. Es kann dann L an PE 
liegen. Bumm.

Ein Multimeter ist auch nicht idiotensicher (Strom messen, der in der 
Steckdose ist...). Ein Oszilloskop noch viel weniger.

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