Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik OpAmp Ausgangswiderstand und -strom Verständnisfrage


von Christopher A. (christophera)


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Hei,

OPs haben ja bekanntlich einen sehr kleinen Ausgangswiderstand. Typische 
Werte liegen bei 20R wobei gleichzeitig dem Ausgang ein maximaler Strom 
von 20mA entnommen werden kann. Ich frage mich nun wie diese beiden 
Werte zusammenpassen. Der Ausgangswiderstand begrenzt doch den Strom den 
ich dem OP entnehmen kann. Bei 10V würde dies also einem 
Ausgangswiderstand von 500R entsprechen. Umgekehrt würde ich bei 20R 
Ausgangswiderstand einen max. Strom von 500mA erwarten.

Hintergrund der Frage ist, dass ich mit einem Signal von max. 5V eine 
Schaltung mit 50R Eingangswiderstand treiben muss, brauche also 100mA. 
Die Spannung kommt aus einer hochohmigen Quelle, deswegen brauche ich 
einen OP als Impedanzwandler. Muss ich also einen speziellen OP 
verwenden der solche Ströme liefern kann?

Grüße,
Chris

von Christian B. (casandro)


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Wenn Du 500 mA brauchst, brauchst Du einen anderen Operationsverstärker.

Grob gesagt kannst Du Dir das so vorstellen. Der Innenwiderstand gibt an 
um wie viel die Spannung nachgibt, wenn Du Strom fließen lässt, und die 
20mA geben an, wie viel Strom maximal fließen können, bis die 
Ausgangsspannung gegen eine der Versorgungsspannungen läuft.

: Bearbeitet durch User
von Achim S. (Gast)


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Im Ausgang des OPV sitzt ein Transistor, der nur einen gewissen 
Maximalstrom liefern kann ehe er kaputt geht. Verlangst du vom OPV mehr 
Strom, dann spricht entweder eine interne Strombegrenzung an, oder der 
Transistor geht kaputt und begrenzt so den Strom. Die "Kennlinie" des 
OPV-Ausgangs sieht also ganz anders aus als eine Widerstandskennlinie.

Was den Ausgangswiderstand angeht, musst du zwei Fälle unterscheiden:
- die 20Ohm, die du genannt hast, sind ein typischer Wert für den OPV 
ohne Rückkopplung. Dieser Wert ist z.B. wichtig um zu berechnen, ob der 
OPV bei kapazitiver Belastung stabil bleibt. In der praktischen 
Anwendung merkst du ansonsten nicht viel davon, weil der OPV immer mit 
Rückkopplung betrieben wird.
- mit Rückkopplung wird der Ausgangswiderstand des OPVs sehr viel 
kleiner. Steigt der Ausgangsstrom, dann fällt zunächst mal mehr Spannung 
an der Ausgangsstufe ab. Aber durch die Rückkopplung "merkt" der OPV das 
und steuert die Ausgangsstufe stärker an, bis die Ausgangsspannung 
wieder passt. Ausgangswiderstand bedeutet dann also (wie schon von 
Christian beschrieben): du/di (Änderung der Ausgangsspannung pro 
Änderung des Ausgangsstroms), und der Wert liegt typisch unter einem 
Ohm. Über den Maximalstrom sagt er aber kaum etwas aus (siehe Erklärung 
oben).

Für deine Anwendung nutzt man entweder Leistungs-OPVs (z.B. OPA547) oder 
"normale" OPVs mit nachgeschalteten Transistorstufen.

von Harald W. (wilhelms)


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Christopher A. schrieb:

> Typische Werte liegen bei 20R wobei gleichzeitig dem Ausgang
> ein maximaler Strom von 20mA entnommen werden kann.

Nun, eine typische 9V-Batterie hat vielleicht einen Innenwiderstand
von 1 Ohm. Trotzdem kannst Du Da keine 9A rausziehen. :-)
Gruss
Harald

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Christopher A. schrieb:

> OPs haben ja bekanntlich einen sehr kleinen Ausgangswiderstand. Typische
> Werte liegen bei 20R wobei gleichzeitig dem Ausgang ein maximaler Strom
> von 20mA entnommen werden kann. Ich frage mich nun wie diese beiden
> Werte zusammenpassen.

Ganz einfach: die haben nichts miteinander zu tun.

Der Ausgangswiderstand ist

1. ein differentieller Widerstand: r= dU/dI und
2. gilt der natürlich nur für den Bereich wo der OPV seinen 
Ausgangsstrom nicht begrenzt

Die Formel von Herrn Ohm gilt eben nur für ohmsche Widerstände. Ein 
OPV-Ausgang ist das nicht. Genausowenig wie ein Labornetzteil. Sobald 
eine Begrenzung einsetzt (egal ob Spannung oder Strom) ist ein Knick in 
der Kennlinie und schon ist es kein ohmscher Widerstand mehr.


XL

von Hää? (Gast)


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> Nun, eine typische 9V-Batterie hat vielleicht einen Innenwiderstand
> von 1 Ohm. Trotzdem kannst Du Da keine 9A rausziehen. :-)

Warum sollte das nicht gehen?

von Harald W. (wilhelms)


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Hää? schrieb:
>> Nun, eine typische 9V-Batterie hat vielleicht einen Innenwiderstand
>> von 1 Ohm. Trotzdem kannst Du Da keine 9A rausziehen. :-)
>
> Warum sollte das nicht gehen?

Probiers aus und berichte.

von Hää? (Gast)


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>> Warum sollte das nicht gehen?
>
> Probiers aus und berichte.

Okay, du weißt also auch keine Antwort...
Schade, sonst hätte ich noch was lernen können.

von Christopher A. (christophera)


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Hei Leute,

danke für die Antworten. Meine bisherige Vorstellung war, dass z.B. ein 
Spannungsfolger eine ziemlich ideale Spannungsquelle ist, deren 
Ausgangsstrom nur durch den Innenwiderstand begrenzt ist (wie z.B. bei 
Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgangswiderstand) unter 
"Ermittlung des statischen Innenwiderstandes" beschrieben ist).

Also um das nochmal zusammenzufassen: Habe ich eine Last am Ausgang des 
OP, fällt ein Spannung am Innenwiderstand des OPs ab. Der OP erhöht dann 
die "Quellenspannung" um die tatsächliche Ausgangsspannung konstant zu 
halten. Dies geht natürlich nur bis die "Quellenspannung" an der 
Spannungsversorgung des OP anschlägt was dann den Strom begrenzt.

Mmn ist aber eine Batterie eine sehr ideale Spannungsquelle, weshalb man 
dort schon 9A ziehen könnte, nur halt nicht sehr lange...

@Achim: Gibt es den OPA547 auch in einer 4x Variante? Oder kennt jemand 
einen entsprechenden Leistungs OP in 4x Ausführung. Wie würde denn eine 
"nachgeschaltete Transistorstufe" aussehen?

Gruß,
Chris

von Harald W. (wilhelms)


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Christopher A. schrieb:

> Mmn ist aber eine Batterie eine sehr ideale Spannungsquelle, weshalb man
> dort schon 9A ziehen könnte, nur halt nicht sehr lange...

Ich glaube, so ein typischer 9V_Block würde vorher verglühen.
Und wenn Dein OPV keine Strombegrenzung hat (Manche haben,
manche nicht) , würde er auch durchbrennen. Typische Innen-
widerstände sind nicht konstant, sondern u.a. vom Strom
abhängig.
Gruss
Harald

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Christopher A. schrieb:
> Also um das nochmal zusammenzufassen: Habe ich eine Last am Ausgang des
> OP, fällt ein Spannung am Innenwiderstand des OPs ab. Der OP erhöht dann
> die "Quellenspannung" um die tatsächliche Ausgangsspannung konstant zu
> halten. Dies geht natürlich nur bis die "Quellenspannung" an der
> Spannungsversorgung des OP anschlägt was dann den Strom begrenzt.

Das ist nur die halbe Wahrheit. Die meisten OPV haben zusätzlich noch 
eine Strombegrenzung drin. Die begrenzt das Ausgangssignal u.U. lange 
bevor das Versorgungsspannungslimit erreicht wird.

Tatsächlich existiert der Ausgangswiderstand eines OPV ausschließlich 
auf dem Papier. Nicht nur daß der Wert keinem Bauteil in der OPV-Innen- 
schaltung zugeordnet werden kann, man kann noch nichtmal den "internen" 
OPV-Ausgang (also den gedachten Punkt vor dem Innenwiderstand) auf einem 
konstanten Pegel halten, um den Innenwiderstand zu messen.

Eine Messung dieses Parameters sieht immer so aus, daß man erst die 
Leerlaufspannungsverstärkung mißt und dann den effektiven Ausgangs- 
widerstand des OPV bei bekannter Gegenkopplung mißt. Den dann erhaltenen 
(sehr kleinen) Widerstand multipliziert man dann mit dem Wert der 
Schleifenverstärkung.


XL

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