Hallo Leute, ich habe ein Problem mit einer Berechnung und würde gern mal eure Meinung dazu hören. Ich soll ein Kühlkörper für einen Transistor berechnen. Soweit ist auch alles klar und ich habe es hinbekommen. Es ist ein Transistor im TO3 Gehäuse, Rth-JC sind 1,5KW, er ist mit Glimmer auf einen Kühlkörper geschraubt und soll 7W verbraten. Für den Glimmer habe ich mit 1,5 K/W gerechnet. Die Maximale Umgebungstemperatur beträgt 45° So komme ich auf einen Rth für den Kühlkörper von maximal 19,14K/W. Soweit so gut. Mein ausgesuchter Kühlkörper hat 7K/W und damit sollte die max Junction Temp bei 110° liegen. Nun ist eine weitere Aufgabenstellung, dass ich den Temperaturverlauf am Gehäuse beim ein und ausschalten zeichen soll. Ich verstehe zwar die Aufgabe, wüsste auch was zu tun ist wenn ich die Messwerte hier hätte, nur leider habe ich diese nicht zur Verfügung. Ich schalte bei 25° ein und warte dann eine Zeit lang bis das Gehäuse 110° hat. So ungefähr sollte ja das Diagramm aussehen. T | x=110° | x | x | x | x | x | x |x=25° |_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ > t Ich vermute mal es gibt ein Integral, bei dem ich Anfangs und Endtemperatur als Grenzen setze und dann die 7W über die Zeit integriere, aber ich finde dazu nichts. Weder in Büchern noch im WWW. Hat jemand Erfahrung damit oder einen Ansatz an dem ich mich orientieren könnte? Ich hoffe ich habe nix vergessen. Falls noch Fragen aufkommen stehe ich dafür selbstverständlich zur Verfügung. Vielen Dank Lukas
Lukas schrieb: > einen Ansatz an dem ich mich orientieren könnte? Ich würde vereinfacht erst mal so wie im Anhang vorgehen; das kannst du in Spice simulieren, einfach die korrespondierenden Größen einsetzen. IS1 ist der Wärmestrom=Verlustleisung im Transistor, R1 der Wärmewiderstand Rthjc und C1 die Wärmekapazität des Gehäuses, R2 ist die Glimmerscheibe R2 und C2 der Kühlkörper, V1 die Umbebungstemperatur. An VF1 hast du den Verlauf der Sperrschichttemperatur.
Danke für die schnelle Antwort. Ich muss gestehen das ich Spice nicht auf dem PC habe und darin auch nicht wirklich fit bin. Das Ersatzschaltbild der Schaltung ist mir aber soweit klar, auch die Analogie zu den Grundlagen der E-Technik. Ausgehend von dieser Schrift hier: http://prof-gossner.eu/pdf/21-Waermeableitung.pdf Würde ich jetzt versuchen Cth des Gehäuses zu berechnen. Etwas schwierig, da im DB leider nichts zum Material des Gehäuses angegeben ist. Das Gewicht könnte ich ja durch wieder rausfinden, auch wenn ich keinen Transistor hier habe. Das Gewicht des Siliziums fürde ich einfach mal vernachlässigen da es m.M.n vernachlässigbar gering ist. Gibt's dafür irgendwo Angaben/Richtlinien?
ArnoR schrieb: > IS1 ist der Wärmestrom=Verlustleisung im Transistor, R1 der > Wärmewiderstand Rthjc und C1 die Wärmekapazität des Gehäuses, R2 ist die > Glimmerscheibe R2 und C2 der Kühlkörper, V1 die Umbebungstemperatur. Muß der Kondensator C1 nicht mit seinem linken Bein auf V1 liegen? Denn schließlich sollen die (Wärme)Kapazitäten ja integrierend wirken und nicht wie in deinem Schaltbild differenzierend. Also eher so:
1 | .--[R1]--*--[R2]--*--[R3]-- V1 |
2 | | | | |
3 | 8 I1 C1 C2 |
4 | | | | |
5 | `--------*--------*-------- GND |
Streng genommen muß da auch noch eine Kapazität C0 parallel zur Strom- quelle. Die ist zwar in dieser Anwendung vernachlässigbar, aber bei z.B. Kleinleistungs-LED (gepulste IR-LED) nicht. XL
Axel Schwenke schrieb: > Muß der Kondensator C1 nicht mit seinem linken Bein auf V1 liegen? Der muss über der tatsächlich vorhandenen Temperaturdifferenz liegen; ich bin jetzt mal von Sperrschicht zu Glimmerscheibe ausgegangen, was für die Unterseite des Gehäuses wohl auch stimmt. Die Oberseite des Gehäuses hat sicherlich Kontakt zur umgebenden Luft, allerdings wohl mit erhöhter Temperatur.
ArnoR schrieb: > Axel Schwenke schrieb: >> Muß der Kondensator C1 nicht mit seinem linken Bein auf V1 liegen? > > Der muss über der tatsächlich vorhandenen Temperaturdifferenz liegen; > ich bin jetzt mal von Sperrschicht zu Glimmerscheibe ausgegangen, was > für die Unterseite des Gehäuses wohl auch stimmt. Das stimmt aber von der Logik her nicht. Schau dir einfach mal den Einschaltzeitpunkt an. Vorher sind alle Punkte der Schaltung auf U=V1 (Umgebungstemperatur). Bei t=0 wird die Stromquelle eingeschaltet. Die Temperatur an der Sperrschicht schießt instantan hoch, was schon mal der erste Fehler im Modell ist (C0 fehlt). Aber sagen wir einfach C0 ist so klein und I so groß, daß C0 praktisch ohne Zeitverlust geladen wird. Dann sorgt dein C1 dafür, daß die Temperatur am Gehäuse ebenfalls einen Sprung macht. Das ist aber nicht, was man in der Praxis beobachtet. Statt dessen schleicht die Gehäusetemperatur in Richtung stabiler Zustand. Richtig kurios (und nebenbei die Gesetze der Physik verletzend) wird das Verhalten wenn C2 sehr klein ist. Sagen wir einfach, kein Kühlkörper und R2+R3 ist der Wärmewiderstand vom Gehäuse zur Umgebung. Dann würde mit deiner Ersatzschaltung nach dem Einschalten die Temperatur am Gehäuse hochspringen und danach (wenn C1 geladen ist) wieder abfallen. Konkrete Zahlen: sei R1=50K/W, R2+R3=50K/W. V1=25°C, I=1W, C2~=0, C1>>0. Der stabile Zustand ist Vj=125°C, Vc=75°C. C1 würde dafür sorgen, daß Vc beim Einschalten instantan auf 125°C springt und dann auf 75°C abfällt. Nicht in diesem Universum. XL
Ja, deine Erklärung ist plausibel, aber was ist mit V1 und GND in deinem Schaltbild? Zum Anfang müssen die Kondensatoren doch entladen sein, also V1=GND. Das Ersatzschaltbild müsste dann wohl so wie im Anhang aussehen?
Ich würde mich auch dem Modell von Axel anschließen und danach richten. So hat es uns unser Professor auch gezeigt. Ich habe jetzt mit folgender Formel recht plausible Werte erreicht. T-Kühlkörper(KK) = 45° T-Gehäuse = T-Kühlkörper + +(P-tot*Rth-Gehäuse-zu-KK(1-exp(t/(Rth-Gehäuse-zu-KK*Cth-Gehäuse)))) Steht auch in dem oben verlinkten Dokument. Wenn ich Cth einfach mal mit 10 annehme (denke das ist realistisch), Rth-G-KK sollte 8,5K/W und Ptot 7W sein, komme ich auf folgende Werte:
1 | 0 45 |
2 | 10 51,60391896 |
3 | 20 57,4748674 |
4 | 30 62,6941979 |
5 | 40 67,33423368 |
6 | 50 71,45927081 |
7 | 60 75,12646909 |
8 | 70 78,38664418 |
9 | 80 81,28497167 |
10 | 90 83,86161311 |
11 | 100 86,15227251 |
12 | 110 88,18869109 |
13 | 120 89,99908709 |
14 | 130 91,60854682 |
15 | 140 93,03937223 |
16 | 150 94,31138999 |
17 | 160 95,44222621 |
18 | 170 96,44755065 |
19 | 180 97,34129389 |
20 | 190 98,13584036 |
21 | 200 98,84219993 |
22 | 210 99,47016049 |
23 | 220 100,0284236 |
24 | 230 100,5247249 |
25 | 240 100,9659416 |
26 | 250 101,3581876 |
27 | 260 101,7068981 |
28 | 270 102,0169051 |
29 | 280 102,2925044 |
30 | 290 102,5375148 |
31 | 300 102,7553315 |
32 | 310 102,9489727 |
33 | 320 103,1211216 |
34 | 330 103,2741636 |
35 | 340 103,4102195 |
36 | 350 103,5311745 |
37 | 360 103,6387047 |
38 | 370 103,7343 |
39 | 380 103,8192852 |
40 | 390 103,8948379 |
41 | 400 103,962005 |
42 | 410 104,0217172 |
43 | 420 104,0748019 |
44 | 430 104,1219948 |
45 | 440 104,1639496 |
46 | 450 104,201248 |
47 | 460 104,2344065 |
48 | 470 104,2638848 |
49 | 480 104,2900913 |
50 | 490 104,3133891 |
51 | 500 104,3341011 |
Das Diagramm daraus hängt im Anhang. Was sagen die Experten dazu? Kann man das einfach so machen oder ist das zu einfach gedacht?
Lukas schrieb: > Kann man das einfach so machen oder ist das zu einfach gedacht? Naja, du hast den Kühlkörper mit konstant 45°C angesetzt. Das stimmt so nicht, denn der hat ja am Anfang und am Ende jeweils Umgebungstemperatur wird also durch den Wärmestrom aus dem Transistor erst aufgeheizt und bzw. kühlt sich auch wieder auf Tamb ab. Du müsstest also mindestens einen Tiefpass 2.Ordnung ansetzen (jetzt mal ohne C0).
OK. Also müsste ich erst die Erwärmung des KK gegenüber der Umgebungstemperatur berechnen. Ich würde das jetzt mit T-KK = T-Umgebung + +(P-tot*Rth-KK-zu-Umgebung(1-exp(t/(Rth-KK-zu-Umgebung*Cth-KK)))) Als KK nehme ich jetzt mal den hier http://www.reichelt.de/Profilkuehlkoerper/V-7331E/3/index.html?&ACTION=3&LA=2&ARTICLE=22278&GROUPID=3383&artnr=V+7331E Rth = 1,8 Das Cth für den KK würde ich mit 0,278kg*890 für Alu berechnen und komme damit auf cth = 243. Damit ergibt sich für die ersten 10s eine Erhöhung der Temperatur von 0,28° am KK gegenüber der Umgebung. Bei 20s sind es schon 0,57°C Diese 0,28° addiere ich zu der Umgebungstemperatur dazu und führe damit meine obige Berechnung aus T-Gehäuse = T-KK + +(P-tot*Rth-Gehäuse-zu-KK(1-exp(t/(Rth-Gehäuse-zu-KK*Cth-Gehäuse)))) Damit komme ich auf eine Erhöhung von 5,39° nach 10s. Nach 20s sind es 8,3°C. Somit bin ich Ja von der Umgebungstemperatur unabhängig, oder habe ich noch was übersehen?
Ich nochmal. Habe jetzt mal etwas rumprobiert. Ich habe jetzt 1 Diagramm mit 6 Kennlinien erstellt. Vielleicht fällt ja noch jemandem was auf, was nicht hinhaut. Ich für meinen Teil finde es plausibel, lasse mich aber gern eines besseren belehren. Das war jetzt der Temp-Verlauf fürs einschalten. Einmal mit TU = 0°C, einmal mit 25°C und einmal mit der max TU = 45°C. Das ganze mache ich jetzt nochmal fürs ausschalten. Wobei ich jetzt umgekehrt wie erst vorgehen muss. Das heißt ich berechne erst die Abkühlung des Gehäuses und auf deren Basis berechne ich dann die Temperatur am KK. Mal sehen was dabei rauskommt.
ArnoR schrieb: > Ja, deine Erklärung ist plausibel, aber was ist mit V1 und GND in deinem > Schaltbild? Zum Anfang müssen die Kondensatoren doch entladen sein, also > V1=GND. Das Ersatzschaltbild müsste dann wohl so wie im Anhang aussehen? Witzigerweise hatte ich das zuerst genauso gezeichnet. Wenn man allerdings V1=const annimmt, dann sind beide Schaltungen gleichwertig. Es ändert sich nur die Ruhespannung der Kondensatoren. Für das ungeschulte Auge sieht natürlich ein Anfangswert von 0 (diese Schaltung) einfacher aus :) XL
@Lukas:
Deine Kurven sehen plausibel aus. Wenn man das exakt rechnet, ist es ein
Tiefpaß 2. Ordnung mit einem Fast-Sprung als Input (fast wegen C0). Da
allerdings C1 << C2, kann man auch näherungsweise mit einem Tiefpaß 1.
Ordnung rechnen mit \tau = ((R1+R2) || R3) * C2. Wenn man jetzt noch R3
>> (R1+R2) dazu nimmt, vereinfacht sich das zu \tau = (R1+R2) * C2.
Am Ende kommt es also nur darauf an, C2 ordentlich abzuschätzen.
Was das Experiment schön zeigt, ist daß der Verlauf der Kurve unabhängig
vom Anfangswert ist. Egal ob du bei 0°C oder 25°C startest, der
Kühlkörper braucht jeweils ca. 5min bis er die Endtemperatur erreicht
hat. Der Startwert verschiebt die Kurve nur nach oben oder unten.
An dieser Stelle würde jetzt die Physik ihren Zeigefinger warnend
erheben. Denn die abgestrahlte Leistung ist proportional zur dritten
Potenz der absoluten Temperatur. Je höher der Startwert, desto besser
kühlt der Kühlkörper. Oder anders gesagt: der als konstant angenommene
R_th des Kühlkörpers ist auch nur eine Näherung.
XL
Axel Schwenke schrieb: > Es ändert sich nur die Ruhespannung der Kondensatoren. Was aber bedeutet, dass diese eine andere Bezugstemperatur (0°C) hätten, was nicht der Fall ist und für die Umladung auch keine Rolle spielt, aber dennoch ist es falsch. Was mich aber an der ganzen Sache stört, ist der Umstand, dass in dem letzten Ersatzschaltbild bzw. in dem vom Prof. Gossner, die Kapazitäten an V1 oder Masse, also Umgebungstemperatur liegen und damit einen größeren Spannungshub (Temperaturänderung) sehen, als in der Realität. Beispielsweise wird die Wärmekapazität des Transistorgehäuses nicht um die Differenz dT=Tc-Tamb (Gehäuse-Umgebung) umgeladen, sondern nur dT=Tc-Tkk+dTiso also nur um die Differenz zwischen Gehäuse und Glimmerscheibe. Wenn man die Temperaturänderung über der Glimmerscheibe als nicht nur ohmsch, sondern auch kapazitiv annimmt (was auch plausibel ist, weil sich auch die anliegenden Massen um den Wert der Temperaturerhöhung an der Glimmerscheibe erwärmen müssen) und dazu eine Wärmekapazität über der Glimmerscheibe einführt, bekommt man das angehängte Ersatzschaltbild. Das ist im Prinzip so wie das was ich gestern zuerst zeigte erweitert um die Cw an der Glimmerscheibe. Diese Ersatzschaltung genügt dann auch deinen Einwänden von gestern 21:19, ohne aber alle Wärmekapazitäten auf die Umgebung zu beziehen.
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.