Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kondensatorenauswahl für Wien-Brücken-Oszillator


von Wiener Brücke (Gast)


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Welche Eigenschaften sollten die frequenzbestimmenden Kondensatoren für 
einen Audiooszillator haben?

Da die Phasenverschiebung der beiden Hälften des Netzwerks relevant ist, 
würde ich auf einen möglichst niedrigen Verlustfaktor und hohe 
Kapazatiätsstabilität (sowieso) tippen.

WIMA FKP 1?

von Wiener Brücke (Gast)


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FKP 2 scheint noch besser geeignet zu sein, WIMA schreibst selbst: 
"Einsatz in ... Schwingkreisen, Audioanwendungen"

von ArnoR (Gast)


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Wiener Brücke schrieb:
> würde ich auf einen möglichst niedrigen Verlustfaktor und hohe
> Kapazatiätsstabilität (sowieso) tippen.

Naja, zu dem einen C liegt ein R in Reihe und zu dem anderen parallel. 
Da spielen die um Größenordnungen besseren Kondensatorwiderstände wohl 
keine Rolle. Es verschieb sich nur minimal die Lage des 
Phasennulldurchgangs. Da dürfte die Amplitudenregelung größere Probleme 
machen.

von Wiener Brücke (Gast)


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Für diese habe ich die klassische N-JFET-Regelung mit Spitzendetektor 
und zusätzlichem negativen Feedback vorgesehen. Aufgrund der großen 
Durchstimmbarkeit (1:10000 in vier Dekaden zu je 1:10) habe ich 
vorgesehen, dass die Tiefpasskomponente des Spitzenwertdetektors in den 
vier Dekaden jeweils unterschiedliche Zeitkonstanten ergibt, damit beim 
Durchstimmen innerhalb einer Dekade sich die Amplitudenschwankungen in 
Grenzen halten.

von Harald W. (wilhelms)


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Wiener Brücke schrieb:

> Für diese habe ich die klassische N-JFET-Regelung mit Spitzendetektor
> und zusätzlichem negativen Feedback vorgesehen.

Erreichst Du so einen Klirrfaktor von <<1%? Und könntest Du mal
Deinen Schaltplan posten? Ich wollte mir eigentlich auch schon
mal so eine Wienbrücke bauen, hatte mir aber eigentlich gedacht,
die mit einem 2x500pF Drehko zu bauen. Den kann man auf besseren
Gleichlauf trimmen, was m.W. die Regelung erleichtert.
Gruss
Harald

von Wiener Brücke (Gast)


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Kombiniere den dritten Schaltungsvorschlag von hier 
http://myelectrons.com/wien-bridge-oscillator-low-thd/ mit dem negativen 
JFET-Feedback aus der MAXIM AN 3846, Figure 4.

Serge schreibt in dem Post, dass er mit den schlechten OPs und ohne das 
genannte Feedback auf <0.01 % THD kommt.

von Wiener Brücke (Gast)


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Sehr guten Gleichlauf haben die hochwertigen Stereopotis von ALPS. Die 
gibt es so weit ich weiß allerdings nicht mit antilog-Kurve wie sie für 
den f=x*1/R-Zusammenhang optimal wären. Aber bei 1:10 ist ein 
logarithmisiertes Linearpoti auch in Ordnung — wenn man sich das 
plottet, ist's schon okay.

von Ulrich (Gast)


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Die Kondensatoren sollten Temperaturstabil sein, vor allem wenn es auf 
eine stabile Frequenz ankommt. Auch sollten die Kapazitäten vom Wert her 
gut passen, damit sich je nach Kondensator Paar nicht so verschiedene 
Werte für die Amplitudenregelung ergeben. Viel besser als der Gleichlauf 
der Potis muss aber auch nicht. So etwas wie Verlustfaktor ist ziemlich 
unkritisch - auch bei sehr schlechten Kondensatoren gibt das nur eine 
minimal andere Frequenzen. Allerdings geht oft hoher Verlust auch mit 
hohem Temperaturkoeffizienten einher.

Da würden sich vor allem die normalen MKP und ähnliche Kondensatoren 
anbieten, die sind auch bei den großen Werten nicht so riesig.

Man sollte natürlich nicht gerade Klasse 2 Keramikkondensatoren nehmen - 
die sind teils merklich nichtlinear.

von Harald W. (wilhelms)


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Wiener Brücke schrieb:

> Sehr guten Gleichlauf haben die hochwertigen Stereopotis von ALPS. Die
> gibt es so weit ich weiß allerdings nicht mit antilog-Kurve wie sie für
> den f=x*1/R-Zusammenhang optimal wären.

Das könnte man durch einen geschickten mechanischen Aufbau mit
einem normalen Log-Poti hinkriegen. Ansonsten vielen Dank für
Deine Links.
Gruss
Harald

von Ulrich (Gast)


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Eine Alternative zu einem hochwertigen Poti ist ggf. noch ein 
Stufenschalter für die grobe Einstellung. Das wird aber ggf. mit der 
Skalierung etwas schwierig - wobei man die tatsächliche Frequenz auch 
jeweils nachmessen könnte.

von Harald W. (wilhelms)


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Ulrich schrieb:

> wobei man die tatsächliche Frequenz auch jeweils nachmessen könnte.

...wobei man für 0,01% THD die Digitalitis nach dem Messen
wohl besser abschalten sollte.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Jo, das deutete ich oben schon an — 1:10000 Durchstimmung in vier 
Dekaden, die man über einen Drehschalter einstellt, innerhalb jeder 
Dekade dann 1:10 Durchstimmung mit Poti. 1:10000 ohne Schalter nur mit 
Poti wäre wohl eher was für superfeinstmotoriker :)

Eine digitale Frequenzmessung und -anzeige am Oszillator ist sicher eine 
gute Einstellhilfe und bräuchte nur sechs Stellen zu haben. 100 kHz zu 
messen ist auch nix für einen AVR und ein einfacher Quarz ggf. mit 
Abgleich reicht dann aus.

Eine separate Vesorgung und gut entkoppelter Aufbau von dem 
Frequenzmesser sind dann allerdings Pflicht...

(hab mich mal eingeloggt)

: Bearbeitet durch User
von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Harald Wilhelms schrieb:
>> Sehr guten Gleichlauf haben die hochwertigen Stereopotis von ALPS. Die
>> gibt es so weit ich weiß allerdings nicht mit antilog-Kurve wie sie für
>> den f=x*1/R-Zusammenhang optimal wären.
>
> Das könnte man durch einen geschickten mechanischen Aufbau mit
> einem normalen Log-Poti hinkriegen. Ansonsten vielen Dank für
> Deine Links.

Ich muss mir die eh mal genauer Anschauen, wenn die Achse auf der 
Rückseite rausschaut, ist es ja kein Ding da ein kleines Gewinde 
reinzuschneiden und das Poti von der anderen Seite zu bedienen - zack, 
antilog! :)

Mechanisch aufwändiger wäre eine Lösung mit 1:1 Getriebe o.ä. Späßen

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Kommerzielle Geräte verwenden da Doppel-Drehkos. Ich habe hier z.B. 
einen präcitronic GF21, der mit einem 2x500pF Drehko von 1Hz bis 3MHz 
(in 7 Bereichen je 10:1) durchstimmbar ist.

Das ist mit 70er Jahre Schaltungstechnik möglich gewesen, das geht heute 
sicher auch noch.


XL

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Marian B. schrieb:

> Eine digitale Frequenzmessung und -anzeige am Oszillator ist sicher eine
> gute Einstellhilfe und bräuchte nur sechs Stellen zu haben. 100 kHz zu
> messen ist auch nix für einen AVR und ein einfacher Quarz ggf. mit
> Abgleich reicht dann aus.

Genau für solche Fälle ist mein Frequenzzählermodul gedacht.


XL

von Harald W. (wilhelms)


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Marian B. schrieb

Hier schon mal ein schönes Bild einer Wienbrücke:
http://www.wien.gv.at/verkehr/brueckenbau/wienflussbruecken/images/wienfluss-ohmannverbauung.jpg
:-)

von Ulrich (Gast)


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Schon die Einstellung 1:10 mit dem Poti erlaubt keine besonders feine 
Einstellung. Bei den log Potis ist auch der Gleichlauf oft deutlich 
schlechter als bei linearen Potis. Da müsste man auch noch sehen für 
welchen Faktor der log -Poti gemacht ist.

Ob man für die Einstellung jetzt besser 1/R Kurve oder log Kurve hat ist 
vermutlich Ansichtssache. Die hypothetische 1/R Kurve würde eine lineare 
Frequenzskala erlauben. Die Log-kurve hätte eine relativ konstante 
Empfindlichkeit für die relative Frequenzänderung - nur halt eine 
nichtlineare Skala. Ob so ein Poti dann wirklich eine log-Kurve für den 
Widerstand hat ist noch eine andere Sache.

von Brückenbauer (Gast)


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Wiener Brücke schrieb:
> dass er mit den schlechten OPs und ohne das
> genannte Feedback auf <0.01 % THD kommt.

Mit nem 324 nie und nimmer.
Nimm nen für Audio-Zwecke optimierten OP-Amp!

Ich hab sowas mal gebaut mit zusätzlichem nichtlinearen Integrator 
zwischen Spitzengleichrichter und FET.
Angelehnt an eine Schaltung von HP.
Die müsste im web zu finden sein.
Dann kannst Du die <0.01 % THD erreichen, und zwar bei jeder Frequenz, 
die Du einstellst.

Gleichlauf des Potis ist ungeheuer wichtig.
Die Cs sollten ebenfalls "Gleichlauf" haben, d.h. gematcht sein.


Axel Schwenke schrieb:
> Kommerzielle Geräte verwenden da Doppel-Drehkos. Ich habe hier z.B.
> einen präcitronic GF21, der mit einem 2x500pF Drehko von 1Hz bis 3MHz
> (in 7 Bereichen je 10:1) durchstimmbar ist.

Kannst Du so machen, Du musst dann aber gut schirmen!

von Brückenbauer (Gast)


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Brückenbauer schrieb:
> nichtlinearen Integrator

Korrektur:
ein nichtlinearer PID-Regler;
ein Integrator ist nur der I-Teil eines solchen.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Brückenbauer schrieb:
> Mit nem 324 nie und nimmer.
> Nimm nen für Audio-Zwecke optimierten OP-Amp!

Schau dir mal an was er da genau gemacht hat ; der 324 wird etwas 
"modifziert" gewissermaßen ;)

von Brückenbauer (Gast)


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Marian B. schrieb:
> der 324 wird etwas
> "modifziert" gewissermaßen ;)

Ja, ok, kenne den Trick.
Zu Zeiten, als es erschwinglich keine Alternativen gab,
eine geniale Möglichkeit, viel zu erreichen.

Heutzutage gibt's Besseres günstig.
schneller, mehr Output, ...

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Das wär auch noch so eine Sache, ich hätte jetzt instinktiv nach nem 
good ol' TL072 gegriffen, oder gibts da was (deutlich) besseres?

von Brückenbauer (Gast)


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Marian B. schrieb:
> TL072
> oder gibts da was (deutlich) besseres?

geht los mit NE 5532 / 34
NLM-Typen
OPA-Typen
bis hin zu Typen mit k < 0,0000 irgendwas % (zB.von NSC)

von HST (Gast)


Angehängte Dateien:

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Hallo,

zur Info und Anregung aus dem vorigen Jahrtausend (1979) eine Schaltung 
mit dem ordinären Stereo-Baustein TBA231 (SN76231) und seine 
Messergebnisse (gemessen mit HP339A).

Es gibt heute sicher schnellere OPamps. Außerdem würde ich 
wahrscheinlich auch 2 Luft-Drehkos (je 2x500pF) nehmen, da deren 
Gleichlaufabweichungen nur max. 1,5% betragen. da kommt kein Poti mit.
Als Cs habe ich damals MKS genommen.

Horst

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Brückenbauer: Ich hab hier noch zwei NJM4558 rumliegen, allerdings 
scheinen die gerade was das Rauschen angeht sehr viel schlechter als die 
5532 zu sein.

HST: Danke für die Schaltung, werde ich mir anschauen

Drehkondensatoren sind ja noch zu ganz humanen Preisen beschaffbar, 
sogar solche mit eingebauter Untersetzung. Schau ich mir an.

: Bearbeitet durch User
von Ulrich (Gast)


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Wegen des Gleichlaufs sind Drehkondensatoren schon besser als Potis. Nur 
ist es da schwer den Frequenzbereich so groß zu bekommen. Zu kleinen 
Frequenzen gibt es da ggf. einfach eine Grenze.

Wegen der eher hohen Impedanz ist man beim Verstärker eingeschränkt - 
gerade OPs mit JFET sind da ggf. problematisch und nichtlinear, weil die 
Eingangskapazität von der Gleichtaktspannung abhängt.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Ulrich schrieb:
> Wegen des Gleichlaufs sind Drehkondensatoren schon besser als Potis. Nur
> ist es da schwer den Frequenzbereich so groß zu bekommen. Zu kleinen
> Frequenzen gibt es da ggf. einfach eine Grenze.

Wie gesagt: Ende der 70er kamen Ingenieure in der DDR bis 1Hz runter; 
die Widerstände haben im Bereich 1Hz..10Hz einen Nennwert von 303M ;)

Der Verstärker ist dreistufig mit einem MOSFET am Eingang und einem 
weiteren zur Amplitudenbegrenzung. Der Klirrfaktor ist im NF-Bereich 
0.125% und steigt in Richtung der Frequenzgrenzen naturgemäß etwas an. 
Am hochfrequenten Ende macht vor allem die Endstufe schlapp.

> Wegen der eher hohen Impedanz ist man beim Verstärker eingeschränkt -
> gerade OPs mit JFET sind da ggf. problematisch und nichtlinear, weil die
> Eingangskapazität von der Gleichtaktspannung abhängt.

Bei einer benötigten Verstärkung von lediglich knapp über 3 würde ich 
vermutlich gar keinen OPV in den Signalweg legen, sondern den nur für 
die Amplitudenstabilisierung verwenden. Andererseits sind 0.01% Klirr, 
den andere mit OPV erreicht haben wollen, sicher mehr als genug. Womit 
will man das überhaupt noch messen?


XL

von ArnoR (Gast)


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Axel Schwenke schrieb:
> Andererseits sind 0.01% Klirr,
> den andere mit OPV erreicht haben wollen, sicher mehr als genug. Womit
> will man das überhaupt noch messen?

Wozu soll man das überhaupt machen? Man braucht keinen klirrarmen 
Oszillator, wenn man einen Verstärker beurteilen will. Es reicht doch, 
die Abweichung des Ausgangssignals vom Eingangssignal, also das 
Differenzsignal im Verstärker selbst, zu messen. Und dazu muss das 
Eingangssignal nicht ideal sinusförmig sein, es genügt, wenn es 
ungefähr so aussieht.

von Brückenbauer (Gast)


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Axel Schwenke schrieb:
> Andererseits sind 0.01% Klirr,
> den andere mit OPV erreicht haben wollen, sicher mehr als genug.

Mehr als genug für was?
Weisst Du, was der TO machen will?


> Womit will man das überhaupt noch messen?
Es gibt da zB. Geräte von AudioPrecision ...


ArnoR schrieb:
> Man braucht keinen klirrarmen
> Oszillator, wenn man einen Verstärker beurteilen will.

Wie weisst Du, ob der TO damit Verstärker beurteilen will?

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